ZEITLOS MODERN: STIL À LA MIES Ein Apartment ist so möbliert, als hätte Mies van der Rohe Hand angelegt Das Metropolmagazin für Architektur und modernes Wohnen 03|22 Deutschland 6,50 Euro | Österreich 7,50 Euro WEITE UND WÄRME Dieses Haus ist ein Ort voller Kraft DIE WAND ALS HAUPTAKTEUR Eine Stadtvilla in Meerbusch verbindet auf effektvolle Weise Offenheit und Privatsphäre NATURVIELFALT ALS KULISSE Ein Garten verzaubert durch Ausblicke und die gewonnene Lebenszeit seiner Pflanzen DAS METROPOLMAGAZIN FÜR ARCHITEKTUR UND MODERNES WOHNEN INTERVIEW mit dem Architekten Alexander Brenner © Manos Meisen
www.werzalit.com selekta REFINE Fassadenprofile Der Klassiker neu definiert
3 EDITORIAL weniger ist mehr! Das könnte die passende Überschrift einer ganzen Reihe von Storys über atemberaubende Villen, Bungalows oder Apartments in dieser neuen CUBE Select sein! Egal, ob der Blick dabei auf die neu errichtete Stadtvilla im Düsseldorfer Nobelvorort Meerbusch fällt, das schwarze luxuriöse Einfamilienhaus in der Hauptstadt streift oder Sie das architektonisch und energetisch überarbeitete Reihenhaus in Frankfurt betreten – all diese Objekte vereint, dass sie sehr aufgeräumt und klar daherkommen, auf opulente Innenausbauten und Möblierungen verzichten und stattdessen den Raum atmosphärisch wirken lassen. Schränke verschwinden dabei gänzlich in den Wänden, Treppen verzichten auf Handläufe und das Licht kommt oftmals (aus Downlights) direkt aus der Decke. Ein erkenntnisreiches Interview mit dem Stuttgarter Architekten Alexander Brenner rundet die vorliegende Ausgabe ab. Wir sprachen mit ihm ausführlich über die Planung, den Bau, die Weiterentwicklung und die Zukunft der klassischen Villa. Lesen Sie das gestraffte Interview hierzu auf Seite 54 und hören Sie sich die vollständige Version in unserem Podcast an. Sie finden diesen in unseremWebportal unter www.cube-magazin.de/podcast-und-video Genießen Sie den Sommer voller Zuversicht und großer Freude! Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen und Inspirationen bei der Lektüre! Ihre Chefredaktion BERLIN DÜSSELDORF FRANKFURT HAMBURG KÖLN BONN MÜNCHEN RUHRGEBIET STUTTGART WIEN Liebe Leserinnen, liebe Leser,
4 INHALT 44 28 24 FRANKFURT AUSBLICK OHNE EINBLICK – Längs ausgerichtete Villa schafft viele Blickbezüge und schützt die Bewohner GELUNGENE VERBINDUNG – Bau in Holztafelbauweise ergänzt Bruchsteinhaus mit Scheune ELEGANT & DAUERHAFT – Ein 70er-Jahre-Reihenhausbungalow erhält ein architektonisches und energetisches Update STUTTGART PREFABRICATED – Betonfertigteile dominieren die Erweiterung und Neustrukturierung eines Wohnhauses für zwei Generationen WEITE UND WÄRME – Dieses Haus ist ein Ort voller Kraft MINIMALISTISCH MIT FARBAKZENTEN – Einfamilienhaus mit viel Stauraum und Platz für moderne Kunst KRAFTVOLL, BELEBEND, INDIVIDUELL – Ungenutzter Garten wird zum inspirierenden Wohlfühlort mit Pool inmitten einer grandiosen Landschaft BERLIN SYMPHONIE IN SCHWARZ – Selten geworden: Ein luxuriöses Einfamilienhaus in der Hauptstadt HOCH, SCHLANK UND ELEGANT – Ein Wohn- und Arbeitshaus am Wannsee ZEITLOS MODERN: STIL À LA MIES – Ein Apartment ist so möbliert, als hätte Mies van der Rohe Hand angelegt DÜSSELDORF DIE NATUR INS HAUS HOLEN – Ein Bungalow besticht durch seine großzügige Transparenz und vielfältigen Gartenperspektiven DIE WAND ALS HAUPTAKTEUR – Eine Stadtvilla in Meerbusch verbindet auf effektvolle Weise Offenheit und Privatsphäre NICHTS DEM ZUFALL ÜBERLASSEN – Eine Dachgeschosswohnung erhält durch Sichtachsen Struktur STIMMUNGSVOLL INSZENIERT – Ein Wohnaltbau in Neuss wird modernisiert und einfühlsam umgestaltet NATURVIELFALT ALS KULISSE – Ein Garten verzaubert durch Ausblicke und die gewonnene Lebenszeit seiner Pflanzen KÖLN BONN OFFEN ZONIERT – Großzügige Flächen lassen sich in diesemHaus in verschiedene Wohnbereiche unterteilen KONTRASTVOLL INKORPORIERT – Der Umbau eines Dachspeichers schafft individuelle Räume entlang der Dachlinie NEUES IN ALTES EINGEPASST – Die bewusst zurückhaltende Gestaltung lenkt den Blick auf die Kunst und den Rhein 6 12 16 18 20 22 24 26 28 34 36 38 44 50 52 56 62 64 6 12 50 22
5 INHALT 66 HAMBURG LUFT UND LICHT – Klassische Formen und subtile Details machen dieses Haus zu einem Hingucker HARMONISCH EINGEFÜGT – Eigenständig und individuell zeigt sich ein neues Einfamilienhaus im Alstertal RUHRGEBIET FREIHEIT IM WOHNEN – Ein futuristisches Einfamilienhaus erfüllt den Wunsch nach maximaler Offenheit BEKENNTNIS ZUR REGION – Eine Klinkervilla präsentiert sich zurückhaltend modern MÜNCHEN DAS KLEINE SCHWARZE – Ein Erholungshaus amWaldrand mit üppigem Garten WIEN SPIEL MIT STEINEN – Ein aufgelassener Steinbruch wird das neue Zuhause eines Architekten AUSWENIG VIEL MACHEN – Wie ein Fels erhebt sich ein Haus am Hang vor dem nahen Waldrand 66 72 74 80 82 86 92 94 54 91 96 102 103 104 106 SPEZIAL NATÜRLICH SCHÖN – Nachhaltige und wertige Badmaterialien liegen im Trend INTERVIEW DIE NACHHALTIGE VILLA – CUBE im Gespräch mit Alexander Brenner über seinen Baustil, seine Bauweise und nachhaltiges Bauen SPEKTRUM MATERIAL MÖBELKLASSIKER KUNST UND KULTUR BUCHTIPP HERSTELLERLISTE IMPRESSUM 56 64 82 86 54 74
6 DIE NATUR INS HAUS HOLEN Ein Bungalow besticht durch seine großzügige Transparenz und vielfältigen Gartenperspektiven Fotos: Sky-Frame
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8 DÜSSELDORF Eigentlich hatte der Bauherr schon einen Bauplatz an einem anderen Ort erworben. Eher zufällig führte ihn eine Radtour an einemGrundstück vorbei, das gerade vomGartenbewuchs befreit wurde, um verkauft zu werden: Das 2.500m² große Anwesen war mittig mit einem alten Bungalow aus den 1960er-Jahren bebaut – inmitten der immer stärker schrumpfenden urbanen Gartensituationen ein echter Schatz! Die Entscheidung für den Grundstückskauf fiel dann auch schnell. Wobei der Bauherr, einMaschinenbauingenieur und Geschäftsführer eines Branchenunternehmens, den Entwurf in keine fremden Händen legen wollte. Schon in früherenWohnsituationen hatte er seine Passion für die Planung bis in gestalterische Details unter Beweis gestellt. Auch bei diesem Haus schlüpfte er wieder in die Rolle des Entwurfsarchitekten – ein Architekt half am Ende bei den Genehmigungsplänen. Um den Bestandsschutz des Hauses zu erhalten, wurde der frühere, in der Kernsubstanz nicht zu erhaltende Bungalow bis auf die Kellerwände zurückgebaut. Der Neubau orientiert sich dabei an der äußeren Kubatur des Vorgängers: Auch wenn auf dem Grundstück nach § 34 BauGB ein Satteldachgeschoss möglich gewesen wäre, wurde die eingeschossige Bauweise beigehalten. Lediglich das als Wetter- und Sonnenschutz konzipierte Dach weicht in seinem Überstand von 1,50m
