Vom Ende des Affenfelsens
Der Gebäudekomplex besteht aus wie ein Gebirge ansteigenden Volumina, im Osten relativ flach beginnend und im Westen mit einem hohen Wohnturm endend.
Betonburg war noch einer der harmloseren Namen für die Schwanthalerhöhe. „Affenfelsen“ war dann schon etwas herber. Großer Akzeptanz hat sich die „Stadtkrone“ am Schwanthaler Hügel nahe der Theresienwiese noch nie erfreut. Vielleicht ändert sich das jetzt. Erstens, weil der Brutalismus-Bau nach Plänen des großen Münchner Architekten Ernst Maria Lang von 1971 wieder in Mode kommt, zweitens, weil er gerade eine große Revitalisierungsmaßnahme hinter sich hat – zumindest was einen Teil des riesigen Areals anbelangt. Das Karree wird begrenzt von der Schwanthalerstraße im Norden, der Schießstättstraße im Westen, der Gollierstraße im Süden und der Theresienhöhe im Osten.
Die Generalplanung für die Revitalisierung stammt von Allmann Sattler Wappner Architekten und wird von zwei Grundstückseignern gehalten: Der HBB, die zusammen mit RKW Architektur + die Shopping Mall in der südlichen Hälfte des Gebietes instand gesetzt haben, und der Bayerischen Hausbau, die zusammen mit Allmann Sattler Wappner Architekten die nördliche Hälfte (Leistungsphasen 1–5) saniert haben. An der Baustelle, wo einst der Hacker-Pschorr Bierkeller stand, befindet sich derzeit mit der Büroimmobilie Davanto die neue Verwaltungszentrale der Schörghuber Unternehmensgruppe im Bau, die ebenfalls von Allmann Sattler Wappner Architekten geplant wurde. Das Gebäude wird als neuer Stadtbaustein die Ecke zur Theresienwiese hin abrunden.
Im Spätsommer 2019 wurden etwa gleichzeitig die Shopping Mall und der vordere flache Teil des Bereichs der Bayerischen Hausbau fertiggestellt, um den es hier vorwiegend geht: Der Gebäudekomplex besteht aus wie ein Gebirge ansteigenden Volumina, im Osten relativ flach beginnend und im Westen mit einem hohen Wohnturm endend. Auch dieser Block unterteilt sich von Ost nach West zur Schießstättstraße hin in drei Bauabschnitte. An den flacheren vorderen Abschnitt schließt ein Hotel an, das aber noch nicht angegangen wurde, da seine Fassaden-Neugestaltung erst wenige Jahre zurückliegt. Darauf folgt der Wohnturm mit dem Saturn-Markt im Erdgeschoss, der auch noch auf der Warteliste steht. Der Entwurf von Allmann Sattler Wappner sah vor, den Stadtraum wieder so herzustellen, wie er ursprünglich geplant war. Seit den 1970er-Jahren war das gesamte Grundstück stark überformt worden: Ein Biergarten, Anbauten für ein Kaufhaus, dann eine Umwandlung in ein Möbelhaus mit einer Schrägfassade in den 1980er-Jahren. All diese Baumassen wurden zurückgebaut oder anders ausgedrückt: Es wurde Stadtraum zurückerobert, um öffentliche Bereiche zu schaffen. Zudem wurde eine Kante zur Stadt hin abgebaut und durch eine Freitreppe ersetzt. Insgesamt erforderte die Fassadenrenovierung einen höchst aufwendigen und teuren Kraftakt – wie etwa den Rückbau von Dämmungen, bituminösen und asbesthaltigen Baustoffen.
Besonders attraktiv ist die wiederhergestellte Bänderung, die den ursprünglichen Entwurfsgedanken wiedererkennbar macht. Sie umfasst die gesamte Anlage. Die Bänder wurden mit Glasmosaikplatten verkleidet, die nun bei entsprechenden Lichtverhältnissen zu glitzern beginnen. Im Erdgeschoss wurde eine Ladenzone mit Einzelhandelsgeschäften und einem Restaurant wiederhergestellt. Zwischen dieser Nahversorgung und der Shopping Mall gibt es jetzt einen großen Platz als Treffpunkt und Aufenthaltsort. Eine Durchwegung, die zuvor aus teils dunklen tunnelartigen Durchgängen bestand, wurde in helle Gänge umgestaltet. Die Gestaltung der Freianlangen stammt von Topotek 1 Landschaftsarchitekten. Die fünf über den Läden liegenden Stockwerke werden teils von Büros, einer Kita und für Wohnraum genutzt. Dieser Bauabschnitt erstrahlt nun in reinstem Weiß und bietet eine hohe Aufenthaltsqualität.
Fotos:
Brigida González
www.brigidagonzalez.de
(Erschienen in CUBE München 01|21)