CUBE München · 02|22

02|22 WOHNGEBÄUDE Das kleine Schwarze – Ein Erholungshaus amWaldrand mit üppigem Garten GEWERBLICHE BAUTEN Japan zu Gast in Starnberg – Erweiterung des ewig jungen Landratsamtes Starnberg INNENARCHITEKTUR Reihenhaus reloaded – EinMittelhaus aus den 1980ern erfährt ein skandinavisch orientiertes Redesign KUNST UND KULTUR Fragments, or just Moments – Tony Cokes im Haus der Kunst Das Münchner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart www.cube-magazin.de © Eckhart Matthäus

3 DAS KLEINE SCHWARZE – Ein Erholungshaus amWaldrand mit üppigem Garten 4 VERGANGENES INS HEUTE GEHOLT – Solides Siedlungshaus transformiert ins Hier und Jetzt 9 PRINZ-EUGEN-PARK PRIVAT – Nach dem städtischen Teil folgt der private Teil für Eigentümer 12 DAS WEISSE HAUS – Neubau eines Wohnhauses mit 14 Wohnungen in Puchheim 14 VERDICHTUNG NACH INNEN – Umbau, Sanierung und technische Erneuerung der Atriumhäuser in Freimann 16 HOLZBOX AUF BETONTISCH – Umbau des Gymnasiums Neubiberg und Neubau einer Bibliothek 18 JAPAN ZU GAST IN STARNBERG – Erweiterung des ewig jungen Landratsamtes Starnberg 20 DENKMAL DER BESTÄNDIGKEIT – Ein 500 Jahre altes Holzblockhaus wurde gerettet 22 NEUE IMMOBILIEN in der Region 24 REIHENHAUS RELOADED – Ein Mittelhaus aus den 1980er-Jahren erfährt ein skandinavisches Redesign 32 KOMPLETTE TRANSFORMATION – Eine Hinterhofwerkstatt erhielt ein neues Leben 34 IM JAPANDI-STYLE – Eine Arztpraxis bekommt mit einempuristischen Konzept ein besonderes Look-and-Feel 38 ELFENGARTEN – Ein verwunschener Waldgarten inmitten der Zivilisation 40 EINE TONNE SCHREIBT BADGESCHICHTE – Entworfen 1994 vom Designer Philippe Starck 46 NATÜRLICH SCHÖN – Nachhaltige und wertige Badmaterialien liegen im Trend 47 MEER NACHHALTIGKEIT – Umweltfreundliche Möbelstücke aus recyceltem Fischzuchtmaterial 56 STERNEGEKRÖNT – Das Restaurant Mountain Hub Gourmet punktet mit schönem Interieur 62 EINFACH HAPPY – Der Name ist Programm bei einer neuen bunten Pop-up-Bar im Herzen der Stadt 63 EIN ZWEITES LEBEN – Anna Diermeier setzt bei ihren Produkten auf Wiederverwenden anstatt Wegschmeißen 64 FRAGMENTS, OR JUST MOMENTS – Tony Cokes im Haus der Kunst 66 IMPRESSUM 70 Wohngebäude Öffentliche Gebäude Gewerbliche Bauten Baukultur Immobilien Innenarchitektur Garten und Landschaft Möbelklassiker Bad und Wellness Material Restaurant- und Bartipp Design aus München Kunst und Kultur Impressum Solides Siedlungshaus transformiert ins Hier und Jetzt – Seite 9. Umbau des Gymnasiums Neubiberg und Neubau einer Bibliothek – Seite 18. Ein Mittelhaus aus den 1960erJahren erfährt ein skandinavisch orientiertes Redesign – Seite 32. INHALT