9 DÜSSELDORF Herstellers Sky-Frame. Im Innenbereich verbinden zudem raumhoch ausgebildete, transparente Sprossentüren die Räume miteinander, sodass sich spannungsvolle Durchsichten auch zwischen den verschiedenen Räumlichkeiten ergeben. Die geschlossenen Bereiche der Fassade sollten hochwertig und natürlich gehalten werden – entsprechend wurden sie mit Naturschieferplatten bekleidet und der Dachüberstand erhielt eine Holzverkleidung. Die Zurückhaltung des Hauses gegenüber der Straße wird im Inneren durch die symmetrisch vom früheren Bestand ab. Zur Straße zeichnet sich das Haus zurückhaltend ab, die eigentliche Eingangssituation liegt diskret in der Grundstückstiefe verborgen. Sie offenbart sich erst unter einem lichtspendenden Oculus. Dabei öffnet sich eine erste pittoreske Blickachse durch das Gebäude in den hinteren Garten. Mit 255m² Wohnfläche nimmt das Haus nur etwa ein Zehntel des Gesamtgrundstückes ein – der überwiegende Anteil wird von den unterschiedlichen, aufwendig und differenziert gestalteten Gartenbereichen eingenommen (siehe Beitrag auf Seite 20 in dieser CUBE-Ausgabe). Um die im Wandel der Tages- und Jahreszeiten sich verändernde Naturkulisse in die Räume hineinzuholen, wurde die Außenhülle des Gebäudes weitestgehend transparent ausgebildet – durchweg mit raumhohen und nahezu rahmenlosen Fensterelementen des Schweizer
10 DÜSSELDORF angeordnete Sichtbeziehung konterkariert, die sich an zentraler Position im großzügigenWohnbereich ergibt. Nach Nordwest öffnet sich eine transparente, großformatige Schiebefensterfront um ein Natursteinbassin herum – eine geradezu bildartige Komposition mit einer alten, als Bonsai ausgebildeten japanischen Mädchenkiefer im zentralen Blickpunkt. Belichtet wird dieses fließende Kontinuum aus Innen- und Außenraum über ein zentrales Oberlicht, das je nach Jahreszeit und Sonnenstand ein Lichtspektakel mit facettenreichen Spiegelungen erzeugt. Auch das gartenseitig situierte Schlafzimmer darf sich glücklich schätzen: An einer Flanke des Lichthofes gelegen, profitiert es von der besonderen Raumsituation. Die äußere Gartenkulisse wird in den Innenräumen von dekorativen großformatigen Motivtapeten an den Wänden kontrastiert. Nach individuellen Entwürfen des Bauherrn wurden sie in Italien und Großbritannien hergestellt – dass es am Ende zu keinen bösen Überraschung beim Tapezieren kam, ist dem sehr hohen Vorplanungsgrad des Hauses zu verdanken. Entstanden ist so am Ende ein wahres Refugium, das Haus und Garten in einer einzigartigen Balance hält. Dem Bauherren öffnet sich jeden Tag aufs Neue eine Oase der Entspannung und der Entschleunigung. Die regelmäßig anfallenden Gartenarbeiten nimmt er dafür gerne in Kauf.
11 Mauerstein: Ultima RT 159 Die perfekte Kombination ist nie zufällig. Der richtige Mix von Materialien, Farben und Nuancen verlangt nach Inspiration und der richtigen Beratung. Bei Randers Tegl haben wir ein Gefühl für die perfekte Kombination und helfen Ihnen mit guten Ratschlägen beim Mix & Match für die perfekte Materialkombination. Kontaktieren Sie uns: vertrieb@randerstegl.de randerstegl.de/ultima FÜHLEN SIE DIE RICHTIGE MATERIALKOMBINATION
12 DÜSSELDORF Das Baugrundstück liegt am Rande des Meerbuscher Stadtteils Lank-Latum. Die Bauherren, ein Ehepaar mit zwei Kindern, wünschten sich ein kompaktes Haus mit Ausblicken in den Garten und auf den benachbarten See. Lichtdurchflutet sollte es sein mit großen, zu den Terrassen verschiebbaren Fensterelementen und in einer modernen, reduzierten Designsprache gestaltet, die aber auch nicht zu puristisch und artifiziell wirken sollte. Von Anfang an war klar: Cortenstahl – von einer rostroten Oxidationsschicht natürlich bewittert – sollte eine besondere Rolle bei der Gestaltung spielen. Die mit dem Auftrag betrauten DDJ Döring Dahmen Joeressen Architekten aus Düsseldorf entwickelten für das relativ schmale, dafür aber umso länger gestreckte Grundstück einen Entwurf, der die beiden Gebäudekörper von Haus und Doppelgarage mithilfe einer langgestreckten Wand miteinander verklammert. Die beiden Volumen sind dabei kompakt gehalten und auf die klare, kubische Geometrie reduziert – allein auf der Gartenseite verspringt der Baukörper des Hauses leicht, eine Überdachung und Verschattung der südlichen Glasfront ausbildend. Hauptakteur des Entwurfes ist DIE WAND ALS HAUPTAKTEUR Fotos: Manos Meisen Eine Stadtvilla in Meerbusch verbindet auf effektvolle Weise Offenheit und Privatsphäre
13 DÜSSELDORF weise in dunkler metallener Optik, ohne die äußere Oxidationsschicht. Sie hinterfängt dabei die zentrale Treppe und separiert so Koch- und Esszone vomEingangs- und Treppenbereich. Das Ende der Wand wird von dem freistehenden, vertikalen Element des Kamins markiert: Von diesem zentralen Punkt des Hauses aus fächern sich die Ausblicke zu beidenWandseiten auf, hinaus in die drei Gärten, die alle unterschiedlich gestaltet sind. Die größte Herausforderung bestand für die Architekten darin, das geforderte Raumprogramm in einemfließenden Grundriss zu integrieren und den Räumen einen die langgestreckte Verbindungswand, die durch massive, raumhohe Cortenstahlplatten besonders akzentuiert wird. Die Platten setzen sich dabei bis zur Garage fort, wo sie sich über eine mechanische Steuerung bewegen lassen, um auch als Garagentor zu funktionieren. Entwurfsstrategisch teilt die Wand die Innen- und Außenräume in zwei vollständig abgetrennte Bereiche: So kann in nächster Nähe zumEingangsbereich ein nicht einsehbarer, aus dem Baukörper herausgeschnittener Freisitz entstehen. Im Innenbereich des Gebäudes setzt sich die dominierendeWand fort – hier konsequenter-
14 DÜSSELDORF Materialauswahl bewusst differenziert gestaltet: Die äußere Fassadenschale mit hellen Klinkern findet ihre Entsprechung im hellen geschliffenen Sichtestrichboden. Farbakzente setzen der anthrazitfarbene Küchenblock und die mit rotbraunen Palisanderholz-Fronten verkleidete Küchenzeile. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.ddj.de großzügigen Charakter zu verleihen. Bereits vom straßenseitig abgeschirmten Eingang aus ergibt sich eine zentrale Durchsicht durch das Haus in den Garten. ImErdgeschoss schließen sich ein kleines Entree mit Garderobe und Gäste-WC sowie ein zentraler Hauswirtschafts- und Technikraummit der Wärmepumpe an. ImObergeschoss befinden sich neben einemArbeitszimmer zwei Kinderzimmer, verknüpft mit einem Bad. Gartenseitig öffnet sich ein separierter Elterntrakt über die ganze Gebäudebreite, verbundenmit Ankleide undMasterbad. Die verschiedenen Wohnbereiche wurden in der
15 JUNG.DE Fotograf: Stefan Grau, Interior: Thatenhorst Interior GmbH MADE TO TOUCH. DESIGNED TO CONTROL. LS ZERO – FLÄCHENBÜNDIG.
