Beispielhafte Schulmensa
Ganztagsschule in Waldtrudering bekommt eine eigene Mensa
Wie relativ die Kategorie „schön“ doch ist. 1938, im Jahr ihrer Erbauung, galt die Volksschule an der Turnerstraße in Waldtrudering als schönste Schule Münchens. Heute ist die Anmutung des unter Denkmalschutz stehenden dreigeschossigen Satteldachbaus im sogenannten Heimatstil eher festungsartig.
Die neue Mensa im innenliegenden Schulhof der sogenannten „Turnerschule“ setzt sich dagegen wohltuend ab. Sie entstand als eine der ersten Grundschulmensen Münchens. Der Entwurf des Neubaus stammt vom Münchner Architekturbüro bodensteiner fest: Errichtet wurde das Gebäude in Hybridbauweise aus Stahlbeton und Holz. Die Fassade bilden bodentiefe Schiebefenster abwechselnd mit Betonscheiben. Das Gebäude kann an drei Seiten durch Beiseiteschieben der Fenster geöffnet werden und erweitert sich in diesen Bereichen zu einer überdachten Terrasse. Die Verkleidung der Fassade mit anthrazitfarbenen textilbewehrten Betonplatten zieht sich hoch bis zur weit aufragenden Attika des auskragenden Daches. Auf der Ostseite ist der Bau mit einem Riegel des Haupthauses verbunden. Das Raumprogramm besteht aus dem Speisesaal, der Küche und zwei weiteren Gruppenräumen. Hier können 300 Schulkinder im Zweischichtbetrieb mit je 150 Essen verköstigt werden, seien es Ganztagsschüler oder Kinder anderer Einrichtungen aus der Umgebung. Zurückhaltend und in angenehmen Brauntönen gehalten ist die Ausstattung: Der braune Linoleumboden im Innern geht in den braun gefärbten Betonboden der Terrasse über. Eine schöne, integrative Idee ist eine Wand im Innern, die den Kindern zur Selbstgestaltung zur Verfügung steht. Nach dem Figur-Grund-Prinzip sind Bilderrahmen mit einer bemalbaren Fläche bündig in die Wand eingefügt und können herausgenommen und immer wieder neu gestaltet werden. Die Innenaufteilung der Räumlichkeiten lässt auch andere Verwendungen, z. B. für Schulfeiern und dergleichen zu.
Die Energieversorgung erfolgt durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Den Hauptbedarf an Energie beansprucht die Versorgung der Küche. Die verwendeten Materialien wurden nach Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt. Zum Beispiel konnte auf Frostschürzen verzichtet werden, indem das Gebäude auf Glasschaumschotter, das gute Dämmeigenschaften hat, gegründet wurde. Dieses Material besteht aus recyceltem Glas und ist demnach auch zu 100 Prozent erneut recycelbar.
(Erschienen in CUBE München 02|19)