Vielfalt in der Einheit
Walter Gropius und Otto Bartning waren beteiligt an der Planung der Siedlung Haselhorst
Die von 1930 bis 1935 gebaute „Reichsforschungssiedlung Haselhorst“ in Spandau ist nicht ganz so prominent wie die sechs Berliner Weltkulturerbesiedlungen. Als historisches Beispiel für kostengünstiges Bauen und mit ihrem Bezug zum Bauhaus bietet sie aber ebenso viel Relevanz für aktuelle städtebauliche Diskussionen. Die Verbindung zum Bauhaus ist gegeben durch Walter Gropius und den Architekten Otto Bartning, die zusammen ab 1918 das Programm für die Bauhaus-Idee ausformulierten. Auch damals herrschte in Berlin Wohnungsnot. In der Reichsforschungssiedlung sollten deshalb Wohnungen mit möglichst platzsparenden Grundrissen für das Leben von einkommensschwachen Familien entstehen.
Den Wettbewerb gewannen die Architekten Walter Gropius und Stephan Fischer mit einem konsequenten Zeilenbaukonzept. Gropius favorisierte zehn- bis zwölfgeschossige Wohnhochhäuser, die jedoch nie gebaut wurden. Der Bauhaus-Gründer schied deshalb aus dem Projekt aus und die Planungen wurden an verschiedene Architekten vergeben, darunter Fred Forbát, Paul Emmerich, Paul Mebes und auch Otto Bartning. Durch die vielen unterschiedlichen Architekten bietet das Erscheinungsbild der Siedlung trotz des einheitlichen Gestaltungsrahmens eine ungewöhnliche Vielfalt. Die Siedlung steht seit 1995 unter Denkmalschutz. Die städtische Berliner Wohnungsbaugesellschaft Gewobag hat in Haselhorst ihren Ursprung. Von 2003 bis 2013 wurde die Wohnanlage deshalb durch die Gewobag für 130 Millionen Euro denkmalgerecht modernisiert. Seit 2014 gibt es in der Siedlung eine originalgetreu im Stil der 1930er-Jahre eingerichtete Museumswohnung.
(Erschienen in CUBE Berlin 02|19)