Spurensuche – der Architekt Fritz Epstein

Ausstellung zeigt Werke des jüdischen Architekten


Im Januar 2024 trat die Enkelin des BDA-Mitglieds Fritz Epstein an den BDA Frankfurt heran. Der Frankfurter BDA-Vorstand veranlasste daraufhin, das noch vorhandene Werk zu sichten und die Geschichte Fritz Epsteins zusammenzutragen. In Zusammenarbeit mit der Kuratorin Susanne Thimm, dem Fotografen Moritz Bernoully und dem Grafiker Elmar Lixenfeld organisiert der Vorstand der BDA-Gruppe Frankfurt die Ausstellung „Spurensuche – Der Architekt Fritz Epstein“ in der BDA-Geschäftsstelle und macht die Persönlichkeit in der „Frankfurt History App“ in Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum sichtbar.Vor dem aktuellen Hintergrund stellte sich die Frage, was passiert, wenn Menschen aufgrund politischer Veränderungen von ihrer beruflichen Tätigkeit ausgeschlossen oder sogar von ihrem Lebensort vertrieben werden. In Architekturbüros gestalten viele Kolleginnen und Kollegen aus allen Nationen, mit unterschiedlicher Herkunft und Religion gemeinsam die gebaute Welt. Diese Diversität ist ein hohes Gut, das nicht durch politische Polarisierung in Gefahr gebracht werden darf. Auf diese Aktualität bezieht sich die Ausstellung, indem sie auf die historischen Geschehnisse um 1933 zurückblickt und sie zum Holocaust-Gedenktag sichtbar macht.

Der Architekt Fritz Epstein (1877–1960) hat in Frankfurt etwa 150 Gebäude geplant, gebaut oder umgebaut und so das damalige Stadtbild stark geprägt. Von gründerzeitlich geprägten Gebäuden führt sein Werk in die Moderne der 1920er und 1930er Jahre – und bricht dort jäh ab. Bedingt vor allem durch Kriegszerstörungen sind heute von seinen Gebäuden nur wenige erhalten. Einige davon sind in der Ausstellung mit ihren baulichen Veränderungen fotografisch dokumentiert. Vielleicht ist den heutigen Besitzern nicht klar, welche Geschichte das Werk hat. Fritz Epstein arbeitete seit Beginn des 20. Jahrhunderts als Architekt. 1909 nahm er u. a. für die Jüdische Gemeinde in Frankfurt einen großen Umbau am Gemeindehaus in der Allerheiligenstraße vor. Er war der Architekt der Familie Rothschild und sanierte die große Synagoge am Börneplatz. Gleichzeitig betätigte er sich aktiv in zahlreichen jüdischen und nicht-jüdischen Verbänden und Organisationen.Er beschrieb sich selbst als Zionisten und zeigte in den 1920er und 1930er Jahren großes fachliches Interesse am „Neuen Bauen“ in Frankfurt und Palästina. Epstein trug so in vielen Aspekten zum intellektuellen, handwerklichen und ästhetischen Austausch bei. Er war bis 1933 Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA). Die Satzung des BDA wurde im Herbst 1933 nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geändert. Der BDA sollte seitdem nur noch aus Mitgliedern „arischer Abstammung“ bestehen.

Fritz Epstein musste 1933 Deutschland verlassen, aber seine Bauten begegnen uns im Alltag Frankfurts. Als Jude wurde Fritz Epstein aus der Bundesliste der Mitglieder „gelöscht“, wie ihm in einem Schreiben des BDA vom 4. Oktober 1933 mitgeteilt wurde. Da lebte er schon nicht mehr in Deutschland. Bereits im Mai 1933 war Epstein nach Tel Aviv geflohen, da sich die Lebenssituation für Jüdinnen und Juden in Deutschland schnell drastisch verschlechtert hatte. Er und seine Familie wurden so zu Flüchtlingen, während viele andere seiner Familienmitglieder von den Nationalsozialisten ermordet wurden. In Tel Aviv arbeitete er ebenfalls als selbständiger Architekt, jedoch weniger erfolgreich und anerkannt als in Frankfurt.Im Jahr 1956 kehrte Epstein nach Deutschland zurück, wo er bis zu seinem Tod 1960 lebte. Fritz Epstein wurde im August 1956 wieder in den BDA aufgenommen.Das Architekturbüro von Fritz Epstein hatte 1933 die Frankfurter Adresse Zeil 81. Im Januar 2019 wurden an seinem Wohnhaus in der Unterlindau 29 von der Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main e.V. die vier Stolpersteine zu Fritz, Margarethe, Werner und Alfred Epstein verlegt.Die Rolle und das Wirken des BDA im Nationalsozialismus wurden durch den BDA Bund in einer Chronik aufgearbeitet. Der BDA hatte 1930 in Frankfurt 41 Mitglieder, davon vermutlich 8 jüdische Kollegen.

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