Überraschend weitsichtig
Ein steiles Hanggrundstück wird für Ansicht und Aussicht optimal genutzt
Sehr steile Hanggrundstücke bieten die Möglichkeit, mit wenig Aufwand Ausblicke effektvoll zu inszenieren. Doch vor der staunenden Bewunderung steht die Arbeit der Architekten, die Herausforderung, das Gelände mit den Wünschen der Baufamilie in Einklang zu bringen. Nicht von ungefähr konzipierte das Büro HPA+ Architekten aus Köln das Haus für eine fünfköpfige Familie mit besonderer Rücksicht auf den weiten Blick über das Tal. Dieser sollte ebenso wie die umgebende Natur allseits präsent sein. Das Haus selbst tritt fast hinter diese Inszenierung der Umgebung zurück. Aber eben nur fast.
Unauffällig, fast unscheinbar schließt das Gebäude an den Vorplatz mit den beiden Garagenstellplätzen an. Die straßenseitig vorwiegend geschlossene Fassade unterstreicht diese Anmutung des an dieser Seite zurückhaltenden Gebäudes. Umso mehr überrascht die Dreigeschossigkeit, die beim Betreten und vor allem beim gartenseitigen Anblick augenfällig wird. Hier zeigt sich die Fassade über zwei Geschosse hinweg verglast. Das Licht flutet in die Räume, zieht zugleich den Blick in die Ferne und lässt die umgebenden Mauern vergessen. Mal zeigt sich die Natur wie ein gerahmtes Bild, mal flutet sie fast in das Haus hinein. Die großzügigen, offenen Wohnräume laden geradezu dazu ein. „Der Raum sollte nur durch den unglaublichen Ausblick wirken, hier wurde ein Material gewählt welches sich unterordnet und keine große Aufmerksamkeit abverlangt“, erläutert Architekt Lars Puff die Entscheidung für den glatten, grauen Spachtelboden im Erdgeschoss.
Im offenen Wohnbereich findet das gemeinsame Familienleben statt, das auch mal nach draußen verlagert wird. Die seitlich an den Wohnraum anschließende Terrasse macht es möglich. Sie nimmt die Fläche des darunterliegenden Raums ein, der zum hangseitig sich öffnenden Untergeschoss mit direktem Gartenzugang gehört.
Im Obergeschoss werden die Sinne haptisch über den hellen Holzboden angesprochen, der auch nackten Füßen schmeichelt. Optisch hingegen überrascht ein Fenster, das nicht in der Außenfassade, sondern in der Wand zum Luftraum sitzt, der sich hinter der verglasten Fassade über zwei Geschosse zieht. Hier verbinden sich die Etagen, der Weitblick wird einmal mehr erlebbar und holt die Umgebung auf unerwartete Weise ins Innere.
Fotos:
Detlef Podehl
www.podehl.com
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 01|21)