03 | 22 WOHNGEBÄUDE Eins sein – Natur und Architektur verbinden sich bei diesem Haus am Hang wie selbstverständlich BÜRO SPEZIAL Smart Office = Smart Working? – Der Einzug digitaler Technologien hat multioptionale Gesichter INTERVIEW „Ich mag es, visuelle Tricks zu kreieren“ – Ein Gespräch mit der französischen Designlegende Philippe Starck KUNST UND KULTUR Hello, Robot. – Design zwischen Mensch und Maschine im Vitra Design Museum www.cube-magazin.de Das Stuttgarter Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart © Johannes Vogt
smow Stuttgart Sophienstraße 17 70178 Stuttgart 0711 620 090 00 stuttgart@smow.de USM × smow Stephanstraße 30 70173 Stuttgart 0711 217 474 00 stuttgart@smow.de usm.com making places energizing
3 EINS SEIN – Natur und Architektur verbinden sich bei diesem Haus am Hang wie selbstverständlich 4 EINFACH – IMBESTEN SINNE – KostengünstigesWohnhaus mit Carport für eine junge Familie mit drei Kindern 11 RUHE UND ERHOLUNG – In dieser Villa am Hang steht die schwarz-goldene Küche im Mittelpunkt 14 MITEINANDER WOHNEN – In einemMehrfamilienhaus sind Begegnung und Nachhaltigkeit essenziell 20 ORTSTYPISCHUND EFFIZIENT – Vier energieeffiziente und nachhaltige Baukörper integrierenWohnungsmix 24 KLIMANEUTRALES QUARTIER – In Esslingen wurde ein innovativer neuer Wohnkomplex fertiggestellt 26 WIRTSCHAFTLICHE HOLZMODULE – Nachhaltig ausgelegter Neubau zur Erweiterung einer Schule 28 ORDNEND UND VERBINDEND – Skulpturaler Holzbau mit Metallverkleidung wird identitätsstiftender Ort 30 MODULAR FLEXIBEL – Bürobauten mit unterschiedlichen Anforderungen individuell gestaltet 32 THE PLACE TO BE – WINTERGÄRTEN & CO. – Wer im Glashaus sitzt, liegt voll im Trend 37 DASWARTENHAT SICH GELOHNT – Individuell sanierte Stadtwohnung in einem denkmalgeschützten Gebäude 42 SMART OFFICE = SMARTWORKING? – Der Einzug digitaler Technologien hat multioptionale Gesichter 44 FLEXIBEL, VERNETZT UND AKTIV – Kleinteilige 90er-Jahre Büroarchitektur wird zummodernen Großraumoffice 46 HOLZWERKSTOFFE EN DÉTAIL – Eine ehemalige Lagerfläche ist nun eine inspirierende Arbeitswelt 48 FREIRAUMUND FLEXIBILITÄT – Das AOK Projekthaus ist Testfläche für das Arbeitsumfeld von morgen 50 VONDERARCHITEKTUR ZUMMÖBEL – Paul Schärer und Fritz Haller entwickelten das USMBaukastensystem 53 MANCHMAL ISTWENIGERMEHR! – Reduziert, schlicht, geradlinig undmit klaremFokus auf dasWesentliche 55 „ICHMAG ES, VISUELLE TRICKS ZUKREIEREN“ – Die französische Designlegende Philippe Starck imGespräch 58 UPCYCLINGMIT HERZ – Uwe Bühler lässt aus alten Fahrradteilen Möbel undWohnaccessoires entstehen 60 HELLO, ROBOT. – Design zwischen Mensch und Maschine im Vitra Design Museum 64 IMPRESSUM 70 Wohngebäude Mixed-Use-Gebäude Öffentliche Gebäude Gewerbliche Bauten Garten und Landschaft Innenarchitektur Büro Spezial Möbelklassiker Bad und Wellness Interview Design aus Stuttgart Kunst und Kultur Impressum In dieser Villa am Hang steht die schwarz-goldene Küche im Mittelpunkt – Seite 14. Individuell sanierte Stadtwohnung in einem denkmalgeschützten Gebäude von 1912–13 – Seite 42. Eine ehemalige Lagerf läche wird zur inspirierenden und atmosphärischen Arbeitswelt – Seite 48. INHALT
4 EINS SEIN Natur und Architektur verbinden sich bei diesem Haus am Hang wie selbstverständlich Fotos: Johannes Vogt
5
6 Unten wie aus dem Fels gehauen, oben offen und durchlässig wie die Wipfel eines Baumes: Bei diesem Einfamilienhaus in bester Waldrandlage verknüpften Fuchs Wacker Architekten die Natur wie selbstverständlichen mit der Gestaltung, sodass die Natur selbst zu einem bewohnbaren Teil der Architektur wird. Im untersten Geschoss empfängt das Haus am Hang mit einem kleinen Plateau direkt neben der Zufahrt seine BewohnerInnen und Gäste. Eine Wandscheibe weist den Weg ins Innere und setzt sich im offenen Eingangsbereich fort. Hier liegt ein Pietra Piasentina am Boden, ein warmer, rötlich-grauer Naturstein mit weißen Adern. Über einen breiten Antritt geht er in die Treppe über – wie eine Einladung, den Fels empor zu klettern, mit nach oben zu kommen und das Haus neugierig zu erkunden. Im Erdgeschoss ist der Wohnbereich hell und von Licht erfüllt wie ein Loft gestaltet. Ringsum bietet sich der freie Blick in den Garten. Neben dem üppigen Grün ist die Küche mit ihrer gebürsteten Oberfläche aus Aluminium im rauchigen Champagnerton ein besonderer Blickfang. Ihr fügt sich nahtlos der Essbereich an. Die Nebenräume „verschwinden“ – wie auch in der Etage darunter – unauffällig in einemWandschrank aus geräucherter Eiche. Im Kontrast zumWeiß der Wände und zumwarmen Grau des Steinbodens verbindet das maßgefertigWOHNGEBÄUDE
7 öffnen die Wolkenbügel den Baukörper wie das obere Geäst eines Baumes zumHimmel hin. Das an die innenliegende Terrasse nahtlos angrenzende Badezimmer greift das Grün der Baumwipfel mit einer markanten Wandscheibe aus grünem Marmor auf und lässt es fließend in den maßgefertigten Waschtisch übergehen. Der große Garten dient nicht nur als Spielwiese für die Kinder, sondern wurde als bewohnbarer Außenraum von Anfang an mit einem eigenen Essbereich, einem stimmigen Beleuchtungskonte Möbelstück das Unter- mit dem Erdgeschoss. Zudem betont es den zweigeschossigen Luftraum. Nach oben hin verändern sich die Materialien und mit ihnen das Wohngefühl: Eine Holztreppe führt ins Obergeschoss, wo nun nicht mehr der Stein, sondern ein Parkettboden aus gedämpfter Eiche den Ton angibt. Im Zentrum der privaten Räume der Familie liegt die Dachterrasse wie ein Innenhof – von drei Seiten in Glas gefasst und auf der vierten Seite zum Waldrand offen. Ein roter Ahorn spendet Schatten und ist ein selbstverständlicher Teil der Architektur. Gleichzeitig WOHNGEBÄUDE
8 zept und den aus Sichtbeton gegossenen Bänken inmitten des kleinen Kräutergartens geplant und gestaltet. Von hier hat man die wohl schönste Perspektive auf Haus und Garten. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.fuchswacker.de WOHNGEBÄUDE Wohnfläche: 276m² Grundstücksgröße: 1.036m² Bauzeit: Fertigstellung 2021 Bauweise: Massivbau Energiekonzept: Luftwärmepumpe, Photovoltaik Untergeschoss Erdgeschoss Obergeschoss
P L A T T E N F L I E S E N N A T U R S T E I N E Showroom Öffnungszeiten: Mo.-Do. 08.00-12.00 // 13.00-17.00 Uhr // Fr. 08.00-12.00 // 13.00-16.00 Uhr Terminvereinbarung unter Tel. 0711 228140 oder unter info@karl-koerner.de // Karl Körner GmbH // Ossietzkystr. 4 // 70174 Stuttgart