16 DÜSSELDORF der die neuen öffentlichen Räume zu einer Einheit formt“, erläutert der Essener Architekt. Schon beim Betreten der Wohnung deutet sich an, dass alles bis ins Kleinste entworfen wurde. Eine Wand und die Decke am Eingang sind blau gepolstert und schlucken jedes Geräusch. Gegenüber ist eine Spiegelwand platziert, die dem BereichWeite gibt. Der warme Holzton der Eichendielen zieht sich fast über die gesamte Wohnfläche und findet sich als Einbaumöbel etwa im Badezimmer oder als Zweifellos waren bereits die Voraussetzungen für den Umbau einer Dachgeschosswohnung in Flingern nicht die schlechtesten: ImHaus sind Tiefgaragenplätze vorhanden, es führt ein Aufzug bis in die obere sechste Etage und dann der Ausblick. Das Betrachten des Sonnenuntergangs über die Dächer des Stadtteils hinweg gehört seit Bestehen der neu gewonnenen Loggia zu einer der Lieblingsbeschäftigungen der Bewohner. Auch René Brouns als verantwortlicher Architekt kann sich der Faszination für diese Immobilie kaum entziehen. Sein Büro Schwarzgold Architekten hat den anspruchsvollen Umbau innerhalb von zwei Jahren verwirklicht, nachdem es bereits die Firmenzentrale des Eigentümers realisiert hatte. Ursprünglich waren verschiedene Bereiche auf knapp 160m² Wohnfläche verteilt, ohne dass ein Konzept erkennbar war. Dazu zählten ein En- tree, eine offene Küche nebst Essbereich und zwei „Apartments“ mit Bädern en suite. Es galt, daraus ein schlüssiges Ganzes zu machen und die einzelnen Zonen stimmig zu verbinden. „Gelöst haben wir dies durch Sichtachsen. Wir haben die Flurzone geöffnet, wodurch eine Art Tunnel entstanden ist, NICHTS DEM ZUFALL ÜBERLASSEN Fotos: Gregor Theune Eine Dachgeschosswohnung erhält durch Sichtachsen Struktur
17 DÜSSELDORF Präzision etwa wurde die Küchenzeile mit ihrem rund 4,5m langen Baldachin entworfen und gefertigt, die Einbauschränke wurden nahezu unsichtbar integriert. Mit handwerklichen Fertigkeiten fügt sich das Treppengeländer mit Leichtigkeit ein. www.schwarzgold-architekten.de Gestaltungselement imKüchentresen wieder. Die Küche und Galerie sind über zwei Ebenen geöffnet und durch eine schlichte weiße Treppe verbunden, die zur zweiten Wohnebene führt. Eine mit dem Bauamt hart umkämpfte Loggia mit Schiebefenster sorgt für viel Lichteinfall und bildet zugleich den Ausgang zumAustritt. Auf der Wohnebene wurden die bereits vorhandenen drei Terrassen saniert und mit für den Außenbereich behandelten Eichenholzdielen ausgestattet. Auch hier ließ Brouns große Fenster einbauen und entwarf zudem größtenteils die Inneneinrichtung. Mit Detailverliebtheit und
18 DÜSSELDORF Glasleuchten werden dabei mit matt schwarzen Armaturen und Griffmulden kontrastiert. Die Erhaltung der Raumstruktur machte zugleich eine Vielzahl von individuellen Möbelplanungen notwendig: So ließenminimaleWandänderungen imEingangsbereich Platz für einen Garderobeneinbauschrank entstehen. Das vorhandene Geländer der Eichentreppe wurde entfernt und durch einen filigranen Raumteiler ebenfalls aus Eiche ersetzt, der aus der Treppe ein architektonisch raumgeAlles sollte „anders“ werden – die Bauherrin, die eine Immobilie erworben hatte, wollte das Haus aus den 1930er-Jahren am liebsten von Kopf bis Fuß umgestalten. Vor allem sollten attraktive, individuelle Räume mit einem durchgehenden Gestaltungskonzept entstehen, das eine warme wohnliche Atmosphäre, aber auch genügend Stauraum schafft. Die zahlreich vorhandenen antikenMöbel, Leuchten und Bilder sollten dabei in die Raumgestaltung miteinbezogen werden. Das Architektur- und Innenarchitekturbüro KuDo aus Krefeld, das aufgrund bereits vorangegangener Projekte mit der Modernisierung des Hauses beauftragt wurde, gestaltete die Räume in abgestimmten Farbnuancen und mit Hingabe für Details. Größte Herausforderung des Umbaus, der die Sanierung des Daches und der Haustechnik genauso umfasste wie das Interieur, war die vorhandene Raumaufteilung, die aus Budgetgründen beibehalten werden sollte. Lediglich die beiden Bäder wurden vollständig entkernt und komplett neu entworfen – die großformatigen Feinsteinfliesen in Marmoroptik, die in leichtem Rosa gefassten Holzoberflächen und verspielten pastellfarbenen STIMMUNGSVOLL INSZENIERT Fotos: Julia Dolle, Bijan Gies Ein Wohnaltbau in Neuss wird modernisiert und einfühlsam umgestaltet
19 DÜSSELDORF Bauherrin in einer neuen Regalwand Platz – mit einer kaminroten Schiebetür, die den Fernseher verbirgt. Das Beleuchtungskonzept aller Räume basiert auf einer Grundbeleuchtung mit Ein- und Aufbauspots. Gezielt platzierte Pendel- und Wandleuchten – neu und antik – erzeugen eine stimmungsvolle Beleuchtung. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) kudo-architektur.de staltendes Element macht. Ähnlich wurde mit der Dachgeschosstreppe verfahren, deren nicht mehr zeitgemäßes Metallgeländer mit einer weiß lackiertenMDF-Holzkonstruktion ummantelt wurde. In der Küche wurde die frühere, nur schlecht zu nutzende Speisekammer entfernt. Die vorhandenen Hochschränke bedurften lediglich neuer Fronten – ihr Dunkelgrün harmoniert gut mit demEichenfußboden und dem antiken Geschirrschrank. Die neu integrierte Küchenzeile orientiert sich in ihrer Aufteilung an den Fensteröffnungen. Im Wohnzimmer findet die umfangreiche Bibliothek der
20 DÜSSELDORF verfrachtet worden. Weiterhin wurden 76 Großbäume aus der Baumschule geordert und Gehölzpflanzungen vorgenommen. Als bodendeckende Bepflanzung kamen ca. 10.000 Stauden hinzu. Noch bevor mit demUmbau der Immobilie begonnen wurde, startete im rückwärtigen Garten das Einpflanzen der großen Von Beginn an war der Bauherr nicht nur auf das zukünftige Haus fokussiert. Er hatte auch bereits sehr genaue Vorstellungen davon, was er von seinem späteren Garten erwartet. Dieser sollte einerseits absolute Privatsphäre bieten, repräsentativ, aber auch heimelig sein. Darüber hinaus war botanische Vielfalt gewünscht, sodass sich den Bewohnern aus demüberwiegend transparent gestaltetenHaus ganzjährig ein eindrucksvolles, wechselndes Naturspektakel bietet. Dass ein Bauherr demGartenmindestens ebenso viel Aufmerksamkeit wie der Immobilie (siehe Beitrag auf Seite 6 in dieser CUBE-Ausgabe) schenkt, ist für den beauftragten Landschaftsarchitekten Christian Kögler aus Schwelm keine Selbstverständlichkeit. Rund ein halbes Jahr Planungsphase und nochmals eineinhalb Jahre für die Umsetzung sollten vergehen, bis der rund 2.200m² große Traumgarten in seiner ganzen Pracht vollendet war. Von dem ursprünglichen Pflanzenbestand des Grundstückes blieben dabei leider nur einige wenige Pflanzen erhalten. Dafür verbuchte der Garten den Zuwachs einer besonders großenHonoki-Magnolie sowie einer rund 70 Jahre alten Mädchenkiefer – beide waren vor Jahren aus Japan in einemÜberseecontainer nach Deutschland NATURVIELFALT ALS KULISSE Fotos: Christian Kögler Ein Garten verzaubert durch Ausblicke und die gewonnene Lebenszeit seiner Pflanzen
