Lang, schmal und leicht ansteigend

Berlin hat nun nach dem langen Lulatsch, dem langen Elend auch ein langes Hausen

Ein genialer Entwurf für ein mehrgeschossiges Wohnhaus gelang den Berliner Architekten Eyrich Hertweck mit einem schlanken langgezogenen Baukörper in Adlershof. Das Büro erbrachte die Leistungsphasen 1–4 und blieb als künstlerischer Berater bei der Realisierung mit an Bord. Ein städtischer Wettbewerb für die freien Flächen des ehemaligen Flughafens Johannisthal wurde für Teams aus Bauherren und Architekten mit der Auflage ausgeschrieben, ein besonderes Konzept einzureichen. Hier konnten die Architekten mit dem Bauherren Integrator Berlin bereits mit ihrem wirklich außergewöhnlichen Entwurf punkten.

Das Gebäude nennt sich „Tetris“ – nach dem 1984 von Alexei Paschitnow entwickelten Computerspiel, bei dem die Aufgabe darin bestand, verschiedene geometrische Formen passend ineinander zu fügen. Dieses Konzept wurde unter demselben Namen für das Bauen mit vorgefertigten Wohnungseinheiten verwendet. So können, wie hier, Ein- bis Sechszimmerwohnungen, 40 bis 200 m² groß, unterschiedlich geschnitten, ein- oder doppelgeschossig, wie „Bauklötzchen“ ineinander geschoben werden und ein kompaktes Ganzes ergeben. Dabei sind alle Wohnungen durchgesteckt.

Das Gebäude entstand in zwei Bauabschnitten – es ist 120 m breit und 15,5 m tief. Je nach Bedarf kann hier jeder Wohnungssuchende etwas Passendes für sich finden: Ob ein Single, junge Paare mit und ohne Kinder, Großfamilien oder Wohngemeinschaften. Behindertengerecht nur auf einer Ebene oder über zwei Etagen als Maisonettewohnung. Im Erdgeschoss mit eigenem Garten, im 6. Obergeschoss sogar mit Dachterrasse. Im 2. und 5. Obergeschoss sind die Wohnungen über Laubengänge erschlossen. Bänke zwischen zwei Wohnungseingängen fördern die Kommunikation mit den Nachbarn oder sind schlicht zum Abstellen der Einkäufe nützlich. Die Wohnungen auf den übrigen Stockwerken werden durch eines der vier Treppenhäuser erreicht. Auch was die Nachhaltigkeit anlangt, ist das Haus vorbildlich durchgeplant. Die aus Poroton-Ziegel gemauerten Außenwände mit einer Stärke von 48 cm ersparen eine zusätzliche Dämmschicht, weil der Ziegel dank seiner Hohlräume „atmet“. Am südlichen Ende des Gebäudes, mit seinem leicht gekrümmten „Kopf“, empfängt das Café Campus seine Gäste.

www.eharchitekten.de

Fotos:

Werner Huthmacher
www.huthmacher-data.de

(Erschienen in CUBE Berlin 03|21)

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