CUBE Wien · 01|22

01|22 Das Wiener Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart WOHNGEBÄUDE Fast ein Glashaus – Wie selbstverständlich passen sich die Räume der Hanglage an INNENARCHITEKTUR Edel in Braun und Beige – Material und Formen zitieren in einem Penthouse die 1970er-Jahre GARTEN UND LANDSCHAFT Klassischer Outdoor-Allrounder – Gartenmöbel aus zertifiziertem Teakholz KUNST UND KULTUR Viva Venezia! – Die Erfindung Venedigs im 19. Jahrhundert www.cube-magazin.at © KiTO photography – Michael Baumgartner Garten und Landschaft Spezial

MEHR VOM BAD, MEHR VOM LEBEN Mehr Stauraum dank in der Wand integriertem Siphon. Unsichtbarer Stauraum dank versteckter Nischenablagebox. Platzsparender Spiegelschrank, eingelassen in die Vorwand. Lupenreine Sauber- keit dank TurboFlush Technologie. Frische Luft durch die DuoFresh Geruchsabsaugung. Den Alltag zu optimieren, ist simpel. Zumindest mit einem Bad von Geberit. Die attraktiven Besonderheiten gewähren zahl- reiche Vorzüge wie deutlich mehr Platz, lupenreine Sauberkeit, maximalen Komfort, zeitloses Design und absolute Barrierefreiheit. Kurz gesagt: Man hat mehr vom Leben. Erfahre mehr auf: www.geberit.at/bad

3 FAST EIN GLASHAUS – Wie selbstverständlich passen sich die Räume der Hanglage an 4 AUFFÄLLIG UNAUFFÄLLIG – Einheitliche Oberflächen schenken einem exponierten Haus Zurückhaltung 6 MÄRCHENHAFT MIT SPEZIALEFFEKT – Bühnenreife Ideen verwandeln eine Villa der Jahrhundertwende 10 VOMBETRIEBSGEBÄUDE ZUM LOFT – Ein desolater Bau wird zum großzügigenWohnraum auf drei Ebenen 16 GESCHÜTZTE TRANSPARENZ – Sichtachsen unterstreichen die Verbindung von innen und außen 18 DOPPELTE HANGLAGE – Harmonisch fügt sich ein Wohnhaus ein 20 SANIERT UND ERGÄNZT – Im alten Glanz erstrahlt ein Jugendstilgebäude mit neuemDachgeschossausbau 22 STADT, LAND, FLUSS – Mit flexibler Wohnraumgestaltung werden unterschiedliche Ansprüche erfüllt 24 GLEICHUND DOCH BESSER –Mit der Sanierung wurden die alten Vorzüge eines Gründerzeitbaus wiederbelebt 28 FÜRALLES GESORGT – Smarthome-Funktionen übernehmen lästige Alltagspflichten in einemMehrfamilienhaus 30 MITEINANDER ÜBER ZEIT UND RAUM – Der Mensch bleibt im Mittelpunkt bei der Revitalisierung 32 EINKAUFEN AUF ZEIT – Temporäre Supermarktfiliale versorgt die ersten BewohnerInnen der Seestadt 34 DIE ZEIT ÜBERDAUERT – Stilechtes Design und Mobiliar wecken Träume aus dem vorletzten Jahrhundert 36 EDEL IN BRAUN UND BEIGE – Material und Formen zitieren in einem Penthouse die 1970er-Jahre 38 WOHNEN IM MOMENT – Wo der Raum sich durch seine Nutzung definiert 40 INNENWIE AUSSEN VORBEREITET – Platz für neues Wohnen bietet eine ehemalige Hofschuhfabrikation 43 KLASSISCHER OUTDOOR-ALLROUNDER – Gartenmöbel aus Teakholz machen bei jedemWetter eine gute Figur 46 LÄSSIGER LOUNGER –Weil der Urheber des Acapulco Chairs unbekannt ist, konnte man ihm nie gratulieren 48 ALLESHÄNGTMIT ALLEMZUSAMMEN –Was Dachbegrünungen in Städten gegen die Klimakrise leisten können 50 SCHLICHTE SCHÖNHEIT – In Balance zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft 52 AUTHENTISCHBIS INS LETZTE DETAIL –Nach zehn Jahren erhielt das japanische Restaurant Mochi ein Redesign 55 VIVA VENEZIA! – Die Erfindung Venedigs im 19. Jahrhundert 56 KAROLINE UND KASIMIR – Noli me tangere 58 IMPRESSUM 62 Wohngebäude Öffentliche Gebäude Gewerbliche Bauten Innenarchitektur Garten und Landschaft Spezial Möbelklassiker Design aus Wien Restauranttipp Kunst und Kultur Impressum Wie selbstverständlich passen sich die Räume der Hanglage an – Seite 4. Stilechtes Design und Mobiliar wecken Träume aus dem vorletzten Jahrhundert – Seite 36. Gartenmöbel aus zertifiziertem Teakholz machen bei jedem Wetter eine gute Figur – Seite 46. INHALT

4 lugende Giebel zeigt, dass viel Glas eingesetzt wurde, um natürliches Licht in den Innenraum zu lenken. Noch deutlicher wird dies auf der anderen Giebelseite, die zum Garten und dem daran anschließenden See liegt. Sie ist vollflächig verglast, ebenso wie die Brüstung des Balkons, der sich über die gesamte Hausbreite zieht. Nichts versperrt hier die Aussicht. Fast nichts. Denn im Sommer schützen windfeste Sonnensegel vor dem Balkon die Räume dahinter vor zu Eine Hanglage bestimmt immer, wie gebaut wird? Mitnichten. Die Topografie mag ein wichtiger Entwurfsaspekt sein, aber bei weitem nicht der einzige. Und überhaupt: Nicht alle Häuser in Hanglagen sind gleich geplant. Eingraben, auskragen lassen, anpassen – es gibt zahllose Möglichkeiten, mit einer Grundstücksneigung umzugehen. Formann ² Puschmann Architekten wählten für die leichte Hanglage eines Seegrundstücks die Anordnung auf verschiedenen Ebenen. Mit der Split-Level-Bauweise nutzten sie die topografischen Vorgaben, um die Räume und Funktionsbereiche zu ordnen. Vermittelnde Ebene zwischen den zwei Hauptgeschossen ist die Eingangszone. Sie trennt die Schlafzimmer von den Wohnräumen. Am Carport, der als Pufferzone und Eingangsbereich dient, lässt sich das verwendete Material ablesen: Beton, Holz und Glas. Wobei die Sichtbetonscheibe der Seitenwand lediglich als Verweis auf die Nutzung des Materials für die unter dem Erdniveau liegenden Bauteile dienen kann. Alles darüber wurde in Holzriegelbauweise errichtet. Bereits der über demCarport hervorWOHNGEBÄUDE FAST EIN GLASHAUS Fotos: KiTO photography – Michael Baumgartner Wie selbstverständlich passen sich die Räume der Hanglage an

5 unterstützt von mit Lodenstoff verkleideten Schiebetüren. Viel Stauraum versteckt sich in Einbauschränken, die sich durch ihre Kombination aus gekalktem Eichenholz und weißen Lackoberflächen dezent zurücknehmen. Einmal mehr unterstreicht die Architektur damit den Ausblick. www.f2p.at starker Sonneneinstrahlung. Im Erdgeschoss übernehmen diese Aufgabe semitransparente Textilmembranen. Wenige, dafür ausgewählte Materialien bestimmen auch die Gestaltung der Innenräume. Der Liftschacht, der im Stiegenhaus alle Ebenen barrierefrei erschließt, ist mit Lärchenholzlatten verkleidet, die den Farbton der vorvergrauten Holzleisten der Erdgeschossfassade und der Schindeln aufnehmen, die sich über Dach und Obergeschoss ziehen. Robustes Eichenholz umrahmt die Fensterscheiben und findet sich als Boden weiß gekalkt in den oberen Räumen, während in der Eingangszone und im Erdgeschoss Natursteinböden imRömischen Verband verlegt wurden. Hier sorgt eine schallabsorbierende Putzdecke für eine angenehme Akustik, WOHNGEBÄUDE

