Keine Kosmetik
Durch tiefe Eingriffe zum KfW-Effizienzhaus 85 mit einem klaren Pfad zur Klimaneutralität
Sanierung ist eine der wichtigen Aufgaben zeitgenössischer Architektur. Angesichts von Klimakrise und Ressourcenknappheit müssen auch bestehende Gebäude weitergedacht statt ersetzt werden. Denn das heißt: Substanz bewahren und Emissionen senken. Wer im Frankfurter Süden durch Sachsenhausen streift, entdeckt zwischen den Straßen Lettigkautweg und Wendelsweg drei klar gegliederte Wohnhäuser aus dem Jahr 1963, eingebettet in alten Baumbestand, mit Balkonen und Blickachsen ins Freie. Die Gebäude waren seit geraumer Zeit in die Jahre gekommen – nun wurden sie umfassend saniert und dabei behutsam weitergedacht.
Der Auftraggeber, die Gesellschaft Gemeinnütziges Siedlungswerk (GSW) Frankfurt am Main, wünschte sich vom Darmstädter Büro Lang + Volkwein Architekten und Ingenieure eine energetische Erneuerung, die weit über kosmetische Maßnahmen hinausgeht: Das klare Ziel war der Standard KfW-Effizienzhaus 85. Neben der Energieeffizienz sollte die hohe, besondere Qualität der Außenanlage erhalten werden. Die drei Baukörper sind ästhetisch und spannungsvoll im Außenraum angeordnet, was zur hohen Wohnqualität der Ein- bis Zweizimmerwohnungen beiträgt. Dies gilt insbesondere, da alle Wohnungen über Balkone mit Ausblick ins Grüne verfügen. Die Sanierung schloss Eingriffe bis in jede Wohnung ein – inklusive der Fenster, Fassade und Haustechnik. Dabei galt: So wenig abreißen wie nötig, so viel erhalten wie möglich. Die Bestandsfassade wurde nicht ersetzt, sondern ergänzt: Das vorhandene Wärmedämmverbundsystem wurde aufgedoppelt, nur punktuell wurde es entfernt. Damit konnten rund 150 m³ Abfall und Material eingespart werden. Auch bei der Erneuerung der Dächer und Fenster wurde sorgfältig sortiert: Was nicht schadstoffbelastet war, wurde integriert. Die Attikabohlen blieben, ebenso Teile des Estrichs. Bei der Feuerwehrzufahrt kam wiederverwendetes Pflaster zum Einsatz, der größte Teil der Flächen wurde mit Schotterrasen hergestellt.
Innen wie außen zeigt sich die Haltung hinter dem Entwurf: Erhalt statt Ersatz, Reduktion statt Radikalität. Bei der technischen und gestalterischen Umsetzung setzten die Architekten auf einen sensiblen Umgang mit dem Bestand. Die drei Gebäude erhielten neue, individuell abgestimmte Farbtöne, die die Einzelkörper betonen und zugleich ein ästhetisches Ganzes bilden – immer in Bezug zur Landschaft, in die sie eingebettet sind. Trotz technischer Tiefe – Schadstoffsanierung, Wärmepumpen, Solarthermie – bleibt das Entscheidende sichtbar: Die Lebensqualität der Bewohner:innen. Jede Wohnung profitiert von der Sanierung.
Fotos:
Lang + Volkwein Architekten und Ingenieure
(Erschienen in CUBE Frankfurt 02|25)