4 WOHNGEBÄUDE

5 „Es entstand ein großzügiges Wohnhaus auf kleinstem Raum, das die Vorzüge des Einfamilienhauses mit Garten und die überschaubare Größe einer Eigentumswohnung miteinander verbindet“, schildert KirstenThormann das Projekt. Eine komplette Glasfassade zur Gartenseite hin erweitert den Wohnraum in die Natur. So entsteht der Eindruck eines wesentlich größeren Wohnraumes im Erdgeschoss, was durch den offenen Grundriss noch verstärkt wird. Hier liegen Küche, Essplatz und der Wohnbereich. Über eine offene Treppe an der Wand gelangt man auf die Galerie mit Schlafzimmer und Badewanne. In enger Abstimmung mit den Handwerkern Bauen Architekten anders, wenn sie für sich selbst ein Haus planen? Wahrscheinlich schon, denn endlich können sie ungehindert ihren eigenen Vorlieben nachgehen. Aber auch sie können nicht einfach drauflosbauen, wenn erstmal ein Grundstück erworben ist. Die vielen Vorgaben, die zu beachten sind, stellen Bauherren und Planer oft vor große Herausforderungen – wie bei diesem Beispiel der Architekten Niebler und Thormann aus Donauwörth. Ein wunderbares Grundstück in der Nähe von Augsburg in Waldrandlage, knapp 1.000m² groß, sollte mit einem relativ kleinen Haus mit gut 100m² Wohnfläche bebaut werden. Die Auflagen waren umfangreich: Im Bebauungsplan war festgelegt, dass die Grundfläche des Hauses nicht mehr als 68m² sowie die Neigung des Satteldachs lediglich 25 Grad betragen durfte. Auch die Firstrichtung war vorgegeben. Zudem ließ das schmale, langgezogene Grundstück in leichter Hanglage nur eine mittige Bebauung zu. Aus all diesen Bedingungen entwickelte die Architektin ihr Traumhaus, das sie liebevoll das „kleine Schwarze“ nennt. Letztendlich stellten sich all die Einschränkungen sogar als Vorteil heraus. WOHNGEBÄUDE DAS KLEINE SCHWARZE Fotos: Eckhart Matthäus Ein Erholungshaus amWaldrand mit üppigem Garten

6 gesamten Hauses. Alle Außenwände und auch die um 25 Grad geneigten Dachflächen wurden als Sichtbeton vor Ort betoniert. Um das kleine Haus auch von außen in seiner archetypischen Form sichtbar zu machen, wurden Dachflächen als auch Fassaden durchgehend flächenbündig mit einer schwarzblauen Eternit-Doppeldeckung verkleidet. Geheizt wird im Winter mit einer Pelletanlage und für zusätzliches Warmwasser sorgen bei schönem Wetter 16m² Solarkollektoren auf dem Dach. www.nt-architekten.de und dem Tragwerksplaner wurden Grundrisse besprochen, Einbauten passgenau angefertigt und Materialien ausgewählt. Auf Türen wurde weitgehend verzichtet und stattdessen mit raumhohen Schiebeelementen gearbeitet. Sie fungieren imUntergeschoss gleichzeitig als räumliche Trennung zur Treppe, bedienen aber auch die in Bad und Gästezimmer eingeplanten Einbauschränke. Auf allen drei Ebenen gibt es Eichenparkett. Die Vorliebe für Ortbeton und die statische Anforderung für den stützenfreien Glasgiebel bestimmten die Betongrundkonstruktion des WOHNGEBÄUDE

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9 Eigentümlichkeit und seine individuelle Note. Ein weiteres, unverkennbares Merkmal ist das extrem steile Dach. Das Erdgeschoss wurde weitgehend frei geräumt und zu einem großzügigen, offenen Raum zum Wohnen, Kochen und Essen umgestaltet. Ein neues, bodentiefes Fenster öffnet den WohnBeim Näherkommen stellen sich unweigerlich nostalgische Gefühle ein. Dieses typische Siedlungshaus in Obermenzing versetzt den Betrachter unmittelbar in die 1950er-Jahre noch vor dem Wirtschaftswunder. Die Häuser damals waren uniform, wie ein Kind ein Haus zeichnet – Klötzchen mit spitzem Dach, einer Tür und kleinen Fenstern, Schornstein oben drauf – fertig. Die Bauherren erwarben dieses klassische 1950erJahre-Siedlungshaus mit schönem Garten in einem Wohnviertel mit ähnlicher Bebauung, aber teils auch mit Villen mit riesigen Gärten. Als sie damals am Stadtrand entstanden, dachte noch niemand über Platzmangel nach. Die neuen Besitzer wünschten sich im Inneren mehr Großzügigkeit und Platz für ihre Kunst. Das Münchner Architekturbüro Andreas Ferstl mit seinem Team setzte die Veränderungswünsche um. Von außen sollte der Charakter des Hauses mit seiner Massivität, dem steilen Dach und den starken Giebelseiten erhalten bleiben. Der kleine „Schönheitsfehler“ – die asymmetrischen Fenster der Hauptfassade – irritiert ein wenig, gibt demHaus jedoch eine sympathische WOHNGEBÄUDE VERGANGENES INS HEUTE GEHOLT Fotos: Sebastian Schels Solides Siedlungshaus transformiert ins Hier und Jetzt