6 Ein Grundstück am See zu bebauen, stellt immer eine besondere Herausforderung dar. Nicht wegen der unverbaubaren Aussicht, die wie von selbst die Ausrichtung des künftigen Gebäudes vorgibt. Vielmehr, weil die Erwartungshaltung gegenüber einemHaus am See größer ist, zumal wenn es eine Uferpromenade gibt. Die Wechselwirkung zwischen Gebäude und Umgebung wird dann von den AnwohnerInnen und der Gemeinde kritischer bewertet. Dies war einer der Gründe, warum ein privater Bauherr für sein Seegrundstück einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben hatte. Mit ihrem Entwurf für die exponierte Lage an der Uferpromenade konnten F2 Architekten überzeugen. Der fast schon schlichte Baukörper scheint mit seinen hellen, einheitlichen Oberflächen trotz seiner Größe zurückhaltend. Ein Geheimnis der Ausstrahlung dieses Gebäudes ist das Oberflächenmaterial Dekton, das für die hinterlüftete Fassade ebenso wie für Böden und Möbel verwendet wurde. Dekton besteht ausschließlich aus natürlichenMineralien. Diese werden unter hohem Druck komprimiert und WOHNGEBÄUDE AUFFÄLLIG UNAUFFÄLLIG Fotos: Schmid Baugruppe Holding GmbH Einheitliche Oberflächen schenken einem exponierten Haus Zurückhaltung

7 Den starken Bezug von innen und außen unterstreicht die Farbgebung. Vertikale Fassadenelemente sind im selben Sandton gehalten wie die Terrasse und die Böden im Erdgeschoss. Lediglich Materialstärke und Plattengröße unterscheiden sich. Für das Auge ist dies allerdings ebenso unsichtbar wie die Aufhängung mittels an der Rückseite angebrachter Agraffen. Die einheitliche Materialität wird maximal durch die Fenster oder die Holzböden der Schlafräume unterbrochen. Selbst die Einbauten wirken wie aus einemGuss. Hier zeigt sich einmal mehr die Liebe zumDetail verbinden sich in einem Sinterprozess bei über tausend Grad Celsius dauerhaft zu einer ultrakompakten Oberfläche. „Der architekturaffine Bauherr hat uns auf dieses robuste und zugleich pflegeleichte Material aufmerksam gemacht“, erzählt Architekt Christian Frömel. In strahlendemWeiß ziert es die horizontalen Elemente des Gebäudes und ebenso das Brüstungsband, mit dem das Gelände eingefasst ist. Neugierige Blicke von der Uferpromenade aus werden so verhindert, während aus dem Innenraum der Blick auf den See dennoch frei ist. WOHNGEBÄUDE

8 an der Kante der Fassadenplatte abperlt oder verdunstet. Es war also nicht nur eine rein ästhetische Entscheidung, mit genau diesemMaterial ein zeitlos modernes Wohnhaus einzuhüllen und auszustatten. Vielmehr zeigt sich, dass sich damit beständige Architektur gestalten lässt. (Beteiligte Gewerke siehe S. 61) www.f2-architekten.at www.cosentino.com/de-at/ aller Beteiligten. Fast nahtlos steht die Kücheninsel da, wozu die auf Gehrung gesägten Eckverbindungen beitragen. Lediglich die Schalterleiste bricht aus dem Block hervor. Als wäre die Glaswand zur Terrasse nicht vorhanden, schiebt sich ein halbhohes Möbel zwischen Wohn- und Essbereich ins Freie. Dort scheint es den Innenraum zu spiegeln: Auch hier gibt es einenWohn- und einen Essbereich, auch hier endet das Möbel mit einem Kamin. Und alles im immer gleichen Material, das Hitze ebenso widersteht wie UV-Strahlen oder verschiedenen mechanischen und chemischen Einwirkungen. Logisch und konsequent erscheint es daher, dass sogar die Zuwegung aus Dekton erstellt wurde. Und selbst die Attika kommt ohne schützendes Abschlussblech aus, da das Regenwasser auch WOHNGEBÄUDE

Das gute Licht. bega.com /zuhause

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11 MÄRCHENHAFT MIT SPEZIALEFFEKT Bühnenreife Ideen verwandeln eine Villa der Jahrhundertwende Fotos: Hertha Hurnaus

12 Die Begeisterung für den Heimatstil führte zu zahlreichen Bauten, die heute mehr an Märchen erinnern als an ihre tatsächliche Entstehungszeit um 1900. Hübsch anzusehen, aber für moderne Wohnzwecke trotz ihrer imposanten Größe nicht unbedingt geeignet. Eines dieser romantischen Gebäude erweckte das Architekturbüro SWAP für eine Baufamilie aus dem Dornröschenschlaf. Der neue Sommersitz der Familie öffnet sich nun zum von Landschaftsplanerin Maria Auböck gestalteten Garten, bekam einen großzügigeren Grundriss im Erdgeschoss und ein ausgebautes Dachgeschoss. Nun dringt viel Licht hinein und die Verbindung nach draußen wird durch vielfältige Blickbezüge sichtbar. Mit Hingabe wurde verändert und verbessert, was ging, und erhalten, was erhaltenswert war. An der Fassade mit ihren typischen Schmuckelementen durfte nichts verändert werden. Lediglich mit sanften, naturnahen Farben und Materialien wurde sie aufgefrischt und aufgewertet. Auffällig wird die Veränderung an der Rückansicht, wo sich das Haus nun mit einer großen Terrasse öffnet, die direkt in den Pool übergeht. ImDach liegen Atelierfenster, als wäre das immer schon so gewesen. Dabei sind auch sie neu, bringen Tageslicht und Ausblick unter das zuvor kaum genutzte Dach. Auch wenn die Dachfläche keine Photovoltaik zuließ und es keine Garage gibt, ist WOHNGEBÄUDE

13 Setzstufen das Kinderzimmer oder die Galerie. Wobei beide noch zusätzlich über das Stiegenhaus erreichbar sind. Wie die Kippstiege hat auch die hydraulisch höhenverstellbaren Tische im Erdgeschoss ein Bühnenbildner gebaut. Fußboden, Liege, Couchtisch, Anrichte oder Esstisch lassen sich damit zaubern. Und mit einem Mittelstück entsteht sogar eine 5m lange Tafel. Die liegt dann zum Teil drinnen, zum Teil draußen. Die räumlichen Dimensionen lösen sich scheinbar auf, wie sich über einen Luftraum oben mit unten verbindet. Fast wie imMärchen eben – und doch alles für künftige Elektromobilität vorbereitet. Es sind die Kleinigkeiten, die bei diesemUmbau überraschen. Besonders unter dem Dach, dessen Nutzung die ursprüngliche Wohnfläche fast verdoppelt. „Wir sind sehr sorgsammit dem Bestand umgegangen. Insgesamt mussten wir so nur 80m³ Holz neu verbauen“, erklärt Architekt Christoph Falkner. Wie im Märchen verschwimmen die Orte, verbindet sich oben mit unten, innen mit außen. Eine Kippstiege neigt sich mit einem leichten Handgriff mal nach links, mal nach rechts und erschließt mit ihren gleich hohen Tritt- und WOHNGEBÄUDE