21 DÜSSELDORF aus dem16. Jahrhundert zieht amRande der Küchenterrasse die Blicke auf sich. Mit den verschiedenen Aufenthaltsorten und den Rasenflächen, der gemütlichen Ruhebank inmitten der Natur und demTeich vor Augen überträgt sich die wie selbstverständlich anmutende Harmonie und Gelassenheit des Gartens direkt auf Bewohner und Besucher. www.la-koegler.de Bäume. Diese wurden mithilfe eines 600-TonnenKrans an Ort und Stelle manövriert – der schwerste Baumwog dabei rund neun Tonnen. Die Investition in die großgewachsenen Gehölze hat sich gelohnt: Sie bieten einen optimalen und natürlichen Sichtschutz, geben demGarten Tiefe und Struktur und lassen ihn bereits nach dem ersten Jahr so wirken, als wäre er über Jahrzehnte hier gewachsen. Die einheimischen und nichtheimischen Pflanzen sorgen das ganze Jahr hindurch für eine Reise durch die Jahreszeiten: Im Frühjahr und Sommer bietet sich ein opulentes Blütenschauspiel, im Herbst sorgt das bunte Laub für ein ausdrucksstarkes Indian Summer Feeling. Hinzu kommt ein 58m² großer Teich, der bis an die transparente Fassade desWohnzimmers heranreicht und eine wunderbare Ruhe ausstrahlt. Das ElementWasser mit seinemberuhigenden Plätschern wird auch an anderer Stelle noch einmal aufgegriffen: Eine Brunnenanlage
22 KÖLN BONN der Küchenzone bei Bedarf einen separaten Raum, trennen den Kochbereich von Flur und Essplatz. Vor den bodentiefen Fenstern hängen graue, semitransparente Vorhänge. Sie nehmen das Farbkonzept der gesamten Innenraumgestaltung auf, die von dunklen, warmen Tönen geprägt ist. Zu den grauen Fenstereinfassungen und dem weißen Filzputz der Wände wurden Eichenholzdielen und graues Feinsteinzeug in den Bädern kombiniert. Ergänzend dazu wurden Einbauten für Küche, Ankleide In den Dimensionen von viel oder wenig zu denken, setzt immer einen Vergleichspunkt voraus. Ein Grundstück mit über tausend Quadratmetern mag für einWohnhaus groß, für einen Acker klein sein. Gleiches gilt für die Wohnfläche. UmGrundstück undWohnraummöglichst großzügig zu gestalten, hat das Büro Bünck Architektur ein Haus geplant, das mit einem Staffelgeschoss die vorgeschriebene Eingeschossigkeit auflöst und mit flexiblen Zonierungsmöglichkeiten die Großzügigkeit der Wohnfläche erhält. Die 360m² Wohnfläche verteilen sich auf das Staffelgeschoss mit den Schlafräumen und Bädern für die Familie, einen Gästebereich imUntergeschoss und die fließend ineinander übergehenden Räume des Erdgeschosses. Hier zoniert ein mittig stehender Kamin wie ein Fixpunkt denWohn- und Essbereich. Ebenfalls ein trennendes wie verbindendes Element stellt die auskragende Treppe dar. Fehlende Setzstufen und eine Glasbrüstung machen sie zu einer leichten und transparenten Trennung zwischen der Eingangszone mit Garderobe und dem übrigenWohnbereich. Schiebetüren, die unsichtbar in denWänden versteckt sind, machen aus OFFEN ZONIERT Fotos: Carsten Bünck Großzügige Flächen lassen sich in diesem Haus in verschiedene Wohnbereiche unterteilen
23 KÖLN BONN Park, auf den die Wohnräume ausgerichtet sind und der mit seinem langgestreckten Pool auch zu Sport und Spiel einlädt. Nicht nur formal, sondern auch ästhetisch wird damit der Wohnraummit dem Außenraum zu einer Einheit verknüpft. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.buenck-architektur.de und Garderobe in Räuchereiche vom Architekten mitgeplant und vom Schreiner umgesetzt. Die Ausleuchtung der Räume wurde mit einem individuell zugeschnittenen Lichtkonzept verwirklicht. Nicht nur im Staffelgeschoss mit seiner großzügigen Terrasse gestaltet sich der Außenraum als Teil der bewohnten Fläche. Denn zumGesamtkonzept gehörte die Gartengestaltung des sichtgeschützen Grundstücks gleich mit dazu. Damit lässt nicht nur die private Zuwegung des 1.389m² großen Grundstücks den Garten wie einen Park erscheinen. Ein
24 KÖLN BONN Dachböden und -speicher haben weitreichende Ausbaupotenziale. Dass dabei mit wenigenMitteln auch spannungsvolle Räumlichkeiten entstehen können, die aus der Überlagerung von vorhandenem Bestand und der neuenWohnnutzung ihren Reiz ziehen, zeigt das Projekt eines Dachumbaus in Köln-Klettenberg. Der Kölner Architekt Matthias Hoffmann von DemoWorking Group plante und realisierte für eine junge Familie den Umbau eines Speicherraums im 4. Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses aus den 1930er-Jahren inWohnraum. Die Vorgaben des Bestands prägen die Grundstruktur des Entwurfs: Nach § 34 Baugesetzbuch war einerseits die Wiederherstellung des ursprünglichen Satteldachvolumens gefordert. An dieses Dach docken an dem einen Ende das vorhandene Bestandstreppenhaus an. Am anderen Ende schließt die auf einem kleinen Anbau gelagerte Dachterrasse an. Aus beiden Endpunkten leitet sich die entwurfsprägende Längsachse des Projektes ab. Die Großzügigkeit des Speichers sollte unter Beibehaltung der vollen Raumhöhe in der Nutzung als Wohnung mit der Anforderung mehrerer Individualzimmer erhalten bleiben. Die parallel mit KONTRASTVOLL INKORPORIERT Fotos: Jan Rothstein Der Umbau eines Dachspeichers schafft individuelle Räume entlang der Dachlinie
25 KÖLN BONN wendet sich der Blick um 90 Grad in Richtung der Dachterrasse: Zu einem großzügigen Innenhof mit eindrucksvollem Baumbestand orientiert, eröffnet sich hier den BewohnerInnen ein ständiger Weitblick über die Dächer von Köln. www.demoworkinggroup.eu dem First verlaufende , über die gesamte Länge des Daches geführte Längsachse teilt die Wohnung funktional in einen offenen, gemeinschaftlichen Wohnbereich, der gleichzeitig als Erschließung dient. Der andere Teil wird von einer Spange mit kompakten Privaträumen gebildet, die sich hinter einer gelben Schrankwand befinden. Mittig auf dieser Längsachse befindet sich ein zylinderförmiger Raumkörper, der sich bis zum First erstreckt: Hier befindet sich das zentrale, von oben über ein rundes Toplight ausdrucksvoll belichtete Badezimmer. Am Ende der Längsachse, genau im Essbereich,
