Japan zu Gast in Starnberg
Erweiterung des ewig jungen Landratsamtes Starnberg zum 35-jährigen Bestehen
Das Landratsamt Starnberg – eine Hybridkonstruktion aus Holz, Stahl und Beton – ist ein vielfach prämiertes Gebäude. Es wurde 1987 fertiggestellt und bald darauf mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet. Heute – 35 Jahre später – muss es nicht etwa saniert werden, sondern bedurfte einer Erweiterung, die wegen des stark gestiegenen Personalbedarfs notwendig und im Herbst 2021 fertiggestellt wurde. Der Bestandsbau stammt von den Architekten Auer Weber unter Federführung von Prof. Fritz Auer, der sogar heute, im Alter von 89 Jahren, noch aktiv ist. Umgesetzt wurde das Konzept unter der Projektleitung von Dominik Fahr, ebenfalls aus dem Büro Auer Weber.
Das Verblüffende und Neue des ursprünglichen Baus war, dass es eher einem Landschaftspark mit einigen teils ein-, teils doppelgeschossigen japanischen Pavillons mit flach geneigten Dachschirmen glich – oder anders ausgedrückt, eine große Leichtigkeit hatte, die man bei einem Amtsgebäude nicht erwarten würde. Durch seine Modulbauweise war es von vornherein auf Erweiterung angelegt und die Räume lassen sich je nach Bedarf arrangieren. Auch an Platz wurde nicht gespart: Das Baugelände umfasst 9.000 m². Zwei Drittel der Fläche sind unversiegelt.
Das neue Konzept sah vor, dass der Anbau sowohl in seiner äußeren als auch inneren Gestalt so weit wie möglich dem Bestand gleicht. Ziel war es, dass die MitarbeiterInnen und BesucherInnen das Gefühl haben, sich in einem einzigen Haus zu bewegen, und das Landratsamt durch die Erweiterung nicht in Alt und Neu separiert wird. Im Zuge der Baumaßnahmen wurde auch eine Photovoltaikanlage installiert.
Der Anbau beherbergt neben Besprechungs- und Sozialräumen 160 Arbeitsplätze und ist als KfW-Effizienzhaus 55 konzipiert. Heizung und Kühlung erfolgen über eine Bauteilaktivierung. Als thermische Bauteilaktivierung werden Heiz- oder Kühlsysteme bezeichnet, bei denen wasserführende Rohrleitungen durch Wände, Decken oder Böden führen, die zur Temperaturregulierung dienen. Eine Grundwasserwärmepumpe wird durch die neue 250 kWp-Photovoltaikanlage versorgt und ermöglicht eine CO₂-freie Wärmeerzeugung. Ferner verfügt die Erweiterung über eine hochgedämmte Fassade und eine Dreifachverglasung. Der überschüssige Strom, der durch die Photovoltaikanlage erzeugt wird, kann ins allgemeine Netz eingespeist werden.
Fotos:
Aldo Amoretti
www.aldoamoretti.com
(Erschienen in CUBE München 02|22)