14 umgebaute Realität, die mit einer Separationstoilette, einer geplanten Biokläranlage für den Pool und dem barrierefreien Bad im Erdgeschoss auch die Zukunft mit einbezieht. Auch an jedem Ende eines Märchens geht es immer noch weiter. (Beteiligte Gewerke siehe S. 61) architektur.swap-zt.com WOHNGEBÄUDE Wohnfläche: 300 m² Grundstücksgröße: 664 m² Bauzeit: 2019–2020 Bauweise: Mauerwerk und Holzkonstruktion mit Zellulosedämmung Energiekonzept: Heizung mit erneuerbarer Energie aus Fernwärme Erdgeschoss Obergeschoss Schnitt

16 struktion statisch zu realisieren und gestalterisch einzupassen. Die sichtbaren Stahlspanngurte und Eckverbindungen wurden eigens für dieses Loft entworfen. Gestalterisch eher roh gehalten, zeigen sich die Oberflächen der verwendetenMaterialien ganz im kühlen Stil von Industriegebäuden. Anders als diese umgibt die Wohnräume eine wärmende Hülle mit neuer Dämmung für Dach und Fassade – gerade bei der Sanierung eines Bestandsgebäudes ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Alte Industriegebäude üben eine fast unerklärliche Anziehung auf Architekturinteressierte aus. Die Fantasie galoppiert mühelos über marode Fassaden, eingeschlagene Fensterscheiben und dunkle Innenräume hinweg, schafft großzügige Lofts mit einer urbanenWohnqualität und helle, lichtdurchflutete Räume. Alles nur Gedankenspiele? Mitnichten, wie ein altes Wirtschaftsgebäude einmal mehr beweist. Den desolaten Bestandsbau hat das Architekturbüro Megatabs grundlegend verwandelt. Aus verwinkelten Räumen wurde ein Loft, das diesen Namen wahrlich verdient. Einfache, aus der Industrie entlehnte Materialien wie etwa Beton als Bodenbelag unterstreichen diesen Gestaltungsansatz. In die mit roten Ziegeln verklinkerte Fassade wurden speziell entworfene und handgefertigte Stahlsprossenfenster eingesetzt. Zwar in kleine Rechtecke unterteilt, fällt durch die insgesamt großen Fensterflächen viel Licht in den Innenraum. Tatsächlich ist hier Einzahl angebracht. Denn aus der verwinkelten Fläche ist auf jeder der drei Ebenen ein großer Raum entstanden. Es bedurfte einiger Überlegungen, diese KonWOHNGEBÄUDE VOM BETRIEBSGEBÄUDE ZUM LOFT Ein desolater Bau wird zum großzügigen Wohnraum auf drei Ebenen Fotos: Jenni Koller

17 für Kunstausstellungen genutzt werden kann. Sie finden rund um das vertikale Möbel statt, mit einem extra darauf abgestimmten Lichtkonzept. (Beteiligte Gewerke siehe S. 61) www.megatabs.com Ganz stimmt es freilich nicht, dass es nur drei Räume gibt. Denn wie ein multifunktionales Möbel schiebt sich ein Kubus vertikal durch das Gebäude und nimmt in jeder Ebene unterschiedliche Funktionsbereiche auf. Bad und Küche liegen hier, aber auch die Bibliothek, von der aus sich das gesamte Obergeschoss überschauen lässt. „Was uns bei der Auswahl der Materialien besonders gereizt hat, war einen Kontrast zwischen dem eleganten, schlichten schwarzen Kleid aus Eichenholz und dem feurigen, grünen italienischen Marmor zu schaffen. Er macht es aufregend und verleiht demGanzen eine gewisse Raffinesse“, beschreibt Architekt Daniel Hora. Weitere Innenausbauten gibt es nicht, weil sie einfach nicht nötig sind und den Charakter des freien, offenenWohnens nur stören würden. Zudem steht so viel freie Fläche zur Verfügung, die WOHNGEBÄUDE

18 auf die Funktion hinter der Fassade hin. Denn hier liegen die Schlafräume und das Bad. Doch das Spiel mit den Gegensätzen zeigt sich auch hier. Beispielsweise, wenn sich der Luftraum am Ende der gemeinsam genutzten Galeriefläche bis hinunter in den Wohn- und Essbereich öffnet, während sich der Blick durch die lockere Lattung vor der verglasten Giebelwand im Garten In einer gewachsenen Umgebung zu bauen, bedeutet immer auch, demVorhandenen etwas hinzuzufügen. Altes und Neues treten automatisch in eine Beziehung. Umso mehr, wenn das neue Gebäude an einer Ecke steht, damit einen Punkt markiert und gleich in mehrere Richtungen wirkt. Wie stark darf das Neue auffallen, sich von seiner Umgebung abheben? Oder soll es doch besser zurückhaltend, fast unsichtbar seinen Platz einnehmen? Moser und Hager Architekten haben einem gewachsenen, heterogenen Wohngebiet an genau so einem Eckpunkt ein neues Haus hinzugefügt, das den Innen- mit demAußenraum verwebt, sich transparent gibt und doch Rückzugsräume für die Familie bietet. Der Kontrast aus Offenheit und Rückzug zieht sich durch die gesamte Gestaltung und wird schon von außen sichtbar. Einem Siedlungshaus nachempfunden, legt sich das Obergeschoss mit seinem Satteldach schützend über das transparente Erdgeschoss, kragt im Süden aus und bildet einen geschützten Außenraum. Mit seiner Fassade aus lasierten Holzlatten signalisiert der obere Hausbereich Geborgenheit und deutet zudem WOHNGEBÄUDE GESCHÜTZTE TRANSPARENZ Sichtachsen unterstreichen die Verbindung von innen und außen Fotos: Weissenseer Holz-System-Bau/Andrea Payer Moser

19 des Obergeschosses vomWohn- und Essbereich trennt. Dieser zentrale Ort vermittelt Weite, auch weil er sich über seine gesamte Breite zumGarten hin öffnet und einmal mehr innen und außen miteinander verwebt. www.moserundhager.at verliert. Sichtbar zeigen sich die konstruktiven Elemente des Holzriegelbaus, der auf einer Fundamentplatte aus Stahlbeton errichtet wurde. Selbst die Untersicht der Holztramdecke wurde unbehandelt belassen. Der Bezug zumGarten wird bereits am Eingang hergestellt, wo sich eine Sichtachse einmal längs durch das Erdgeschoss öffnet. Der Blick folgt wie selbstverständlich den Trägern und Pfetten, die die Längsausrichtung markieren, und geht vorbei an einem von drei Seiten gefassten Innenhof. Dieser unterbricht die regelmäßige Struktur des Rechtecks, der eigentlichen Grundrissform. Einmal mehr verschwimmen die Grenzen von innen und außen mit diesem kleinen Innenhof, der die Anordnung der Räume strukturiert sowie im Erdgeschoss die Eingangszone und Erschließung WOHNGEBÄUDE

20 durch großzügige private Freiräume in Form von Terrassen und Balkonen. Gartenseitig eröffnet die zweite Hanglage weitere Freiräume mit Gartenanteilen im Erdgeschoss, die durch die höhenversetzten Baukörper ein Plus an Privatheit bieten. So gehören Terrassen, Balkone und Garten wie selbstverständlich zumWohnraum hinzu und verbinden die Vorzüge eines Einfamilienhauses mit denen vonMehrfamilienhäusern. Wenngleich sich die beiden Baukörper von außen wie eineiige Zwillinge gleichen, gilt dies nicht Nachverdichtung, zumal mit einem Mehrparteienhaus in einer Umgebung aus Einfamilienhäusern und Kleingärten, verläuft nicht immer harmonisch. Es sei denn, der Neubau ist ein Gewinn für die Nachbarschaft, weil das brachliegende Grundstück verwildert ist und damit auch nicht zur restlichen Bebauung passt. Genau solch ein Grundstück fanden opu Architekten in Ottakring vor. Auf zwei Seiten abschüssig war allein schon die Topografie eine planerische Herausforderung. Hinzu kam, dass ein adäquater Maßstab gefunden werden musste, um den Neubau in die gewachsene Umgebung harmonisch einzufügen. Die Lösung besteht aus zwei Baukörpern, die sich um ein halbes Geschoss zueinander verschieben. Eine gläserne Fuge verbindet die beiden in eine silbergraue Lärchenholzschalung gehüllten Gebäudeteile und markiert zugleich die Erschließungszone für alle zehn Wohneinheiten. Straßenseitig folgt der Höhenverlauf des Gebäudes der Hanglage. Die teilweise zurückspringenden Obergeschosse sowie Vorsprünge unterstreichen diese Linienführung. Zudem ergeben sich hierWOHNGEBÄUDE DOPPELTE HANGLAGE Fotos: tschinkersten fotografie Harmonisch fügt sich ein Wohnhaus zwischen Einfamilienhäuser und Kleingärten ein