26 KÖLN BONN Abstellkammer in die Küchenzeile, wo sie durch ihre farblich und materiell angepasste Tür nicht auffällt. Die große Garderobennische hingegen wurde zu einem abgetrennten Raum, der sich bei Bedarf weit öffnen lässt. Dafür verschwindet die als Schiebetür ausgebildete Vertäfelung hinter einem raumhohen Spiegel. Als Stilelement taucht das Motiv der dunkel gebeizten Vertäfelung mit den aufgesetzten schmalen Lamellen immer wieder auf und gibt den Räumen zusätzliche Tiefe. Im SchlafRäume wirken. Das heißt, sie lösen irgendeine Art von Emotion aus. Im besten Fall entsteht ein Wohlgefühl. So erging es wohl einem Bauherrn, als er bei Bekannten zu Gast war. Und weil es ihm dort so gut gefallen hat, beauftragte er dasselbe Innenarchitekturbüro mit der Gestaltung seiner Wohnung. Brandherm + Krumrey fügten Neues zu Altem, verbesserten die teilweise ungünstige Raumsituation und rückten den Fluss stärker in den Fokus. Letzteres war durch die vorhandenen großen Fenster relativ einfach möglich, die von luftigen Vorhängen gerahmt sind. Schwieriger wurde es, Neues in den Bestand ohne sichtbare Nahtstellen einzupassen, Oberflächen und Materialien zu vereinheitlichen und zu glätten. So wurde der ehemals geflieste Küchenboden durch neues Parkett ersetzt, das sich übergangslos zum alten, bereits vorhandenen fügt. Mit einer reduzierten Farbpalette, getragen von Anthrazit und Weiß, kehrte Ruhe ein, verstärkt durch die Reduktion von Nischen und Vorsprüngen. Die wurden in Einbauten eingebunden oder zu eigenständigen Räumen erweitert. So integrierte sich etwa eine NEUES IN ALTES EINGEPASST Fotos: Joachim Grothus Die bewusst zurückhaltende Gestaltung lenkt den Blick auf die Kunst und den Rhein
27 KÖLN BONN zept entwickelt, das zoniert und ausleuchtet, Licht und Schatten dosiert. Auch um die auf dieser Bühne präsentierte Kunst gleichsam zu integrieren und hervorzuheben. Steht sie doch fast in Konkurrenz zum in der Tiefe ruhig dahinfließenden Rhein. Fast scheint es, als dienten die Innenräume nur dazu, nach draußen zu schauen. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.b-k-i.de zimmer etwa tritt sie als Teil der Schrankwand, die sich über Eck zur Kommode weitet, in Dialog mit demKopfende des Bettes. Das ist mit grauem Stoff bespannt und ahmt spielerisch die vertikale Struktur der Vertäfelung nach, gleichwohl abgewandelt und verfremdet. Der matte Rotton der Leinentapete darüber unterstützt die kontrastierende Wirkung und verleiht der Polsterung zugleich Gewicht und Leichtigkeit. Durch die großen Fenster erhält die Wohnung viel Tageslicht. Ergänzend dazu wurde ein Lichtkon-
28 AUSBLICK OHNE EINBLICK Längs ausgerichtete Villa schafft viele Blickbezüge und schützt die Bewohner Fotos: Timon Ott
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30 FRANKFURT Die Burg Kronberg ist eine der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Burgen in der Region. Wer in Kronberg wohnt, möchte – falls möglich – natürlich einen Blick auf diese bedeutende Sehenswürdigkeit der Stadt genießen. Architekt Wolfgang Ott aus Kronberg realisierte diesenWunsch seiner Bauherren. Doch auch Blicke in das nahegelegene Tal und auf den auf dem schmalen Grundstück stehenden alten Mammutbaum sollte das neue Heim gewähren. Um alle Blickbezüge herzustellen, haben die Architekten ein längs ausgerichtetes Gebäude mit einem Kopfbau konzipiert, der sich aus dem Erdgeschoss erhebt, einer Röhre gleich der Burg entgegenstreckt und sie mit seiner vollverglasten Stirnseite fokussiert. Das Schrägdach dieser „Röhre“ lenkt im Innern den Blick aus dem Wohnbereich durch das Obergeschoss auf den nachts beleuchteten Burgturm und ermöglicht diesen Blick sowohl aus der Küche durch den Innenhof über dessen begrünte Dachfläche als auch aus dem Schlafzimmer durch den Luftraum des Essbereiches. Um auch den alten Mammutbaum einzubeziehen, wurden die Wandscheiben der beiden Gebäudevolumen etwas schräg gestellt, sodass sie im Grundriss eine Gegenrichtung zu dem sich zur Burg windenden Kopfbau bilden. So entstanden der unterkellerte zweigeschossige Eingangsbaukörper und der aufstrebende Kopfbau
31 FRANKFURT verglaste Thinktank untergebracht. ImObergeschoss liegt der Arbeitsbereich. Zwei gegenüberliegende Treppen, die mit einer einladenden Sitzbank verbunden sind, führen in die jeweiligen Obergeschosse. In den Räumen ordnen sich alle Möbel und Ausbauelemente dem klaren Gesamtkonzept unter und ergänzen die Wirkung der Architektur. So unter anderem die flächenbündig in die Verkleidungen integrierten Türen, die gestalteten Türgriffe und Beschläge. Drehbare, mit Filz bespannte Lamellen lassen mit einem Innenhof und einem schmalen, beide Gebäudeteile verbindenden Gang. Der Innenhof als Gelenk des Gebäudes ist zugleich Zentrum der Außenanlage. Er nimmt einen Teil der großzügigen Natursteinterrasse auf, beherbergt den alten Mammutbaum und endet am Sitzpool mit seiner angrenzenden Sitzbank. Ein Blickfang ist die Haut aus eigens angefertigten konischen Aluminiumlamellen, die den skulpturalen Neubau umhüllt. Die unterschiedliche Ausrichtung der Lamellen schafft dabei nicht nur eine lebendige, changierende Fassade – diese transluzente Haut verkleidet auch einige Fensteröffnungen und schützt so die Bewohner vor Blicken. Integrierte Lichtfugen entlang der Fassaden zeichnen die Form des Gebäudes am Boden und an den Dachüberständen nach und verbinden beide Baukörper. Im Erdgeschoss des Hauptbaukörpers finden sich die untergeordneten Nebenräume des Hauses in einem Funktionsblock, der mit geschäumten Aluminiumplatten verkleidet ist. In diesen ist auch die Küche integriert, deren Kochblock sich zum zweigeschossigen, luftigen Essbereich ausrichtet. ImObergeschoss liegt der Privatbereich mit Ankleide, Bad und Sauna. Im Erdgeschoss des Kopfbaus wurden der Wohnbereich und der durch eine Sichtbetonwand abgetrennte und dreiseitig