11 einen Seite fügt sich die offene und streng zonierte Küche mit anschließenden Abstell- und Hauswirtschaftsbereichen an. Bei einem Minimum an Fläche gewährleistet diese Zone ein Maximum an Funktionalität. Auf der anderen Seite leitet der Wohnbereich lässig in den Garten über – abgesetzt und doch offen zur Mitte des Hauses hin. Er ist ebenso klar Dieses einfach und klar gestaltete Haus lebt vor allem von seiner inneren und äußeren Raumbildung. Die Randlage des Grundstücks im Baugebiet erlaubt unterschiedliche Orientierungen mit vielfältigen Ausblicken. Baurmann Dürr Architekten positionierten den Wohnkubus mit seinem winkelförmig angefügten Carport wohl durchdacht auf dem Grundstück. So entstand nicht nur ein Eingangshof für die Kinder zum Spielen. Gleichzeitig schützt der Querbau den privaten Hausgarten mit seinen Terrassen. Auf einen Keller verzichteten die Bauherren bewusst. Seine Aufgaben übernimmt der Carport mit Räumen für die Technik, zum Lagern und für Fahrräder. Weitere Abstellflächen sind im Erdgeschoss vorhanden. Die Analyse des Familienlebens ergab, dass der Essplatz der Dreh- und Angelpunkt im Alltag ist: Hier wird nicht nur gemeinsam gegessen, hier werden auch Spiele gespielt, die Hausaufgaben erledigt und Freunde bewirtet. Folgerichtig entwickelten die Architekten die weiteren Räume und Erschließungszonen rund um den zentralen Essbereich: Zur WOHNGEBÄUDE EINFACH – IM BESTEN SINNE Fotos: Swen Carlin Kostengünstiges Wohnhaus mit Carport für eine junge Familie mit drei Kindern
12 auch im Innern fort, sodass der Wohnwürfel ganz aus einem Guss zu sein scheint – was ihn in dem heterogenen Neubaugebiet zu einer wohltuenden Ausnahmeerscheinung macht. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.bdarchitekten.eu zoniert wie der Eingangsbereich mit Garderobenschrank und reichlich Stauraum. Eine zweiläufige, vollständig umbaute Holztreppe führt in das Obergeschoss, aus dessen Mitte die Schlafräume und Bäder erschlossen werden. So sind alle vier Himmels- und Blickrichtungen gleichermaßen räumlich belegt. Um die Einfachheit des Hauses zusätzlich zu unterstreichen, wurde der weiß verputzte Massivbau sparsammit naturfarbenen Hölzern kontrastiert. Dieser gestalterische Duktus setzt sich WOHNGEBÄUDE
Haus Bruno Lambart in Düsseldorf von Nidus Studio JUNG.DE Lassen Sie sich im JUNG Showroom Stuttgart inspirieren. Erleben Sie smarte Lösungen für die moderne Gebäudeinstallation, Beratung und Service aus einer Hand. JUNG Vertriebszentrum Süd GmbH · Eichwiesenring 4e · 70567 Stuttgart Tel.: 0711 120 30-0 · E-Mail: vzs@jung.de MADE TO TOUCH. DESIGNED TO CONTROL. LS 1912 IN ALUMINIUM DARK
14 RUHE UND ERHOLUNG In dieser Villa am Hang steht die schwarz-goldene Küche im Mittelpunkt Fotos: Oliver Rieger
15
16 Die Chemie stimmte sofort zwischen noma architekten und ihren Bauherren. Klar, dass dies die beste Voraussetzung für ein gelungenes Bauprojekt ist. Zumal die Bauherrenfamilie klare Vorstellungen von ihrem künftigen Zuhause hatte: Ein modernes Erscheinungsbild mit kantigen Formen und klare Strukturen sollte es sein. Dazu ein offenes, helles und großzügiges Raumgefühl im Inneren. Zwei Leitfragen stellten sich die Architekten Nora und Maik Schöffel zur Planung. Erstens: Wie nutzen wir die Hanglage, um die Bauherrenwünsche optimal umzusetzen? Und zweitens: Wie ordnen wir die Gebäudevolumen an, um Privatsphäre im heterogenen, derzeit entstehenden Neubaugebiet zu gewährleisten? Entwickelt haben sie kantige Gebäudevolumen, die sich so in den Hang schieben, dass man auch im Obergeschoss ebenerdig ins Freie gelangt. Funktionsräume, die nicht zwangsläufig Tageslicht benötigen, wurden imHang auf Erdgeschossebene untergebracht. Das Haus nimmt den oberen Bereich des Grundstücks ein und lässt den unteren für einen großzügigen Außenbereich mit Platz für die Terrasse, Grünflächen und den Pool. Gegründet ist das Haus in dem torfigen Boden bis in 4mTiefe mit Fundamenten aus Schachtringen. Den hohen Anspruch der Gastronomenfamilie an Wohnkomfort übersetzten die Architekten in die klassische Aufteilung der Funktionen nach offen WOHNGEBÄUDE
17 zubereiten, sodass die Geselligkeit schon beim Kochen beginnt. Eine Treppe mit Holzkragstufen verbindet Erd- und Obergeschoss, begleitet von Rundstäben, die nicht nur der Absturzsicherung dienen, sondern auch die optische Verbindung zum Küchenmöbel herstellen. Flächenbündige Innentüren und Geländer aus Glas im Obergeschoss unterstreichen die Klarheit und Leichtigkeit. Große Fensterfronten, viel Durchlässigkeit und ein starker Bezug zumAußenbereich weiten die Wohnräume optisch. Dazu tragen auch die Steinböden im Erdgeschoss bei, die den Übergang und kommunikativ sowie zurückgezogen und ruhig: Der Wohn-, Ess- und Kochbereich befindet sich im Erdgeschoss, Schlafräume und Bäder im Obergeschoss. Der offen gestaltete Raum im Erdgeschoss bildet das Herz des Hauses. Lieblingsplatz der Familie ist die Küche. Sie ist ein wahres Schmuckstück in Schwarz und Gold. Die Arbeitsplatte ist aus Granit Nero Assoluto gefertigt, die Möbelfronten aus gewirbeltemGold auf Messing. Auf demTeppanyaki, einer beheizbaren und in der Kochinsel integrierten Edelstahlplatte, können die Gastgeber das Essen vor den Augen ihrer Gäste WOHNGEBÄUDE
18 nach draußen fließend gestalten. Als Sichtschutz um den Garten und die Terrasse dienen einzelne schräg gestellte Lamellen, die für ausreichend Privatsphäre sorgen, ohne ganz abzuschotten. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.noma-architekten.de WOHNGEBÄUDE Wohnfläche: 280m² Grundstücksgröße: 610m² Bauzeit: August 2019 – September 2020 Bauweise: Massivbau, Stahlbeton Energiekonzept: Luftwärmepumpe, Photovoltaik Obergeschoss Querschnitt Erdgeschoss
Dan Martin selbstständiger Joskopartner JOSKO CENTER WEISSACH Im Bühl 14, 71287 Weissach T +49 7044/93 80 50 M +49 176/340 779 94 josko.com Josko Partner Dan Martin / Maris Elemente gratuliert dem jungen Architektenteam NOMA Architekten / Team Schöffel zum außergewöhnlichen Projekt G1 und der Bauherrenfamilie zu einem der schönsten Häuser in der Region. Welcome home! www.josko.one Weltneuheit ONE by Josko. Kompromisslos symmetrisch und nur halb so breit wie gewöhnliche Fenster und Türen. Die neue Designlinie Avantgarde von
