Arbeiten im Belgischen Viertel

Pfosten-Riegel-Glasfassade stellt sich mitten in die Kölner Innenstadt

Industriehallen mit ihrer ganz besonderen Lichtsituation und Großzügigkeit faszinieren auch jenseits ihrer ursprünglichen Nutzungsidee. Wo aus Innenstädten die Produktion im klassischen Sinne längst Dienstleistungsunternehmen der Digitalbranche gewichen ist, reizt der Kontrast zwischen klassischer Industrie und moderner Technologie umso mehr. Von diesem Reiz hat sich auch das Architekturbüro Lepel und Lepel beim Neubau eines Bürogebäudes leiten lassen.

In der Brüsseler Straße, in einem der belebtesten Viertel der Kölner Innenstadt, zeigt sich die Glasfassade in der typischen Pfosten-Riegel-Rasterung von Industrie- und Werkgebäuden der 1920er-Jahre. Damit zieht in die Innenstadt der Geist des Bauhauses ein, prämiert mit dem German Design Award 2019. Doch nicht etwa kunsthandwerkliche Gebrauchsgegenstände werden hier entworfen oder gar gefertigt. Es geht eben nicht um die Nachahmung, sondern um die Weiterentwicklung von bewährter Architektur für modernes Arbeiten. So nutzen ausschließlich Unternehmen aus der Digitalbranche die Büro­etagen als Rahmen für kreatives, flexibles Arbeiten.

Sichtbeton und graue Bodenbeläge strahlen den rauen Charme von Industrieanlagen aus. Nüchterne, funktionale Deckenleuchten ergänzen das durch die raumhohen Verglasungen einströmende Tageslicht. Zwischen zweiläufigen Treppen stehen Stahlwände, die mit ihrem Lochmuster digitale Elemente aufgreifen und damit auf die Mieter der Räumlichkeiten verweisen. Auch bei der Raumaufteilung haben sich die Architekten an die modernen Maximen flexiblen und agilen Arbeitens orientiert. Teams, die sich selbst strukturieren, sowie häufigere Kommunikation und mehr Transparenz erfordern veränderte Räumlichkeiten und Räumlichkeiten, die sich verändern. Das Raster der Fassade kann, muss aber nicht, die Raumaufteilung bestimmen.

Auf jeder Etage sind zwei Büroeinheiten mit offenem Grundriss vorgesehen, die sich vom Großraumbüro bis zu Doppel- oder Einzelbüros unterteilen lassen. Letztlich bestimmen die Mieter der Büroetagen, wie sie ihre Arbeitsumgebung aufteilen und nutzen. Das gilt auch für die schmale Terrasse, die sich im obersten Geschoss des fünfstöckigen Gebäudes befindet. Im großzügigen Ladenlokal im Erdgeschoss findet sich alles für die sichere Mobilität von Babys und Kleinkindern. Auf dass die nächste Generation noch flexibler arbeiten kann.

www.lepel-lepel.de

Fotos:

Jens Kirchner
www.jens-kirchner.com

(Erschienen in CUBE Köln Bonn 03|19)

CBP-DSCF0965-picsandplan-CBP210530_19_700pixel

Zwischen Gleis und Glockenturm

Die Überbauung einer Bahntrasse schafft ein belebtes Quartier in Lindenthal

_AW55362_15_700pixel

Einfach sauber schöner

Der neue Betriebshof der AWB in Kalk präsentiert sich als stimmiges Ensemble

Moxy-Ch-Lachenmaier_MKA-012_300dpi_22_700pixel

Korrespondierende Vielecke

Fünfeckiger Hotelneubau am Köln-Bonner Flughafen