Closer to Nature – Bauen mit Pilz, Baum, Lehm

Ausstellung in der Berlinischen Galerie bis zum 14. Oktober


Architektur und Natur stehen zwangsläufig in Konkurrenz. Angesichts endlicher Ressourcen und eines gleichzeitig stetig wachsenden Raumbedarfs wird diese Tatsache zum Dilemma. Hinzu kommt das Wissen um die enorme Abfall- und Emissionsproduktion im Bauwesen. All das lässt heute nach einem Perspektivwechsel in der Architektur fragen: Kann mit, statt gegen die Natur gebaut werden? Die Ausstellung präsentiert drei Berliner Architekturprojekte: der Experimentalbau MY-CO SPACE (2021, MY-CO-X), ein Entwurf aus dem Wettbewerb zum Ausstellungshaus Futurium (2012, 3. Preis, ludwig.schoenle, heute OLA – Office for Living Architecture) und die Kapelle der Versöhnung an der Bernauer Straße (1996–2000, Reitermann/Sassenroth Architekten mit Lehm Ton Erde Baukunst – Martin Rauch).

Diese Gebäude nutzen die Potentiale von Pilzen,lebenden Bäumen und Lehm. Dadurch gewinnen sie eine ökologische Qualität, aber auch einen völlig neuen Charakter: Die Bauten atmen, wachsen und werden somit selbst lebendig. Diese Eigenschaften bringen zugleich eine überraschende Sinnlichkeit der Architektur mit sich. Sie ermöglicht so ein Raumerlebnis, das die Beziehung zu unserer Umwelt auch körperlich erfahrbar macht – was über das Materielle hinaus nachhaltig wirken kann. In der Ausstellung sind Materialität und Ästhetik des Bauens mit Pilz, Baum und Lehm an raumgreifenden, teils für diesen Zweck neu entwickelten Installationen zu erleben. Daneben erläuternm rund 45 originale Pläne und Skizzen, Fotografien, Renderings, Objekte und Modelle die Entstehung der drei Projekte sowie ihre zugrundeliegenden Ansätze.

Auf den Gebieten der Pilzforschung, der sogenannten Baubotanik und dem modernen Lehmbau sind die hier vorgestellten Planungsgemeinschaften – das Wissenschafts-Kunst-Kollektiv MY-CO-X aus Berlin und das Stuttgarter Office for Living Architecture (OLA) sowie das Team des Vorarlberger Lehmbauexperten Martin Rauch – international anerkannt oder zählen zu deren Vorreitern. Sie eint, dass sie in ihrer Arbeit sowohl Perspektiven verschiedener Disziplinen als auch modernste Technologien mit traditionellen Praktiken zusammenbringen.

Mit dem Ziel, klimafreundlicher zu bauen, schaffen sie neue Verbindungen zwischen der Architektur und deren Außen. So sind Pilz, Baum und Lehm hier nicht allein Baumaterial. Sie sind Partner, von denen die Architekt*innen lernen und die die Gebäude konzeptionell und formal mitbestimmen. Dabei nähern sich Architektur und Natur auf verschiedene Weise an, kooperieren oder verbinden sich miteinander.

www.berlinischegalerie.de