10 das neue, großformatige Atelierfenster, das viel Helligkeit schafft, direkt in die Baumkronen des gegenüberliegenden Parks. Der alte Kamin blieb wie eine Skulptur frei im Raum stehen. Von außen sind wenige Veränderungen behutsam eingefügt worden: Runde Fenster imGiebel und ein neues, vor die Fassade gestelltes Fensterelement, das den Eingang markiert und die Asymmetrie der Hauptfassade fortschreibt. www.a-f-a.de raum zum Garten. Der einheitlich im ganzen Erdgeschoss gegossene Sichtestrich unterstreicht den Zusammenhang aller Raumteile. Das Obergeschoss blieb weitgehend unverändert. Hier befinden sich die Kinderzimmer und es gibt ausreichend Platz für Gäste. Im Dachgeschoss entfernten die Architekten eine Zwischenebene, wodurch ein unerwartet großzügiger Raum entstand: Viel Platz für Schlaf- und Badezimmer, Ankleide und einen Wohnbereich. Von dort aus blickt man durch WOHNGEBÄUDE

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12 Vielzahl unterschiedlicher Gebäudetypologien ausgezeichnet. Eine Herausforderung für die Planer, die basierend hierauf ihre großzügigen Atriumhäuser und die klar gestalteten Stadthäuser entwickelten. Die Hybridbauweise aus Beton und Holz ist auch den Bauauflagen für diesen Bauplatz geschuldet. Die einzelnen Häuser korrespondieren in ihrer Materialität und Farbigkeit miteinander, obwohl sie in Struktur und Wohnungstypus gänzlich unterschiedlich sind. An der Ruth-Drexel-Straße liegen viergeschossige Stadthäuser und dahinter die Atriumhäuser, die schützend um einen sorgfältig proportionierten, sehr privaten Innenhof angeordnet sind. Die Dachaufbauten der dreigeschossigen Atriumhäuser verfügen zudem über eine südorientierte Im Zuge der Schaffung von Baugrund auf den ehemaligen Kasernenflächen in der Landeshauptstadt wurde auch die Prinz-Eugen-Kaserne neu bebaut. Der südöstliche Teil – etwa die Hälfte des knapp 30 Hektar umfassenden Geländes – wurde von der Stadt München gekauft und für die größte Holzbau-Mustersiedlung Deutschlands nach ihrer Fertigstellung gefeiert (siehe CUBEMünchen 04|20). Die nordöstliche Seite wurde von privaten Immobilienentwicklern übernommen. Klaus Wohnbau erwarb eine etwa 4.500m² große Parzelle und gewann das Münchner Architekturbüro delaossa architekten von Tobias de la Ossa und Julia Kreienbrink mit ihremTeam zur Beplanung des Grundstücks. Von 2017 bis 2019 enstand hier im Stadtteil Bogenhausen eine Wohnanlage mit 16 Atriumhäusern und 16 Wohnungen, einer Tiefgarage und attraktiven Außenanlagen, gestaltet von den Landschaftsarchitekten Lynen & Dittmar aus Freising. Die Anlage der energieeffizienten Häuser in Hybridbauweise wurde 2019 mit dem Namen „Prinz“ vorgestellt. Der Projektstandort wird durch seine einmalige Lage, seine starke Durchgrünung und die WOHNGEBÄUDE PRINZ-EUGEN-PARK PRIVAT Fotos: Thilo Härdtlein Nach dem städtischen Teil des Prinz-Eugen-Parks folgt der private Teil für Eigentümer

13 des Prinz-Eugen-Parks fast nur Mietwohnungen gibt, sind die Häuser hier ausschließlich privaten Eigentümern vorbehalten. Meist haben die Wohnungen offene Grundrisse, sodass sich auch hierdurch weitere Gestaltungsmöglichkeiten durch offene und kommunikative Raumfolgen bieten. Die großzügig zumHof und nach Süden hin verglasten Atriumhäuser lassen ebenfalls eine auf den persönlichen Bedarf abgestimmte Raumbelegung zu. AuchMehrgenerationenwohnen ist denkbar. www.delaossa.de Dachterrasse. Die Stadthäuser dagegen orientieren sich allseitig den umgebenden Außenräumen hin. Sie verfügen über geschützte Loggien, die über die Fassade auskragen. Die Fassaden der Gesamtanlage sind in changierenden, sandfarbenen Tönen gehalten, während die Balkone und Eingangselemente in Betonfertigteilen ausgebildet sind. Aufgrund des sehr hohen Energiestandards der Gebäude als Effizienzhaus 40 weisen die Wände eine entsprechende Tiefe auf, die der Dämmung geschuldet ist. Raumhohe Verglasungen, die teilweise spielerisch und teilweise über Eck angeordnet sind, sorgen für viele individuelle Grundrisse. So entstehen Angebote für die unterschiedlichsten Wohnformen und Lebensmodelle. Während es im städtischen Teil WOHNGEBÄUDE

