Operation an Sensibler Stelle

Neubau am ensemblegeschützten St.-Anna-Platz

Mitten im Lehel, an einem der schönsten Plätze Münchens steht ein Neubau, der sich erstaunlich gut in seine Umgebung einfügt. Obwohl das Quartier unter Ensembleschutz steht, war der Vorgängerbau aus den 1950er-Jahren auf dem Eckgrundstück am St. Anna-Platz nicht mehr erhaltungswürdig. An seiner Stelle steht nun das um ein Stockwerk höhere sechsgeschossige Gebäude mit Laden und Galerie im Erdgeschoss und Wohnungen auf den oberen Etagen. Die Architekten Landau Kindelbacher entwarfen das Gebäude im Auftrag von Legat Living. Wie sich denken lässt, brachte eine derartige „Operation“ an einer so sensiblen Stelle einige Herausforderungen mit sich. Hier in dieser innerstädischen Lage einen Kopfbau an einem kleinen Platz zu errichten, der sich in den Kontext einfügt, war eine ziemlich anspruchsvolle Aufgabe. Die Umgebung des Platzes ist geprägt von der prächtigen, im neoromanischen Stil nach Plänen von Gabriel von Seidl erbauten St. Anna-Kirche.

Gemäß den Auflagen des Denkmalamts wurde das Haus dem Umfeld entsprechend gestaltet. Der Bauplatz bietet die in der Innenstadt einmalige Chance, ein nach allen Seiten belichtetes Gebäude mit schönen Ausblicken über die Altstadt zu planen. Es schließt nur an einer Seite an sein Nachbargebäude an – trotzdem ist auch auf dieser Seite noch eine Befensterung möglich – und steht sonst frei. Der Gestaltungsansatz der Architekten war, etwas sehr Zurückhaltendes zu schaffen und mit den Gründerhaus-Zitaten der umgebenden Gebäuden zu spielen. So wurden auch die Fenster, im Sinne einer Neuinterpretation, den Stuckfaschen aus der Gründerzeit nachempfunden und ergeben ein ruhiges Fassadenbild: Klassisch gegliedert und mit einer natursteinverkleideten Sockelzone, einem Mezzaningeschoss und den darüberliegenden Regelgeschossen in Ziegelbauweise. Ein flaches Walmdach mit Dachgauben fügt sich ebenfalls in den Kontext der umgebenden Gebäude ein, wobei die Referenzhöhe die des gegenüberliegenden Gebäudes war. Drei Untergeschosse beherbergen Keller- und Technikräume sowie die Tiefgarage.

Pro Etage gibt es eine Wohnung mit etwa 155 m². Die Maisonettewohnung im Obergeschoss geht über zwei Geschosse und verfügt über eine eingeschnittene Dachterrasse, die von der Straße aus nicht zu sehen ist. Die übrigen Wohnungen haben Balkone oder Loggien auf der Südseite sowie Erker mit Seitenfenstern auf der Ostseite. Die Schlosserarbeiten der Fenster- und Loggiengeländer zitieren mit einem romanischen Rundbogen die Fenster des benachbarten Kirchturms. Im Eingangsbereich sind die im Viertel üblichen Ornamentfliesen verlegt. Für das Treppenhaus mit seiner halbgewendelten Treppe wurde ein spezielles Lichtkonzept entwickelt. Ein flacher Koppelbau an der Westseite zum Nachbarhaus war wie zuvor nötig, damit das dahinterliegende Haus nicht verschattet wird. Mit Bäckerei und Café im Erdgeschoss und der im Koppelbau liegenden Galerie steht das Haus selbstbewusst an seiner Ecke, als hätte es schon immer da gestanden, und bietet hohe Lebensqualität zwischen Altstadt und Englischem Garten.

www.legat-living.de
www.landaukindelbacher.de

(Erschienen in CUBE München 03|20)

Architekten:

Landau + Kindelbacher
www.landaukindelbacher.de

Aluminiumfenster, Fenster Gewerbeeinheit EG:

Bäurle Tore und Elementbau
www.baeurle.com

Schlosserarbeiten (außen, innen):

MME Maschinen- und Metallbau
www.mme-eisfeld.de

Innenausbau Türen:

Gleißner
www.gleissner-gmbh.com

Dach-Spenglerarbeiten:

Traub Haustechnik
www.traub-gruenwald.de

Holz-Alu-Fenster (1. OG bis DG):

Schreinerei Engelbert Wolf
www.wolf-fenster.de

Fotos:

Werner Huthmacher
www.wernerhuthmacher.de

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