Nachhaltig und kreativ flexibel
Düsseldorfer „Bauwerk des Jahres 2025“ ausgezeichnet
Jährlich prämiert der traditionsreiche Düsseldorfer Architekten- und Ingenieurverein (AIV) das „Bauwerk des Jahres“ aus einer Auswahl von Bauprojekten, die kürzlich in der Landeshauptstadt fertiggestellt wurden. In diesem Jahr fiel das Votum der teilnehmenden Mitglieder auf die nachhaltige Konversion einer historischen Bestandsimmobilie in der Hugo-Viehoff-Straße in unmittelbarer Nähe zum früheren, derzeit in Entwicklung und Konversion begriffenen Großmarkt-Gelände in Derendorf. Das markante, im Jahr 1909 als Milchhof errichtete Bestandsgebäude ist nach diversen Nachnutzungen von Beilmann Architekten aus Bochum und DSK Innenarchitektur aus Düsseldorf zum Unternehmens-Campus Hugo umgebaut und erweitert worden. Die Mediaagentur Unbound Media (ehemals Crossmedia), die sowohl Bauherr als auch einziger Nutzer ist, unterhält am Standort ihren Hauptsitz mit flexiblen Arbeitsplätzen, Team- und Gemeinschaftsbereichen für über 180 Mitarbeitende. Der Vorstand des AIV Düsseldorf hat die Bronzeplakette „Bauwerk des Jahres 2025“ heute im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung vor Ort an die Bauherren übergeben.
157 von 307 AIV-Mitgliedern haben in diesem Jahr an dem Online-Preisverfahren teilgenommen. Dabei konnte zwischen sechs Bauwerken der Shortlist gewählt werden: Neben dem Hugo waren das Geschäftshaus mit Hotel JEP1 am Kö-Bogen (christoph Ingenhoven architects/ ingenhoven associates) sowie das revitalisierte Bürogebäude Levelz in Golzheim (RKW Architektur +) nominiert. Außerdem standen die Neubauten Euref-Campus am Airport Düsseldorf (Euref Consulting Gesellschaft von Architekten und Ingenieure GmbH), One Plaza in Golzheim und die alltours-Unternehmenszentrale an der Rheinpromenade (beide HPP Architekten) zur Wahl. „Sechs hochkarätige gewerbliche Bauten haben es in diesem Jahr auf unsere Shortlist geschafft“ resümiert Christian Kawe, Beisitzer im Vorstand des AIV Düsseldorf, das Abstimmungsergebnis. „Mit dem Hugo am Großmarkt haben die Mitglieder ein Konversionsprojekt prämiert, das alte Bausubstanz ressourcenschonend und klimaneutral als Baustein für eine kreative Arbeitswelt nutzt, die ebenso flexibel wie kooperativ ist.“. Das Bestandsgebäude wurde 1909 von den Düsseldorfer Architekten Richard Krekel und Heinrich Storck auf nahezu quadratischem Grundriss entworfen und zunächst als Milchhof genutzt. Nach Schäden im 2. WK wurde die ursprüngliche Bausubstanz teilweise verändert – etwa die großen Fenster, die bis auf Normalgröße zugemauert wurden. Im Laufe der Zeit diente das Gebäude als Montagehalle, Boardinghaus für den Flughafen Düsseldorf und zuletzt als Obdachlosen-Unterkunft mit 55 Wohneinheiten. 2018 erwarb Crossmedia (heute Unbound Media) das zu dem Zeitpunkt leerstehende Gebäude und startete den umfänglichen Prozess von Sanierung, Transformation und Erweiterung. Damit bildet Hugo zugleich den ersten Baustein für die Konversion des benachbarten Großmarktareals. In naher Zukunft wird hier ein gemischtes Quartier mit Büronutzungen, Gewerbe und Gastronomie sowie einem Schwimmbad und weiteren Freizeitmöglichkeiten entstehen. Mit seinen 180 Mitarbeitenden gibt Hugowichtige Impulse für die kreative und soziale Durchmischung des zukünftigen Quartiers.
