Kein Frontalunterricht

Ein Kreuzberger Altbau ist für Bewohner frei konfigurierbar

Die Bewohner der Kreuzberger Altbauwohnung wohnten dort bereits seit Anfang der 2000er-Jahre zur Miete, bis der Eigentümer den Bewohnern die Wohnung zum Kauf anbot. Damit war der Weg frei, die Räume komplett neu zu denken und an zeitgemäße Anforderungen anzupassen. Die Bewohner beauftragten die befreundeten Spezialisten von „Zentralnorden“ mit der Planung und der Durchführung der Sanierungsarbeiten.

Sämtliche Zimmer definierten die Planer neu. Die ehemalige Küche war zuvor in einem eigenen Raum untergebracht und wird nun dem Wohnzimmer zugeordnet. Das zuvor halbkreisförmige Bad wurde ebenfalls komplett entfernt. An dessen Stelle tritt eine „Black Box“ mit rechteckigem Grundriss. Die Box ist in Holzständerbauweise konstruiert und mit Faserzementplatten verkleidet. Innen sind zwei Wände mit einem Kalkputz versehen, die auch als Duschwand dienen. Eine dritte Seite, hinter der sich der Kaminschacht befindet, ist roh, mit sichtbarer Steintextur belassen. Hinter der Black Box öffnet sich der Raum zur Wohnküche. Bei den Kücheneinbauten handelt es sich um eine Basis von Ikea mit neuen Fronten aus lasiertem Kiefernholz und einer Arbeitsplatte aus Corian. Sämtliche Decken in der Wohnung waren abgehängt. Nachdem diese entfernt wurden, fanden die Architekten schönen, alten Stuck. Sie ersetzten in Eigenarbeit beschädigte Stellen und reinigten alles mit Schwamm und Wasser. Alle Wände des Wohnzimmers sind nur mit Tiefgrund gestrichen. Abdrücke, Kratzer sowie kleine Malereien bleiben so sichtbar. Das schafft Bezug zu Kreuzberg, das trotz der derzeitigen Veränderungen immer noch für nicht makellosen Glanz steht. Eine weitere Referenz ist die in Berlin so präsente Street Art Szene, wo einer der Bewohner sehr aktiv ist. Neben der großen Wohnküche gibt es nun in der ehemaligen Küche ein Schlafzimmer. Da dort kein Stuck mehr vorhanden war, wurde eine Akustikdecke für mehr Ruhe eingezogen. Ein weiteres Zimmer dient nun als Funktionsraum. Dort gibt es ein Regal, um alle möglichen Dinge zu verstauen sowie eine Schlafmöglichkeit für Gäste. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, dass eine Planung nicht immer von oben herab stattfinden muss. „Wir wollten als Architekten nicht Frontalunterricht abhalten, sondern unseren Auftraggebern ein Setup liefern, auf dessen Grundlage sie ihre eigenen Vorstellungen einbringen können“, sagt Christian Skeide, einer der Planer. Die Bewohner durften sogar einige handwerkliche Arbeiten selber ausführen. Gerade die Mischung aus einer Prise „Do it yourself“, professioneller Planung und den bewusst in Szene gesetzten, typischen rauen Berliner Charme macht den Reiz dieses Projektes aus.

www.zentralnorden.com

Fotos:

Patrick Nitzsche

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