Umgebaut – Herausgeputzt – Ertüchtigt

Gelungene und behutsame Sanierung eines denkmalgeschützten Stadthauses

In der Maxvorstadt, einem der prächtigsten und an Baudenkmälern reichsten Stadtbezirke Münchens, gibt es einige erhaltene Mietshäuser aus dem 19. Jahrhundert, die baugeschichtlich dem Spätklassizismus oder der Neorenaissance zuzurechnen sind. Eines dieser denkmalgeschützten Wohnhäuser sollte unter weitgehendem Erhalt der Substanz generalsaniert und modernisiert werden: Das Haus Adalbertstraße 31 wurde 1884 von Jakob Freundorfer, seines Zeichens Bautechniker, geplant. Es finden sich noch weitere Wohnhäuser aus den 1870er- und 1880er-Jahren in den alten Stadtvierteln, die von ihm entworfen und gebaut wurden. Bei der Adalbertstraße 31 handelt es sich um ein viergeschossiges Mietshaus, dessen Fassade allein schon ein Blickfang ist: Ihre fünfachsige Gliederung ist vertikal von Hausteinen geprägt. Der Hauseingang ist mittig und über ihm schmückt ein Zierbalkon die Fassade. Im Erdgeschoss befanden sich wohl ursprünglich Läden, in den darüberliegenden Geschossen Wohnungen – wie aus Archivmaterialien zu entnehmen ist, diente das Gebäude allerdings ursprünglich als Schwesternheim.

Das Münchner Architekturbüro Jacob&Spreng war für die Planung und Durchführung der Umbau- und Sanierungsarbeiten zuständig. Die Fassade ist nun nach Fertigstellung völlig originalgetreu belassen und im Grauton neu verputzt worden. Die gereinigten Naturstein Architrave und Gesimse treten etwas dunkler hervor. Ein Zahnfries bildet als Element der horizontalen Gliederung den Abschluss der Fassade zum Dach hin. Der neue außenliegende gläserne Aufzug im Innenhof erschließt die einzelnen Stockwerke. Gemäß der Nutzung als Wohnheim waren die Grundrisse in einzelne kleine Räume, die durch einen Mittelgang zugänglich waren, aufgeteilt. Die Raumaufteilung wurde nun neu – in stetiger enger Abstimmung mit dem Denkmalamt – so organisiert, dass pro Stockwerk je zwei moderne Wohneinheiten mit geräumigen Grundrissen entstanden. Zwischenzeitlich eingesetzte Kunststofffenster wurden durch Sprossenfenster aus Holz ersetzt. Die Böden mit Fischgrät-Eichenparkett oder hochwertigem Steinzeug erneuert. An der nach Süden gelegenen Rückseite des Gebäudes wurden die alten Balkone erhalten und ertüchtigt. Mit Stahlnetzen versehen entsprechen sie den heutigen Sicherheitsstandards. Anstelle des ehemaligen Speichers gibt es unter dem Dach nun eine luxuriöse Loftwohnung mit freigelegten Dachbalken. Eine großzügige Loggia nach Süden lädt bei entsprechenden Temperaturen zum Relaxen im Freien ein.

Der Hinterhof konnte durch einen doppelgeschossigen Quader mit zwei autarken Einheiten nachverdichtet werden. Gemäß dem Ruf des Viertels als ehemaliges Künstlerquartier können diese Räume als Ateliers genutzt werden. Die Nordfassaden dieser Atelierräume sind vollverglast und bieten so das gewünschte Licht in den Arbeitsräumen. Die Kunstakademie ist nur einen Steinwurf entfernt, die Ludwig-Maximilians-Universität ist ebenfalls um die Ecke. Hofseitig wurde mit neuen Grünanlagen und neuem Pflaster ein einladender Innenhof geschaffen. Beide Gebäude sind an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen und verfügen nun über neueste Haustechnik. So wurde zum einen hochwertiger neuer Wohn- und Arbeitsraum im Bestand geschaffen und zum anderen ein Baudenkmal vorbildlich erhalten, saniert und umgestaltet, ohne den ursprünglichen Charakter des Hauses zu verändern.

www.jacobundspreng.de

Fotos:

Jonathan Sage
www.jonathansage.de

(Erschienen in CUBE München 02|19)

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