Architektur macht Bewegung

Fotoausstellung in der BDA Galerie bis 10. Oktober


Das Hansaviertel und die beiden Abschnitte der Karl-Marx-Allee sind die Vorzeigeprojekte von Städtebau und Architektur der Nachkriegsmoderne in Berlin. Sie stehen als solche aktuell im Focus eines UNESCO Welterbe-Antrags der Stadt Berlin. Die Ausstellung nimmt einzelne Gebäude in den beiden prominenten Baugebieten ins Visier und verdeutlicht, wie beide städtebaulichen Lösungen in Konkurrenz aber auch in Bezug zueinanderstehen und wie sich das Leben in ihnen heute anfühlt.Die großformatigen Fotografien von Mila Hacke nähern sich den Gebäuden in einer fotografischen Bewegung vom Stadtraum über die Eingänge bis in den Innenraum an.

„Ich wähle exemplarisch in allen Gebieten je eine Wohn- und eine öffentliche Nutzung und fotografiere den Dreiklang aus städtebaulichem Empfang, der Architekturgeste eines Hauses und seiner Eingangssituation. Zusätzlich gibt es eine belebte, von Menschen bewegte, Innenaufnahme. Die Bewegung der fotografischen Inszenierung geht zum Haus hin und in den Eingangsbereich, es handelt sich jedoch weder um den direkten Weg noch um ein fotografisches Zoomen – vielmehr werden die vier Architekturfotos aufwändig fotografisch und als Serie komponiert. Mich interessiert an den unterschiedlichen Architekturen und Eingangssituationen das Spiel mit dem Menschen im Raum. Das erzieherische Moment der Moderne, die großen Ideen, die der Bewohner oder Besucher spüren kann, die Wertigkeit der Architektur, die das Individuum aufwertet und zugleich an die Gemeinschaft erinnert.“Immobil – mobil, dauerhaft – flüchtig, statisch – dynamisch, das sind die wesentlichen Gegensätze zwischen Architektur und Tanz im Verhältnis zu dem, was beide eint und beide sinnlich gestalten: Raum und Zeit.

Von Christine Schmidt mit den Tänzer:innen Josephine Evrard, Roosa Sofia Nirhamo, Frhad Gaafar und Abdullah Hatem konzipierte Tanzinterventionen erkunden spielerisch durch Bewegung die Architektur hinsichtlich ihrer körperlichen Erfahrbarkeit und sinnlichen Qualitäten. Tanz in Beziehung zur Architektur nimmt den Raum auf, spürt in ihn hinein und verleiht ihm tänzerisch Ausdruck. In der Bewegung der Tänzer:innen im Raum, ihren Figuren, ihren Energien und ihren Gefühlen scheint der menschliche Aspekt im architektonisch gestalteten Raum auf. Komplexe Architektur und das, was sie uns heute noch sagt, wird durch die künstlerische Abstraktion verständlich und ihre jeweiligen Spezifika werden sicht- und fühlbar.In dem Ausstellungsprojekt findet Tanz nicht als klassische Aufführung statt, sondern macht sich für das „BDA-Labor“ auf zu einer Architekturerkundung der spielerischen Art, die als Filmcollage und live in einer Führung durch das Hansaviertel erlebbar ist:

Der von Christine Schmidt und Mila Hacke gemeinsam für die Ausstellung produzierte Film ist das kreative filmische Produkt des Dialogs zwischen Tanz und Architektur und lebt von den gemeinsam mit den Tänzer:innen entwickelten performativen Reaktionen.Mila HackeMila HackeGetanzte Exkursion durch das Hansaviertel (Roosa Sofia Nirhamo und Abdullah Hatem)Architektur macht Bewegung – eine getanzte Exkursion durch das Hansaviertel: In einem 90-minütigen Spaziergang durch das Hansaviertel beleben vier Tänzer:innen dessen spezielle Architekturen auf ihre Weise. Aus dem Lesesaal der Hansabibliothek hinaus und wieder zurück: ein Kreis getanzter Reaktionen, Spiegelungen und Kommentare, der von der Literatur zur Architektur und zu den Bewohnern ausgewählter Häuser und ihren Geschichten führt.Das Format „BDA-Labor“ der BDA Galerie Berlin gibt Architekt:innen und architekturnahen Künstler:innen Raum, ihre künstlerischen Positionen zur Architektur einzubringen und neue Bezüge zwischen aktuellen architektonischen und künstlerischen Fragestellungen herzustellen.

