Altes Haus in neuem Glanz

Bei der denkmalgerechten Sanierung des Metzlerbaus wurde das bestehende Gebäude weitergedacht

In Worms führt praktisch kein Weg an den Nibelungen vorbei. Auch in Sachen Architektur nicht. Hat doch der frühere Architekt und Hochschulprofessor Karl Christian Hofmann, der zwischen 1885 und 1897 Hospital-, Stadt- und Dombaumeister in Worms war, mit dem regional typischen roten Sandstein den Nibelungenstil (eine Mischung aus Neuromanik und Darmstädter Jugendstil) geschaffen, auf den man mehrfach in der Stadt am Rhein trifft. Eindrucksvolles Beispiel für diesen Stil ist die Nibelungenschule: Ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex, der an zwei Seiten die Karl-Hofmann-Anlage umschließt.

Das Frankfurter Architekturbüro Christl + Bruchhäuser wurde mit der Sanierung des Gebäudekomplexes betraut, bestehend aus dem Schuldienerhaus, das 1898–1900 im Nibelungenstil errichtete Hauptgebäude (nach seinem Erbauer „Hofmannbau“ benannt), und dem in den Jahren 1910–1911 von seinem Nachfolger Georg Metzler errichteten, eher dem Darmstädter Jugendstil folgenden Anbau, dem „Metzlerbau“. Von Fensterbänken bis hin zu Garderoben gibt es in den Gebäuden außerdem zahlreiche über 100 Jahre alte Originaldetails. Kein Wunder also, dass die Einhaltung des Denkmalschutzes eine wichtige Bedingung war. Weitere Aufgaben waren unter anderem die Beseitigung der bestehenden brandschutztechnischen Mängel, bauliche Herstellung und Sicherung der erforderlichen Rettungswege, durchgehende Barrierefreiheit und die Umsetzung der aktuellen energetischen Anforderungen. Zudem wünschten sich die Auftraggeber, dass denkmalgeschützte Bauteile und -elemente wiederhergestellt werden sollten, die zum Teil bei früheren Umbau- und Instandsetzungsmaßnahmen im Innenbereich verloren gegangen waren.

Die zentrale Frage der Frankfurter Architekten lautete daher: Was kann aufgearbeitet werden, was muss technisch erneuert werden? So wurden beispielsweise originale Fensterbänke und Türen zu den Klassenräumen erhalten und saniert, bei den Türen zu den Fluchtwegen allerdings mussten die Brandschutzrichtlinien eingehalten werden und wurden dementsprechend erneuert. Anstatt neue Garderoben in den Fluren unterzubringen, was ebenfalls nicht den Brandschutzrichtlinien entsprach, wurden die vorhandenen Originalgarderoben in den Klassenräumen restauriert. Bei der Sanierung der historischen Innentreppenanlagen kombinierten die Architekten Sicherheit und Bestandsschutz.

„In enger Abstimmung mit dem Bauherren und der Denkmalpflege, den eingeschalteten Fachingenieuren und der Schule entwickelten wir ein Konzept, bei dem neben der energetischen und brandschutztechnischen Sanierung vor allem der Erhalt der historischen Quellen und Qualitäten des Gebäudes im Vordergrund stand“, sagt Joachim Bruchhäuser. Und Michael Christl ergänzt: „Bei der Auswahl der Materialien für den Außen- wie auch im Innenbereich, Decken, Böden und Wände, Türen etc., bis hin zur ursprünglichen Farbgebung haben wir versucht, soweit machbar und sinnvoll, so nahe wie möglich am Original zu bleiben.“

www.cba-ffm.de

Fotos:

Norbert Miguletz
www.miguletz.de

(Erschienen in CUBE Frankfurt 03|19)

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