20 abwechslungsreiche Nebeneffekte des Lochmusters. Nach Norden und Osten sind die Fassaden eher geschlossen gehalten und zeigen sich zum Bahndamm und zur Straße als Lochfassade mit Einzelfenstern. Die einschaligenMauerwerkswände wurden grob verputzt und dunkel gestrichen, Früher stand hier am östlichen Stadteingang, direkt hinter dem Bahndurchlass, ein Gasthof. Nachdem er abgerissen worden war, nutzte man das Grundstück über einige Jahre hinweg lediglich als Parkplatz. Eine neue und überzeugende Identität erfuhr der Ort erst wieder mit demMehrfamilienhaus, das Bonasera Architekten ganz auf das gemeinsame Leben undWohnen in zeitgemäßer Architektur mit vielfältigen Begegnungsflächen ausgerichtet haben. Allen Wohnungen steht der Blick über die Stadt und zum Schlossberg offen, denn das fünfgeschossige Mehrfamilienhaus orientiert sich nach Südwesten. Die weit ausladenden Balkone verschatten die großflächigen Glasfassaden und schützen im Sommer vor Überhitzung. Außenvorhänge spenden Schatten bei tief stehender Sonne und fungieren gleichzeitig als Sichtschutz. Eigene Sonnenschirme braucht daher niemand. Die Balkongeländer sind aus gelochten Faltblechen in Aluminium gefertigt. Sie helfen, die Privatsphäre zu wahren und gewährleisten dabei den Durchblick von innen nach außen. Das Schattenspiel und die Perleffekte bei entsprechendem Sonnenstand sind WOHNGEBÄUDE MITEINANDER WOHNEN Fotos: Dirk Wilhelmy In diesem Mehrfamilienhaus stehen Begegnung und Nachhaltigkeit im Mittelpunkt
21 nehmen die Wärmeversorgung. Durch die großflächigen Fußbodenheizungen wird im Sommer temperiertes Wasser geleitet, wodurch ein leichter Kühleffekt erreicht und tatsächlich spürbar wird. Eine großflächige Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 21 kWp auf dem Flachdach spart zusätzlich Primärenergie. Stahlbetongeschossdecken und Bimsmauerwerk in einer Dicke von 36,5 cm bieten genügend Speichermasse. Über der Garage mit zehn Pkw-Stellplätzen entstand eine große Grünfläche, die allen Bewohnern um das Gebäude „zurückzunehmen“. Lediglich die glatten Putzfaschen um die Fenster sind weiß gestrichen. Sie wurden bewusst überzogen groß gewählt, um die spielerische und unregelmäßige Anordnung der Fenster zu unterstreichen. Insgesamt sieben unterschiedlich große Wohnungen beherbergt das Mehrfamilienhaus. Wohnen, Essen und Kochen sind offen zueinander angeordnet – dieser Bereich ist in allen Geschossen komplett verglast. Die wellenartig gestalteten Balkone erzeugen Spannung an der Fassade und lassen unterschiedlich breite Zonen vor denWohnräumen entstehen. Holz-AluminiumFenster und Eicheparkett sind fester Bestandteil der hochwertigen Ausstattung. Der Massivbau ist als Effizienzhaus 70 angelegt. Wärmepumpen mit vier Erdwärmesonden in bis zu 150mTiefe überWOHNGEBÄUDE
22 realisiert, sondern dient als Kommunikationsfläche mit viel Tageslicht und direkten Sichtbeziehungen über die einzelnen Geschosse hinweg. Bei der Materialwahl im Treppenhaus wurde auf authentische Oberflächen geachtet: heimischer Muschelkalk und eichefurnierte Türen. Sie schaffen eine besonders angenehme Atmosphäre, die schon beim Betreten des Hauses erlebbar ist. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.bonasera.de zur Verfügung steht. Der Garten mit Obstbäumen und Beerensträuchern dient als gemeinsame Nutzfläche, die die Wohngemeinschaft stärkt. Seit Bezug des Gebäudes im Herbst 2019 wird das Miteinander intensiv gelebt. Gemeinsame Haus- und Gartenfeste finden das ganze Jahr über statt. Von Anfang an standen bei der Entscheidung zur Errichtung eines Mehrfamilienhauses die Begegnung und das Gespräch miteinander als Idee im Vordergrund. Auf keinen Fall sollte es ein anonymes Mietshaus werden. So ist das Treppenhaus nicht nur als Notwendigkeit auf kleinstem Raum WOHNGEBÄUDE
Das gute Licht. bega.com /zuhause
24 Es waren einfache Wohngebäude aus der Nachkriegszeit, die hier standen und deren Bausubstanz nicht zu erhalten war. Die Neubebauung des Grundstücks in gewachsener Umgebung sollte sowohl städtebaulich aufwerten als auch nachverdichten. Ziel war es, dieWohnfläche zu verdoppeln und die ortstypische Struktur der Bebauung und Freiräume zu erhalten. Dabei durfte die Fläche nur geringfügig höher versiegelt werden und die Gebäude sollten innerhalb des geltenden Baurechts ohne zeitintensives Bebauungsplanverfahren realisiert werden können. Freivogel Mayer Architekten gewannen denWettbewerb mit vier kompakt entwickelten Baukörpern in zeitloser Architektur samt Loggiazonen aus Betonfertigteilregalsystemen und ortstypischen ziegelgedeckten Satteldächern. Die Massivbauweise mit Putzfassaden verzichtet auf jegliche Verbundbaustoffe. Alle 50Wohneinheiten sind barrierefrei über vier Erschließungskerne erreichbar. Trotz vollständiger Nutzung kommen die Dachräume ohne kostenintensive Gauben und Dachloggien aus. Möglich wurde dies durchMaisonettewohnungenmit privatem Freibereich im obersten Vollgeschoss und kleineren Individualräumen imDach. Wohngrundrisse ohne WOHNGEBÄUDE ORTSTYPISCH UND EFFIZIENT Fotos: Dietmar Strauß Vier energieeffiziente und nachhaltige Baukörper integrieren einen breit gefächerten Wohnungsmix
25 Trinkwasserstationen wohnungsweise erzeugt wird, konnte der Energiebedarf für Zirkulationsleitungen reduziert werden. Statt Verbundbaustoffen, Wärmedämmverbundsystemen und biozidhaltiger Putze wurde massiv gebaut undmineralische Dämmstoffe sowie hydrophile Dickputzsysteme eingesetzt. Damit lassen sich die Gebäude bei Bedarf einfach zurückbauen und Baumaterialien wiederverwenden. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.freivogelmayer.de www.wohnungsbau-ludwigsburg.de tragende Wänden oder Stützen schaffen Flexibilität. Ein breit gefächerter Wohnungsmix gewährleistet soziale Durchmischung und Belebung des Quartiers. Die zusammenhängenden Grünflächen im Innenbereich konnten als gemeinschaftlicher Treff- und Spielbereich für die Bewohner erhalten bleiben. Auch die ortstypischen straßenbegleitenden Vorgartenzonen und Heckenpflanzungen gibt es wieder. DieWohnhäuser sind imKfW55-Standard gebaut. Ein Holzheizkraftwerk deckt gemeinsam mit einer Solarthermieanlage der örtlichen Stadtwerke denWärmebedarf. Da das Warmwasser über WOHNGEBÄUDE
