Herrschaftlich und in Farbe

Die fertiggestellten Büroräume sind als eine Folge von wohnlichen und zugleich repräsentativen Räumen mit flexibler Nutzung konzipiert.

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Berlin gilt als hartes Pflaster. Stefan F. Höglmaier hatte deshalb bei seiner Suche nach neuen Büroräumen für seine Firma Euroboden eine Etage im zehnten Stock eines brutalistischen Nachkriegsgebäudes im Sinn. Als er dann die Räume im Hochparterre des Palais Egers am Tempelhofer Ufer besichtigte, zögerte er anfangs. Die Pracht der Räume mit Wandvertäfelungen aus dunkler Eiche, Intarsienparkett und vergoldetem Deckenfries erschien ihm zu prestigeträchtig. Auch sah es für den Münchener hier überhaupt nicht nach Berlin aus. Statt Sichtbeton begrüßten den Besucher in den Treppenhäusern Wandverkleidungen aus Carrara-Marmor und Marmorstuck. Das Palais Eger war schon zu seiner Entstehung ein für Berlin ungewöhnliches Haus. Die Brüder Carl und Paul Eger ließen die Stadtvilla mit Blick auf den Landwehrkanal im Jahr 1881 errichten. Mit einem Preis von 300.000 Goldmark war das Gebäude zu jener Zeit nicht nur eines der teuersten Häuser der Stadt, sondern auch ein Unikat in einer Gegend, die von Mietskasernen und Offiziersunterkünften geprägt war. Die beiden Kaufleute wohnten nicht nur in den 17 Zimmer auf zwei übereinanderliegenden Geschossen – sie führten dort auch ihre Produkte vor.

Höglmaier ließ sich von dem noch vollständig erhaltenen Interieur dann doch in den Bann ziehen. In Zusammenarbeit mit dem britischen Architekten David Kohn sowie dem Berliner Büro Nord Studio entwickelte er den Plan, in den herrschaftlichen Räumen Produktivität und Wohnlichkeit wieder zusammen zu bringen. Die fertiggestellten Büroräume sind als eine Folge von wohnlichen und zugleich repräsentativen Räumen mit flexibler Nutzung konzipiert. Der Salon hat nichts von seiner zentralen Rolle eingebüßt. Dort finden nun Abendveranstaltungen statt. Tagsüber kommen die Mitarbeiter in einer gänzlich bürountypischen Atmosphäre zusammen. Bei der Ausstattung finden sich Leuchten von Flos, Möbel von Knoll, Gubi oder Vitra. Diese Hersteller sind alle keine reinen Bürospezialisten, sondern haben ihren Schwerpunkt im Wohnbereich. Ungewöhnlich für den hiesigen Geschmack in der Bürogestaltung ist vor allem der flächige Einsatz von Farbe. In jedem Raum kontrastieren jeweils zwei Wandfarben miteinander, was von Raum zu Raum unterschiedliche Stimmungen erzeugt. In den Bädern wird die Farbgebung regelrecht expressiv. Die Wände sind mit einem bunten Terrazzo verkleidet, gestaltet vom britischen Designer Max Lamb. Im Gegensatz zu einer reinen Rekonstruktion wird der Historie durch den Kontrast mit der Gegenwart das Museale genommen und neues Leben eingehaucht. Alte und neue Gestaltung verstärken sich in ihrer Wirkung sogar gegenseitig. Die Räume sind nicht mehr nur durch die Büronutzung definiert. Für den Immobilien­entwickler ist der Standort auch Showroom, der zeigt, wie sich eine spezifische Bauaufgabe umsetzen lässt.

www.davidkohn.co.uk
www.nord-studio.com

(Erschienen in CUBE Berlin 04|19)

Architekten:

David Kohn
www.davidkohn.co.uk
Nord Studio
www.nord-studio.com

Beleuchtung:

Viabizzuno
www.viabizzuno.com
Flos
www.flos.com
Vitra
www.vitra.com

Möblierung:

Vitra
www.vitra.com
Richard Lampert
www.richard-lampert.de
Thonet
www.thonet.de
Walter Knoll
www.walterknoll.de
Dexion
www.dexion.de
Paustian
www.paustian.com
Desalto
www.desalto.it
Famos
famos-manufaktur.de

Armaturen und Sanitär:

Vola
de.vola.com
Cielo
www.ceramicacielo.it

Terrazzo:

Marmoreal Dzek (Design Max Lamb)
www.dzekdzekdzek.com

Wandfarbe:

Farrow & Ball
www.farrow-ball.com
Keim
www.keim.com

Fotos:

hiepler, brunier
www.hiepler-brunier.de
Will Pryce
www.willpryce.com

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