18. Internationale Architekturbiennale in Venedig 2023

Kollektiv AKT und Hermann Czech gestalten österreichischen Beitrag


Unter dem Titel Beteiligung planen das Architekturkollektiv AKT und Hermann Czech einen gesellschaftlich wirksamen temporären Umbau des österreichischen Pavillons bei der 18. internationalen Architekturbiennale 2023 in Venedig. Aus insgesamt 18 Bewerbungen wurde ihr Projekt kürzlich von einer Jury zum Sieger gekürt.

Andrea Mayer, Kunst- und Kulturstaatssekretärin: „Ich freue mich, mit AKT und Hermann Czech ein hochqualifiziertes, international vernetztes und generationenübergreifendes Team für die Architekturbiennale 2023 gewonnen zu haben. Das Votum für das Team war einstimmig. Sowohl das innovative und partizipative Konzept, die hohe Qualität des Projektvorschlages, die theoretischen und gestalterischen Ansätze wie auch die konkrete Umsetzungsplanung haben überzeugt. Das Kollektiv AKT und Hermann Czech stellen relevante Zukunftsfragen – in ihrem Projekt arbeiten sie in und mit der Stadt, sie agieren inklusiv und denken Nachhaltigkeit mit. Ich wünsche dem Team eine gute Umsetzung und freue mich auf eine vielversprechende Ausstellung im Jahr 2023.“

Das Konzept
Das Architekturkollektiv AKT und Hermann Czech planen mit ihrem Beitrag nicht nur eine Ausstellung, vielmehr einen gesellschaftlich wirksamen temporären Umbau des österreichischen Pavillons. Im Zentrum dieses architektonischen Eingriffs stehen die Gegensätze öffentlich/privat, zugänglich/nicht zugänglich, gemeinschaftlich/individuell.

Der Pavillon liegt an der nordöstlichen Grenze des Biennale-Areals, den Giardini della Biennale. Der dahinterliegende Stadtteil Sant’Elena ist eines der wenigen noch überwiegend von lokaler Bevölkerung bewohnten Viertel Venedigs. AKT und Hermann Czech brechen durch die historische Grenzmauer und verschieben die Trennung zwischen Biennale und Stadt in den Pavillon. Beteiligung teilt den Pavillon und schließt einen Teil des Gebäudes an den Stadtteil Sant’Elena an. Dieser Bereich ist als öffentlicher Raum zugänglich und steht der Bevölkerung zur Verfügung.

Eine Wand trennt den symmetrischen Pavillon schon im Eingangsbereich in zwei Haupträume. Der östliche Teil samt Hof wird über den neu hergestellten Zugang von Sant’Elena aus erschlossen. Dieser wird den BewohnerInnen und lokalen Initiativen als öffentlicher Versammlungsraum zur Verfügung gestellt. Der westliche Teil bleibt von der Biennale aus zugänglich. Dort werden Sant’Elena, aktuelle Herausforderungen dieses strukturschwächeren Stadtteils, seine Lebenswelt und das Konzept von AKT und Hermann Czech erläutert. Obwohl die jeweils andere Seite nicht direkt erreicht werden kann, sehen und hören die BewohnerInnen Sant’Elenas und die BesucherInnen der Biennale einander; die Anwesenheit der jeweils anderen wird wahrgenommen. Aus Abschottung wird Beteiligung, aus beziehungsloser Trennung wird inhaltliche und räumlich erlebbare Nachbarschaft.

Aus dem Pavillon heraus entsteht durch seinen Umbau wechselseitig ein neues, verdichtetes Verhältnis zwischen Stadt und Biennale. In beiden Teilen findet ein abgestimmtes Veranstaltungsprogramm statt, einerseits von AKT und Hermann Czech geplant, andererseits durch die lokale Bevölkerung initiiert. Ziel der Veranstaltungen auf beiden Seiten des Pavillons ist ein Austausch zwischen StadtbewohnerInnen, Biennale-BesucherInnen und den beteiligten Institutionen und damit eine Zukunftsperspektive für Sant’Elena.

Beteiligung ergänzt den gebauten Eingriff in gesellschaftliche Beziehungen, wie ihn das experimentelle Architekturkollektiv AKT anstrebt, im gemeinsamen Entwurf um den partizipativen und ironischen Architekturbegriff des erfahrenen Architekten Hermann Czech. Der österreichische Biennale-Beitrag 2023 versteht sich in diesem Sinne als generationenübergreifende Annäherung an die Möglichkeiten von Architektur in der gegenwärtigen Gesellschaft, als Dialog sowohl im Denken als auch im Bauen.

Architekturkollektiv AKT: „Die Stadt kommt in den Pavillon, aus Abschottung wird Beteiligung, aus Trennung wird inhaltliche und räumlich erlebbare Nachbarschaft.“

Hermann Czech, Architekt: „Den Hoffmann-Pavillon trennt – wie viele andere in den Giardini – eine Eigenschaft vom Hauptstrom der Moderne: die Symmetrie. Haupt- und Nebenraum wiederholen sich spiegelverkehrt. Dem Inhalt des einen Raums kann ein zweiter gleichrangig gegenübergestellt werden. Gerade diese unmoderne Eigenschaft ermöglicht eine aktuelle räumliche Demonstration: Trennung und Beteiligung.“

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