14 Haus bis auf die Fenster und die Eingangstür in Weiß gehüllt ist. Trotz der Standardbauaufgabe fehlte es nicht an Gestaltungswillen und dank der Übereinstimmung zwischen Bauträger und Architekten, konnten hier aufwertende Details umgesetzt werden, die nicht selbstverständlich sind. Beispielsweise konnten Holz-Alu-Fenster mit Geländern aus verdrehten Stäben aus Stahl eingesetzt werden, die besonders auf der Rückseite an den Balkonen zur Geltung kommen. Fast jede Wohnung verfügt zudem über bodentiefe Schiebefenster. Die jeweils vier Wohnungen in den drei Geschossen haben völlig unterschiedliche Größen – von der Einzimmerwohnung bis zu zwei loftartigen Auf einem 1.200m² großen Eckgrundstück in Puchheimwurde vor Kurzem einMehrgeschosswohnungsbau in Ziegelbauweise mit 14 Wohnungen fertiggestellt. Ein kleinerer Bestandsbau musste weichen, um angesichts des Wohnungsmangels zu verdichten und mehr Wohnraum zu schaffen, so wie es im Bebauungsplan und vom Bauträger Meister Wohnbau vorgesehen war. Das Ergebnis dürfte eine Vergrößerung der Nutzflächen um das Drei- bis Vierfache sein. Das Gebäude weist einen L-förmigen Grundriss auf, dessen kurzer Riegel an der Hauptstraße imOsten liegt. Für den Entwurf verantwortlich zeichen vonMeierMohr Architekten aus Schondorf, die für ihre charakteristischen Gebäude mit Spezialeffekten bekannt sind. Bei diesemNeubau versteckt er sich unter dem Dach: Das relativ flach geneigte Dach mit seinen sieben Gauben und einigen Dachflächenfenstern ist in Massivbauweise aus Beton ausgeführt – eine sogenannte Sargdeckelkonstruktion, die hohen Sonnen- und Brandschutz und eine hohe Tragfähigkeit bietet sowie das Raumklima positiv beeinflusst. Die außen aufgebrachte Dämmung wurde mit weißen Aluminiumplatten gedeckt, sodass das WOHNGEBÄUDE DAS WEISSE HAUS Fotos: Sven Rahm Neubau eines Wohnhauses mit 14 Wohnungen in Puchheim

15 es sehr anstrengend, die Baugrube trocken zu bekommen. Wir haben eine Ballastbodenplatte unterhalb der Bodenplatte eingefügt, um auftriebssicher zu sein und genügend Gewicht zu bekommen. Entsprechend dicht musste das Ganze ausgeführt werden.“ Danach wurden die geschosshohe Tiefgarage mit 21 Stellplätzen eingebaut, die Betondecke über der Tiefgarage betoniert und die Spundwände eingezogen. Ein aufwendiges und teures, aber notwendiges Prozedere. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.vonmeiermohr.de Dachgeschosswohnungen mit großzügigen Terrassen. Überall wurde Parkettboden verlegt. Vom Treppenhaus aus gibt es einen Zugang zumGemeinschaftsgarten. Die Erdgeschosswohnungen haben zusätzlich einen eigenen Gartenbereich. Die Fußbodenheizung wird durch eine Grundwasserwärmepumpe versorgt. Die betonierten Treppen sind mit dem Naturstein Nero Vigo belegt, der mit der goldenen Farbe des Geländers harmoniert. Es war durchaus keine einfache Baustelle, betont Architekt Stefan Mohr: „Wir stehen hier mitten im Grundwasser, daher war WOHNGEBÄUDE