26 reichen und vielfältigen Freizeitangeboten. Die Wohnblöcke Béla, Citadis und Desiro sind bereits bewohnt, bis 2026 sollen ein weiterer Wohnblock mit gefördertemWohnraum sowie ein Büroturm als Landmarke hinzukommen. Alle RVI-Gebäude sind Teil der Förderinitiative „Solares Bauen/Energieeffiziente Stadt“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sowie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, mit der die innerstädtische CO₂-Neutralität erprobt wird. Kernstück des technologisch innovativen Stadtquartiers ist ein energetisches VersorgungsIn Esslingen wird das Gelände des alten Güterbahnhofs zum Forschungsviertel: Derzeit entsteht hier auf einer Fläche von 12 ha das innovative und nachhaltige Stadtquartier Neue Weststadt mit Wohnungen, Büro- und Gewerbeflächen und einem Neubau der Hochschule Esslingen. Das gesamte Quartier wird klimaneutral, integriert die Nutzung von grünem Wasserstoff städtebaulich und soll damit einen jährlichen CO₂-Ausstoß von unter 1 Tonne pro BewohnerIn für Wohnen und Mobilität erreichen. Partnerin des urbanen Leuchtturmprojekts ist die RVI aus Saarbrücken: Der 1973 gegründete Immobilienentwickler errichtet mit dem „Lok. West“ zwischen Fleischmannstraße und Eugenievon-Soden-Straße insgesamt fünf klimaneutrale Wohn- und Gewerbehäuser. Sie bieten zusammen über 450 Wohnungen und tragen in Erinnerung an die frühere Nutzung des Geländes die Namen von bekannten Lokomotiven und Zügen. Umgeben von Grünflächen, Nahversorgung und einem zentralen Quartiersplatz bieten die Neubauten ein attraktives urbanes Geflecht aus modernen Arbeitsplätzen, abwechslungsreichen Wohnbe- ©Maximilian Kamps, Agentur Blumberg GmbH MIXED-USE-GEBÄUDE KLIMANEUTRALES QUARTIER Fotos: Peter Heim In der Neuen Weststadt in Esslingen wurde ein innovativer neuer Wohnkomplex fertiggestellt
27 eingespeist. Darüber hinaus soll er für die Nutzung in Industrie und Mobilität außerhalb des Quartiers bereitgestellt werden. Dafür ist die Errichtung einer H₂-Abfüllstation, einer H₂-Tankstelle und einer Gasnetz-Einspeisestation im Quartier geplant. Das zukunftsweisende Energiekonzept des Klimaquartiers Neue Weststadt wurde kürzlich mit dem Innovationspreis Reallabore 2022 in der Sonderkategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet. www.rvi.de konzept, das eine Kopplung der Sektoren Strom, Wärme, Kälte und Mobilität vorsieht. Ein Elektrolyseur wandelt überschüssigen erneuerbaren Strom lokaler und überregionaler Erzeugung in grünen Wasserstoff (H₂) um und macht die Energie auf diese Weise speicherfähig. Wird später wieder Strom im Stadtquartier benötigt, lässt sich der Wasserstoff klimaneutral in Blockheizkraftwerken schnell und einfach zurückverwandeln. Zur saisonalen Langzeitspeicherung und Dekarbonisierung des Gassektors wird der produzierte Wasserstoff zusätzlich in das Erdgasnetz der Stadt MIXED-USE-GEBÄUDE
28 zwölf zusätzliche Klassenzimmer zur Verfügung. Hinzu kommen Räume für spezielle Differenzierungs- und Inklusionsmaßnahmen sowie ein Bereich für die Lehrer:innen. Die Mittelbereiche der weiträumigen Flure bieten Platz für Aktivitäten des Ganztagesbetriebes. Wie effizient die Holzmodulbauweise ist, zeigte sich besonders deutlich bei der Umsetzung der Baumaßnahmen im laufenden Schulbetrieb: Innerhalb von nur vier Wochen konnten die vorgefertigtenModule nach Abschluss der Rohbauarbeiten montiert werden. Und so lief der Aufbau der Module eiIn den vergangenen Jahren war die Stuttgarter Körschtalschule kontinuierlich gewachsen, bis die Gemeinschaftsschule fast 600 Schüler betreute, die imGrundschulbereich teilweise und in der Sekundarstufe vollständig Ganztagesunterricht erhalten. Die vorhandenen Räumlichkeiten wurden den Ansprüchen an ein angenehmes und zeitgemäßes Lernumfeld nicht mehr gerecht. Um mehr Raum zu schaffen, beauftragte die Stadt Stuttgart die Plan Forward, die Architekturtochter der Stuttgarter Wolff Gruppe, mit dem Erweiterungsneubau. Umgesetzt in Holzmodulbauweise konnte die Bauzeit im Vergleich zu einem Massivbau wesentlich verkürzt und der architektonisch anspruchsvolle Neubau pünktlich zum Start des Schuljahrs im Herbst 2021 eröffnet werden. Der zweigeschossige Baukörper steht frei, ohne direkten Anschluss an die Bestandsgebäude und wird über einen neuen barrierefreien Zugang erschlossen. Auf rund 1.200m² sind die für die Ganztagesgrundschule sowie die Gemeinschaftsschule erforderlichen Räume untergebracht. Insgesamt stehen an der Körschtalschule nun ÖFFENTLICHE GEBÄUDE WIRTSCHAFTLICHE HOLZMODULE Fotos: Markus Guhl Nachhaltig ausgelegter Neubau zur Erweiterung einer Grund- und Gemeinschaftsschule
29 auf Nachhaltigkeit gelegt. So erhielt das Flachdach eine extensive Begrünung und wurde mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Teil des Energiekonzepts ist die Lüftung mit Wärmerückgewinnung durch hocheffiziente Kreuzstromwärmetauscher, die in Kombination mit der gut gedämmten Gebäudehülle für einen deutlich reduzierten Energiebedarf im Vergleich zu konventionell erbauten Schulen sorgt. www.plan-forward.de nes Klassenzimmers ab: In drei transportable Einzelmodule geteilt, erhielt jedes eine dünne Bodenplatte aus Brettsperrholz, Unterzüge in der Raummitte sowie Seiten- bzw. Trennwände zum Nachbarzimmer. Die Decken wurden als liegende Scheiben ausgebildet und schubfest mit den Wänden verbunden, die die Lasten auf die Bodenplatte abtragen. Während die Einzelmodule im Bauzustand temporär unterstützt wurden, steifen durchgehende Stahlbeton- und Brettsperrholzwände das Gesamtsystem aus. Besonderen Wert wurde bei diesem Schulneubau ÖFFENTLICHE GEBÄUDE
30 Haupteingang. Die südliche unbebaute Hälfte des Grundstücks wird als großzügiger Garten genutzt. Auf einer Bruttogrundfläche von rund 664m² befinden sich ein Saal mit Küche sowie Guppen-, Verwaltungs -und Nebenräume. Mobile Wände ermöglichen die Verbindung des Saales mit den beiden benachbarten Räumen zu einem großen Veranstaltungsraum. Saal und Gruppenräume orientieren sich mit einer großzügigen Fensterfront zum südlich gelegenen Garten. Ein Diese katholische Kirche wurde unter Einbeziehung eines Vorgängerbaus im Jahr 1895 erbaut. Der Kindergarten von 1934 wurde Ende der 1970er-Jahre zu einem kleinen Gemeindezentrum umgenutzt. Einige Um- und Anbauten der letzten Jahrzehnte hatten einen unübersichtlichen und schwer zu unterhaltenden Gebäudekomplex entstehen lassen. So entschloss man sich, die Bestandsgebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Den dafür ausgeschriebenen beschränkten Architektenwettbewerb gewannen dauner rommel schalk Architekten und bis auf Teilbereiche wurde der Neubau Ende 2020 in Betrieb genommen. Der polygonale Baukörper des katholischen Gemeindehauses besetzt das sich nach Norden verjüngende Grundstück in seiner vollen Breite. Damit werden klare städtebauliche Zonierungen geschaffen, in dessen Mitte das Gemeindehaus ordnend und verbindend wirkt. Der ausgebildete Kirchplatz an der Nordseite ist ein repräsentativer Ort, der Raum für kirchliche Veranstaltungen bietet und als Treffpunkt vor und nach demKirchgang dient. Hier befindet sich auch der © Ralf Dieter Bischoff © Tilman Schalk © Ralf Dieter Bischoff ÖFFENTLICHE GEBÄUDE ORDNEND UND VERBINDEND Skulpturaler Holzbau mit Metallverkleidung wird identitätsstiftender Ort einer Kirchengemeinde
