Ganz große Oper – viel mehr Theater?
Ausstellung zu Bühnebauten im europäischen Vergleich
Wie werden Bühnen in der Zukunft aussehen? Welche Gestalt können diese zentralen Orte der kollektiven kulturellen Begegnung haben und welche Angebote müssen Opernhäuser und Theater als Orte des öffentlichen Lebens in Zukunft bieten? Diese Fragen stellte die Ausstellung „Große Oper – viel Theater?“ bereits 2018. In Frankfurt und anderen Städten wurden seither intensive, oft kontroverse Diskussionen um Sanierung oder Neubau von diesen Kulturbauten mit hohem Stellenwert für die Stadtgesellschaft weitergeführt. „Ganz große Oper – viel mehr Theater?“ nimmt den Faden wieder auf, vergleicht die Entwicklungen in verschiedenen Städten und stellt auch zwei aktuelle „Best Practice“-Beispiele vor. Ebenso nimmt die Ausstellung die Standortvarianten für Oper und Schauspiel in Frankfurt am Main in den Blick.
Die Bühnengebäude in Deutschland sind nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg fast allesamt (Teil-) Neubauten der 1950er/60er Jahre. Trotz eines regelmäßigen Bauunterhalts sind die Fassaden der 60 bis 70 Jahre alten Gebäude weit von den heutigen energetischen Standards entfernt. Doch es ist nicht nur die Bausubstanz, die überaltert ist. Das gleiche gilt für die komplexe Bühnenmaschinerie, die Inszenierungen auf mehreren Ebenen mit gebäudehohen Kulissen und komplexen Szenenwechseln überhaupt erst erlaubt. Der dritte Faktor schließlich ist die Haustechnik mit der Elektrizitätsverteilung, dem Brandschutz und vor allem der Belüftung und Klimatisierung: Ohne sie kann ein Saal mit mehreren hundert Gästen nicht genutzt werden. Wenn Ersatzteile oder das Kältemittel für die Anlagen nicht mehr verfügbar sind, sind Aufführungen nicht mehr möglich. Es sind aber nicht nur die gebäude- und bühnentechnischen Aspekte der alten Häuser, die Probleme bereiten. Es ist auch der Zustand der Arbeitsplätze in den Häusern – ob Bühnenwerkstätten oder Einspiel- und Proberäume für die Musiker –, der heutigen Richtlinien nicht mehr entspricht. Nicht zuletzt haben sich auch die Nutzungserwartungen geändert: Nicht nur das klassische Aufführungsprogramm am Abend, sondern ebenso kleine Formate für Studiobühnen, Veranstaltungen auch tagsüber und mehr Angebot für Kinder und Jugendliche gehören dazu.
In Frankfurt wurde im Sommer 2017 eine umfassende Bestandsaufnahme und Bewertung mit einer Machbarkeitsstudie zum Bauzustand der Städtischen Bühnen am Willy-Brandt-Platz vorgestellt. Seither wurden die unterschiedlichen Möglichkeiten und Alternativen – eine Komplettsanierung mit Teilneubauten oder Neubau, Doppelanlage oder einzelne Häuser – und nicht zuletzt Standortalternativen im Stadtgebiet untersucht und diskutiert. Es gab Richtungsentscheidungen der Stadtverordneten: im Januar 2020 den Beschluss zum Neubau statt Sanierung der Bühnen und im Dezember 2023 die Festlegung auf den Willy-Brandt-Platz als Standort der Oper. Im September 2024 wurde beschlossen, ein Grundstück an der Gutleutstraße für einen Interimscampus zu kaufen. Aktuell steht die Entscheidung an, ob ein Grundstück der Frankfurter Sparkasse und der Landesbank Hessen-Thüringen in der Neuen Mainzer Straße als Schauspielstandort für 199 Jahre gepachtet werden soll.
Weil Frankfurt mit der Diskussion über Sanierungs- oder Neubaualternativen keineswegs alleine dasteht, hatte das DAM schon 2018 in der Ausstellung „Große Oper – viel Theater?“ nicht nur die Machbarkeitsstudie zur Frankfurter Doppelanlage vorgestellt, sondern auch einen Überblick zu bemerkenswerten Neubauten oder Sanierungen von Bühnenbauten in den letzten Jahren in Europa gegeben. Im Zentrum der aktuellen Ausstellung „Ganz große Oper – viel mehr Theater?“ stehen die Diskussion seit 2018 und die aktuellen Standortalternativen für die Frankfurter Bühnen. Zudem werden dieses Mal auch paradigmatische Planungen gezeigt. Der Entwicklungsgang zu einigen Projekten wurde aktualisiert, so etwa der Bericht über die Sanierung der Bühnen Köln.
Neu aufgenommen in die Ausstellung wurden drei höchst spannende, aktuelle Planungen: Die Sanierung des Nationaltheaters (mit Oper und Schauspiel) in Mannheim, die Diskussion um die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf und das Projekt eines Werkstättenzentrums am und im Mönchsberg für das Bühnenkonglomerat der Salzburger Festspiele. Die Oper in Kopenhagen wiederum wurde um ein unterirdisches Parkhaus, vor allem aber einen außergewöhnlichen kleinen Stadtpark obenauf ergänzt. Zudem wurde die Projektauswahl um zwei „Best Practice“-Beispiele ergänzt. Beide Bühnenbauten sind sowohl im Zeit- wie im Kostenrahmen geblieben. Die „Isarphilharmonie Gasteig HP8“ (gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner) ist das schöne Beispiel für ein Interim, das viel mehr leistet, als nur eine Spielstätte für die Münchner Philharmoniker auf Zeit zu sein. Der Konzertsaal ist als Anbau an eine ehemalige Transformatorenhalle entstanden, die tagsüber als Stadtbücherei und Ausstellungshaus dient und abends zum Saalfoyer wird.
Die Isarphilharmonie wird vom Münchner Publikum ebenso begeistert aufgenommen wie der Neubau des Volkstheaters München nach einem Entwurf von LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei. Weil das vorherige Haus des Theaters angemietet war, musste der Umzug nach Spielzeitende in den Theaterferien erfolgen. Es klappte, und auch der Kostenrahmen wurde eingehalten. Hier war die Stadt München den ungewöhnlichen Weg eines Bieterverfahrens gegangen. Dafür konnten sich Bauunternehmen zusammen mit einem Architekturbüro bewerben. Von Seiten des Theaters gab es dazu ein gut 1.000 Seiten starkes Lastenheft. Nicht zuletzt ist das Gebäude, das pünktlich zur Spielzeit 2021/22 stand, auch architektonisch bemerkenswert.
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