32 FRANKFURT sich verschließen oder geben den Blick aus dem Schlafzimmer durch den Luftraum zum Burgturm frei. Kissenförmig hergestellte, tragende Betonelemente dienen als Schmuck und Rückwand im Schlafzimmer. Die Außenanlage ist vielfältig mit dem Gebäude verzahnt. Eingangspavillon, Carport und Feuerstelle führen die Gestaltung des Wohnhauses konsequent fort. Pflaster und Plattenbeläge aus Naturstein sowie Trittsteinflächen definieren die jeweiligen Zonen. Natursteinmauern bilden eine Ebene um den Baukörper freizustellen. Die konsequente Verwendung eines Natursteins mit den verschiedenen Oberflächenbehandlungen erzeugt in Kombination mit gebundenen Kiesflächen eine edle und einheitliche Anmutung. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.ott-line.com
33 Weil saubere Luft nicht verhandelbar ist. www.lynatox.de Saubere Luft für alle Der Lynatox Luftreiniger entfernt schädliche Partikel aus der Raumluft und gibt im Gegenzug natürlich saubere Luft zurück. – Nachhaltige Technologie – geräuscharmer Betrieb – Kein schädliches Nebenprodukt – Keine Einwegfilter – Niedriger Energieverbrauch – Anpassbares Design – Wand- oder Deckenmontage – langlebige + recyclebare Materialien Lynatox GmbH Katalytische Gewässer- und Luftreinigung Suhler Str. 11 | 99885 Ohrdruf Telefon: +49 36257 457720 E-Mail: info@lynatox.de www.lynatox.de
34 FRANKFURT ten Brettschalung aus unbehandelter Lärche beplankt, was dem Gebäude ein zeitgenössisches, monolithisches Aussehen verleiht. Zwischen den Bruchsteinhäusern wirkt der Holzbau leicht und schwebend, durch die natürliche mit der Zeit vergrauende Holzschalung integriert er sich ganz selbstverständlich in das Ensemble. Eine große Öffnung zum Süden und eine geschlossene Eine fünfköpfige Familie suchte nach einem Domizil auf dem Lande. Da die Bauherren auch ihre eigenen Planer sind – ein Architekt und eine Innenarchitektin – konnten sie sich nicht vorstellen, in ein bereits fertiges Haus oder Neubaugebiet zu ziehen. Als sie das sanierungsbedürftige Bruchsteinhaus mit Scheune auf dem verwilderten, ca. 900m² großen Grundstück gefunden hatten, waren sie begeistert. Das alte Wohnhaus haben sie so denkmalgerecht wie möglich saniert, ein Betonnebengebäude aus den 1950er-Jahren allerdings ließen sie abreißen und durch einen modernen Holzanbau, der das Wohnhaus mit der alten Scheune verbindet, ersetzen. Dieses neue Element platzierten die Planer bewusst etwas versetzt zwischen den beiden Bestandsgebäuden. In diesem Neubau befindet sich nur ein hoher Raum: die große Wohnküche. So entstand eine Dreiheit, bei der die einzelnen Baukörper ihren eigenen Charakter behalten. Der neue Verbindungsbau in Holztafelbauweise erfüllt hohe ökologische und energetische Standards. Die Fassade und auch das asymmetrische, flache Satteldach sind durchgehend mit einer senkrechGELUNGENE VERBINDUNG Fotos: Fiona Körner Bau in Holztafelbauweise ergänzt Bruchsteinhaus mit Scheune
35 FRANKFURT die Dämmung der Wände und damit auf eine vollständige energetische Sanierung, da dies einen zu großen Eingriff in den ursprünglichen Charakter des Altbaus bedeutet hätte. Die Kunststofffenster allerdings wurden ebenso wie die Eingangstür durch neue schiefergraue Holzbogenfenster ersetzt. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.heltwerk.de Nordfassade sorgen für optimale klimatische Verhältnisse. Die große Glasfläche zur Südseite kann durch Schiebeelemente bündig zur Fassade verschlossen werden, sodass Sicht- und Sonnenschutz flexibel gestaltbar sind. Im alten, kleinen Bauernhaus mit 70m² Wohnfläche wurden alle über die Jahre dazugekommenen Vertäfelungen und Lackschichten entfernt, das Haus fast komplett entkernt und mit Rücksicht auf die vorhandene Substanz saniert und restauriert. Dabei verzichteten die Planer bewusst auf
36 FRANKFURT diesen Innenhof wie einen Raum behandelt und den Außenbereich in denWohnbereich einbezogen. Somit wurde gleich noch mehr Wohnraum und ein fließender Übergang zwischen innen und außen geschaffen. Wenige ausgesuchte Materialien verbinden eine schlichte, unaufdringliche Eleganz mit Dass man aus 70er-Jahre-Bauten richtige Schmuckstücke machen kann, zeigt der Reihenhausbungalow, den das Büro TeamGeissert energetisch saniert und gestalterisch in das 21. Jahrhundert katapultiert hat. Ein Ziel war es, mehr Großzügigkeit und Weite bei vorgegebener Fläche, Kubatur und einer Wohnfläche von rund 130m² zu schaffen. Architektonisch wurde aus den vielen kleinen Räumen ein neues Raumgefüge. Dafür entfernten die Architekten zahlreiche Türen und Wände und öffneten die Durchgänge raumhoch. Auch organisierten sie den verschachtelten Grundriss um und gliederten ihn neu: Aus einem Teil des Wohnzimmers entstand das neue Bad, das ehemalige Duschbad und die Garderobe wurden demWohnzimmer zugeschlagen, das Gästezimmer wurde zur neuen Küche und das Esszimmer um die ehemalige Küche erweitert. Insgesamt reduzierten die Planer die klaren geometrischen Formen, rechten Winkel und die parallele Linienführung der Gebäudestruktur auf ein Minimum. Da die Räume hufeisenförmig um einen Innenhof gruppiert sind, jedoch ohne spannende Ausblicke nach draußen zu gewähren, haben die Architekten ELEGANT & DAUERHAFT Fotos: Wolfgang Uhlig Ein 70er-Jahre-Reihenhausbungalow erhält ein architektonisches und energetisches Update
37 FRANKFURT Fußbodenheizung eingebaut und die Heizkörper neu dimensioniert. Zuletzt wurden neue Fenster und Türen eingebaut sowie verschiedene Dämmmaßnahmen durchgeführt. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.teamgeissert.de Dauerhaftigkeit in Form und Materialität: Grauer, grob gekordelter Muschelkalk bildet den Boden- und Wandbelag im Erdgeschoss und Innenhof, weiß geölte Räuchereiche prägt im Obergeschoss den Raumeindruck. Im Badezimmer sind die Möbel in denWänden als verspiegelte Elemente oder offene Nischen integriert. Das dezente Farb- und Beleuchtungskonzept, bestehend aus einer indirekten Grundbeleuchtung (im Bad, in der Küche und im Innenhof) sowie einzelnen durch Spots gesetzten Akzenten, unterstreicht die ästhetische Reduktion der Formen, Materialien und Farben. Zusätzlich zu dem harmonischen Gesamteindruck erhielt das Haus auch ein energetisches Update. In Zusammenarbeit mit einem Energieberater wurden dafür unter anderem die Brennwerttherme mit einem hydraulischen Abgleich optimiert, eine
