Wohlproportioniert am Hang
Der Panoramablick und ein gemeinsamer Garten gehören zum Wohnraum dazu
Hanglagen, zumal wenn sie einen Panoramablick vorhalten, sind wie gemacht für Mehrfamilienhäuser. Denn bei kluger Planung gewinnen alle Wohnungen durch den weiten Ausblick, ohne dass dafür mit einem hohen Bauwerk in die Landschaft eingegriffen werden muss. Dabei kann ein Haus am Hang durchaus mehrgeschossig sein, das fällt dann nur nicht gleich auf. Wohlproportioniert hat das Architekturbüro BauWerkStadt an einem steilen Hanggrundstück ein fünfgeschossiges Mehrparteienhaus errichtet. Wiederkehrende Brüche umspielen die Symmetrie der Fassadengestaltung.
Von der Straßenansicht präsentiert sich das Haus zweigeschossig. Das harmonische Fassadenbild wird durch die einheitliche Aluminiumverkleidung verstärkt, die sich über Dach und Obergeschoss zieht. Hier haben sich die Architekten an den Vorbildern aus den 1970er-Jahren orientiert, als in der Gegend gerne Schieferfassaden oberhalb von weiß gestrichenen Betonsteinen verwendet wurden. „Es gibt nichts Neues zu erfinden, nur Altes immer wieder neu wiederzufinden“, kommentiert Architekt Nikolaus Decker.
Gespür für Proportionen bewies das Bonner Architekturbüro einmal mehr auf der Gartenseite, indem das Satteldach hier etwas weiter heruntergezogen wurde. Diese Asymmetrie stört in der Giebelansicht nicht. In der Gartenansicht erscheint das Haus dadurch in einer optisch angenehmeren Proportionierung von Dachfläche zu Fassade. Überraschend tief den Hang hinunter reicht das Haus an dieser nach Osten gelegenen Seite. Zwei Geschosse und damit vier der insgesamt neun Wohnungen liegen zum Teil in den Hang eingegraben, öffnen sich aber wie alle anderen Wohnungen auch mit Balkonen oder Terrassen zum Tal. Die vier Wohnungen im Erd- und Obergeschoss haben zusätzlich noch einen Freiraum zur Straßenseite hin. Die mit 140 m² größte Wohnung unter dem Dach hat sogar drei Terrassen. Und alle dürfen zusätzlich den großen Garten mit seinem alten Obstbaumbestand nutzen.
Im Garten steht auch ein holzverkleideter Fahrradstellplatz mit einer Ladestation für Elektrofahrräder. Die Autostellplätze hingegen sind wie die Kellerräume tief in den Hang eingegraben, als würde damit die nicht mehr zeitgemäße Art der Mobilität versteckt. Apropos Mobilität, das zentrale Treppenhaus ist mit einem Aufzug für die barrierefreie Erschließung aller Bereiche des Hauses ausgestattet, einschließlich des Gartens. Damit es nicht allein beim Blick in die Natur bleibt.
Fotos:
Lioba Schneider
www.liobaschneider.de
(Erschienen in CUBE Köln Bonn 01|21)