16 dentische Siedlung in Deutschland. Obwohl die Atriumhäuser nicht unter Denkmalschutz stehen, erstellte Petzet mit seinem Team eine Machbarkeitsstudie, deren Prämisse es war, so viel wie möglich des ursprünglichen Charakters zu erhalten und zudem so kostensparend wie Wie die Zeit vergeht: Gestern noch das modernste Studentendorf – heute eine Studentenstadt, die ziemlich in die Jahre gekommen ist. Geplant wurde sie bereits 1958. Die Bauarbeiten für den 1. Bauabschnitt begannen 1961. Den damaligen Wettbewerb gewann Ernst Maria Lang mit seinem Partner Sepp Pogadl. Ernst Maria Lang war neben seinen Karikaturen für die Süddeutsche Zeitung auch für seine dem Zeitgeist entsprechende, nüchterne Betonarchitektur bekannt. Zu den ersten Bauten von damals gehören die sogenannten Atriumhäuser. Nach 48 Jahren stand eine dringende Sanierung an. Architekt Muck Petzet hat sich schon seit Beginn seiner Laufbahn mit Bauen im Bestand beschäftigt. Spätestens aber als er 2012 bei der Architekturbiennale in Venedig den deutschen Pavillon mit seinem Beitrag „Reduce – Reuse – Recycle“ gestaltet hatte, wurde dies zu seinem Label. Insgesamt gab es vier Bauabschnitte, die von 1961 bis 1977 realisiert wurden. Damit war die Studentenstadt Freimann die größte stuWOHNGEBÄUDE VERDICHTUNG NACH INNEN Fotos: Muck Petzet Architekten Umbau, Sanierung und technische Erneuerung der Atriumhäuser in der Studentenstadt Freimann

17 werden kann. Zum anderen konnte durch den in den Zimmern gewonnenen Platz jeweils ein kleines Bad eingebaut werden und insgesamt mehr Wohnfläche generiert werden. So bieten die Atriumhäuser nunWohnraum für 74 (vorher 60) Studierende. Komplett erneuert wurde die Haustechnik, aber viele der alten Türen und die Treppen konnten erhalten werden. Kostenmäßig bleib man 30 Prozent unter der Summe, die komplette Neubauten gekostet hätten. www.muck-petzet.com möglich vorzugehen. Ursprünglich bestanden die Fassaden der drei Häuser Willi-Graf-Straße 3, 5 und 7 aus ockerfarbenen Klinkern und dunklem Holz, die heute durch hellgrauen WelleternitPlatten als hinterlüftete Fassade ersetzt sind. Eine vollständige technische und energetische Erneuerung war dringend erforderlich. Die grundlegendste bauliche Neuerung war die Integration der Atrien in die Häuser. Wo früher eine offene Fläche – im Prinzip ein ungenutzter Hof – die Mitte bildete, ist das Atrium nun als überdachte Fläche in das Gebäude inkludiert. Hier befinden sich im Erdgeschoss Gemeinschaftsküchen für alle Bewohner. Diese Maßnahme sorgt zum einen für mehr Kommunikation, weil der Innenraum auch für gemeinsame Mahlzeiten und Treffen oder auch zum Feiern genutzt WOHNGEBÄUDE

18 erzielen. Dafür wurden die Akustik und die Lampen tiefer gehängt. Nun musste ein neuer Standort für die Bibliothek gefunden werden. Sympathischerweise verzichteten die Architekten auf die Versiegelung einer weiteren Fläche und hatten die geniale Idee, den Fahrradabstellplatz zu überbauen. Sie schufen einen Betonsockel als Dach über dem Parkplatz und setzten eine „Holzbox“ aus Massivholz darauf. Die Anbindung an den Bestandsbau erfolgt durch eine Glasfuge und eine gemeinsame Viele der in früheren Jahrzehnten entstandenen Schulbauten stehen vor Platzproblemen. Sie waren nicht für den Ganztagsunterricht konzipiert und müssen nun, da diese Unterrichtsform immer häufiger wird, nachrüsten. Auch das GymnasiumNeubiberg, erbaut in den 1970er-Jahren, stand vor diesem Problem. Das Gebäude war zwar saniert, aber nicht erweitert worden. Das Münchner Architekturbüro Peck Daam, das im Bereich Schulbau erfahren ist, wurde mit der Aufgabe betraut, das Gymnasium umzubauen beziehungsweise zu erweitern. Zunächst wurden verschiedene Funktionen umgeschichtet und in einem zweiten Schritt ein Erweiterungsbau errichtet. Die bisherige Mensa konnte vergrößert werden, indem sie in die vorhandene Bibliothek verlegt wurde. Dadurch haben hier 130 Schüler Platz. Der frei gewordene Raum der ehemaligen Mensa dient nun der Ganztagsschule. Für die Umstrukturierung war ein Rückbau auf den Rohbau nötig, da sich die Proportionen verändert hatten. Und auch die abgehängten Decken wurden entfernt um eine größere Raumhöhe zu ÖFFENTLICHE GEBÄUDE HOLZBOX AUF BETONTISCH Fotos: Uta Niedermaier Umbau des Gymnasiums Neubiberg und Neubau einer Bibliothek