21 die raumhohen Schränke mit ihren schlichten weißen Fronten dürfen sich die künftigen BewohnerInnen freuen. Hier zeigt sich, wie gute Planung bis ins Detail reicht und den Alltag von vornherein erleichtert. Und sei es auch nur, weil neben Licht und Luft für ausreichend Stauraum gesorgt wurde. www.opu-architekten.com für die Innenräume. Keine Raumfolge wiederholt sich, die Zimmeraufteilungen sind in jeder Wohnung unterschiedlich. Gemeinsamkeiten gibt es lediglich in der grundsätzlichen Idee großzügiger Wohn-Essbereiche sowie weiter Ausblicke durch die großzügigen Verglasungen, die teilweise raumhoch und über Eck verlaufen. Zur Grundausstattung aller Wohneinheiten gehören Parkett aus Mooreiche und Türen aus Eichenholz. Auch haben die Architekten zahlreiche Einbauten gleich mitgeplant, wozu Küchen- und Badmöbel gehören. Vor allem über WOHNGEBÄUDE

22 den beiden Ladenlokalen, deren große Werbetafeln den historischen Charakter aufnehmen. Sie säumen das mittig sitzende Portal, dem wenige Stufen eine gewisse Erhabenheit schenken. Dass nicht alles nur Fassade ist oder war, wird im Vestibül mit seinen Marmorplatten an den Wänden sichtbar. Jedoch nicht um Prunk, um behutsame Sanierung geht es hier. Gute Architektur übersteht Jahrhunderte, selbst wenn sich der Zeitgeschmack zwischendurch ändert. So verwundert es nicht, dass Bauwerke von Architekten wie Alexander Neumann immer noch als Schmuckstücke gelten. Der Glanz mag ab sein, doch mit Erhaltungswillen und Feingefühl bei der Sanierung lässt er sich wieder herausarbeiten. Selbst wenn die Fassade, wie bei dem denkmalgeschützten Gebäude in der Porzellangasse, stark gelitten hatte. Dafür konnte sich das mit der Sanierung beauftragte Architekturbüro p.good über eine sehr gut erhaltene Substanz im Inneren freuen, die mit alter Handwerkskunst aufgearbeitet wurde. Behutsam wurde auch der Dachausbau vorgenommen, den sich die Eigentümerin, die Privatstiftung PUBA, als Ergänzung wünschte. Die Fassade zeugt heute wieder von der fast schon mathematisch anmutenden Proportionslehre, die für die Gestaltung in der Zeit um 1900 vorherrschend war. Im Raster akkurat angeordnet, verteilen sich die originalen, mit Leinölfarbe aufgearbeiteten Fenster. Passend dazu ergibt sich die Ordnung in der Erdgeschosszone mit WOHNGEBÄUDE SANIERT UND ERGÄNZT Fotos: Bruno Klomfar In altem Glanz erstrahlt ein Jugendstilgebäude mit neuem Dachgeschossausbau

23 geschoss des Hofhauses. Sie erhielten auf den Eckrisaliten Terrassen, von denen der Blick über ganz Wien reicht – fast so weit wie von der neuen Dachterrasse, die zu einer der Atelierwohnungen des Vorderhauses gehört. www.pgood.at Als Doppeltrakter gebaut, gibt es zwischen den Geschossen des unterkellerten Vorderhauses und des mit Souterrain und Hochparterre gebauten Hofhauses einen Niveauunterschied. Der wird immittig gelegenen Stiegenhaus sichtbar. Bei der Sanierung wurde der alte Aufzug durch einen in Stahl gefassten gläsernen Lift ersetzt, der jetzt alle Wohnungen barrierefrei erschließt. Behutsame Erneuerung geht mit der ebenso umsichtigen Aufarbeitung der Substanz einher. So wurden in einem ersten Bauabschnitt vier Wohnungen saniert, die seit der Errichtung des Hauses kaum verändert worden waren. Parkett und Fliesen, Verglasungen und Fenster sowie die Türen wurden aufgearbeitet. Lediglich die Bäder wurden komplett erneuert. Neu sind auch die beiden Wohnungen im nun ausgebauten DachWOHNGEBÄUDE

24 WOHNGEBÄUDE

25 Ruhig und idyllisch am Land leben oder doch lieber in der Stadt mit ihremAngebot an Kultur, Bildung und Vergnügungen wohnen? Eine Frage, die sich immer mal wieder auftut. Sei es, weil der Eintritt in eine andere Lebensphase ansteht oder beispielsweise die räumliche Entfernung zur Arbeitsstelle aufgrund der Digitalisierung keine so große Rolle mehr spielt. Gut, wenn die Entscheidung nicht auf ein Entweder-oder hinausläuft, sondern der Wohnraum im Grünen und zugleich im urbanen Umfeld liegt. In Liesing etwa. Dort haben Josef Weichenberger Architects Wohnraum geschaffen, der durch seine Lage zwischen Liesingbach und dem Bahnhof Liesing beide Welten verbindet. Die Freiflächen sind charakteristisch ausgestaltet: Leicht zueinander verdreht fächern sich die Eckbalkone auf, großzügige Verglasungen eröffnen einen weiten Blick ins Grüne. C-förmige Betonbauteile schmiegen sich schützend um die Balkone an den Längsseiten des Gebäudekomplexes. Sie wehren unerwünschte Einblicke und Windböen gleichermaßen ab. Loggien und Gärten ergänzen das Angebot an privaten WOHNGEBÄUDE STADT, LAND, FLUSS Fotos: Leo Fellinger Mit flexibler Wohnraumgestaltung werden unterschiedliche Ansprüche erfüllt

26 orientieren sich einige speziell an den Bedürfnissen älterer Menschen. Die Grundrisse aller 47 bis 142m² großen Wohnungen lassen sich mit minimalemAufwand individualisieren. Das zeigt, dass hier Wohnungen gebaut wurden, die nicht nur grün gelegen, sondern durch ihre Flexibilität auch zukunftsfähig sind. www.weichenberger.at Freiflächen. Der L-förmig von den beiden Gebäudeteilen eingefasste Hof steht mit Mietergärten und Kinderspielplätzen zudem als Grünfläche zur Verfügung. Gemeinschaftsfördernd wirken breite Gänge, die in helle Atrien führen, Terrassenflächen für alle und nicht zuletzt das im Erdgeschoss gelegene Kino. Eine stilistische Verbindung zur historischen Nachbarbebauung bildet die Ziegelfassade, die die Erdgeschosszone und die zurückspringenden Penthouses hervorhebt. Auch die sieben in das Gebäude integrierte Townhouses sind damit gekennzeichnet. Diese zweigeschossigen Reihenhäuser verfügen über Gärten, einen direkten Zugang zu den privaten Garagenplätzen und Bonusflächen im Untergeschoss. Von den 160 Wohneinheiten mit zwei bis fünf Zimmern WOHNGEBÄUDE

