Ehrlich und transformativ

Die Gestaltungslust zeigt sich aber nicht nur in den Raffinessen des Innenausbaus, sie spiegelt sich in allen Bereichen der Unternehmenszentrale bis hin zu den Orientierungssystemen und der Restaurantkarte umfassend wider.

Raum zu planen, meint das Bündeln verschiedener Energiefelder – von Funktionalitäten und Handlungsstrategien wie von Kommunikationsimpulsen und Atmosphären – zu einer erlebbar werdenden Identität. Dabei gilt es, an ein „Bisher“ anzuknüpfen und daraus in einem Transformationsprozess einen neuen Impuls für die Zukunft zu entwickeln. In der Unternehmenszentrale von Abus, einem führenden europäischen Kranhersteller mit Standort in Gummersbach, konnten die Düsseldorfer Innenarchitekten von raumkontor diese Entwurfshaltung besonders umfassend zum Ausdruck bringen.

Neben der technischen Ausrichtung und der globalen Orientierung ist es die Verbundenheit mit der Region, die das inhabergeführte Familienunternehmen prägt. Identität ist dabei das „Zauberwort“, das bewirkt, dass die Mitarbeiter ihr Tun nicht nur als Job, sondern als Entfaltungsraum wahrnehmen. Die Gestaltung der Räume spielt auf mehreren Ebenen darauf an. Einerseits mit einer sehr grundsätzlichen Ehrlichkeit der Materialien – naturbelassener schwarzer Stahl und eine geweißte Eiche fallen hier oft ins Auge. Aber auch mit Anspielungen auf die regionale Tradition, wie etwa in dem Mitarbeiterrestaurant „Gute Stube“, das seine Prägung durch den 12 m langen Holztisch erhält: eine bergische Kaffeetafel, die in ihrer formal straffen Übersetzung zugleich fest im Heute verankert ist. Solcherlei Transformationen treten in der „Guten Stube“ auch in den farbigen Filzteppichen auf, die auf dem Estrich ausgebreitet liegen und in der Form einer bergischen Waffel interpretiert sind. Oder in den Wandverkleidungen, deren Motivräder gelasert sind. Mit einem regionalen Augenzwinkern ist nicht zuletzt auch die traditionelle Dröppelminna (Kranenkanne) zu verstehen, für die eigens eine formgleiche Nische geschaffen wurde.

Die Gestaltungslust zeigt sich aber nicht nur in den Raffinessen des Innenausbaus, sie spiegelt sich in allen Bereichen der Unternehmenszentrale bis hin zu den Orientierungssystemen und der Restaurantkarte umfassend wider. In der Empfangshalle als der ersten Kontaktzone entsteht der legendäre erste Eindruck: Der aus 5 mm starken Stahlplatten verschweißte Empfangstresen hat skulpturale Qualitäten und zitiert zugleich die Solidität und Verarbeitungsqualität der Produkte. Wohltuend ist in der lichten Halle die Schwere und Klarheit im Zusammenspiel mit Sichtbeton und Eichentreppe. Die große Ausstellungshalle, die die Vielfalt der Kranprodukte in Aktion demonstriert, besitzt eine Lounge mit zugehörigem Außenbereich: Nach dem technischen Feuerwerk laden sie zum Verweilen und zum Austausch in einer warmtonigen Atmosphäre ein. In den Büro­etagen gliedert ein dynamischer Mittelblock den Raum. Hier wird erlebbar praktiziert, dass effektives Arbeiten unterschiedliche Arbeitsmodi benötigt: Informelle Meetings, Austausch am Stehtisch, Rückzug in den Besprechungsbereich, variables Arbeiten im Sitzen oder Stehen – und das Ganze mit viel integriertem Stauraum unter Einbeziehung der Tagesnotwendigkeiten (Drucken, Technik etc.). Die Räume sind lichtdurchflutet und dennoch entstehen durch gläserne Paravents Rückzugszonen – eine Lösung für den in Open Spaces immer wieder beobachtbaren Effekt, dass nicht nur akustische Störungen, sondern auch visuelle Irritationen die Qualität eines Arbeitsplatzes mindern. Der besondere Reiz an der komplexen Aufgabenstellung dieses Projektes, zu dem auch Konferenz- und Meetingbereiche, ein Auditorium sowie Schulungs- und Vortragsräume gehören, liegt schließlich im Erzeugen einer Balance zwischen einer klaren und verbindenden Struktur und der spannungsreichen Eigenheit einzelner Raumzonen. Die Intensität der Mischung von inspirierenden Nutzungsstrukturen, individuellen, mit viel Liebe zum Detail gestalteten Möbel- und Ausbauformen und einer Ausgewogenheit auf der Farb- und Materialebene gibt darauf die Antwort.

www.raumkontor.com

Fotos:

Hans Jürgen Landes
www.landesfoto.de

(Erschienen in CUBE Köln Bonn 01|21

Innenarchitekten:

raumkontor
www.raumkontor.com

Möbellieferant:

Ton Objekteinrichtung
www.ton-objekt.de

Bene
www.bene.com

Innenausbau:

Flümann
www.fluemann.de

Gerlich Möbelbau
www.moebelwolf.com

Jaeger Ausbau
www.jaeger-ausbau.de

Otto Blesel
www.blesel.de

Werbetechnik:

Neon Brüggen
www.neon-brueggen.de

Malerarbeiten:

Jan Bondke
www.jan-bondke.de

Raumausstatter:

Lang Raum und Idee
www.lang-raum-und-idee.de

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