19 Wahl von werthaltigenMaterialien. Das verbaute Holz in der Bibliothek sowie in der neuenMensa vermittelt einen einladenden und wohnlichen Charakter. Durch den Erweiterungsbau ergibt sich eine Gebäudeinszenierung zweier einander gegenüberliegender Riegel und ein verlängerter Weg entlang der Fahrradgarage im Freien zum Haupteingang. www.peckdaam.de Fluchttreppe. Die Box auf dem Betontisch macht einen schwebenden Eindruck. Der neue Bibliothekssaal ist ein rechteckiger Raummit offenem Grundriss und einer verglasten Längsseite mit einer auskragenden, überdachten Terrasse auf der Südseite. Sowohl der Lesesaal als auch die Terrasse haben runde Oberlichter, die innen für Helligkeit sorgen und im Terrassenbereich zwei Bäumen Platz machen. Halbhohe Regalwände stehen an der gegenüberliegenden Wand und querstehende zonieren den Saal. Eine der Vorgaben für die neuen Baumaßnahmen war die ÖFFENTLICHE GEBÄUDE

20 nach Bedarf arrangieren. Auch an Platz wurde nicht gespart: Das Baugelände umfasst 9.000m². Zwei Drittel der Fläche sind unversiegelt. Das neue Konzept sah vor, dass der Anbau sowohl in seiner äußeren als auch inneren Gestalt so weit wie möglich dem Bestand gleicht. Ziel war es, dass die MitarbeiterInnen und BesucherInnen das Gefühl haben, sich in einem einzigen Haus zu bewegen, und das Landratsamt durch die Erweiterung nicht in Alt und Neu separiert wird. Im Zuge der Baumaßnahmen wurde auch eine Photovoltaikanlage installiert. Das Landratsamt Starnberg – eine Hybridkonstruktion aus Holz, Stahl und Beton – ist ein vielfach prämiertes Gebäude. Es wurde 1987 fertiggestellt und bald darauf mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet. Heute – 35 Jahre später – muss es nicht etwa saniert werden, sondern bedurfte einer Erweiterung, die wegen des stark gestiegenen Personalbedarfs notwendig und im Herbst 2021 fertiggestellt wurde. Der Bestandsbau stammt von den Architekten Auer Weber unter Federführung von Prof. Fritz Auer, der sogar heute, im Alter von 89 Jahren, noch aktiv ist. Umgesetzt wurde das Konzept unter der Projektleitung von Dominik Fahr, ebenfalls aus dem Büro Auer Weber. Das Verblüffende und Neue des ursprünglichen Baus war, dass es eher einem Landschaftspark mit einigen teils ein-, teils doppelgeschossigen japanischen Pavillons mit flach geneigten Dachschirmen glich – oder anders ausgedrückt, eine große Leichtigkeit hatte, die man bei einem Amtsgebäude nicht erwarten würde. Durch seine Modulbauweise war es von vornherein auf Erweiterung angelegt und die Räume lassen sich je GEWERBLICHE BAUTEN JAPAN ZU GAST IN STARNBERG Fotos: Aldo Amoretti Erweiterung des ewig jungen Landratsamtes Starnberg zum 35-jährigen Bestehen

21 über eine hochgedämmte Fassade und eine Dreifachverglasung. Der überschüssige Strom, der durch die Photovoltaikanlage erzeugt wird, kann ins allgemeine Netz eingespeist werden. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.auer-weber.de Der Anbau beherbergt neben Besprechungs- und Sozialräumen 160 Arbeitsplätze und ist als KfW-Effizienzhaus 55 konzipiert. Heizung und Kühlung erfolgen über eine Bauteilaktivierung. Als thermische Bauteilaktivierung werden Heiz- oder Kühlsysteme bezeichnet, bei denen wasserführende Rohrleitungen durchWände, Decken oder Böden führen, die zur Temperaturregulierung dienen. Eine Grundwasserwärmepumpe wird durch die neue 250kWp-Photovoltaikanlage versorgt und ermöglicht eine CO₂-freie Wärmeerzeugung. Ferner verfügt die Erweiterung GEWERBLICHE BAUTEN

