CUBE - REAL ESTATE SPECIAL 2023

31 INTERVIEW Wir kommen noch später zu der Frage der Förderung, der Passierung. Aber es ist natürlich schon mal ein spannender Aspekt, dass auch aus Frankreich so eine Welle zu uns schwappt. Wird denn Holz Ihrer Meinung nach der neue Beton? Das ist eine gute Frage. Holz kann viel. Es ist ein beliebtes und ein leicht zu verarbeitendes Baumaterial. Und Holz ist ein nachhaltiges Baumaterial. Bei einem unserer Referenzprojekte, bei demwir sehr stolz sind, teilgenommen zu haben, demHaus auf Stelzen in Regensburg, einemWohnkomplex mit 33 Einheiten, wurden 700 Kubikmeter Holz verarbeitet und hierbei größtenteils auf alternative Materialien verzichtet. Da ist natürlich eine große Nachhaltigkeit gegeben. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, den wir nicht produzieren müssen, sondern der sich in der Natur ergibt. Alleine auf der bayerischenWaldfläche, die wir zur Verfügung haben, bekommen wir einen Kubikmeter Holz pro Sekunde als nachwachsenden Rohstoff von der Natur geschenkt. Wenn wir mit dieser natürlichen Ressource verantwortungsvoll umgehen, schaffen wir es, dass der Gesamtholzbedarf für einen Wohnkomplex aus 33 Einheiten – bezogen auf 700 Kubikmeter Holz – innerhalb von 12 Minuten tatsächlich aus der Natur kommt, ohne dass wir den eigentlichen Holzbestand reduziert haben. Und das ist natürlich eine Situation, die können wir im Bereich Beton nicht finden. Eine starke Entwicklung der Nachfrage nach Holz könnte aber natürlich irgendwann auch zu Engpässen führen. Ja, und das hatten wir bereits. Sie könnte dann natürlich auch zu preislichen, disruptiven Strukturen führen. Das ist der Worst Case bei uns in der Branche, das möchte ich nicht wieder erleben. Und ich appelliere da auch immer an die Kollegen in der Gesamtindustrie Holz, dass wir hier bedächtig und verantwortungsvoll damit umgehen, weil wir da auf Dauer dem Holzwerkstoff einfach unrecht tun. Jetzt geht es voran, aber es könnte natürlich noch schneller gehen. Was sind denn Ihrer Meinung nach die Hemmnisse und Bremsklötze in der rasanten Entwicklung des Holzbaus? Das haben Sie eigentlich schon ganz treffend formuliert: Es ist eine rasante Entwicklung. Von daher geht es schon deutlich mit größeren Schritten vorwärts, als vielleicht in den vergangenen zehn Jahren. In den vergangenen drei bis vier Jahren ist da einiges passiert, das Umdenken sowie die baukonjunkturelle Entwicklung für die nächsten Jahre sind da. Wir sehen es an denWohnungsbaugenehmigungen und an den fertiggestellten Wohnungseinheiten, die nach unten gegangen sind. Das sehe ich durchaus auch als Trendindikator für die nächsten anderthalb Jahre. Und dem entgegenstehend ist eigentlich die Konjunktur für den Holzbau gestiegen. Der Anteil an der Bautätigkeit mit Holz ist gestiegen, entgegen der baukonjunkturellen Schwächephase. Gibt es noch gesetzliche Vorgaben und Regelungen, die Ihrer Meinung nach noch verbessert werden oder gelockert werden sollen? Es ist vieles imWandel. Hören Sie das gesamte Interview, das hier als Auszug abgedruckt ist, als Podcast. Hierfür den QR-Code scannen. CUBE: Ihr Produkt Holz ist aktuell in der Bauwirtschaft besonders en vogue. Nimmt die Relevanz weiter zu? Eric Erdmann: Ja, und zwar deutlich. Was sind Ihres Erachtens die Treiber der Entwicklung? Die Treiber sind letztendlich vielschichtig. Auf der einen Seite sind es die Architekten und Projektgeber, die sich immer mehr der Ökologie zuschreiben und auch nachhaltige Objekte in die Welt setzen möchten sowie sich im Städteentwicklungsbild auch mit einem ökologischen Grundgedanken verfestigen wollen. Und auf der anderen Seite sind dies durchaus auch die rechtlichen Veränderungen in diesem Bereich. Das schwappt vor allem aus Frankreich rüber. In Frankreich, wo wir auch aktiv sind, gibt es gewisse Gesetzesinitiativen, die auf diesen ökologischen Grundgedanken aufsetzen. Mit der RE2020 wird dieser CO2-Fußabdruck mittlerweile sogar rechtlich reguliert. Ich denke, in den nächsten Jahren wird das auch in Deutschland eine Rolle spielen. Kurze Zwischenfrage, RE2020, was verbirgt sich dahinter? Letztendlich handelt es sich um eine Gesetzesinitiative vonseiten des französischen Staates. Hierbei wird der ökologische Fußabdruck eines jeden Bauwerks gemessen und letztendlich auch ein gewisses Ökoscoring an die Bauwerke vergeben. Und je ökologischer die Entstehung des Gesamtprojektes ist, umso mehr wird gefördert oder umso weniger Steuern werden darauf bezahlt. Folglich werden alle Produkte, die bei einemObjekt verwendet werden, gescored. Und am Ende wird das Gesamtprojekt, das Gesamtbauwerk, mit einem Punktesystem überprüft, ob es ökologisch nachhaltig errichtet wurde oder nicht. Eric Erdmann Geschäftsführer | CMO des Unternehmens Mocopinus Die Mocopinus GmbH & Co. KG ist eines der führenden Industriehobelwerke Europas. Über 300 Beschäftigte fertigen Vollholzprofile für Fassade, Wand, Decke sowie Terrassensysteme für den Garten. Eine eigene Lackfabrik mit spezialisiertem Lacklabor kreiert innovative Anstriche für die Bearbeitung naturbelassener Hölzer. Zudem betreibt das Traditionsunternehmen Deutschlands größte Beflammungsanlage zur Karbonisierung von Holz. Mocopinus verwendet vorwiegend Hölzer aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Der tief verankerte ökologische Leitgedanke zeigt sich im EMAS-Zertifikat für geprüftes Umweltmanagement, welches Mocopinus als erstes Hobelwerk Europas erhielt. WIRD HOLZ DER NEUE BETON? Eine starke Erhöhung der Nachfrage hat zu einer rasanten Entwicklung im Holzbau geführt

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