Hessens Ansporn eines Pioniers

Elektromobilisten positionieren sich

Das Bundesland Hessen wartet mit einem beträchtlichen Anteil an großen Verkehrsunternehmen auf. Sieben der zehn größten dortigen Arbeitgeber gehören zur Mobilitäts- und Logistikbranche. Eine klimafreundliche Mobilität steht deshalb im Fokus städtischen Verkehrsgeschehens und so beschlossen die Frankfurter Stadtverordneten bereits 2009, Frankfurt am Main zum Vorreiter auf dem Gebiet der Elektromobilität zu machen. Daraus entstand ein Jahr später ein Strategiepapier mit dem Titel „Elektromobilität 2025 in Frankfurt am Main – Vision und Strategie“. Es enthält Projekte und Maßnahmen, die die Einführung der Elektromobilität positiv beeinflussen oder fördern sollen. Dazu gehört die Vorgabe, bis zum Jahr 2025 etwa zehn Prozent des automobilen Verkehrsaufkommens in Frankfurt mit elektrischen Fahrzeugen zu bewerkstelligen und den Anteil des lärm- und emissionsarmen Verkehrs innerhalb des Frankfurter Anlagenrings bei 50 Prozent zu deckeln.

Doch so manch einer der dortigen Einwohner fragt sich, ob die Umstellung auf rein elektro-betriebene Fahrzeuge unser Klimaproblem lösen wird – sprich, sind Elektroautos wirklich umweltfreundlicher? Tatsache ist, dass ein durchschnittlich genutzter Batterie-Pkw mit etwa 200 km realer Reichweite heute bei Annahme des derzeitigen Strommixes auf eine CO2-Einsparung von etwa 20 Prozent gegenüber einem entsprechenden Benziner kommt – unter Berücksichtigung des gesamten Fahrzeuglebens inklusive Herstellung und Entsorgung. Damit liegt das Elektrofahrzeug beim CO2-Ausstoß in etwa gleichauf mit einem entsprechenden Dieselfahrzeug. Der zentrale Unterschied besteht jedoch darin, dass jede Verbesserung des Energiemixes bei der Stromerzeugung sofort auch die Ökologie aller in Betrieb befindlichen E-Autos verbessert. Konkret liegt der Vorteil also im Wesentlichen in der Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien. Für genaue Angaben über die Gesamtkosten eines Elektrofahrzeugs im Vergleich zu einem Diesel- oder Benzinfahrzeug und darüber hinaus über die Klimawirkung der einzelnen Traktionen hilft ein Umweltrechner, herausgegeben vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg.

Zum jetzigen Zeitpunkt tragen Elektrofahrzeuge aufgrund ihrer geringen Anzahl, selbst bei Nutzung erneuerbarer Energien, nur einen geringen Beitrag zur Minderung der Klimagasemissionen bei. Attraktivität wollen deutschland- und bundeslandweite Förderprogramme schaffen, wie etwa die Bezuschussung beim Kauf von Wallboxen oder von privaten Elektrofahrzeugen. Der Erwerb eines eigenen Ladegerätes macht in erster Linie unabhängig, bedarf jedoch einer fachmännischen Installation, weil die technische Ausstattung mit dem Anschluss einer handelsüblichen Haus-Steckdose nicht abgedeckt werden kann. Hierbei unterstützen findige Anbieter mit einem „Rundum-Sorglos-Paket“, das von einem Vorab-Installationscheck bis zur Elektroinstallation inklusive Strommanagement reicht. Wer eine hauseigene Ladestation ablehnt, profitiert von einer städtischen Ladeinfrastruktur mit dazugehöriger Lademap. Damit erhält der Nutzer eine Übersicht der in ganz Hessen befindlichen Ladepunkte und deren Aktivitätenstatus. Die deutliche Erweiterung der Ladeinfrastruktur beweist das über 30 km entfernte Rüsselsheim. Bereits jetzt als Electric City betitelt, wird es in Kürze die höchste Ladesäulendichte in Europa besitzen.

Regionaler Überblick – Hessen

– PKW-Zulassungen Hessen: 3.703.192, davon Elektrofahrzeuge: 6.618 (Stand April 2019)
– Private PKW-Halter FRA: 381.372; E-Cars keine Angaben
– E-Säulen Deutschlandweit: 17.400 (Stand März 2019)
– E-Säulen in Hessen: 682, entspricht 1.318 Ladepunkte (Stand April 2019)
– Fördermaßnahmen: kostenfreies Parken + Laden, 10 Jahre Befreiung von der KFZ-Steuer, Kaufprämie für E-Cars (4.000 Euro für batteriebetriebene Fahrzeuge, ausgeschlossen sind Fahrzeuge über 60.000 Euro), Bezuschussung von privaten Wallboxen bis max. 500 Euro (u. a. KfW Bank), verschiedene Maßnahmen aus der „Hessen-Strategie Mobilität 2035“
– Umweltrechner: Wie umweltfreundlich sind Elektroautos: www.emobil-umwelt.de/index.php/online-tool
– Initiativen: Frankfurtemobil, Frankfurter Modell-Stromtankstellensystem, Frankfurt Green City, Broschüre des Landes Hessens: Elektromobilität für private Nutzer
– App für Ladeinfrastruktur: GoingElectric, Strom bewegt, Meine Rheinhessische

Die gängigsten Stecker

– Standard in Deutschland: verschied. CEE-Typ-2 Stecker für Wechselstrom-Ladestationen mit 3, 7, 11 oder 22 kW
– Combo-Stecker Combined Charging System (CCS): als Ergänzung des Typ-2-Steckers gedacht für Schnellladestationen, unterstützt das Laden mit Wechsel-, aber auch Gleichstrom mit bis zu 170 kW
– CHAdeMO-Stecker: in Japan entwickelt, bisherige Kompatibilität mit Citroën, Honda, Kia, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, Subaru, Tesla (mit Adapter) und Toyota
– Tesla Supercharger: Eine modifizierte Version des Mennekes-Stecker Typ 2. Diese erlauben eine Aufladung des Model S zu 80 % innerhalb von 30 Minuten bei einer Ladeleistung von bis zu 120 kW (Gleichstrom). Bisher keine Kompatibilität mit anderen Herstellern.

Ladekabel

– Mode 2: zum Anschluss an eine gewöhnliche Haushaltssteckdose. Die Kommunikation zwischen Elektroauto und Ladeanschluss übernimmt dabei eine Box, die zwischen dem Fahrzeugstecker und Anschlussstecker geschaltet ist (ICCB, in-cable control box).
– Mode 3: Verbindungskabel zwischen Ladestation und Elektroauto, üblicherweise mit Typ-2-Stecker (EU-Standard)

(Erschienen in CUBE Frankfurt 03|19)

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