Der perfekte Rahmen
Das ehemalige Gemeindehaus behält etwas von seinem ursprünglich verbindenden Charakter, wird gleichsam zum Haus der Gemeinschaft aus Wohnen und Arbeiten.
Ein Stück Mülheimer Stadtgeschichte konnten Bauherr und Architekten mit der Umnutzung und Erweiterung des ehemaligen evangelischen Gemeindehauses an der Friedhofstraße für die Zukunft erhalten: Das Sachverständigen- und Ingenieurbüro Prof. Dr. Mitschein, Wischerhoff und Partner kaufte die von der Gemeinde aufgegebene Immobilie und beauftragte Smyk Fischer Architekten mit der Planung einer zeitgemäßen Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe.
Der ehemalige, riesige Kirchensaal bot für das gewünschte Open-Office Konzept den perfekten Rahmen: Offenheit und Transparenz erleben die Mitarbeiter und Kunden auf der 300 m² großen Fläche ebenso wie die sakrale Geschichte des Ortes. Denn durch die Offenlegung der Decke blickt man auf das alte Dachgebälk und die Unterkonstruktion des Glockenturms. Sämtliche Einbauten wurden transparent gehalten. Ein aufgeständerter gläserner Kubus schafft einen repräsentativen Konferenzraum, der über eine Treppe erschlossen wird. Die Glastrennwände ermöglichen Diskretion und erhalten zugleich die offene Raumwirkung.
Das Pfarrhaus, das Schwesternwohnheim sowie Keller- und Dachgeschoss der Bestandsimmobilie verwandelten die Architekten in sechs Wohneinheiten mit insgesamt 550 m² Wohnfläche. Die bisher nicht genutzten Dachräume wurden durch Gauben zusätzlich erweitert und belichtet. Das ehemalige Schwesternwohnheim, welches Pfarr- und Gemeindehaus verbindet, wurde um ein Geschoss aufgestockt. Der Zugang zum Gemeinschaftsgarten sowie die Anordnung der Wohnungen um den zentralen Hof fördern Kommunikation und Identifikation mit dem Ort – für Bewohner wie für Mitarbeiter: „Auf diese Weise entsteht eine Art intergeneratives Mikro-Quartier“, so die Architekten. Das ehemalige Gemeindehaus behält also etwas von seinem ursprünglich verbindenden Charakter, wird gleichsam zum Haus der Gemeinschaft aus Wohnen und Arbeiten.
Da das Ensemble eine ganz eigene architektonische und städtebauliche Qualität hat, gingen die Planer betont behutsam mit der bestehenden Bausubstanz um. Durch eine reduzierte und hochwertige Materialauswahl bleiben die baulichen Ergänzungen wie Dachgauben, Fenster und Fassadenverkleidungen zwar klar ablesbar, fügen sich aber dennoch harmonisch in die vorhandene Gebäudestruktur ein. Auch das entstandene Wohnangebot kommt der hohen Nachfrage nach modernem Wohnraum entgegen: „Im Sinne der innerstädtischen Nachverdichtung wurden Leerstände optimal genutzt und so stadtnahe Wohnungen an einem attraktiven Standort geschaffen.“