31 sowohl außen wie auch innen. Die überdachten Außenbereiche beimHaupteingang imNorden und die wettergeschützte Vorzone im Süden sind mit Holzlatten aus Weißtanne verkleidet. Dieses Thema setzt sich im Foyer und im Saal fort: Die Decken sind hier mit Latten aus Weißtanne und die Wände mit furnierten Holztafeln verkleidet. Im Foyer, Saal sowie in den Gruppenräumen wurde darauf geachtet, dass sich das äußere Erscheinungsbild auch in der Deckengeometrie widerspiegelt. www.daunerrommelschalk.de gesonderter Zugang vom Kirchplatz erschließt den Verwaltungsbereich, sodass er unabhängig vom eigentlichen Gemeindehaus nutzbar ist. Das eingeschossige Gebäude ist als Holzbau ausgebildet und sitzt auf einem Betonsockel, um sowohl das Holz konstruktiv zu schützen als auch die unterschiedlichen Geländehöhen auszugleichen. Eine metallische Hülle aus eloxierten Aluschindeln verkleidet die Holzkonstruktion vollständig. Ein zentral positioniertes Oberlicht, das Foyer, Saal und Nebenraumflur belichtet, verstärkt das skulpturale Erscheinungsbild des Gebäudes – © Julian Bauer © Julian Bauer © Tilman Schalk © Julian Bauer ÖFFENTLICHE GEBÄUDE
32 Gleich zwei Großprojekte hatten die Mercedes Benz-Group (ehemals Daimler AG) und Daimler Truck für ca. 6.400 Arbeitsplätze in Vaihingen und Leinfelden-Echterdingen beauftragt. Anlass war der Börsengang der Daimler Truck Holding AG. Obwohl die Standorte unterschiedliche Anforderungen stellen, bedienen sich die beiden Projekte aus einem gemeinsamen von O&O Baukunst entworfenen Baukasten: Ein Sockel mit gemeinschaftlichen und öffentlichen Nutzungen bildet die Basis, auf der die Bürogeschosse aus Modulen aufbauen. Der Erdgeschosssockel wirkt raumbildend im städtischen Raum und nimmt Funktionen wie Foyer und Ausstellungshallen, Cafés und Betriebsrestaurants, Tagungsbereiche, Gesundheits- und Werkarztzentren, ein Fahrradparkhaus sowie einen Kindergarten auf. Über große Fensterflächen schaffen die H-förmig ausgebildeten Obergeschosse helle Räume. Es sind bis zu 800m² große Bürohallen, frei von Einbauten und Unterteilungen. Unterschiedlichste Arbeitswelten lassen sich hier flexibel einrichten. Die Konstruktion der Häuser zeigt sich in der vollständig vorgefertigten Fassade als alles GEWERBLICHE BAUTEN MODULAR FLEXIBEL Fotos: O&O Baukunst/Brigida González Bürobauten mit unterschiedlichen Anforderungen individuell gestaltet
33 Der Daimler Truck Campus in Leinfelden befindet sich in einem heterogenen Gebiet: Nördlich grenzt das Grundstück an ein entwickeltes Gewerbegebiet, südlich an ein gemischtes Quartier für Wohnen und Gewerbe. Die West- und Ostseite hat keinen öffentlichen Straßenanschluss und wird entlang der Bahntrasse nur vom Fußgänger- bzw. überregionalen Radweg eingefasst. Der Baukörper reagiert mit vier kreuzförmig angeordneten, eingeschnittenen Höfen auf die Umgebung. Jeder dieser Höfe erschließt das Quartier auf eine eigene Art und Weise und umfassendes, raumgreifendes weißes Raster. Lüftungsklappen fassen beidseitig die Festverglasungen. In den mehrgeschossigen Erschließungshallen, die jeweils zwischen den Bürohallen angeordnet sind, zeigt sich die Konstruktion innen als stählerne Brückenkonstruktion, in denen die Aufzüge und Stahltreppen frei positioniert sind und die Eingangshalle stützenfrei überbrückt wird. Angefangen bei der sichtbaren Installation der Haustechnik werden die Materialien unbekleidet belassen. Das Gebäude changiert zwischen den rohen metallischen Einbauten, dem sichtbaren Beton der Wand- und Deckenflächen, den Estrichböden sowie den lackierten Stahlkonstruktionen in Grau- und Weißtönen. Akustisch wirksame Holzverkleidungen aus Eiche gehören ebenfalls zum Materialkanon. Daimler Offices Stuttgart Vaihingen GEWERBLICHE BAUTEN
34 Ein Café in der Lobby versorgt die Terrasse mit einem entsprechenden gastronomischen Angebot. In einer zentralen Halle finden die Höfe ihre Fortsetzung und ihren Mittelpunkt. Die 1.500m² große, bis zu 8m hohe Halle mit ihrem charakteristischen Stahltragwerk vereint in der Tradition einer großen industriellenWerkhalle als Zentrum des Campus alle gemeinschaftlichen Funktionen des Unternehmens. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.ortner-ortner.com präsentiert einen offenen Bürostandort, der sich mit der Umgebung vielfältig verknüpft. Ein zentraler, länglicher Hof ist die repräsentative Adresse des Bürocampus. Besucher und Mitarbeiter, die den öffentlichen Nahverkehr nutzen, erreichen über diesen Hof den Haupteingang. Vor dem Betriebsrestaurant lädt eine Außengastronomie ein. Der westliche Hof bietet einen direkten Anschluss an die überregionale Fahrradtrasse entlang des Bahndammes. Die Radfahrer erhalten an dieser Stelle einen direkten Anlaufpunkt mit einer Fahrradstation. Der östliche Hof gegenüber dem angrenzenden Gewerbegebiet ist der Anlieferung, bzw. der Ver- und Entsorgung vorbehalten. Der vierte Hof im Süden ist eine Terrasse. Hier befinden sich mit Anschluss an einen Garten die ruhigeren Aufenthaltsbereiche für Mitarbeiter und Besucher. GEWERBLICHE BAUTEN Daimler Truck Campus Leinfelden-Echterdingen
Manche genießen die Sonne nur. Andere nutzen sie. Gemeinsam schöpfen wir das volle Photovoltaik-Potenzial aus. stadtwerke-stuttgart.de/zukunft