„Architektur macht Bewegung“ wird von Constantin von der Mülbe und Tillmann Wagner kuratiert.Die Ausstellung „Architektur macht Bewegung“ wird vom Landesdenkmalamt Berlin im Programm „Bürgerschaftliches Engagement“ und vom BDA Berlin finanziell getragen.Die Exkursion „Architektur macht Bewegung“ ist eine Produktion von FENSTER ZUM OSTEN-shibak sharqi gGmbH und findet im Rahmen von Ortstermin Moabit 2023 – ein Projekt des Kunstvereins Tiergarten e.V. – statt. Sie wird von der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung im Programm „Draussenstadt – Call for Action“ finanziell getragen und von Hansabibliothek „Offen für Kultur“ unterstützt.

Ausstellung

BDA Galerie, Mommsenstraße 64, 10629 Berlin

Eröffnung: Dienstag, 29.08.2023, 19 Uhr

Finissage: Dienstag, 10.10.2023, 19 Uhr

Ausstellungsdauer: 30.08. – 10.10.2023

Getanzte Exkursion durch das Hansaviertel

Hansabibliothek, Altonaerstraße 15, 10557 Berlin

Sonntag, 03.09.2023, 12 u. 14.30 Uhr

Sonntag, 08.10.2023, 14 Uhr

Anmeldung bis 02.09.2023 unter kontakt@offen-fuer-kultur.berlin

Biographische Kurzportraits der ProtagonistinnenMila Hacke

Die 1973 in Berlin geborene Architekturfotografin mit Diplom und MA in Architektur hat sich auf Architekturfotografie spezialisiert und vertritt den Bundesverband Architekturfotografie BVAF e.V. im Deutschen Fotorat. Sie ist engagiert in Vereinen und Netzwerken, vor allem mit ihren eigenen Ausstellungen für die Berliner Baukultur – insbesondere für das ICC und das Architekturerbe der Alliierten. Mila Hackes künstlerisches Forschungsprojekt „Alliierte in Berlin“ zeigt ihr umfassendes Interesse für die Nachkriegsmoderne Berlins. Begleitend zu ihren öffentlich geförderten Ausstellungen arbeitet sie am Online-Architekturführer zum Thema Alliierte in Berlin.

2012 Stipendiatin der Deutschen Akademie Rom Casa Bald, BKM-Auslandsstipendium

2021 Nominierung Annual Photography Prize, Architecture Section

2021 Finalist Luxembourg Art Prize

2020 Nominierung Blauer Bär, Berliner Europa-EhrenamtspreisMitgliedschaften: BVAF, ICOMOS, KENB KulturerbeNetz.Berlin, n-ails Planerinnern Netzwerk, S.T.A.G., Royal Louise e.V.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von milahacke.de zu laden.

Inhalt laden

Christine Schmidt

geboren 1962 in Hannover, Tanzausbildung Lola-Rogge-Schule, Hamburg, Tanzprojekt München und MA Dance Studies, Laban Centre for Movement and Dance, London; tanzte mit diversen freien Kompanien in Belgien, Deutschland und der Schweiz und unterrichtete zeitgenössischen Tanz am Collectif Danse in Lausanne, für das sie auch als Organisatorin der Vorstellungsreihe „Studio Perfos“ arbeitete. Sie choreographierte eigene Stücke unterschiedlicher Länge wie „TRANS“, „Komm herein – geh hinaus“, „Everything I can express“ und zuletzt „Aleppo Swimmingpool“.

Bis 2016 arbeitete sie als Pilatestrainerin und in der Organisation an der fabrikPotsdam. Seit 2017 ist sie Geschäftsführerin der von ihr mit privaten Mitteln gegründeten FENSTER ZUM OSTEN-shibak sharqi gGmbH, die künstlerische und pädagogische Projekte von und mit Tänzer:innen und Choreograph:innen im Exil finanziell fördert und organisatorisch begleitet.

www.bda-berlin.de

Foto: Mila Hacke