Markanter Eckpunkt
Seine gerasterte Klinkerfassade verleiht diesem Neubau einen monolithischen Charakter
Bebauungspläne sind eine Errungenschaft moderner Stadtplanung, auch wenn sie bisweilen historische Namen tragen. Der preußische Fluchtlinienplan ist so ein Instrument, das Ordnung in wachsende Städte bringen sollte und bis heute bringt. Etwa in Köln. Bebauungspläne sind aber häufig auch eine Herausforderung für Architekten. So sahen sich Croce Architekten mit Vorgaben konfrontiert, die der Bebauung eines Eckgrundstücks in Lindenthal durchaus restriktive Vorgaben machten. Nicht alles war möglich, viele Absprachen mussten im Planungsprozess getroffen werden. Eine davon galt der Gebäudehöhe, die sich nun am Straßenzug mit der höheren, teilweise aus der Gründerzeit stammenden fünfgeschossigen Nachbarbebauung orientiert. Auf der Rückseite öffnet sich das Wohnhaus mit Balkons sowie einem Staffelgeschoss und geht damit sanft auf die dort niedrigere Nachbarbebauung ein.
Seine städtebauliche Position unterstreicht die Fassade mit den tief liegenden, regelmäßig angeordneten Fenstern. Wenige vorstehende Details, dafür Ziegel und Fugen in übereinstimmendem Ocker betonen den monolithischen Charakter. Fensterbänke und Attika sind nicht verblecht, nichts sollte den zurückhaltenden Stil des Massivbaus stören. Der großzügige zweigeschossige Erker streckt das Gebäude nicht nur optisch, er dient auch als Eingangshalle, von der aus das Treppenhaus alle neun Wohneinheiten erschließt.
Die schlichte, zurückhaltende Fassade lässt durchaus Rückschlüsse auf das Innere des Hauses zu. Hier wird nicht mit aufwendigem Zierrat geprotzt, hier überzeugen solide, langlebige Materialien. „Durchdacht“ ist das Stichwort, das auf die Haustechnik mit ihrer solargestützten Brennwerttherme und einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung zutrifft. Ein Stichwort, das zudem angesichts der Holz-Aluminiumfenster mit integriertem Sonnenschutz oder des Echtholzparketts das gesamte Konzept gut beschreibt. Die Architektur stellt hier nicht einen rohen Körper dar, der darauf wartet, irgendwie gefüllt zu werden. Das Irgendwie haben die Architekten durch Planung ersetzt, durch integrierte Beleuchtung ebenso wie Einbauschränke und Einbauküchen mit hochwertigen Küchengeräten. Architektur, die wirkt, ist eben nicht nur gemacht, sondern durchdacht. Wenig verwunderlich, dass sich die Mieter in den 2,75 m hohen Räumen wohlfühlen, wie Architekt Michael Croce weiß: „Die Mieter sind vom Standard der Wohnungen beeindruckt. Selbst der Bauherr hat kurzzeitig überlegt, selbst hier einzuziehen.“
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 03|20)