Feine Bänderung
Schulneubau wurde nach modernen lernpädagogischen Standards geplant
Was kann einem Architekturbüro mehr erfreuen, als dass sich einer der Nutzer für „den genialen Entwurf“ bedankt? In diesem Fall war es der Schulleiter der Wiesbadener Carl-von-Ossietzky-Schule. Dabei bedeutete der Neubau auf einem benachbarten Grundstück für Lehrpersonal und Schüler einen kraftraubenden Umzug. Zudem musste das für den Neubau verantwortliche Frankfurter Büro architektei mey das neue Schulgebäude auf einem viel kleineren Grundstück unterbringen, obwohl es mit einer Bruttogeschossfläche von ca. 6.000 m² dem ehemaligen in der Größe ähnlich ist.
Der in der Nachbarschaft einer Kleingartensiedlung gelegene Neubau des Oberstufengymnasiums ist ein Massivbau, der sich über vier Geschosse erstreckt. Bodentiefe Fensterflächen und opake Verglasungen im Erdgeschoss schenken nicht nur Licht und Transparenz, sondern bilden auch einen gegen Graffitis unempfindlichen Sockel, über dem die Klinkerfassade die drei Obergeschosse zu einem homogenen Baukörper zusammenfasst. Die feine Bänderung der Fassade mit ihren großen Fenstern ist dabei nicht gleichmäßig ausgebildet, sondern variiert in der Tiefe.
Der Neubau für die rund 450 Schüler wurde nach aktuellen lernpädagogischen Bedingungen und ökologischen Aspekten konzipiert: Den Unterrichts- und Fachräumen in den Obergeschossen sind offene (Lern-)Zonen zugeordnet, die Gruppenarbeiten ebenso ermöglichen wie Ausstellungen und Präsentationen. Aufenthaltsbereiche auf den Galerien bieten den Schülern außerdem Tische und Sitzplätze zum Arbeiten sowie breite Liegen, auf denen sie in den Pausen chillen können. Die dafür nötigen Möbel sind fest montiert, schwer entflammbar und so angeordnet, dass sie die Fluchtwege nicht blockieren. Zentrales Element des Schulneubaus ist die Aula mit einem Luftraum über alle Geschosse. Hier laufen Wegeverbindungen zusammen, hier sieht und trifft man sich. Bei Vorträgen, Schulfeiern und Aufführungen der Theater AG kann das jeweilige Publikum auf den hellen Sitzstufen des Erdgeschosses Platz nehmen. Die zur Aula offene Cafeteria verbindet überdies die Aula mit dem Schulhof.
Fotos:
Eibe Sönnecken
(Erschienen in Frankfurt 01|22)