Initialidee des Bauherrn und Nutzers war ein innovativer Arbeitsort, der einerseits klimaneutral ist, andererseits aber auch eine markante wie inspirierende Arbeitsund Wohlfühlatmosphäre für den kreativen Workflow bieten soll. So ist dem historischen Bestand die heute bei Bauprojekten gewünschte Kreislauffähigkeit bereits eingeschrieben: Im Laufe der Dekaden seiner Nutzung Immer wieder umgebaut und repariert, besteht das Gebäude aus einer Vielzahl wiederverwerteter Materialien. Diese historische Praxis wurde beim aktuellen Umbau bewusst weiter fortgeschrieben: So zieht sich durch das Gebäude ein unbehandelter Holzbodenaus mind. 100 Jahre alten Dielen, die aus alten Bauernhäusern gerettet und wiederverwertet wurden. Frühere Büromöbel des Unternehmens wurden vom Schreiner wiederverwendet, etwa für Schrankwände. Zudem wurden bestehende Backsteinmauern freigelegt, um im Zusammenspiel mit unbehandeltem, rau belassenem Beton ein harmonisches Gesamtkonzept aus Alt und Neu zu schaffen.
Der historische Charakter des Gebäudes wurde innen wie außen sichtbar erhalten und mit moderner Smart-Building-Technologien kombiniert, die Beleuchtung, Sonnenschutz und die nachhaltige Energieversorgung des Gebäudes steuern.Der Energiebedarf konnte dabei signifikant auf ein Drittel des früheren Verbrauchs reduziert werden, wobei die Energie fast ausschließlich aus eigener Energieproduktion bezogen wird. Ein Dreiklang aus Eisspeicherheizung, Geothermie und Photovoltaik sorgt für eine effiziente Beheizung und Kühlung und deckt zugleich den Strombedarf für beides. Das Interior-Konzept wird durch innovative, flexible Arbeitsräume/-flächen geprägt. Jede der vier Etagen hat einen anderen Grundriss und wurde individuell für fixe oder flexible Arbeitsoptionen gestaltet. Die Gebäudekubatur mit bis zu 4,50 m Deckenhöhe bot optimales Potenzial Höhen auszunutzen und großzügige Open Space Bereiche zu schaffen. Eine Kombination aus Open-Space sowie fünf jeweils farblich monochrom gestalteten „Digitalen Fenstern“ (=akustisch optimierte Hybridräume für Teams Calls oder Rückzugsorte), sieben „Werkstätten“ (=Konferenzräume) und „Lagerfeuern“ (=Besprechungsinseln) verteilen sich über das gesamte Gebäude und bieten jedem Mitarbeitenden den jeweils optimalen Workspace. Zusammen mit Lounge Ecken und Sitztreppen unterbrechen sie bewusst die bürotypische Tisch-an-Tisch- Anmutung. Zugleich ist das Design zukunftsorientiert: Durch flexible Möblierung und Raumeinteilungen mit Akustik-Vorhängen sowie einem intelligenten Lichtkonzept passt es sich unkompliziert wechselnden Arbeitsanforderungen an.
Das Herzstück der Agentur befindet sich auf der ersten Etage: Ein großzügig angelegtes Esszimmer mit Küche und Bar lädt Belegschaft und Gäste zu Tisch oder an die Theke. Das sechs Meter breite Panoramafenster bietet einen erholsamen Blick auf den begrünten Innenhof und die beiden neu hinzugefügten Gebäudeteile – zwei große gläserne Werkstätten, die mir einer lichten Raumhöhe von 4,50 m ganz unterschiedlichen Nutzungen zur Verfügung stehen. Neben dem Esszimmer bieten der Verbindungsbau zu den Werkstätten und der großzügig mit vielen klimaresistenten Bäumen und Sträuchern bepflanzte Innenhof viel Platz für soziale Interaktion – sei es beim Tischtennis, Kickern oder spontanen Grill-Events. Große Fenstergauben in alle vier Himmelsrichtungen sowie eine Terrasse gewähren im Dachgeschoss weite Ausblicke über Düsseldorf.
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