36 GARTEN UND LANDSCHAFT „Entweder besonders pflegeintensiv oder zu verspielt im Design“, erinnert sich Alfred Hart an seine Suche nach einem optisch schlanken Gartenhaus. Da er nicht fündig wurde, entschied er sich vor über einem Jahrzehnt dazu, selbst ans Werk zu gehen und ein Gartenhaus zu entwickeln, das seinem eigenen hohen Qualitätsanspruch gerecht werden sollte. Gewünscht waren Designfugen im Millimeterbereich, schwebende Schiebetüren, eine Verglasung mit Einscheibensicherheitsglas, ein integrierter Regenwasserablauf sowie eine vibrationsarme Fassadenanbringung. Eigenschaften, die für ein mehrfach preisgekröntes Endergebnis sorgen. „Nach über 2.000 realisierten Projekten sehen wir unser Gartenhaus nach wie vor als ausdrucksstarken Problemlöser, der inzwischen europaweit Designmaßstäbe setzt“, erklärt Tim Oppitz, ebenfalls Geschäftsführer von Design@Garten. Inzwischen sind mehr als die Hälfte der Projekte Individuallösungen, wobei neben Gartenhäusern auch Poolhäuser, Gartenschränke sowie Mülltonnenboxen nach Maß gefertigt werden. www.designatgarten.de NISCHE GEFUNDEN Puristisches Gartenhaus findet viele Liebhaber Rundwanderungen, Höhenwege und Überschreitungen von den Bayerischen Voralpen bis zu den Dolomiten. Traumhafte Hütten, Genusswege und Mehrtagestouren. Bernd Ritschels Licht und Blick auf die Berge ist wie ein erster Atemzug in morgenfrischer Höhe: licht, leicht und voller Würze. Ein Versprechen: Wer in diese Bilder eintaucht, kommt erfreut, erheitert und voller Lebensfreude wieder empor. Begleitet werden die Bilder von Texten, die mit viel Gefühl formuliert wurden. Sie nehmen mit von der Tiefe in die Höhe, sind mal leicht und wieder ernst, wirbeln durch den Trubel einer Hütte und werden still und demütig vor der Erhabenheit eines Mondaufgangs über stillen Gipfelmajestäten. Ein Buch, welches für die Sehnsucht nach der Erhabenheit, Schönheit undWürde in den Bergen steht. Spektakulär gelegene Berghütten erreicht man am besten zu Fuß, auf Mehrtagestouren oder Überschreitungen. Von Großglockner bis Mont Blanc enthält dieser Bildband die schönsten Hütten für ein Bergwochenende oder einenWanderurlaub. Steigen Sie auf zur Tölzer Hütte, staunen Sie über den Rosengarten von der Vajoletthütte aus oder genießen Sie das Wallis auf der Britanniahütte. Mit neuen und selten gegangenen Wegen. Sandra Freudenberg, Frank Eberhard, Bernd Ritschel Alpine Hütten³ 240 Seiten, ca. 220 Abbildungen Format: 26,8 x 28,9 cm, Hardcover 49,99 Euro ISBN: 978-3-86690-802-4 www.verlagshaus24.de BUCHTIPP Hier bestellen ALPINE HÜTTEN³ Sehnsuchtswege in den Bergen
37 derzeit angesagte Design als moderner Flachdachkubus im Bauhausstil, dessen bodentiefe Fenster einen fließenden Übergang zwischen drinnen und draußen ermöglichen. Wie das berühmte Farnsworth House von Mies van der Rohe steht auch dieses Glashaus des Schweizer Herstellers swissFineLine inmitten grüner, idyllischer Landschaft. Durch die vollumfängliche, minimalistische Verglasung lösen sich die Grenzen von Wohnbereich und Garten komplett auf. Die schwellenlose Bodenführung und die umlaufenden Rahmenprofile sind vollständig in Böden, Decken und seitlich in die Wände eingearbeitet. Der luxuriöse Pavillon H hingegen, der mit unterschiedlichen Materialien, verschiedenenWohnbereichen, technischen Elementen und sogar einer Küchenzeile indiSchon die botanikbegeisterten Engländer im 19. Jahrhundert liebten es, Zeit in ihrenWintergärten zu verbringen. Auch hierzulande verbreitete sich diese Vorliebe schnell, denn Wintergärten bieten nicht nur wunderbare Möglichkeiten für mehr Licht und Raum, sondern lassen auch Innen- und Außenbereiche fast nahtlos ineinander übergehen. Vor allem seit den 1970er-Jahren begann dann der Wintergarten seinen Siegeszug in unseren heimischen Gärten. Seitdem haben sich Design und Technik weiterentwickelt, sodass der einst traditionelle Wintergarten heute wohl einer der flexibelsten Bereiche imHaus ist. Effiziente Heiz- und Klimatisierungssysteme, Wärmeschutzverglasung und Isolierfenster sorgen dafür, dass der Raum ganzjährig bewohnbar ist und als erweiterter Wohnraum, Esszimmer, Spielzimmer oder sogar Homeoffice genutzt werden kann. Doch es muss nicht immer ein an das Haus angebauter Wintergarten sein, um die Natur hautnah zu erleben, denn auch Sommergärten, Terrassenüberdachungen mit smarter Technologie oder freistehende Gartenpavillons sind elegante Alternativen. Egal, für welche Lösung man sich entscheidet, allen gemeinsam ist das © SwissFineLine Pavillon H © Kettal SL GARTEN UND LANDSCHAFT THE PLACE TO BE – WINTERGÄRTEN & CO. Wer im Glashaus sitzt, liegt voll im Trend
38 einfach per Handsender oder Smartphone gesteuert. Optionale Heizstrahler sorgen auch hier für angenehme Temperaturen in den Abendstunden und bei kühler Witterung. Und für alle, die einen Balkon ihr Eigen nennen, lässt sich die Nutzungsflexibilität mit Schiebe- oder Schiebedrehsystemen aus Glas, die optimalen Schallschutz und perfektenWitterungsschutz garantieren, auch problemlos auf das ganze Jahr ausdehnen. viduell konfiguriert werden kann, bringt den Innenraum nach draußen in den Garten oder an den Pool. Auch der originelle LumiPod bietet mit seinen großen runden Schiebefenstern und der Naturholzverkleidung einen stimmungsvollen Raum, um demAlltag zu entfliehen und die Natur in einem schicken Ambiente hautnah zu erleben, vor allem, wenn die Fenster geöffnet sind. Fließende Übergänge ins Freie bieten auch die elegante Glasoase vonWeinor oder das trendige Glashaus mit Lamellendach von Fledmex, die zwar ungedämmte Sommergärten sind, aber mit zusätzlichen Heizquellen praktisch ganzjährig genutzt werden können. Und das LamaxaLamellendach, das freistehend oder als stilvoller Blickfang mit der Hauswand verbunden werden kann, besticht durch seine smarte Technik, denn die Lamellen lassen sich nicht nur nach Bedarf drehen, sondern auch ein- und ausfahren, ganz Lamaxa © Warema LumiPod by Lumicene © Photos Adrien Berthod Fledmex © Allwetterdach Esco GmbH © Weinor GmbH & Co. KG © Solarlux GmbH GARTEN UND LANDSCHAFT
das glasbauzentrum ∙ das Wintergarten-Zentrum GmbH FELLBACH ∙ Waiblinger Str. 124 ∙ 70734 Fellbach ∙ Tel. 0711/980590 HAIGERLOCH ∙ Salinenstraße 35 ∙ 72401 Haigerloch-Stetten ∙ Tel. 07474/9589816 info@glasbauzenrum.com ∙ www.glasbauzentrum.com Mo-Fr 10-18 Uhr ∙ Sa 10-16 Uhr ∙ Jeden Sonntag SCHAUSONNTAG von 13-16 Uhr das glasbauzentrum ∙ das Wintergarten-Zentrum GmbH FELLBACH ∙ Waiblinger Str. 124 ∙ 70734 Fellbach ∙ Tel. 0711/980590 HAIGERLOCH ∙ Salinenstraße 35 ∙ 72401 Haigerloch-Stetten ∙ Tel. 07474/9589816 info@glasbauzenrum.com ∙ www.glasbauzentrum.com Mo-Fr 10-18 Uhr ∙ Sa 10-16 Uhr ∙ Jeden Sonntag SCHAUSONNTAG von 13-16 Uhr
