Sehen und gesehen werden

Bundeskunsthalle präsentiert Schau zu Susan Sontag


Die Autorin, Kritikerin und public intellectual Susan Sontag hat sich zeitlebens intensiv mit den visuellen Medien beschäftigt. Aus der Philosophie und Literaturwissenschaft kommend, erkannte sie hellsichtig den bestimmenden Einfluss der Fotografie in unserer medial geprägten Gesellschaft. Als attraktive Frau selbst ein begehrtes Objekt der Fotograf.innen, nutzte sie die Wirkmacht des Mediums auch für ihre eigene Agenda.

Die Ausstellung „Susan Sontag. Sehen und gesehen werden“, die in der Bundeskunsthalle in Bonn bis zum 28. September zu sehen ist, legt ihren Schwerpunkt auf die Überlegungen zu Fotografie und zeichnet Sontags Theorien und Gedanken dazu nach. Auch ihre Beschäftigung mit queerer Kultur, die Diskriminierung von HIV-Infizierten und ihre eigene Krebserkrankung bleiben nicht unerwähnt. Außerdem wird Sontag in ihrer Rolle als Filmbegeisterte und Regisseurin gezeigt, nicht zuletzt um sie als unabhängige Frau darzustellen, die sich zeitlebens gegen die Gesellschaft aufgelehnt hat.

In ihrem programmatischen Essay One Culture and the New Sensiblity (1965) hatte Sontag die Aufhebung einer Unterscheidung in Hoch- und Populärkultur gefordert und propagierte eine neue Wahrnehmungs- und Erlebnisweise. Zu ihrer Selbstermächtigung als Autorin und Intellektuelle gehörte auch die Auseinandersetzung mit dem Feminismus und der Frage, was es in der heutigen Gesellschaft bedeutet, eine Frau zu sein. Wie ihre Vorbilder Simone de Beauvoir und Hannah Arendt legte Sontag Wert auf eine gleichberechtigte Anerkennung als Denkerin. Ihre Bisexualität machte sie bewusst nicht öffentlich, um so einem Labeling zu entgehen. Ihre eigene Krebserkrankung und die AIDS-Krise schärften ihr Bewusstsein für Diskriminierungen und Schuldzuweisungen mit Hilfe von Metaphern. Die aufklärerische Wirkung von Fotografien erkundete sie auch gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Annie Leibovitz. Als Aktivistin reiste Sontag in zahlreiche Krisenregionen, um politischen Konflikten zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Sehen und gesehen werden sind bei Sontag stets aktive Prozesse des Involviert-Seins.

www.bundeskunsthalle.de