Ab sofort schreibt Molto Luce seine Stories auch in Farbe. Leuchten in kuratierten Creative Colours bedeuten noch mehr Gestaltungsfreiheit. www.moltoluce.com COLOURFUL LIGHT. COLOURFUL LIFE. PENDELLEUCHTE RIDE RING UND LOG 50. CREATIVE COLOURS

28 den. Der neuen Nutzung kommt die Flexibilität der ursprünglichen Raumaufteilung zugute. Die Flächen können einfach in Großraum- und Einzelbüros oder Lounges verwandelt werden. Die für die Büronutzung notwendige Infrastruktur wie IT-Anschlüsse und Klimatisierung sind diskret an der Mittelwand verlegt. Abseits des innerstädtischen Trubels, über den Büroetagen, liegen im vierten Ober- und im Dachgeschoss unterschiedlich groß geschnittene Wohnungen. Wenngleich modernisiert und zeitgemäß saniert, erinnern doch einzelne Elemente wie Flügeltüren, Kastenfenster und Fischgrätparkett an die Entstehungszeit des Hauses. Wiener Prachtbauten aus der Gründerzeit lassen noch immer die Herzen höher schlagen, von Einheimischen wie von Gästen. Schon darum lohnt es sich, diese architektonischen Schmuckstücke zu erhalten – ganz abgesehen von den ohnehin vorhandenen Vorgaben des Denkmalschutzes. Jüngst hat sich das Architekturbüro Plov in Zusammenarbeit mit dem Architekten Benno Wutzl in der Inneren Stadt an die Sanierung eines dieser Häuser gemacht. Über Eck gelegen hat das Gebäude gleich zwei repräsentative Fassaden, die es zu sanieren galt. Dies und die Instandsetzung des Daches waren rein äußerlich die Hauptaufgaben, die Vorbeiflanierenden wohl als Erstes auffallen werden. Im neuen Glanz erstrahlt aber nicht nur das Äußere des fünfgeschossigen Gebäudes, das im Erdgeschoss Gewerbeflächen und Büros beherbergt. Auch innen wurde einiges verändert. Zwischendecken und nichttragendeWände mussten weichen. Zum Vorschein kamen Stuckelemente und Deckenornamente, die freigelegt und restauriert wurden. Durch den Rückbau konnten die alten Gründerzeitgrundrisse wiederbelebt werWOHNGEBÄUDE GLEICH UND DOCH BESSER Fotos: Andreas Buchberger Mit der Sanierung wurden die alten Vorzüge eines Gründerzeitbaus wiederbelebt

29 länder und Verzierungen zur geforderten neuen Fluchtwegorientierung. Wie ein roter Faden zieht sich die Kombination alter und neuer Vorzüge durch das gesamte Projekt und lässt eine neue Einheit entstehen. (Beteiligte Gewerke siehe S. 61) www.plov.at Bei der Revitalisierung des Dachgeschosses entstanden Terrassen, die den Blick über die Dächer Wiens, hin zum Ringturm und zum Stephansdom freigeben. Zugeständnisse an moderne Wohngewohnheiten, die demKomfort dienen und doch das große Ganze, die historische Substanz, stets berücksichtigen. So auch im Stiegenhaus und den allgemein zugänglichen Hausbereichen. Die möglichst originalgetreue Sanierung wurde hier um notwendige Einbauten ergänzt. Neu fügt sich hier zu alt, moderne Beleuchtung zu restauriertem Stuck, historische GeWOHNGEBÄUDE

30 Aus der Ferne die Heizung an- oder abschalten, die Rollläden gehen ferngesteuert zu einer voreingestellten Zeit runter und das Licht stellt sich automatisch auf die optimale Helligkeit ein. Vieles, was vor noch gar nicht allzu langer Zeit als Zukunftsmusik galt, wird vielleicht bald Standard sein. Noch aber finden sich Smarthomefunktionen eher in avantgardistischen Gebäuden. Wie etwa in dem von Gerner Gerner Plus im Siebten. Hier wurde imAuftrag vonWALTER IMMOBILIEN einiges umgesetzt, was denWohnenden den Alltag erleichtern wird. Bereits die helle hinterlüftete Fassade aus Tonziegeln ist mit einer der technischen Finessen des Hauses bestückt. Denn die Pflanzkästen, die die kleinen straßenseitigen Balkone begrenzen, werden automatisch bewässert und lassen die Kräuter auch ohne grünen Daumen gedeihen. Als Erleichterung imAlltag dürfen auch die Paketfächer im Eingangsbereich gesehen werden, die den kontaktlosen Empfang und die einfache Retoure von Paketen ermöglichen. Kontaktlos funktioniert auch das digitale Schwarze Brett, über das Neuigkeiten schnell verbreitet werden WOHNGEBÄUDE FÜR ALLES GESORGT Fotos: WALTER IMMOBILIEN; Matthias Raiger Smarthome-Funktionen übernehmen lästige Alltagspflichten in einem Mehrfamilienhaus

31 zu können. Wie warm oder kalt es draußen tatsächlich ist, lässt sich einfach im Freien überprüfen. Denn zu jeder Wohneinheit gehört ein eigener Freiraum in Form von Terrasse, Balkon oder Garten. Und auch der Kinderspielraum, der neben Geschäftslokal und Fahrradraum im Erdgeschoss untergebracht ist, verfügt über einen eigenen kleinen Lichthof mit grüner Bepflanzung. www.gernergernerplus.com www.walter-immo.com können. Nicht nur aufgrund solcher Funktionen avanciert das Stiegenhaus zur Visitenkarte des Gebäudes, sondern auch und vor allem aufgrund seiner Gestaltung. Als Grundton wird die Farbgebung der Fassade in unterschiedlichen Details wie den gemusterten Setzstufen weiterentwickelt. Kontrastierend wirkt das Geländer aus rohem Schwarzstahl, das mit einemHandlauf aus hellem Eichenholz abschließt. Was im Stiegenhaus angedeutet wird, setzt sich in denWohnräumen fort – mit Tischlerküchen in allen und Einbauschränken in den beidenMaisonettewohnungen unter dem Dach. Das Smarthomesystem sieht hier vor, dass sich Licht, Beschattung, Heizung, Klimaanlage und sogar die Türklingel über eine App steuern lassen. Eine Wetterstation amDach liefert individuelle Daten, um das Raumklima auf Wunsch an die Außentemperatur anpassen WOHNGEBÄUDE

32 können. Auch die Zimmer mit insgesamt 169 Betten wurden grundlegend renoviert und neu gestaltet. Bei den gesamten Sanierungsmaßnahmen wurden einerseits die Bedürfnisse der PatientInnen, der Schwestern und des Personals berücksichtigt. Andererseits konnte der über unterschiedliche Epochen gewachsenen Architektur des Gebäudes eine einheitliche Formensprache gegeben werden. So wurden Epochen und Bauteile gleichermaßen verbunden, beispielsweise mit der Im Gesundheitswesen sollte der Mensch im Mittelpunkt stehen. Bestenfalls gehen medizinische Versorgung und menschliche Pflege dabei Hand in Hand, so wie es imHartmannspital seit rund 150 Jahren geschieht. Über diesen langen Zeitraum hat sich viel verändert, immer wieder kamen neue Bauteile hinzu. Im Zuge einer Erweiterung und Sanierung, die das Architects Collective über mehrere Jahre durchgeführt hat, wurde aus dem Gebäudekomplex eine Einheit, die jetzt unter dem Namen Franziskus Spital Margareten firmiert. Gleich geblieben ist der Anspruch, ganzheitliche Pflege und Zuwendungsmedizin anzubieten. Von der Fürsorge der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe, deren Kloster in das Ensemble integriert ist, profitieren vor allem ältere Menschen. „Da wir bei laufendem Betrieb saniert haben, mussten wir besonders auf die hygienischen Vorgaben des Krankenhausbetriebs achten“, erklärt Architekt Kurt Sattler die Herausforderung. Die bereits bestehenden Räumlichkeiten für Allgemeinchirurgie und Innere Medizin wurden erweitert, um das Leistungsangebot ausbauen zu ÖFFENTLICHE GEBÄUDE MITEINANDER ÜBER ZEIT UND RAUM Der Mensch bleibt im Mittelpunkt bei der Revitalisierung des Hartmannspitals Fotos: Leonhard Hilzensauer