40 abdeckung und die Beleuchtung gesteuert und kontrolliert werden. Dabei ist auch die Integration in eine Hausleittechnik oder die Steuerung über das Tablet oder das Smartphone jederzeit möglich. Wer stets über den Zustand seines Pools informiert sein will, erhält mit der Cloud-App BlueCheck die Möglichkeit dazu. „Mittlerweile haben wir bereits mehr als 68.000 Schwimmbäder Kaum etwas verleiht dem Eigenheim mehr Urlaubsfeeling als der Blick auf eine in der Sonne glitzernde Wasseroberfläche im eigenen Garten. Dabei ist die Auswahl groß – vom Schwimmteich bis zum Pool, von einer runden bis hin zur eckigen Form. Und auch, was den Betrieb angeht, stehen Entscheidungen an. Beispielsweise bietet das Unternehmen Ospa seinen Kunden die Möglichkeit, in ein möglichst naturbelassenes Schwimmbadwasser einzutauchen. „Natürlich muss dabei niemand Kompromisse in Sachen Hygiene eingehen“, sagt Michael Pauser, einer der Geschäftsführer, und weist auf die hauseigene Superfiltertechnik mit Aktivkohlefiltration und die schonende Desinfektion auf Basis von natürlichemKochsalz hin. Beides Synonyme für hygienisches kristallklares Poolwasser ganz ohne den oftmals störenden Chlorgeruch. So praktisch wie die vollautomatische Betriebsweise ist, so einfach ist auch die TouchscreenSteuerung BlueControl, mit der sich der Pool und die ganze Peripherie bedienen und energieeffizient betreiben lässt. Mit BlueControl können zum Beispiel die Wasserattraktionen, die Schwimmbad © tom bendix © Tom Philippi GARTEN UND LANDSCHAFT EIN POOL OHNE CHLORGERUCH Mit spezieller Technik zum hygienisch kristallklaren Poolwasser
41 sind sämtliche Komponenten bestmöglich aufeinander abgestimmt, sodass ein reibungsloser Einbau sowie Betrieb gewährleistet werden kann. Bei der Entwicklung der eigenen Lösungen setzt das Unternehmen seit vielen Jahren verstärkt auf eine energieeffiziente Betriebsweise der Anlagen. Auch der Schutz der Umwelt findet große Beachtung und so ist Ospa das erste Unternehmen der Branche, das klimaneutral produziert. www.ospa-schwimmbadtechnik.de mit unser Anlagentechnik ausgestattet“, ist Pauser stolz und ergänzt: „Ein Erfolg, der ohne unsere kompetenten Fachberater, eine detailreiche Planung sowie dem eigenen Werkskundendienst kaum denkbar wäre.“ Das familiengeführte Unternehmen, das als einziger Hersteller die gesamte Schwimmbadtechnik aus einer Hand und „Made in Germany“ anbietet, hat seine komplette Produktpalette selbst entwickelt und hergestellt. Ein Vorgehen, von dem die Kunden profitieren. Schließlich © Tom Philippi © Tom Philippi © Thomas Härdtlein © De Haros (Juan Zotano) GARTEN UND LANDSCHAFT
42 türen, Einfassungen und Terrazzoböden wurden instandgesetzt. Der noch vorhandene massive Buchenholzboden wies durch einige Ausbesserungen ein heterogenes Erscheinungsbild auf und wurde nach dem Abschleifen mit einem pigmentierten Öl in einemRäuchereichefarbton versehen. Den von Vorbesitzern entfernten Deckenstuck ersetzt eine moderne Interpretation Jahrelang hatten die Bauherren schon nach einer schönen Bleibe gesucht. Als sie schließlich fündig wurden, gab es einen Haken: Die Wohnung konnte erst ein Jahr nach dem Erwerb übernommen werden. Was zunächst als hinderlich schien, entpuppte sich schließlich als vorteilhaft: nowhere Architekten Designer und die Bauherren nutzten die Zeit für eine intensive Vorplanung, sodass die Wohnung innerhalb von nur sechs Wochen mit einem eingespielten Team an Handwerkern umgebaut werden konnte. Der Grundriss der Wohnung im 3. Obergeschoss eines denkmalgeschützten Hauses von 1912–13 ist um einen zentralen Flur organisiert. Früher ermöglichte der zusätzliche kleine Küchenflur mit separater Zugangstüre dem Hauspersonal einen eigenen Zugang. An der Straßenseite ergänzen dreiseitig verglaste Erker die beiden äußeren Zimmer. ZumGarten geben zwei überdachte Veranden auch bei schlechtemWetter die Möglichkeit, sich draußen aufzuhalten. Die haustechnischen Anlagen wurden vollständig erneuert und die Sanitärbereiche neu organisiert. Historische Details wie Wandvertäfelungen, KassettenINNENARCHITEKTUR DAS WARTEN HAT SICH GELOHNT Fotos: Olaf Becker Individuell sanierte Stadtwohnung in einem denkmalgeschützten Gebäude von 1912–13
43 eine Auftragsarbeit, die der in Nürtingen lebende äthiopische Künstler Tesfaye Urgessa speziell für diesen Raum angefertigt hat. Das Regalsystem imWohnzimmer ist eine Eigenentwicklung der Architekten und Designer, bei dem die Regalböden mit Akazien-Anleimer mittels gekanteten, kupferfarbenen Alucobond-Formteilen aufeinandergestapelt werden. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.nowherearchitekten.de in Form mehrerer „Stuckringe“, die über dem außermittig stehenden Esstisch kreisen. Dazu wurden Rautenprofile mit unterschiedlichen Neigungswinkeln plastisch modelliert, aus MDF per CNC gefräst und an der Decke montiert, gespachtelt sowie gestrichen. Die Einrichtung der Wohnung folgt einem streng biografischen Prinzip: Viele Möbel, Gegenstände und Kunstwerke sind mit Orten, Ereignissen oder Freunden der Bewohner verbunden. Die meisten Kunstwerke stammen von befreundeten Künstlern. So ist die Schrankfront im Schlafzimmer beispielsweise INNENARCHITEKTUR
44 BÜRO SPEZIAL des Instituts für Deutsche Philologie an der LMU München, Prof. Dr. Oliver Jahraus, äußert sich ähnlich: „Wenn wir ins Büro gehen, werden wir uns fragen: Warum bin ich hier und was kann ich hier lernen? Es geht zwar um Leistung, aber vor allem um die eigene Potenzialentfaltung.“ Neben den Mitarbeitenden ändert sich ebenso das Büro, denn ein Smart Office wird infolge des pandemischen Geschehens in Zukunft vielseitig berührungslose Anwendungen ermöglichen, per Smartphone bedienbar sein und sich mittels verschiedener KI-basierter Algorithmen optimal Müssen Bürogebäude und die darin befindlichen Arbeitswelten nach heutigen Gesichtspunkten als solche noch erkennbar sein? Diese Frage stellten sich Studierende der IED Barcelona gemeinsam mit dem Büromöbelhersteller Sedus. Die Antwort läuft auf ein „Nicht unbedingt“ hinaus, denn heutige und zukünftige New-WorkDestinationen obliegen einer Verschiebung der Nutzungsverhältnisse. Rein funktionale und statische Flächenkonzepte weichen einem eher wohnlichen Kommunikationsstandort mit flexiblen Flächenstrukturen für bedürfnisgerechte Aufgabenerledigung. Darüber hinaus nimmt die digitale Ausstattung in und außerhalb der Bürozentrale aufgrund remoter Arbeitsmodelle stetig zu. Im Fall der Studienergebnisse deuten deren Entwürfe auf eine Entwicklung, bei dem die kollaborativen und individuellen Arbeitsprozesse keineswegs mehr ohne digitale Lösungen funktionieren können. Das integriert gleichermaßen den 3D-Druck zur Herstellung der Möbel oder die Nutzung parametrischen Designs sowie Augmented-Reality-Technologien in der Anwendung bei bestimmten Lernprozessen beispielsweise in einer Bibliothek. Auch der Vizepräsident © Steelcase – Tent-Serie © IED Barcelona, Daria Gorkun – Forschungsarbeit in Kooperation mit Sedus SMART OFFICE = SMART WORKING? Der Einzug digitaler Technologien hat multioptionale Gesichter
