Spatenstich für neues „Schaufenster der Wissenschaft“

Neubau verbindet Forschung, Lehre und Sammlungswesen unter einem Dach


An der Münchner Schillerstraße 44 wurde der Spatenstich für das neue Department der Geo- und Umweltwissenschaften der LMU München sowie der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns gefeiert. Der Neubau verbindet Forschung, Lehre und Sammlungswesen unter einem Dach und verortet eine wissenschaftliche Disziplin auf repräsentative Weise mitten in der bayerischen Hauptstadt. Mit seiner skulptural gestalteten Natursteinfassade und gläsernen Ausstellungshalle entsteht dabei eine neue, auf Kommunikation und Austausch ausgerichtete städtebauliche Situation. Der Entwurfsgedanke von Gerber Architekten vereint formale und funktionale Stringenz mit einer sinnhaften Ästhetik.
Auf dem zwischen Theresienwiese und Sendlinger Tor gelegenen Wettbewerbsareal werden die bislang auf mehrere Standorte im Münchner Stadtgebiet verteilten Departments der Geo- und Umweltwissenschaften sowie Teile der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns zusammengefasst. Der unweit der Königlichen Anatomie gelegene Neubau reagiert geschickt auf seine komplexe städtebauliche Lage.

Der skulpturale Baukörper schließt sowohl an die Bestandsbebauung im nördlichen Grundstücksbereich an als auch den an der Pettenkoferstraße gelegenen Institutsbau. Er transformiert das ursprünglich vorhandene, geradlinige Blockrandkonzept durch die mäanderartige Form des Neubaus, der eine gläserne, zum Stadtraum hin einsehbare Halle ausbildet. Aus dem Rücksprung des gläsernen Entrées entsteht eine Platzsituation mit einem Übergangsbereich zwischen universitärem und urbanem Raum. Passanten bieten sich von hier aus durch den als ‚Schaufenster der Wissenschaft‘ gestalteten Fassadenbereich Einblicke in die öffentlich zugängliche Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche im Gebäudeinneren.

Der neue Campus vereint die fünf Lehr- und Forschungseinheiten Geologie, Paläontologie und Geobiologie, Mineralogie und Petrologie, Kristallographie sowie Geophysik der LMU mit den geowissenschaftlichen Staatssammlungen unter einem Dach. Das interdisziplinär konzipierte Forschungsgebäude begegnet der Stadt offen und transparent und vermittelt die Geowissenschaften an eine breit gefächerte Öffentlichkeit (Schulklassen, Besucher, Studierende und Wissenschaftler). Der Forschungsbau ist ein Ort für die Präsentation der Sammlungsbestände, für Wechselausstellungen, Workshops, Führungen und Vorträge. Insgesamt stehen den rund 520 Studierenden und 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 1.600 m² Ausstellungsfläche für die verschiedenen öffentlichen Vermittlungsformate ihres Forschungsgegenstandes zur
Verfügung.

Auf einer Nutzfläche von rund 17.000 m² ist ein umfassendes Raumprogramm angeordnet. Dieses umfasst Laborbereiche der Sicherheitsstufe S1 und S2, Büro- und Verwaltungsflächen, Werkstätten für die Gesteinsaufbereitung und Lager für Kristalle und Versteinerungen, eine erschütterungsfreie Mikroskopie, ein Windkanal, eine Bibliothek sowie das „Boom-Lab“, ein 13 Meter hoher Schacht, in dem Vulkan-Eruptionen simuliert werden können. Während sich die Büros nach außen zum Tageslicht orientieren, sind die Werkstätten, die Bibliothek und die großzügig verglasten, tiefen Laborbereiche zur Halle orientiert und machen die verschiedenen Arbeitsbereiche in dem geschossübergreifenden Hallenbereich sichtbar und einsehbar. Das neue Forschungsgebäude hat eine BGF von 32.330 m² und eine BRI von 159.215 m³.

Innen wie außen überzieht ein weiß-grauer Mainsandstein nahtlos den mäanderförmigen Forschungsbau und macht das darin angesiedelte Kernforschungsgebiet, die Geschichte, Entwicklung und Zukunft unseres Planeten, in materieller Form ablesbar. So kommuniziert der Neubau in seiner konsequenten konzeptuellen Gestaltung die Bandbreite, den Anspruch und die Reichweite der Geo- und Umweltwissenschaftlichen Forschung in die Mitte der Gesellschaft und bringt Stadt und Universität in einen lebendigen und direkten Austausch. Den offenen zweiphasigen Wettbewerb, den das Staatliche Bauamt München 2 im Jahr 2017 ausgeschrieben hatte, hat Gerber Architekten 2019 für sich entschieden. 2022 begannen die Abbrucharbeiten in der Schillerstraße, die nach einer intensiven Schadstoffsanierung im Januar 2024 endeten. Die Fertigstellung des neuen Forschungsgebäudes ist für 2029/2030 geplant.