33 Austausch der Fenster aus. Eine Verbesserung des Wohlfühlklimas, zu dem die Neugestaltung der Aufenthalts- und Wartebereiche ebenfalls beiträgt. Freundliche Farben und viel natürliches Licht schaffen eine angenehme Atmosphäre, die gerade in Hospitälern so wichtig ist. www.ac.co.at neuen Fassade, die das Erscheinungsbild des Gebäudekomplexes vereinheitlicht. Im Straßenraum prägen hervorstehende Fensterbänder den Rhythmus, nach hinten nimmt sich die gleichmäßige Lochfassade vor der Hofbegrünung zurück. Doch auch funktional führt die Fassade das Gebäude in die Zukunft. Die mit der Sanierung einhergehende Dämmung reduziert den Energiebedarf insgesamt. So muss im Winter weniger geheizt und im Sommer weniger gekühlt werden. Spürbar für die PatientInnen und das Personal gleichermaßen wirkt sich der ÖFFENTLICHE GEBÄUDE

34 In neuen Stadtquartieren entstehen bei Weitem nicht nur Wohnungen oder Büros. Es muss eine komplette Infrastruktur errichtet werden, zu der neben Straßen, Kanalisation und einer Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr auch die Nahversorgung gehört. Lebensmittelgeschäfte dürfen da nicht fehlen. Auch für die Seestadt Aspern sind sie von Anfang an mit eingeplant. Neben anderen Geschäften werden sie die Erdgeschosszone einer zentralen Einkaufsstraße besiedeln, die Teil eines der derzeit größten Stadtentwicklungsprojekte Europas ist. Immerhin werden hier bis 2028 20.000 Menschen wohnen und ebenso viele arbeiten. Einen Teil ihrer Versorgung wird dann der Lebensmitteldiscounter mit einer Filiale übernehmen. Bis die fertiggestellt ist, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Um diese zu überbrücken und schon ein erstes Angebot für die neue Nachbarschaft zu haben, wurde das Architekturbüro Malek Herbst beauftragt, eine Übergangslösung zu entwickeln. Der langgestreckte Baukörper fiel anfangs durch seine Alleinlage auf, überragt von den Kränen der umgebenden Baustellen, die noch einige Zeit GEWERBLICHE BAUTEN EINKAUFEN AUF ZEIT Fotos: Lukas Schaller Temporäre Supermarktfiliale versorgt die ersten BewohnerInnen der Seestadt

35 Beispiel für temporäres ökologisches Bauen wird das Gebäude allerdings durch seine Wiederverwendbarkeit. Denn wird es hier in der Seestadt in wenigenMonaten nicht mehr gebraucht, kann es abgebaut und andernorts wiederaufgebaut werden. www.malekherbst.com dort stehen werden. Das Gebäude selbst stand innerhalb von nur 14 Wochen, was dem hohen Vorfertigungsgrad der Holzmodulbauweise zu verdanken ist. Auf 730m² findet sich nun das komplette, wenngleich komprimierte Sortiment des Discounters. In den klar strukturierten, übersichtlichen Verkaufsraum dringt durch die vollständig verglaste schmale Eingangsseite und einzelne raumhohe Verglasungen an den Längsseiten Tageslicht. Das Licht von LED-Leuchten erhellt den Innenraum zusätzlich, dem das sichtbar belassene Holz eine angenehme Atmosphäre verleiht. Der hohe Vorfertigungsgrad und die damit verbundene kurze Bauzeit sowie ein niedriger Energieverbrauch im Betrieb wirken sich positiv auf die Gesamtenergiebilanz der Filiale aus. Ein GEWERBLICHE BAUTEN

36 kunstvoll von der Decke hängenden Pflanzen, den gedeckten Farbtönen der Stühle und Sitzbänke oder der auch hier sichtbaren Dachkonstruktion. Zu verschiedenen Tageszeiten ändert sich die Lichtstimmung hier oben und taucht die Räumlichkeiten in das sanfte Licht der Dämmerung, das diffus-neutrale Licht beim höchsten Stand der Sonne oder lässt bei Nacht den Blick über die funkelnden Lichter der Stadt schweifen – sei es von der Skybar, demRestaurant oder der angeschlossenen Dachterrasse. Rund 350 Hotels und Pensionen gab es inWien laut einer Erhebung des Wiener Tourismusverbands im Mai 2021. Mögen es inzwischen einige mehr oder weniger sein, es ist eine große Leistung, über viele Jahrzehnte ein erfolgreiches Hotel zu führen. In der Mariahilfer Straße im Sechsten hat einzig an der Ecke Getreidemarkt ein Haus aus dem vorletzten Jahrhundert die Zeit überdauert. Ebendiese historische Substanz machte es für die Wertinvest-Gruppe interessant, die mit jedem ihrer Projekte auch Verantwortung für das Stadtbild übernehmen möchte. Dass das Hotel heute im neuen Glanz erstrahlt, ohne seinen alten Charme einzubüßen, verdankt es der Arbeit von Arkan Zeytinoglu Architects. Die klassizistische Fassade des 1870 erbauten Hauses blieb großteils erhalten, erhielt als Abschluss aber eine gläserne Kuppel. Sie nimmt die Proportionen der reich geschmückten Fassadenecke auf und führt sie als Kreuzgewölbe fort. Was von außen futuristisch anmutet, umfängt die Gäste innen mit einer zeitgenössisch verwandelten Tradition. Der Blick kann sich an die Details der Einrichtung heften, wie den GEWERBLICHE BAUTEN DIE ZEIT ÜBERDAUERT Fotos: Monika Nguyen Stilechtes Design und Mobiliar wecken Träume aus dem vorletzten Jahrhundert

37 handgefertigten Zementfliesen in den öffentlichen Bereichen und die Türgriffe aus Messing wurden eigens für dieses Hotel entworfen. Bei der Möblierung mischen sich unter maßgefertigte Möbel einige Vintagestücke, die teils aus dem legendären Pariser Hotel Ritz stammen. Eine Hommage an die Gründerzeit und zugleich einmal mehr ein Beweis, dass Nachhaltigkeit viel mit Qualität zu tun hat. www.arkan.at www.wertinvest.at Die Mischung historischer und moderner Elemente, die den öffentlich zugänglichen Restaurant- und Barbereich prägt, setzt sich subtiler in den 91 Zimmern des Hotels fort. Dass Luxus mit Blick auf Nachhaltigkeit entsteht, war eines der Anliegen von Zeytinoglu: „Erst wenn man ernsthaft Lebensraum verbessert, ohne etwas zu beschädigen oder zu verschlechtern, dann kann man von Nachhaltigkeit sprechen. Dazu gehört in erster Linie der Respekt für den Ort an sich.“ Den bewies er unter anderem mit einem feinen Gespür für dieWeiterentwicklung des Vorhandenen sowie seine Transformation über historische Schwellen hinweg. Die Muster der Teppiche und Stoffe, mit denen auch dieWände bespannt sind, orientieren sich an historischen Vorbildern und verweisen auf die Mode der Entstehungszeit des Gebäudes. Selbst die Fliesen in den Bädern, die © Oliver Jiszda © Oliver Jiszda © Oliver Jiszda GEWERBLICHE BAUTEN

