Gut getarnt
Ein Haus in Weiß wirkt wie ein Einfamilienhaus – beherbergt aber zwei Doppelhaushälften
Das Haus ist weiß, weiß, weiß vom Dach bis zur Grasnarbe: Nahe bei München entstand ein Doppelhaus für zwei Familien. Um die übliche Typografie von Reihenhäusern zu vermeiden, entschieden sich die Bauherren für eine ungewöhnliche Form. Das Doppelhaus ist Ost-West ausgerichtet und die beiden nicht zur Straße ausgerichteten Seitenfassaden weisen die Form eines archetypischen Einfamilienhauses auf: Spitzes Satteldach mit großzügigen Fensteröffnungen. Zwei nebeneinanderliegende Eingangstüren sind das einzige Anzeichen dafür, dass es sich um ein Zweifamilienhaus handelt. Ansonsten erweckt das Gebäude den Anschein eines monolithischen einheitlichen Baukörpers.
Nach außen hin nicht erkennbar, weist die Raumaufteilung im Innern unterschiedliche Grundrisse auf. Die linke der beiden Haushälften hat eine doppelte Unterkellerung, das war die Voraussetzung, um hier einen Pool und einen großzügigen Wellnessbereich im 1. Untergeschoss und ein Geschoss für die Technik im 2. Untergeschoss einzurichten. Die Urheber des Entwurfs, das in München ansässige Architekturbüro Harder Groh, hatten nicht nur die Wünsche der Bauherren zu erfüllen, sondern mussten auch den strengen Auflagen des Bebauungsplans gerecht werden. Nur zwei Geschosse und der Dachaufbau waren unter anderem die Bedingungen, die erfüllt werden mussten, da sich das Haus in der Umgebung einer Wohnsiedlung mit überwiegend spitzgiebligen Einfamilienhäusern befindet. Ziel war es, beiden Haushalten die maximale Abgeschlossenheit zu gewähren, bei gleichzeitiger uneingeschränkter Belichtung durch Sonneneinstrahlung.
Das Haus ist als Stahlbetonkonstruktion mit einem stützunfreien Dachgeschoss konstruiert. Ein weißpigmentierter Putz, der mit Besenstrichtechnik aufgebracht wurde, gibt dem Äußeren eine ungewöhnliche Oberflächenstruktur, die die Fassade interessanter erscheinen lässt. Die westliche Doppelhaushälfte wird wegen des Wärmebedarfs für den Pool mit einer modernen Gasbrennwerttherme mit Brennstoffzelle mit Energie versorgt, wohingegen für die Osthälfte eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ausreichend ist. Die Wohnflächen unterscheiden sich nur geringfügig in der Größe: Die linke Hälfte verfügt über 230 m², die rechte Hälfte ist mit 250 m² etwas größer.
Fotos:
Susan Buth
www.susanbuth.de
(Erschienen in CUBE München 01|21)