45 BÜRO SPEZIAL Design avanciert im Rahmen der New-WorkBewegung zu einem der wichtigsten Themen hinsichtlich attraktiver und resilienter Raumgestaltung. Dazu gehört gleichermaßen das Design von Arbeitsflächen virtueller Natur. Sie werden zunehmend Bestandteil eines SmartWork-Gedankens sein, denn mit ihnen lassen sich virtuelle Begegnungsräume erschaffen, die sowohl vor Ort als auch bei Kollaborationen von überall Anwendung finden und zudem organisations- sowie abteilungsübergreifend Wissen und Wissensträger verbinden. der zu benötigenden Fläche anpassen. Damit verbunden erscheinen neue Begrifflichkeiten wie Occupancy oder Desk Tracking, die etwa in den Programmen Smart Office by Bene oder das in Kooperation mit dem Architekturbüro CSMM entwickelte Flächenoptimierungstool spaciv eine Rolle spielen. In beiden Fällen geht es um eine detaillierte Bedarfsanalyse, die Auswertung derer Daten und die Umwandlung in optimierte Flächennutzungskonzepte. Will heißen, Raumbuchungssysteme docken sich an Parkplatzmanagement, Ladeinfrastrukturen, Schließfachreservierungen oder demNutzungsanspruch von integrierten Sportangeboten an. Damit wächst die Varianz von Sensoren, ohne die eine Generierung von Informationen ohnehin unmöglich ist. Die Technik bildet allerdings nur eine Seite ab. Umsichtig geplant sind besagte Tools nur, wenn sie als flankierendes Element mit ansprechendem Mobiliar einhergehen. Interior © spaciv – cloudbasierte Software zur Raumeffizienzoptimierung © IED Barcelona, Iker Borde – Arbeitsumgebung mit VR-System © GMS – Thing-it-Plattform zur Arbeitsplatzorganisation © USM – elektromechanischen Schloss C © Bene – Smart Office by Bene
46 BÜRO SPEZIAL Arbeitssituationen im Großraum. Die Lounge ist ein multifunktionaler Bereich sowohl fürs Mittagessen als auch für Veranstaltungen und Präsentationen, als Coworking Area und Kontrollzentrum. Dafür entwickelte das Studio Scalici modulare Möbel, die sich flexibel an die Bedürfnisse anpassen. Um das Gestaltungskonzept umsetzen zu können, wurde der Bestandsbau entkernt und bis auf Seit 2019 ist das Gebäudeensemble, das u. a. aus 13 Bürogebäuden mit etwa 76.000m² Bürofläche besteht, kein reiner Firmenstandort mehr. Im Zuge der Umstrukturierung wurde eines der Gebäude von 1990 grundlegend umgebaut und die Innenarchitektin Sandra Scalici beauftragt, ein zeitgemäßes und unternehmenskonformes Gestaltungskonzept für die Bereiche und Funktionen einer Event- und Kommunikationsagentur zu entwickeln. Die Mission für die Neugestaltung war klar: Ein modernes Büro mit großzügigen Arbeitsbereichen, das den Wandel der Arbeitswelt sowie die Philosophie und Arbeitsweise des Unternehmens widerspiegelt, „flexibel, vernetzt und immer in Action“, so TimHöchel, Geschäftsführer der Full Moon Group. Einerseits soll über die Gestaltung die enge Zusammenarbeit und der Austausch der interdisziplinären Projektteams gefördert werden. Gleichzeitig sind individuelle Rückzugsmöglichkeiten wichtig für kreatives und effizientes Arbeiten. Das ausgefeilte Bürokonzept ermöglicht die gezielte Reaktion auf besondere Ereignisse. Es ist eine Mischung aus unterschiedlich großen, abgetrennten Bereichen für Meetings und individuell gruppierbaren FLEXIBEL, VERNETZT UND AKTIV Fotos: Marc Giraldone Kleinteilige 90er-Jahre Büroarchitektur wird zum modernen und offenen Großraumoffice
47 BÜRO SPEZIAL lichen Look ab und transportieren den Spirit der Agentur. Das neue Basiscamp für die Full Moon Group demonstriert, wie gut sich eine historische Büroarchitektur mit langen, eher dunklen Fluren und kleinen Büroeinheiten in ein modernes, offenes Großraumbüro verwandeln lässt. Die sogenannte „Moon Base“ erstreckt sich über 3.000m² auf drei Etagen und bietet neben den eigenen Räumlichkeiten Platz für Coworking und untervermietete Büroeinheiten. (Beteiligte Gewerke siehe S. 66) www.studioscalici.com die reine Konstruktion freigelegt. Nicht mehr benötigte Öffnungen wurden geschlossen, die Wandflächen verputzt. Die Betondecke, Technik und Betonpfeiler blieben offen und prägen den Charakter des Innenraums. Sogar die Skizzen der Bauarbeiter sind noch auf den Stützen zu sehen. Authentisch, lässig und offen, denn hier gibt es nichts zu vertuschen – das ist die Botschaft des Raumes. Die Aufteilung der einzelnen Räume folgt der rhythmischen Anordnung der Stützen: Trockenbauwände und Glasscheiben, die zwischen den Pfeilern im Zentrum der Bürofläche eingezogen wurden, verbinden diese auf subtile Weise miteinander. Sie bilden mehr oder weniger geschlossene Besprechungsräume in unterschiedlichen Größen aus. Themenbezogene Akzente wie die markanten, überlebensgroßen Prints runden den rauen, industriellen und ehr-
48 BÜRO SPEZIAL sowie demHomeoffice gesteuert werden. Große zusammenhängende Tische sowie rückwärtige niedrige Sideboards sind aus Birke-Multiplex gefertigt und durch OSB-Hohlraumpodeste freistehend imRaum positioniert. Auf den Sideboards sitzen auf der einen Seite des Raumes zwei Garderobenboxen aus MDF natur. Sie bilden den Sichtschutz zumEingang und sind rückseitig mit Einem Ausstellungsraum gleich präsentieren sich die Räumlichkeiten des Planungsbüros von andOffice unterschiedlichste Holzwerkstoffe und zeigt, wie präzise sie verarbeitet werden können und wie gut sie sich für integrative Planung eignen sowie Atmosphäre erzeugen. Gleichzeitig vermittelt die Gestaltung die architektonische Haltung des Büros. Eine ehemalige Lagerfläche wurde dazu komplett entkernt und durch wenige, exakt auf den Bestand abgestimmte Möbel- und Zimmermannseinbauten zu einer offenen Arbeitswelt neu organisiert. Entstanden ist ein interdisziplinäres Projekt mit einer ehrlichen, rohen und gleichzeitig warmen Ästhetik in zwei verschiedenen Bereichen: Während sich das Großraumbüro im lichtgrauen Grundton eher clean und kühl zeigt, vermittelt der multifunktionale Nebentrakt mit seinem Siena-Farbton und Akzenten in Terrakotta eine warme Grundstimmung. Die 24 kompakten Arbeitsplätze im Großraumbüro sind flexibel und räumlich nicht fest zugeordnet. Die festinstallierten Hochleistungsrechner können von jedem Mitarbeitenden aus allen weiteren Bürobereichen HOLZWERKSTOFFE EN DÉTAIL Fotos: Philip Kottlorz Eine ehemalige Lagerfläche wird zur inspirierenden und atmosphärischen Arbeitswelt
www.cube-magazin.deRkJQdWJsaXNoZXIy NDcxMjk=