38 Metalltreppe, deren filigranes Strebengeländer eine tragende Funktion einnimmt. Die Treppe führt auf die obere Ebene, auf der neben einem Teil der 165m² großenWohnfläche auch weitere Außenbereiche liegen. Insgesamt 380m² Terrassen ergänzen den Wohnraum und bieten Platz Mit den 1970er-Jahren verbinden die meisten psychedelische Muster, schrilles Design, schreiende Farben und viel Plastik. Aber es gab auch in jenem Jahrzehnt die dezentere, edlere Variante. Eine, die auf hochwertige Materialien setzte und statt an Flower Power eher an die Büros der Mächtigen aus James-Bond-Filmen erinnert. Im Stil dieser edleren Version eines wilden Jahrzehnts hat das Wiener Designbüro destilat ein Penthouse ausgestattet. Durch das gesamte Gestaltungskonzept zieht sich das Spiel mit Kontrasten von weich und hart, hell und dunkel, glänzend und matt. Lamellen in dunklem Nussbaumholz reihen sich senkrecht an den Wänden entlang, verbergen Stauraum und lassen manche Tür unsichtbar erscheinen. Ihre natürliche Maserung belebt die dunklen Wände, die wiederum von hellen Böden kontrastiert werden. Vor einer dunklen Rückwand aus Feinsteinzeugfliesen mit Marmordekor flackert im Salon der Bioethanolkamin. Die Feuerstelle selbst ist in einen hellen Marmorsockel eingelassen und scheint geradezu daraus zu entspringen. Der Sockel bildet auch die erste Stufe einer INNENARCHITEKTUR EDEL IN BRAUN UND BEIGE Fotos: Monika Nguyen Materialien und Formen zitieren in einem Penthouse die 1970er-Jahre

39 schmalen Lamellen geformt. Die Wohnküche nimmt diese Formauf, passt sichmit ihrenweißen Hochglanzfronten ansonsten eher demBoden an. Mit dunklen Einbauten in Nussbaum schafft sie wiederum eine Verbindung zu der prägnanten Wandgestaltung. Die Wiederkehr der immer selbenMaterialien bringt Ruhe in die Räume, wenngleich sie an aufregende Filmklassiker erinnern. (Beteiligte Gewerke siehe S. 61) www.destilat.at für Outdoorsauna, Whirlpool und Infinitypool mit Blick weit über die Dächer Wiens. In den repräsentativeren Räumen wurden großformatige, glänzende Feinsteinzeugplatten mit einemMarmordekor verlegt, in den privateren Räumen helle, hochflorige Teppichböden. Auch dies eine Reminiszenz an die 1970er-Jahre. In schmale, schwarze Stahlrahmen gefasstes Glas unterteilt die privaten Räume, leichte Vorhänge geben zusätzlich Sichtschutz. Immer wieder zeigen sich abgerundete Ecken, meist aus den INNENARCHITEKTUR

40 teren Hälfte des großen Raumes sämtliche Funktionen verborgen. Auf der einen Seite die lange Küchenzeile, der Kühlschrank ums Eck neben demKleiderschrank, gegenüber dem Eingang die Toilette und dann noch die Waschmaschine. Das Bad mit Dusche und Waschbecken verteilt sich über den Raum um die Küche, wird offensichtlich durch das Aufsatzwaschbecken gegenüber Die Frage, wie wir künftig wohnen werden und wollen, stellt sich in der Architektur immer häufiger. Viele Probleme unserer Zeit sind direkt damit verbunden, was allein schon an der wachsenden Flächenversiegelung oder dem immensen CO₂-Verbrauch der Bauindustrie abzulesen ist. Doch wo Probleme sind, liegen auch Chancen. So zumindest definiert es das Architekturbüro Smartvoll für sich. Auf einer knapp 45m² großen Fläche im fünften Stock eines typischen Baus aus den 1970er-Jahren hat das Büro gemeinsam mit ihrer Bauherrin gezeigt, wie zukunftsfähiger Wohnraum aussehen kann. Sämtliche Wände der vormals kleinteilig organisiertenWohnung mussten weichen. Wo ehedem die Küche stand, liegt nun das Bett in einer Nische. Ein Sofa davor begrenzt oder erweitert die Fläche, ganz nach Nutzung. Darunter sind zwei Schubfächer, die mit ihrer Tiefe von 2,20m bis unter das Bett reichen. Stauraum hinter glatten Flächen gibt es hier viel. Etwa in demwandhängenden Sideboard gegenüber, das Anrichte, Ablage und Stellfläche für Bilderrahmen zugleich sein kann. Vor allem aber hält der Kubus in der hinINNENARCHITEKTUR WOHNEN IM MOMENT Fotos: Sara Sera Wo der Raum sich durch seine Nutzung definiert

41 den Wunsch ihrer Bauherrin erfüllt, die sich auf dieses Wohnexperiment eingelassen hat, bei dem alles im Fluss bleibt. Belohnt wird sie durch eine gefühlt wesentlich größere Fläche, als es die Quadratmeterzahlen vermuten lassen. „Ich bewohne das Apartment als Drehbühne, bei der jeder Raum einen neuen eröffnet. Je nachdemwas ich tue oder bin oder öffne, wenn ich mich bewege, erwacht auch die Wohnung zum Leben – oder bleibt ruhig“, freut sich die Bauherrin Manuela Hötzl. (Beteiligte Gewerke siehe S. 61) www.smartvoll.com vomHerd und unterbricht den Rundlauf um den funktionalen Kern, wenn die Spiegeltüren des schmalen Badezimmerschranks beimDuschen als Sichtschutz zum Raum hin geöffnet werden. Dann fällt der Blick aus der temporär geschlossenen Nasszelle nach draußen und schweift über die Dächer von Rudolfsheim-Fünfhaus. „Es gibt keinen definierten Raum. Alles bleibt in Bewegung. Und nicht alles kommt auf einmal in den Blick“, beschreibt Architekt Philipp Buxbaum. Damit haben die Architekturschaffenden INNENARCHITEKTUR

Wir suchen Sie ! www.cube-magazin.at CUBE – Das Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart sucht ab sofort für die Ausgabe Wien eine/n MEDIENBERATER/IN Sie haben eine angenehme Ausstrahlung und eine A nität zu unseren emen Architektur und modernes Wohnen? Sie kennen sich in der Stadt und Region gut aus und sind bestens vernetzt? Zudem verfügen Sie über ein überzeugendes Beratungs- und Verkaufstalent? Dann rufen Sie uns bitte an. Ihr Ansprechpartner: Herr Gerrit Menke – Telefon +49 211 650 264-12 oder schreiben eine E-Mail an menke@cube-magazin.de Das Wiener Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart

43 Stand gebracht. Graue Pfeiler stehen vor weißen Wänden und erzählen ein wenig von der Industriegeschichte des Gebäudes. Massives Eichenparkett in Fischgrätmuster verlegt wartet ebenso auf neue BewohnerInnen wie die mit englischen Fliesen und Tadelakt ausgekleideten Bäder. Die blauen Fliesen unterscheiden sich durch ihre Herstellung in Handarbeit alle Hofschuhfabrikation – ein klangvoller Name für einen Ort, der vermutlich selbst zu Hochzeiten seines Bestehens wenig glamourös war. Ganz anders als mancher Schuh, der hier gefertigt wurde. Zumindest, wenn es sich um die Räumlichkeiten der Hofschuhfabrikation Andreas Neider im siebten Bezirk handelt. Stiefel und feine Schuhe aus Stoff wurden hier gleichermaßen gefertigt. Doch das ist lange her und letztlich waren es eben auch nur Industrieräume. Die wurden längst zuWohnungen umgenutzt, zumindest war das der Plan. Allerdings sahen die Räumlichkeiten in demGebäude aus der Zeit um 1900 noch nicht besonders wohnlich aus, als das Architekturbüro IFUB* sich ihrer annahm. Unterstützt von MO-architektur aus Wien ging das Team daran, zwei Wohnungen mit Freiraum und Charme zu schaffen sowie den Leerstand zu beseitigen. Die beiden Wohnungen zeigten sich in ihrer nackten Betonstruktur, nach originalen Schmuckstücken wurde vergeblich gesucht. Das vorhandene Potenzial sah das Planungsteam aber wohl. Die zwei Wohnungen wurden zunächst technisch und energetisch auf den neuesten INNENARCHITEKTUR INNEN WIE AUSSEN VORBEREITET Platz für neues Wohnen bietet eine ehemalige Hofschuhfabrikation Fotos: Olivia Schrattenecker

