Ausgezeichnet
Die weltweit erste DGNB-zertifizierte Feuerwehr entstand in Hessen
An Feuerwehrbauten werden naturgemäß besondere Ansprüche gestellt: Schließlich zählt im Ernstfall jede Sekunde. So auch bei der Feuerwehr in Caldern, die eine tragende Rolle bei der Bekämpfung von Feuer, Hochwasser und sonstigen Katastrophen spielt. Weil das ehemalige Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr nicht mehr den heutigen technischen und funktionalen Anforderungen an eine zeitgemäße Feuerwehr entsprach und der alte Standort beengt war, wurde daher im Auftrag der Gemeinde Lahntal ein Neubau auf einem Grundstück am südlichen Ortsrand geplant.
Das mit Entwurf und Ausführung beauftragte Architektur- und Ingenieurbüro apd aus Frankfurt entwickelte auf dem 5.000 m² großen Hanggrundstück ein kompaktes Gebäude, das sich mit seinem dynamisch auskragenden Vordach und den Freianlagen in die leicht hügelige Landschaft einfügt. Ihre einfache und reduzierte Gestaltung findet dabei Ausdruck in einer zeitlosen und eleganten Formensprache. Das komplexe Raum- und Funktionsprogramm für rund 35 freiwillige Feuerwehrleute sowie 15 Jugendfeuerwehrmitglieder haben die Architekten flächeneffizient und flexibel nutzbar geplant ohne auf zeitgemäße Standards zu verzichten. Äußerlich zeichnen sich dabei die grundlegend unterschiedlichen Nutzungen der Gebäudeteile über den Materialwechsel in der Fassade ab. Im vorderen, weiß verputzten Bereich ist die Fahrzeughalle mit allen technischen Nebenräumen untergebracht. Auf Höhe der hinterlüfteten Holzfassade befinden sich, auf zwei Ebenen angelegt, die Sozial- und Ausbildungsräume. Hier kann sich die Gruppe sowohl zu geselligen Runden als auch zu einem Beisammensein nach schwierigen Einsätzen treffen. Auch der Nachwuchs wird hier ausgebildet und das Funktionieren der reibungslosen Abläufe durch Weiterbildungen und Trainings gewährleistet.
Um ein möglichst nachhaltiges Gebäude zu schaffen, haben die Planer nicht nur flächeneffizent und flexibel nutzbar geplant, auch umweltverträgliche Materialien und Produkte wurden verwendet, deren Rohstoffgewinnung und Verarbeitung anerkannten ökologischen und sozialen Standards entsprechen. Gut sichtbare Installationsführungen sorgen ebenfalls für Nachhaltigkeit: ermöglichen sie doch eine einfache Wartung und unkomplizierte Nachrüstung. Als gemeinschaftliches Projekt wird die ausgediente Feuerwehrausstattung durch Upcycling weiterverwendet. Die ganzheitliche und nachhaltige Planung und Realisierung haben sich gelohnt: Wenn ein Notruf eingeht, rücken die Feuerwehrfrauen und -männer aus einem Gebäude aus, das mit dem Zertifikat in Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ausgezeichnet wurde. Es ist die erste Feuerwehr, die in der Geschichte der DGNB den Zertifizierungsprozess durchlief.
Fotos:
Rafal Rogalski
www.mrariosa.com
Frank Wagenknecht
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|24)