38 PREFABRICATED Betonfertigteile dominieren die Erweiterung und Neustrukturierung eines Wohnhauses für zwei Generationen Fotos: Matthias Dengler
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40 STUTTGART Im Jahr 1921 erbaut, war rund 60 Jahre später eine Erweiterung des Wohnhauses notwendig geworden. Damals hatte sich die Familie vergrößert und ebenso tat es das Erdgeschoss. Als die junge Generation drei Jahrzehnte später mit dem Gedanken spielte, aus dem Haus auszuziehen, überlegte die Familie, wie man das Gebäude zum Mehrgenerationenhaus ausbauen und organisatorisch optimieren könnte. Daraus entstand 2020 die Planung eines neuen Anbaus und eines Gartenpools. Die beauftragten Architekten Lee +Mir übernahmen dabei nicht nur die Architektur und Innenarchitektur mit der gesamten Umstrukturierung der Raumfunktionen, sondern auch das Lichtkonzept, die Möbel, das Baddesign und die Gestaltung der Außenanlagen. Das neue Wohnhaus mit nun drei Baukörpern hüllten die Architekten in eine Verkleidung aus Trespa. So wirkt das geschaffene Ensemble wie aus einem Guss. Über die integrierte Haustür betritt man die Eingangshalle, in der ein Raumteiler die Garderobe aufnimmt. Ein Olivenbaum lenkt den Blick zum Pool und in den Garten. Maßangefertigte Schränke aus Nussbaum gliedern und verbinden die Bereiche Garderobe, Kochen und Wohnen. Ein Kamin separiert das Esszimmer vom Wohnzimmer und ermöglicht dennoch großzügige Durchblicke. Die Arbeitsplatte der Küche geht in die Sitzfläche des Kamins über und verbindet auch diese Bereiche
41 STUTTGART einbezogen. Die filigranen Fensterprofile lassen die Innenbereiche und den Garten optisch verschmelzen. Auch die Terrasse und der Pool bestehen aus speziell hergestellten Betonfertigteilen. Ein Lichthof und eine großzügigen Treppenanlage verbinden den Spabereich im Untergeschoss mit dem Garten. In die Treppenanlage ist ein Whirlpool eingelassen. Erdwärme beheizt und kühlt das Wohnhaus über die Decken und Böden. Der notwendige Stromwird über eine Photovoltaikanlage gewonnen und die Elektroinstallation ist mit einem Bussystem ausgeführt. Lee+Mir gaben dem Projekt den Namen miteinander. Wie auch die Treppenstufen vor und innerhalb des Hauses ist die Sitzfläche aus anthrazitfarbenen Betonfertigteilen gefertigt. In die abgehängten Decken wurden Akustikpaneele integriert. Sie tragen dazu bei, den Schall zwischen den glatten Flächen auf ein angenehmes Maß zu regulieren. Die Fugen in den Decken übernehmen gleich zwei zusätzliche Aufgaben: Sie nehmen zum einen indirekte Lichtquellen auf und dienen zum anderen als Abdeckung der elektrischen Vorhangschienen. In der Bibliothek sind die Türen der Nebenräume wie WC, Gästezimmer und Treppenhaus in der Wandverkleidung versteckt. Die Wände im älteren Anbau für Büro, Ankleide, Schlafzimmer und Bad wurden verändert und an die neuen Raumstrukturen angepasst. Die statisch notwendige runde Wand wurde in die Badplanung
42 STUTTGART „Prefabricated“ – basierend auf den vielfach verwendeten Betonfertigteilen, die sich die Bauherrschaft für ihr neues altes Zuhause wünschte. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.lee-mir.com Garder. 7.65m² Bad 11.79m² WC 2.36m² Schlafzimmer 16.74m² Garderobe Pool 11,8 x 4,3m Wohnfläche: 785 m² Bauweise: Betonfertigteile Energiekonzept: Erdwärme, Photovoltaik
43 www.camina-schmid.de In der Zukunft wohnen. Energieeffizient, nachhaltig, unabhängig und flexibel. NEO-Line 5554 Standardkassette – eignet sich optimal für kleinere Räume und überzeugt durch kompakte Einbaumaße. Im Tiny House kombiniert, unterstützt der Kamin den autarken Energiemix optimal.
44 WEITE UND WÄRME Dieses Haus ist ein Ort voller Kraft Fotos: Thomas Sixt Finckh/Finckh Architekten
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46 STUTTGART Das Grundstück befindet sich am südlichen Rand eines östlich nicht weit von Stuttgart gelegenen Neubaugebietes. Das neue Wohnviertel entwickelt sich nördlich des Ortskerns, auf halber Höhe an einem abfallenden Südhang, mit herrlichem Blick über das Neckartal auf die Silhouette der Schwäbischen Alb. Geprägt wird das Neubauareal von überwiegend banaler Bauträgerarchitektur. Das von Finckh Architekten entworfene Haus orientiert sich dagegen selbstbewusst weniger an der Struktur des gebauten Umfeldes, sondern entwickelt sich ausschließlich aus der Aufgabe und dem Kontext des Ortes. Der einfache, klare Baukörper wird von zwei weiß lasierten Sichtbetongiebelwänden begrenzt, ja schützend umfasst, die im Süden vom First bis auf den Boden führen. Deren obere Kanten dienen zugleich als Regenrinne und leiten das Regenwasser des Süddaches in einem offenen Gerinne in den Garten ab. Zwischen den beiden prägenden Schotten entwickelt sich das Gebäude terrassenartig und öffnet sich mit großflächigen Verglasungen nach Süden. Es entstehen sonnige Aufenthaltsbereiche mit fantastischemWeitblick und intensiver Verbindung zur Natur. Die aufsteigende Landschaft wird baulich weitergeführt. Mit dieser offenen Geste ins Tal, in die Ferne und zur wärmenden Sonne wird förmlich die Energie des Ortes eingefangen und an die Be-
47 STUTTGART Die sichtbare Stahlbetonkonstruktion mit kerngedämmten Außenwänden, die außen weiß pigmentiert und innen naturbelassen sind, sowie die thermisch aktivierten Böden zum Heizen und Kühlen generieren zu jeder Jahreszeit ein angenehmes Raumklima. Hochwertige, ehrliche Oberflächen mit haptisch angenehmen Strukturen machen das Gebäude einzigartig. Das nachhaltige Bauwerk aus langlebigen Materialien wird den BewohnerInnen viele Jahrzehnte Freude machen. Darüber hinaus sorgt eine solide Haustechnik mit einer Geothermie-Wärmepumpe sowie die eigene wohnerinnen und Bewohner weitergegeben. Ein Ort voller Kraft! Die kubischen Gebäudefassaden orientieren sich zum bebauten Umfeld und sind eher geschlossen gehalten mit wenigen, präzise positionierten und wohlproportionierten Fensteröffnungen. Beide Ebenen des Hauses sind klar in ihren Nutzungen gegliedert: In der unteren Ebene sind die privaten Rückzugszonen angeordnet, die jeweils eigenständige Bezüge zur Natur besitzen. Die obere Ebene hat eine fast sakrale Anmutung und nimmt die Wohnbereiche auf. Der weitläufige Dachraummit Küche, Essbereich, Lounge und der großen vorgelagerten Dachterrasse mit Ausrichtung in die Ferne vermittelt Freiheit und Offenheit.