44 nige Schritte über eine Eichenholztreppe auf die Terrasse. Außenflächen wie diese sind eine Seltenheit inWien und werden die beidenWohnungen sicher noch attraktiver machen – sofern dies überhaupt möglich ist. www.mo-design.at www.ifub.de minimal voneinander und ergeben doch ein harmonisches Gesamtbild. Fugenlos fügt sich dazu die samtige Oberfläche des Kalkputzes, der in marokkanischer Tradition in mehreren Arbeitsgängen aufgetragen, abgerieben und gewachst wurde. Klassisch in Schwarz-Weiß zeigen sich dazu die Sanitärobjekte und Armaturen. In den Genuss einer großzügigen Außenfläche kommen beide Wohnungen gleichermaßen, wofür die Grundrisse angepasst wurden. Von den zentralenWohnräumen geht es jeweils weINNENARCHITEKTUR

photo © Martin Wacht @SunSquareInternational @SunSquareInternational photo © Martin Wacht

46 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL eine Herkunft aus Plantagenanbau. Nur so ist sichergestellt, dass das Material aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt. Aufgrund seiner Robustheit, Witterungsbeständigkeit und Haltbarkeit widersteht Teakholz problemlos extremen Bedingungen wie Nässe, Frost, Schnee, Sonne und Temperaturschwankungen und eignet sich hervorragend für den Außenbereich. ImGegensatz zu anderen Holzarten benötigt Teak auch nur wenig Pflege. Da Teak von Natur aus ölhaltig ist, fühlt sich das Holz besonders weich an. Öl und Harz imHolz halten die Fasern geschmeidig und schützen die Schon bald starten wir endlich wieder in die neue Gartensaison, da dürfen passende Gartenmöbel für jede Gelegenheit natürlich nicht fehlen. Egal ob es die Bank vor dem Haus ist, ein Daybed, Schaukelstuhl oder eine Liege zum Relaxen, eine gemütliche Essecke oder ein Platz zum entspannten Loungen mit Freunden. Die Vielfalt der eleganten Gartenmöbel aus Naturmaterial ist groß. Wo früher oft Möbel aus Kunststoff standen, laden heute immer mehr attraktive Holzmöbel zum Entspannen ein. Und zwar nicht aus irgendeinemHolz, sondern aus Teak, einem der wertvollsten Nutzhölzer weltweit, welches ursprünglich aus den laubabwerfendenMonsunwäldern Süd- und Südostasiens stammt. Da sich der Teakbaum prima für den Plantagenanbau eignet, können dort große Massen an hochwertigemHolz produziert werden, leider gibt es aber noch immer Verkauf aus illegalemRaubbau. Daher sollte beim Kauf der Teakmöbel unbedingt auf das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) oder das Label der Rainforest Alliance Certified (mit dem Frosch in der Mitte) geachtet werden. Anhand festgelegter Kriterien und Kontrollmechanismen bestätigen die Siegel dem Teakholz © Garpa © Dedon © Gervasoni KLASSISCHER OUTDOOR-ALLROUNDER Gartenmöbel aus zertifiziertem Teakholz machen bei jedemWetter eine gute Figur

47 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL wird. Mittlerweile gibt es sogar spezielle Holzpflegemittel, die den Prozess des Vergrauens beschleunigen. Wer den typischen warmen Teakfarbton dauerhaft erhalten möchte oder die Möbel ganzjährig draußen lassen möchte, sollte das Holz allerdings regelmäßig mit grüner Seife reinigen und ein- bis zweimal im Jahr, am besten vor und nach der Wintereinlagerung, ölen. Sind die Gartenmöbel bereits ergraut, kann die Patina mit feinem Schleifpapier abgeschliffen oder mit einem Entgrauer vor dem Einölen entfernt werden. Fasern vor Austrocknung und vor Schädlingen und Pilzen. So behalten die Gartenmöbel auch nach Jahrzehnten noch ihre Form. Teak besitzt von Natur aus eine dekorative goldbraune Färbung und eine gleichmäßige Struktur, daher wirken Teakmöbel ohne Strenge mit einer ausgewogenen, haptisch weichen Optik. Da Teak aber auch sehr schwer ist – und weil es einfach harmonisch wirkt – wird das Material gerne mit anderen Werkstoffen kombiniert. Egal ob mit Stoffen, Polyrattan, Aluminium oder Edelstahl – durch denMix werden die Gartenmöbel nicht nur noch schöner, auch das Gewicht kann oft etwas reduziert werden. Mit der Zeit verfärbt sich die Oberfläche des Holzes und es bildet sich die charakteristische silbergraue Patina, die von vielen Gartenbesitzern auch explizit gewünscht © Cane-line © Gloster © Minotti © Vincent Sheppard © Skagerak © Royal Botania

48 MÖBELKLASSIKER ursprünglicher Form und Größe. Die erkennt man unter anderem amAbstand der Kordeln zueinander und daran, dass der Kopf des Sitzenden in der Schale liegt. Die Kollektion umfasst auch Weiterentwicklungen wie den bunten „Oaxaca“ oder das Indoor-Modell mit Leder (oben rechts). Alle werden auf traditionelle Weise unter fairen Bedingungen in einer Manufaktur in MexikoStadt gefertigt. Die UV-beständigen Kunststoffschnüre enthalten keine Schadstoffe. Das Design ist zeitstabil und wenn es so sorgfältig umgesetzt wird, die Qualität auch. Also doch ein Klassiker! www.acapulcodesign.eu Eigentlich ist er mehr Lebensgefühl als Möbelklassiker. Steht der Acapulco Chair doch für den Lifestyle der pulsierenden Stadt an Mexikos Pazifikküste, der dort in den 1950er- und 1960erJahren herrschte. Damals war der glamouröse Badeort beliebt bei Promis wie Liz Taylor, Elvis Presley oder den Kennedys. Sicher haben sie alle gerne Platz genommen in der schickenMischung aus Stuhl und Hängematte auf den Terrassen der Hotels und Bars. Eine Legende sagt, ein französischer Tourist habe den Acapulco Chair entworfen. Wessen Idee es auch war – sie ist so raffiniert wie simpel: Die zwei Ringe des filigranen Stahlgestells werden zusätzlich von einer markanten Schnürung aus elastischemKunststoff verbunden. Sie ergibt die bequeme Sitzschale. 2014 traf Benjamin Caja während einer Urlaubstour durch Mexico-Stadt einen älteren Mann, der Acapulco Chairs auf der Straße webte. Neugierig und designbegeistert sprach der Münchner Unternehmer lange mit dem Handwerker und beschloss, weil es ja keine Lizenz gibt, den Kultsessel unter dem Label „Acapulco Design“ in Europa zu vertreiben – und zwar in LÄSSIGER LOUNGER Fotos: Acapulco Design Weil der Urheber des Acapulco Chairs unbekannt ist, konnte man ihm nie zum Erfolg gratulieren

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