Luxus Pur
Exklusives Ambiente für einen indischen Bauherren mit großem Gefolge
Das ungewöhnlichste Projekt ihrer Laufbahn kam den Architekten Wieland Schmidt und Christof Lampadius vom Münchner Büro Lampadius Schmidt Architekten in Gestalt eines Rohbaus über den Weg. Ein Bauherr hatte sein Bauvorhaben jäh gestoppt, als er aus beruflichen Gründen die Stadt wechseln musste. Es fand sich ein neuer Interessent für das Anwesen, der seinen Hauptwohnsitz jedoch in Neu-Delhi hat. Also flogen die Architekten mit Modell und Skizze erstmal nach Indien, um gemeinsam mit dem neuen Besitzer vor allem die Grundrisse und Innenausstattung bis ins Detail zu entwickeln. Ein Vastu-Spezialist – die indische Variante von Feng Shui – stand beratend zur Seite und intervenierte, wenn eine Idee sich nicht mit den strikten Vastu-Regeln vertrug. Im Innern des dreistöckigen Gebäudes gab es nichts außer einigen tragenden Wänden. Vorgabe des Hausherrn war, kein indisches Ambiente, sondern eine minimalistische europäische Möblierung.
Das Ergebnis ist Luxus pur – wo immer möglich, wurde mit Naturstein gearbeitet. Vom Eingang gelangt man – vorbei an der Garderobe – in das Musikzimmer, am großen schwarzen Flügel leicht als solches erkennbar. Es schließt sich ein großes Salonzimmer mit einem imposanten Natursteinblock als Bar und einem Kamin aus demselben Stein sowie ein Esszimmer für geschätzt 16 Personen an. Dahinter liegt die Küche mit einer Treppe, die in den „Gesindetrakt“ mit einer zweiten, gleich großen Küche und dem separaten Büro des Hausherrn führt. Vom Erdgeschoss aus windet sich eine geschwungene Treppe – herrschaftlicher Aufgang trifft es besser – aus zusammengeschweißten je 300 kg schweren Stahlteilen nach oben ins erste Obergeschoss wo sich die Gästezimmer, drei an der Zahl, befinden – und nicht zu vergessen: ein Kinoraum. Jedes der Zimmer hat seinen individuellen Charakter und ein eigenes Bad. Die Böden sind aus schweren Eichendielen und teilweise mit handgearbeiteten Teppichen belegt, das Einzige, was aus Indien eingeführt wurde, betont Wieland Schmidt.
Der mit Messing ausgekleidete Aufzug bringt einen in den Masterbereich im zweiten Obergeschoss – dem Reich des Hausherrn und seiner Frau, der ein eigenes Schrankzimmer für ihre Gewänder aus 1.001 Nacht eingerichtet wurde. Ein kleiner Salon, ein Schlafzimmer und ein großzügiger Spa-Bereich bilden das exklusive, private Ambiente. Eine umlaufende Terrasse ermöglicht es sozusagen, dem Lauf der Sonne zu folgen.
Fotos:
Ortwin Klipp
www.ortwinklipp.de
(Erschienen in CUBE München 01|19)