48 STUTTGART Stromerzeugung durch eine unauffällig imDach integrierte Photovoltaikanlage für einen CO₂- freien, umweltbewussten und günstigen Betrieb. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.finckharchitekten.de Wohnfläche: 203m² Grundstücksgröße: 697m² Bauzeit: 08/17–12/19 Bauweise: Massivbauweise Energiekonzept: Geothermie und Photovoltaik Erdgeschoss Dachgeschoss Schnitt
49 ar te-international.com Showrooms London Par is Culemborg Los Angeles
50 STUTTGART beleuchtetes Fach mit rückseitig verspiegelter Fläche öffnet die Front und korrespondiert mit dem Fenster im Luftraum. Vertikale Lichtlinien in den Schattenfugen überziehen die gesamte Front und betonen die Höhe. Eine filigrane Leuchte im Luftraum setzt einen feinen Akzent. An den Schrank schließt eine 5m lange Sitzbank aus Eiche mit Stauraum an. Sie verläuft, optisch getrennt durch eine satinierte Glasscheibe, umweitere 2m bis ins Gäste-WC. Dekoriert mit Fellen sowie bunten Kissen und kombiniert mit Für ihr neues Zuhause wünschte sich die junge vierköpfige Familie ein modernes, stimmiges innenarchitektonisches Gesamtkonzept. Neben dem gesamten Innenausbau und der Möblierung sollte auch die Küchenplanung, das Konzept für Farben, Materialien und Beleuchtung sowie eine Beratung zu Kunst im Raum enthalten sein. Beim ersten Gespräch mit den Bauherren erkannte die Innenarchitektin Barbara Middel schnell, dass der geplante Grundriss optimiert werden musste. Der Eingangsbereich, der zwar großzügig geplant worden war, bot kaum Potenzial für Stauraum, den eine Familie immer gut gebrauchen kann. Middel schlug kurzerhand die Vergrößerung des Hauses um 65 cm vor. Der Architekt reichte daraufhin ein Nachtragsbaugesuch ein und schuf die Grundlage für ausreichend Stellfläche. Umgesetzt hat ihn die Innenarchitektin vor allem in Form eines maßgefertigten Garderobenschranks, der über die komplette Westseite des Hauses bis in den über 6,90m hohen Luftraum in die Ankleide verläuft. Er bietet nicht nur viel Platz, sondern unterstreicht auch das minimalistische Gestaltungskonzept des Hauses. In den weiß lackierten Schrank ist eine Tür integriert, durch die man direkt zur Doppelgarage gelangt. Ein offenes, MINIMALISTISCH MIT FARBAKZENTEN Einfamilienhaus mit viel Stauraum und Platz für moderne Kunst Fotos: Daniel Stauch
51 STUTTGART Dieses Spiel aus kühlen und warmen Oberflächen zieht sich durch das gesamte Haus. Da die Beleuchtung wesentlich zur Stimmung im Raum beiträgt, wurden im gesamten Haus asymmetrisch auf die Wand strahlende, weiße LED-Einbaudownlights verteilt. In ihrer Gestalt verschmelzen sie optisch nahezu mit der Decke zu einer Einheit, gleichzeitig reflektieren die Wände das Licht. Besonders effektvoll wird so auch die moderne Kunst in Szene gesetzt. (Beteiligte Markenhersteller siehe S. 104) www.barbaramiddel.de dem Blumenteppich bildet sie nicht nur das großzügige Entree, sie ist auch das zweite Wohnzimmer, das gerne von den Kindern bespielt wird. Das Farb- und Materialkonzept entwickelte die Innenarchitektin auf Grundlage des Bauherrenwunsches nach einem fugenlosen Sichtestrich. Er wurde im gesamten Erdgeschoss eingebracht und korrespondiert mit hellem, gebürstetem Eichenholz. Zwei Stufen trennen den Wohn- vom Essbereich. Diese Trennung ist bewusst als Spange mit einem Materialwechsel ausgebildet und ein weiteres Material kommt ins Spiel: Rohstahl. Der Tunnelkamin ist ebenfalls bodenbündig in die Spange eingearbeitet und bildet mit seiner dunklen Kalkspachteltechnik eine harmonische Einheit. Zwar sorgt der Kamin für räumliche Trennung – sobald aber das Feuer in ihm lodert, erlebt man ihn als verbindendes Element.
52 STUTTGART und verdeckt den Übergang. Frei geformte Natursteinplatten zeichnen die scharfen Kanten des Pools weich. Den naturverbundenen Bauherren war es hier besonders wichtig, dass hochwertig verarbeitete Naturmaterialien zum Einsatz kommen. Das zeigt sich u. a. beim Bachlauf mit Teich Ein großer Garten am Haus mit grandioser Aussicht, den die Bewohner eher meiden als nutzen – wie kann das sein? Klar, er bot einfach keinerlei Aufenthaltsqualitäten. Das sollte sich gründlich ändern, denn es stand eine Umgestaltung an. Der Garten sollte zum Lebensmittelpunkt in der warmen Jahreszeit werden. Dafür wünschte sich die Familie einen Pool und unterschiedliche Wohlfühlbereiche. Was wiederum gar nicht so einfach war, denn das große eckige Wasserbecken verschob die Proportionen imGarten ungünstig. Es musste erst einmal stimmig in das Landschaftsbild eingefügt werden. Die Gartenplaner von JürgenWragge entwickelten ein Konzept mit viel Einfühlungsvermögen und dem Ziel, den Nutzern einen echten Mehrwert mit der Neugestaltung zu bieten. Um das Grundstück optisch zu vergrößern, zogen sie zusätzliche Mauern ein und füllten eine Abfahrt in den unteren Gartenteil auf. Ein Bachlauf endet direkt am Pool in einem kleinen Teich, der auch im abgeschalteten Zustand das Wasser hält und Lebendigkeit vermittelt. Dass er nicht in den Pool fließt, ist nicht sichtbar: Eine Brücke trennt beide Bereiche KRAFTVOLL, BELEBEND, INDIVIDUELL Fotos: Patrik Graf Ungenutzter Garten wird zum inspirierenden Wohlfühlort mit Pool inmitten einer grandiosen Landschaft
53 STUTTGART ferprobleme des Poolbauers. Baubeginn des Pools war im vergangenen Februar – im Juni konnten die Bewohner zum ersten Mal denWeitblick aus ihrem Garten im kühlenden Nass genießen. Ungenutzt ist der Garten seitdem nicht mehr. www.wragge-gaerten.de zur Wasserversorgung, bei der variantenreichen sowie insektenfreundlichen Bepflanzung und bei den naturschonenden Beleuchtungselementen. Dieser weitläufige Garten mit Wasserflächen nimmt viel Zeit für die Pflege in Anspruch und deshalb sind in der Hauptvegetationszeit die Gartenprofis von Wragge einmal monatlich vor Ort – bei Bedarf auch öfter. Die Planung der Gartenumgestaltung mit Abstimmung der Fremdgewerke nahm ca. zweieinhalb Monate in Anspruch. Die Realisierung verzögerte sich zunächst durch Lie-
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