CUBE - REAL ESTATE SPECIAL 2023

39 INTERVIEW sind wir firmenintern dazu in der Lage, das umzusetzen. Ansonsten sind wir dabei Allianzen mit unseren Hauptlieferanten zu schmieden, wass dieses Recycling ermöglichen wird. Die Bauwirtschaft hat es zurzeit nicht einfach. Es gibt verschiedene Faktoren, die ihr zusetzen. Das Handwerk sucht dringend Mitarbeiter, wahrscheinlich hält auch Ihr Unternehmen permanent Ausschau nach Nachwuchs. Die Immobilienwirtschaft hat teilweise gerade Leerlauf eingelegt, würde ich sagen. Wie kommen Sie durch diese Zeit? Ich denke, dass wir mit unseren Produkten und Dienstleistungen unseren Kunden ein gutes Angebot machen können. Zum einen, was den Umfang betrifft: Dass wir ein Gewerk anbieten können, das das Bauen für den Kunden sorgenfreier macht. Wir bieten auch die komplette Leistung an; einen vollständigen Mieterausbau mit allen Ausbauleistungen und auch den technischen Gewerken. Das ist das eine. Das andere sind die Antworten auf Fragen zu nachhaltigen Produkten und zum zirkulären Bauen; das sind herausfordernde Themen. 2008 hatten wir bei uns in die Unternehmensvision aufgenommen, dass unsere Produktionen bis 2020 CO₂-neutral und abfallfrei werden. Bei Abfallfreiheit werden wir bis 2024 nur noch ein Prozent auf die Müllhalde schicken müssen. Ich würde also sagen, das Ziel ist so gut wie erreicht. Was die CO₂-Neutralität betrifft, mussten wir erkennen, dass alle Energie-Einsparbemühungen, nicht dazu führen, dass wir in den Produktionen diese CO₂-Neutralität erreichen. Wo ist der Hemmschuh? Wo wird es dann exorbitant? Der Hemmschuh ist, dass es nicht sein kann, dass wir heute das Material aus der Erde holen, das zu einem Produkt verarbeiten, es für eine kurze Zeit nutzen und dann wieder in der Erde vergraben. Das kann nicht die Lösung sein. Das wird zum einem nicht unserer Umwelt gerecht werden. Zum anderen werden wir nicht demRessourcenbedarf, den wir jetzt schon haben und der bei steigender Weltbevölkerung immer größer wird, gerecht. Ihren Aussagen lässt sich entnehmen, dass das wirkliche Bewusstsein imUnternehmen seit langer Zeit verankert ist. Das Ganze kostet auch Geld, was vielleicht ein auf Rendite getrimmtes Unternehmen nicht so zur Verfügung stellen würde. Glauben Sie, dass, wenn das Gewissen nicht da ist, eine rechtliche Regelung dafür sorgen muss? Das ist schon im Gang. Ich habe es vorhin kurz erwähnt, das Thema ESG oder EU-Taxonomie, wird uns dazu mehr oder weniger verpflichten, diese Überlegungen anzustellen und auch Tat und Wahrheit in die Umsetzung zu bringen. Wenn Sie heute ein Projekt entwickeln und eine Bankenfinanzierung aufsetzen, dann kommen Sie um das Thema nicht herum. Unabhängig davon, wenn Sie heute ein Gebäude bauen und diese Nachhaltigkeitskriterien nicht berücksichtigen, dann werden Sie in 10 oder 20 Jahren ein unattraktives Gebäude haben und wenige Mieter finden, die dort einziehen wollen. Ich gehe davon aus, dass es speziell im Bürosektor ein Überangebot geben wird und man sich Standorte und Büroimmobilien aussuchen kann, die diese Kriterien der Nachhaltigkeit umfänglich erfüllen. Hören Sie das gesamte Interview, das hier als Auszug abgedruckt ist, als Podcast. Hierfür den QR-Code scannen. CUBE: Zirkuläres Bauen ist ein wichtiges Thema. Welche Strategie verfolgt das Unternehmen Lindner hier, wie auch in Bezug auf Nachhaltigkeit? Heinrich Büchner: Wir beschäftigen uns tatsächlich schon seit gut 30 Jahren mit der Thematik nachhaltiges Bauen und auch gesundes Bauen. Das Unternehmen legt den Fokus darauf, die Umweltbelastung im Bauprozess zu minimieren und durch geschlossene Materialkreisläufe und Vermeidung von Abfällen weniger Ressourcen zu verbrauchen. Wie trägt Ihr Unternehmen dem Thema, das die Bauwelt derzeit sehr bewegt, bei Neuentwicklungen Rechnung? Ein Großteil unserer neuen Produktinnovationen zielen auch auf die Nachhaltigkeit ab. Das hängt einfach damit zusammen, dass wir uns bei den neuen Produkten, auch im Produktdesign, diese Fragen bereits stellen. Der erste Punkt in unserer Philosophie ist die Wertschätzung eines Produktes, sprich, wir wollen es möglichst lange in dieser Nutzungsphase halten. Dazu muss es richtig konzipiert sein und auch eine gewisse Flexibilität aufweisen, wenn ich jetzt an Ausbauprodukte denke. Das ist die erste Stufe. Die zweite Stufe bedeutet, dass wenn es an Ort und Stelle nicht mehr genutzt oder verwendet werden kann, es an einer anderen Stelle wiederverwendet werden kann. Die dritte Stufe beinhaltet, dass ich ein Produkt aufarbeiten kann, wenn es Gebrauchsspuren hat, damit es wiederverwendet werden kann. Wir haben einige Produkte, die wir werkseitig aufarbeiten und dem Kunden mit einer Werksgarantie wieder neu zur Verfügung stellen. Der Kunde bekommt ein Produkt, das einem neuen Produkt technisch, bauphysikalisch absolut gleichwertig ist und einen CO₂-Fußabdruck aufweist, der bei nur 30 Prozent gegenüber Neuprodukten liegt. Wenn all das nicht zum Ziel führt, dann ist die Lösung die stoffliche Verwertung des Produktes. Bei einigen Produkten Heinrich Büchner Heinrich Büchner ist Managing Director der Lindner SE. Von der Ausbildung zum Technischen Zeichner bis hin zum Vorstand – so könnte man kurz den Erfolgsweg Heinrich Büchners in den letzten 47 Jahren bei Lindner skizzieren. Hierzu gehören verschiedene Stationen im Unternehmen, u. a. der Aufbau neuer Geschäftsbereiche und Märkte sowie die Leitung des Kerngeschäfts in Deutschland. Seit fast 30 Jahren setzt sich Heinrich Büchner für Nachhaltigkeit imUnternehmen und in der Baubranche ein. Im Fokus stehen für ihn vor allem die stetige Optimierung hin zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft sowohl in der Produktion als auch auf der Baustelle genauso wie die Weiterentwicklung neuer Geschäftsmodelle passend zum zirkulären Bauen. SEIT 30 JAHREN UNSER THEMA Lindner legt den Fokus auf nachhaltigen Bauprozess

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