CUBE SELECT · 01|21

29 INTERVIEW nungen und geschlossenen Flächen, von fahrbaren Lamellen als Sichtschutz, von schweren und leichten Bauteilen, von unterschiedlichen Materialien, je nach bautechnischer Anforderung. Um sich nicht zu reproduzieren, verändern wir diese Elemente von Zeit zu Zeit, um eine behutsame Weiterentwicklung zu gewährleisten. Der Ursprung Ihres Büros ist Stuttgart. Ist die Stuttgarter Hanglage der ideale Ort, um spektakuläre Architektenhäuser zu errichten? Ja, wir sind aus Stuttgart. Und wir sind schon auch schwäbisch. Soll heißen, dass unsere Häuser nicht aufdringlich sind. Wir wollen eine gewisse natür- liche Haltung, die mitunter auch zurückhaltend sein kann, aber trotzdem Eigenständigkeit ausstrahlt. Beim Bauen in Stuttgart spielt doch häufig der Gedanke des Kunden an Wiederverkauf eine Rolle. Und da vertraut man doch lieber auf eine wiederverkaufbare Immobilie, die nicht zu speziell ist. Auch wenn die Topografie in Stuttgart Spektakuläres zulassen würde. Und man sollte in dem Zusammenhang nicht vergessen, dass das Baurecht in den Hanglagen alles andere als spektakulär ist. Wie weit geht Ihr Spektrum bei einem Villenprojekt? Übernehmen Sie auch die Innenarchitektur, Außenraumgestaltung bis hin zur Auswahl der Möbel und Kunstwerke? Unsere Betrachtung einer Bauaufgabe bezieht alle Aspekte der Gestaltung mit ein. Wir denken wie Maurer, Fliesenleger, Maler, Schreiner, Gärtner und Haushaltshilfen. Zu unserem Büro gehört auch die Kooperation mit Fuchs, Wacker Design. Als Ergänzung zu unserer Arbeit als Architekten und Innenenarchitekten arbeiten wir bei Fuchs, Wacker Design wie ein Innenausstatter. Das heißt, wir planen die lose Möblierung, die dekorative Beleuchtung, die Teppiche etc. und liefern diese aus. Wir entwerfen dort auch eigenes Design für Möbel und Objekte. Aber immer nur als Einzelstück für ein spezielles Projekt. Eines unserer Objekte hat kürzlich einen Design Award erhalten. Kauft ein Bauherr bei Ihnen ein Fuchs Wacker-Haus oder sind alle Villen individuell und entsprechen den Vorstellungen der Bauherrenschaft? Die Vorstellungen unserer Kunden sind uns sehr wichtig. Sie sind der Grund, warum die Häuser unterschiedlich sind. Wir Planer stellen dann den Zu- sammenhang zu unserem Werk sicher, sodass der Kunde am Ende eine individuelle Lösung hat, das Projekt sich aber in eine Reihe mit unserem sonstigen Werk stellt. Sollte eine moderne Villa weitestgehend klimaneutral und auch nachhaltig sein? Der Anspruch an unsere Häuser und auch an unsere Bauherren ist, ein im Unterhalt wirtschaftliches wie auch ökologisch ambitioniertes Ergebnis zu er- reichen, das dem Thema Nachhaltigkeit und „wohlfühlen“ gerecht wird. Wir planen derzeit, dass unsere Häuser als Nullenergiehäuser entstehen. Unsere Idee ist, dass ein Haus sehr reduziert Energie verbrauchen darf, wenn es diese Energie selbst generiert. Die Politik ist dabei, das System auf Strom umzustellen. Demzufolge spielt in Zukunft und eben auch bei unseren Häusern Photovoltaik eine wichtige Rolle. Solange es noch keine guten Batterien gibt, wird der Strom ins Netz eingespeist. Es besteht aber Hoffnung, dass wir in weniger als zehn Jahren diese Energie lokal imHaus speichern und somit einen wichtigen Beitrag zur CO₂-Reduzierung leisten können. Arbeiten Sie mit einem festen Stamm an Herstellern und Handwerks­ partnern zusammen? Ja, unbedingt. Anders kann eine Qualitätsicherung sehr schwierig werden. Das gilt nicht für alle Gewerke, aber für Schlüsselgewerke wie Fenster, Stukkateur, Maler, Natursteinarbeiten, Schreiner auf jeden Fall. Diese Gewerke tourenmit uns durch die Republik. Dasselbe gilt für Hersteller. Haben Sie persönlich Architektur-Idole?Mit wemwürden Sie gerne einmal zu Abend essen und sich ausführlich unterhalten? Wir schätzen die Linienführung von RichardMeier sehr. Oder das Lebensge- fühl, das die amerikanische Architektur der 1950er- und 1960er-Jahre z.B. von Pierre Koenig oder Richard Neutra ausstrahlt. Bei Kengo Kuma findet man stille Poesie, die Gärten von Luciano Giubbilei inspirieren uns, ebenso der Umgang mit Tradition der Belgier Axel Vervoordt und Vincent van Duysen. Das sind nur einige Beispiele. Eine letzte persönliche Frage: Was würden Sie als Architekt noch gerne bauen? Mein Traum wäre ein Privatmuseum für bildende Kunst zu bauen. Ich war schon einmal sehr nahe dran. Aktuell bauen wir für ein Galeristenehepaar. Das kommt der Sache schon sehr nahe. Ich warte es ab. Herr Wacker, wir danken Ihnen für das Gespräch. © Fuchs, Wacker. Architekten BDA © Fuchs, Wacker. Architekten BDA

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