CUBE - REAL ESTATE SPECIAL 2023

37 INTERVIEW flächendeckend geltend sind, sondern dass immer wieder mit den lokalen Baubehörden verhandelt werden muss und die Zulassung immer wieder neu erteilt werden muss. Es wäre ein riesiger Vorteil für uns und unsere Kollegen, wenn die Baugenehmigungen typengerecht für ganz Deutschland gelten würden. Dann könnten wir sicherlich erheblich dazu beitragen um den Wohnungsbau, speziell den sozialen Wohnungsbau in Deutschland voranzubringen. Etwa 38 bis 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen stammen aus der Bau- und Gebäudewirtschaft. Inwiefern sparen Sie CO2? Ein interessantes Thema. Modulbau gibt es sowohl in Stahlbauweise, in Holzbauweise oder in hybrider Bauweise. Betrachten wir der Einfachheit halber zunächst den Stahlmodulbau, der sicherlich am weitesten verbreitet ist. Man kann sagen, dass die Embedded Carbon Emissions, die Treibhausemissionen über die Lebensdauer des Produktes, immodularen Bauen rund 73 Prozent niedriger sind als bei der konventionellen Bauerstellung. Das ist also ein riesiger Vorteil. Dazu kommt, dass die Energiebedarfe, um unsere Gebäude zu erstellen, in den letzten Jahren immer weiter gesunken sind. Woran liegt das? Zum einen ist es so, dass wir heutzutage wesentlich bessere Stahlsorten verwenden als noch vor zehn Jahren. Allein dadurch werden die Gewichte, die wir verwenden, also die Materialien, die wir einsetzen, wesentlich günstiger hergestellt. Zum anderen sind unsere Module imWesentlichen voll recyclingfähig. Wenn also mit Blick auf die Lebensdauer eines Gebäudes 96 Prozent voll recycelt werden können, wie bei unseren Bauten, ist das natürlich ein riesiger Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Bauweise. Herkömmliche Gebäude werden in der Regel abgerissen und unsere Gebäude werden demontiert. Unsere Modulbauten haben noch den Vorteil, dass sie nach einer ersten Lebensdauer in der Vermietung oder im Verkauf jederzeit mehrfach für andere Gebäude eingesetzt werden können. Bei der Ausführung haben wir bisher vor allemüber modularen Stahlbau gesprochen. Sie erwähnten aber auch Beton oder Holz. Es gibt sicherlich andere serielle Bauformen: Nah an der konventionellen Bautechnik sind Betonmodule. Diese haben den Vorteil, dass man schneller liefern kann; sie haben allerdings die Nachteile, die sich aus dem Bauen aus Beton ergeben: im Bereich der CO2-Emissionen und auch im Bereich der Entsorgung. Dann gibt es Module, die aus Holz hergestellt werden. Sie sind in Deutschland inzwischen sehr beliebt für Kindergärten, teilweise auch für Schulen. Und dann gibt es die Stahlmodule, die wir für am nachhaltigsten halten, weil Stahl komplett recycelt werden kann. Außerdem gibt es Mischformen. Diese werden beispielsweise gerne im Mietbereich eingesetzt, wo man mit Stahlrahmen und mit Holzwänden arbeitet. All diese Bauweisen haben im Prinzip eines gemeinsam: Sie sind wesentlich schneller herzustellen, sparen dadurch Energie und haben dann praktisch im Second Life oder im Abbau spezifische Unterschiede. Der Modulbau, sprich vorbereitet bauen, möglichst alles imWerk herstellen und nicht vor Ort, hat eben große Vorteile im Bereich Kosten und im Bereich des Termindrucks. Herr Müller, wir danken Ihnen für das Gespräch. CUBE: Bei welchen Schritten wird im Modulbau besonders viel Zeit und Geld gespart und warum? Dietmar Müller: Bei einem modularen Bauwerk kann man wichtige Arbeitsschritte parallel ausführen. Wir können zum Beispiel modulare Bauten herstellen, während gleichzeitig auf den eigentlichen Aufstellungsflächen, den Baustellen, die Bauvorbereitung schon parallel abläuft. Wir können also Gebäude weitestgehend vorbauen. Das machen wir alles im Werk. Im gleichen Zeitraum kann ein geeigneter anderer Unternehmer oder Subunternehmer dafür sorgen, dass die Anschlüsse gelegt, die Fundamente hergestellt und die Bauflächen vernünftig vorbereitet werden. Man kann also parallel arbeiten. Außerdem können wir unsere modularen Bauten imWerk schon zu 80 bis 84 Prozent ausrüsten und haben dann später auf der Baustelle wesentlich kürzere Fertigstellungszeiten. Schneller, kostengünstiger, effizienter: Sind Modulbauten damit auch ein Rezept gegen Wohnungsnot? Wohnungsbau ist nicht unbedingt unser Geschäftsfeld, aber wenn man den „normalen“ und sozialen Wohnungsbau betrachtet, lassen sich natürlich durch die weitestgehende Vorfertigung und dadurch, dass man sich wirklich auf Standard-Bautypen konzentriert, Kosten und Zeiten erheblich reduzieren. Eines der Probleme in Deutschland ist zurzeit, dass die Baugenehmigungen für Module einfach noch nicht Dietmar Müller Die Algeco GmbH mit Sitz im baden-wür t temberg ischen Kehl ist einer der führenden Anbieter für modulare Raumlösungen mit 15 Standorten bundesweit. Algeco gehört zur Modulaire Group, die an rund 150 Standorten in mehr als 20 Ländern präsent ist. Dietmar Müller ist seit 2020 Geschäftsführer von Algeco Deutschland und Managing Director für die DACH-Region und Slowenien. Der Maschinenbauingenieur befasste sich zunächst mit Industrieklimasystemen und beschäftigt sich inzwischen mit Industrial Rental. EFFIZIENT UND NACHHALTIG Modulare Bauweise bietet im Vergleich zu herkömmlicher Technik einige Vorteile

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