Offen und ehrlich

Die unverfälschte Gegenüberstellung von Alt und Neu schafft ein hohes Maß an Authentizität.

Das von den Architekten Buschmeyer + Cai modernisierte Haus in Kleinmachnow stammt aus dem Jahr 1935. In direkter Nachbarschaft finden sich zahlreiche vergleichbare Bauten, schön gelegen inmitten alter Baumbestände. Im Laufe der Zeit hatte das Gebäude bereits einige Um- und Anbaumaßnahmen erfahren müssen, unter anderem war auf der Vorderseite ein Anbau errichtet.

Die Architekten hatten die Absicht, mit der Modernisierung dem ursprünglichen Charakter des Hauses wieder mehr Raum zu geben. „Wir wollen offenlegen, was original aus den 30er-­Jahren ist“, erklärt Architekt Philipp Buschmeyer, „ebenso zeigen wir, was wir verändert haben und neu hinzufügen.“ Den Anbau aus den 1990er-Jahren konnte man ursprünglich nicht als solchen identifizieren. Die Architekten veränderten dessen Geometrie nicht grundlegend, entwickelten aber aus dem ursprünglichen Spitzdach ein Flachdach. Der Kubus, in dem Windfang und Badezimmer untergebracht sind, erhielt eine neue Schalung aus Lärchenholz. Schmale, kleinformatige Fenster wurden zu einem durchlaufenden Fensterband zusammengefasst. Vor allem der Materialwechsel signalisiert deutlich, was neu hinzugekommen ist. Auch die Gauben auf dem Dach sind mit Lärche verkleidet und geben sich so eindeutig als neues Element zu erkennen. Deren Volumen nutzen die Möglichkeiten des in der Gegend strengen Bebauungsplan maximal aus. So konnten im Obergeschoss drei Kinderzimmer sowie ein Badezimmer für die fünfköpfige Familie entstehen. Zwei der Zimmer gehen bis in den Dachraum hinein.

Im Untergeschoss befanden sich ursprünglich mehrere sehr kleine Zimmer. Die Architekten nahmen Wände heraus und schufen ein großzügiges, zusammenhängendes Raumkontinuum, welches sich um die alte Holztreppe aus den 1930er-Jahren u-förmig anordnet. Der originale Dielenboden ist aufgearbeitet und im Bereich der Treppe gibt es Reste von Terrazzo, den die Architekten erhalten haben. Auch dort wo ursprünglich die Wände standen, wird am Boden nichts kaschiert. Die Lücken sind mit Beton aufgefüllt und bleiben sichtbar. Der Mix aus Vergangenheit und Gegenwart findet sich auch bei der Einrichtung wieder. Die Bauherren kombinierten Vintagemöbel oder Fundstücke mit zeitgenössischem Design. Die Küche wurde eigens vom Berliner Designstudio jäll & tofta entworfen. Hier finden Farben, Marmor und Holz in einem lebendigen Mix zueinander. Sie ist nicht mehr nur eine rein funktionale Zone, sondern trägt wohnliche Züge und wirkt wie ein in den Raum geschobenes Möbel.

Die Architekten gehen mit den Zeichen der Erneuerung offen und ehrlich um. Die unverfälschte Gegenüberstellung von Alt und Neu schafft ein hohes Maß an Authentizität. Die Atmosphäre verfällt dadurch nie ins steril überplante, sondern bleibt immer lebendig und anregend.

www.buschmeyercai.de

Fotos:

Kin Wah Lok
www.kinwahlok.com

(Erschienen in CUBE Berlin 03|19)

Architekten:

Buschmeyer + Cai Architekten
www.buschmeyercai.de

Küche:

jäll & tofta
www.jaellundtofta.de

Dach, Dachgauben und Schalung Anbau:

Erich + Oskar Friedel
Dachdeckermeister
www.dachdecker-friedel.de

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