Heitere Gelassenheit
Ein Doppelhaus wurde behutsam in das üppige Grün des Grundstücks eingefügt
Im Norden von Blankenese entstand auf einem sehr großen, von üppigen Bäumen und Gehölzen geprägten Grundstück ein großzügiges Doppelhaus. Hierfür wurde das Grundstück in vier Grundstücke geteilt. Dieses Doppelhaus vom Architekturbüro Noto sollte sich möglichst behutsam in die Nachbarschaft und den Landschaftsraum einfügen. Die Kubatur entspricht einem 13 mal 13 Meter großen Quadrat, dem eine Ecke „abgeschnitten“ wurde, um dem größten und schönsten Baum des Grundstücks Raum zu geben.
Das Erdgeschoss zeichnet sich durch einen offenen Grundriss aus, der dem natürlichen Gelände folgt und sich über zwei Ebenen erstreckt. Der Koch-Ess-Bereich liegt höher, der Wohnbereich tiefer; beide orientieren sich mit der großzügig verglasten Fassade zum Garten und schaffen eine innige Verbindung zur Natur. Einbaumöbel fungieren als Objekte, die den Raum unterteilen und akzentuieren. Der Kamin, orthogonal zur diagonalen Wand platziert, strahlt Wärme in Richtung Wohnzimmer und Wintergarten aus. Da er aus der Fassadenebene herausragt, ergibt sich von hier eine weitere Blickachse in die Tiefe des Gartens hinein. Die Küche verfügt über einen dreieckigen, schwebenden Erker mit Blick auf den besonders schönen Baum am Eingang und kann mit rahmenlosen Türflügeln vom Essbereich abgeschlossen werden. Die beiden oberen Geschosse gliedern sich in Räume unterschiedlicher Größe. Im Südwesten trifft die diagonale Wand auf die Außenwände und formt einen dreieckigen Raum, in dem sich Bad- und Nebenräume gruppieren. An der Ostseite entsteht dagegen ein größeres Kinderzimmer mit Blick auf die alte Eiche. Im Dachgeschoss wird an den übrigen zwei Gebäudeecken eine Dachterrasse gebildet, an denen Schlafzimmer und Bäder liegen. Bis auf den massiven Keller wurde das Haus in Holzrahmenbauweise errichtet.
Im Vergleich zu den anderen gemauerten Villen etwas ungewöhnlich: Durch die Vorfertigung der Holzrahmenkonstruktion konnte die Bauzeit erheblich verkürzt werden. Die sichtbare Struktur der Holzbalkendecke und Holzstützen und die warme Ausstrahlung des Materials vermitteln ein unverwechselbares Gefühl von Ehrlichkeit. Und schließlich trägt die Materialwahl zur Nachhaltigkeit bei: Primärstruktur und Fassaden sind mit Ausnahme der inneren raumabschließenden Schicht komplett aus Holzwerkstoffen ausgeführt. Bei der Außenbeschichtung des Holzes handelt es sich um eine Silikatfarbe und die innere Wandoberfläche nutzt Lehmputz. Das Dach wurde begrünt und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Zwei Wärmepumpen decken den Heizbedarf. Ein weiterer Schwerpunkt des Entwurfsteams um Maike Basista, Henrik Becker und Jacob Jansen lag auf der Fassadengestaltung, die sowohl eine gelassene Präsenz als auch eine gewisse Robustheit ausstrahlt.
Die vertikale Holzverkleidung, kombiniert mit einem breiteren Bodenbrett und einem feineren Deckel, erzeugt ein strukturiertes Linienspiel mit einem Licht- und Schattenspiel, das je nach Sonnenstand die Farben verändert. Ein salbeigrüner Anstrich bettet das Objekt harmonisch in seine Umgebung ein. Die diagonale Trennung wird in einem eher geschlossenen Volumen mit Lochfenstern zu den Vorderseiten des Grundstücks und großflächigen Verglasungen zu den Gartenseiten fortgeführt. Die Fensterlaibungen in den Obergeschossen treten etwas aus der Fassade hervor und schließen mit einer Art Vordach ab. Sonnengelbe Fallarmmarkisen setzen außen wie innen einen heiteren Farbakzent.
Wohnfläche: je Haushälfte 185 m²
Grundstücksgröße: je Haushälfte 660 m²
Bauzeit: 2022–2023
Bauweise: Holzbau, Teilkeller massiv
Energiekonzept: Luft-Wärmepumpe + Fotovoltaik
Fotos:
Hannes Heitmüller
www.hannesheitmueller.de
(Erschienen in CUBE Hamburg 03|25)