Forschen am fließenden Gewässer

Neues Wasserbaulabor setzt auf Nachhaltigkeit

Zehntausend Liter Donauwasser pro Sekunde fließen durch einen neunzig Meter langen und bis zu fünfundzwanzig Meter breiten künstlichen Kanal. Ganz ohne Pumpen. Ideale Ausgangsbedingungen, um Wissen über Wasserläufe zu sammeln, auch in Modellversuchen im Maßstab eins zu eins. Und genau das ist im neuen Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur (BOKU) am Brigittenauer Sporn im 20. Bezirk möglich. Forschende können sich hier mit vielfältigen Themen befassen, wovon Hochwasserrisikomanagement, Flussrückbau oder nachhaltige Wasserkraft nur einige sind. Im Angesicht von Starkregen und Überflutungen auf der einen sowie Niedrigwasser und Trockenheit auf der anderen Seite ist das ein hochaktuelles Forschungsgebiet. Die Planung der neuen Außenstelle hat das Büro für integrale Planung ATP Architekten Ingenieure gemeinsam mit iC Consulenten übernommen.

Künftig werden im Wasserbaulabor auf insgesamt 12.300 m² Grundlagen- und angewandte Forschung betrieben. Neben Hörsaal und Seminarraum für rund zweihundert Studierende stehen Sitzungsräume, eine Bibliothek und hundert Büroarbeitsplätze auf den drei Stockwerken des Bürotrakts zur Verfügung. Genutzt werden sie nicht nur von den Instituten der Universität, sondern auch vom Bundesamt für Wasserwirtschaft. Vor allem aber gibt es in dem Neubau verschiedene Labore, darunter zwei Großlaborflächen.

Die Forschung an den Auswirkungen des Klimawandels verbindet die Universität mit gelebter Nachhaltigkeit. Diese spielt auch beim neuen Wasserbaulabor eine große Rolle. Für den Neubau wurde eine Fläche gewählt, auf der ein nicht mehr genutztes Gebäude stand. Es war daher nicht nötig eine neue Fläche in Anspruch zu nehmen. Die Stromerzeugung für den Gebäudebetrieb erfolgt über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und auch die Turbinen und Generatoren im Wasserkraftversuchsstand werden künftig ihren Beitrag leisten. Außen liegender Sonnenschutz, Fassadensystem und Lüftung schützen im Sommer vor Überhitzung. Zudem können die für die Heizperiode genutzten Wärmepumpen reversibel zur Gebäudekühlung eingesetzt werden. Dabei werden Fundament und Betonkörper des Kanals als Wärmequelle beziehungsweise Wärmesenke genutzt. Und nicht zuletzt ist die Außenstelle der BOKU gut an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen und ebenso einfach mit dem Fahrrad zu erreichen. Für die E‑Mobilität stehen zudem Ladestationen zur Verfügung, die sich aus der Photovoltaikanlage speisen. Forschung für die Umwelt heißt eben auch, genau diese Umwelt in alltäglichen Gewohnheiten zu schützen.

www.atp.ag

Fotos:

ATP/Kurt Kuball
www.kurtkuball.com

(Erschienen in CUBE Wien 04|23)