Das Badedeck des Bauhauses

Eingebettet in die natürliche Topographie des Weinberges entfaltet sich das Opelbad als Landschaftsbauwerk über drei Ebenen.

Wie kein zweites Freibad in Deutschland besticht es durch sein exklusive Höhenlage: Das Opelbad auf dem Wiesbadener Neroberg wurde 1934 nach Plänen von Franz Schuster und Edmund Fabry sowie dem Gartenarchitekten Friedrich Wilhelm Hirsch entworfen. Mit dem Bau wollte die Stadt Ende der 1920er-Jahre ihr Image als mondäne Weltkurmetropole aufpolieren. Da der städtische Haushalt nach den Inflationsjahren dafür kaum belastbar war, warb man um private Stifter: Der Großindustrielle Wilhelm von Opel – Noch-Eigentümer der Opel-Werke – begeistert sich für das Projekt und gewährt zum Bau 100.000 Reichsmark als Stiftung sowie weitere 150.000 Reichsmark als Darlehen.

Eingebettet in die natürliche Topographie des Weinberges entfaltet sich das Opelbad als Landschaftsbauwerk über drei Ebenen. Auf eine an den Waldrand angeschmiegte Liegeweise, die von einer alten Weinbergsmauer gestützt wird, folgt ein Rasenbereich, der von einer gepflasterten Sonnenschirmterrasse abgeschlossen wird. Eine dynamisch geschwungene Beton-Spindeltreppe führt zur Hauptterrasse hinab, auf der sich das lange 65-Meter-Schwimmbecken und ein vorgelagertes Planschbecken horizontal erstrecken. Die Betonplatte mit dem Becken kragt dabei leicht über den Hang hinaus – wobei die Absicherung ursprünglich über ein leichtes, filigranes Reling-Geländer erfolgte. Während sich die Umkleiden direkt an den hangabstützenden Bruchsteinmauern befinden, arrangiert der senkrecht in den Hang hinein gebaute, lang gestreckte Stützenbau den Kassenbereich, die separierte Gastronomie für Badegäste und für externe Besucher, Läden und die Heizungs- und Pumpenanlage im Keller. Heute selbstverständlich, vor 90 Jahren in den Beschreibungen des Opelbades noch ganz groß geschrieben: Um größtmögliche Wasserreinheit zu garantieren, wurde ursprünglich aus einem Tiefstollen im Taunus täglich Quellwasser – gefiltert und erwärmt – in das Schwimmbecken gepumpt.

Sowohl das weiße, mit langen Fensterbändern ausgestattete Gebäude, als auch die in einer eleganten Kurve ausgeführte Betonrutsche und die am anderen Ende der Schwimmbahn positionierten Beton-Sprungtürme verleihen dem Opelbad das leichte, unbeschwerte, dynamische Gesicht des „Neuen Bauens“. Mit den Terrassen, die wie großzügige Decks erscheinen, komponiert sich das moderne Urbild eines mobilen Ozeandampfers, der Kurs zu neuen Ufern hoch über den historistischen Villenvierteln der Stadt nimmt. Leider hat trotz Denkmalschutz und infolge unsensibler Sanierungen dieses Bild im Laufe der Jahrzehnte immer wieder Risse bekommen. Die letzte 2018 vollzogene Modernisierung, die unter Leitung der Gothaer Ingenieurbüros Möller + Meyer erfolgte, hat aber auch ein kleines Manko des Bades behoben: Durch die Anhebung des Wasserniveaus an das Terrassenniveau kann man die phänomenale Aussicht auf das Tal und die Kurstadt heute auch direkt vom Schwimmbecken aus genießen.

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Fotos:

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