22 klar: Holz war als Baustoff schon immer da und kann Jahrhunderte überstehen. Das Haus hatte laut Baugeschichte 40 Besitzer – somit wäre der Architekt, der das Denkmal käuflich erworben hat, der 41. Eigentümer. Die Freilegung bis auf den bauzeitlichen Zustand zog sich über verschiedene Etappen hin. Das Bauholz muss wohl als Floss isarabwärts aus dem bayerischen Oberland transportiert worden sein. Das Haus bestand aus Stube, Kammern Wenn dieses Haus sprechen könnte – der Münchner Architekt Markus Stenger hat es zum Sprechen gebracht. Es ist fast, als hätte das Schicksal die beiden zusammengeführt. Stenger₂ Architekten und Partner, das Büro des Architekten, setzt sich für umweltverträgliches Bauen, für Bauen im Bestand und für die Verwendung werthaltiger Materialien ein. Da kam ihm sein Fund gerade gelegen: Er entdeckte ein kleines, unter Denkmalschutz stehendes Haus, das aber in den letzten 30 Jahren eher kaputtsaniert worden war, und legte es frei, indem er innen und außen Schicht für Schicht abtrug und förmlich den Originalzustand herausschälte. Zwei Jahre lang hat er sich nahezu in diese Aufgabe verbissen und es schließlich bis zu seinem Jetztzustand freigelegt. Wie später die dendrochronologische Bestimmung ergab, wurde das Haus 1486 als Holzblockhaus erbaut und hat also inzwischen 536 Jahre überstanden. In der Ausstellung „Circular Construction – von der Verschwendung zur Verwendung“, die aktuell bis zum 2. Juli in der Architekturgalerie München im ehemaligen Hochbunker zu sehen ist, nimmt es die Rolle des kleinen Paradiesvogels ein. Die Nachricht ist BAUKULTUR DENKMAL DER BESTÄNDIGKEIT Fotos: Sascha Kletzsch Ein 500 Jahre altes Holzblockhaus wurde gerettet

23 und bitumenhaltige Baustoffe verzichtet. An ihre Stelle traten Lehm, Ton, Holz, Schilf, Sumpfkalk, Hanf und Leinöl. So kann eine maximale Authentizität erreicht werden. Als zukünftige Bestimmung der „Schatztruhe“, wie ihr Entdecker das Haus nennt, ist ein Gästehaus und ein kultureller Veranstaltungsort vorgesehen. www.zurgastgeb.de www.stenger2.de undWirtschaftsteil für Gerätschaften, Kleinvieh und Tauben. Ursprünglich war es ein Handwerkerhaus. Später wurde es von reichen Patriziern erworben und ihrem Hausstand hinzugefügt. Stenger hat in Eigenarbeit Schicht um Schicht abgetragen, vorsichtig, um das, was zum Vorschein kam, nicht zu zerstören – Patina, zähe Altersschönheit, gut erhaltenes Holz, aber auch Schäden, die Stück für Stück ersetzt wurden. Die alten Teile sind dunkel, die neuen hell, wodurch ein Patchwork-Haus entstand. Es wurde weitestgehend auf Zement, Kunststoffe, Gips, Dispersion BAUKULTUR

24 NEUE IMMOBILIEN IN DER REGION Das geplante, rund 52 Meter hohe Gebäude Arabella26 in Bogenhausen in unmittelbarer Nähe zumWohn- und Bürokomplex Arabeska wird Münchens erstes Hochhaus mit begrünter Fassade. Der Baubeginn ist für 2023 vorgesehen. Die vomMünchner Büro Schluchtmann Architekten geplante zukunftsweisende Fassadengestaltung mit vertikaler Begrünung soll zu einer Verbesserung des Kleinklimas beitragen und wird als Pilotprojekt zu Forschungszwecken der Hochschule Weihenstephan bereitgestellt. Diese wird die Planungs- und Realisierungsphase wissenschaftlich untersuchen und begleiten. Der 16-geschossige Bau spielt mit der amorphen und freien Gebäudeform des Nachbargebäudes Arabeska und ergänzt diesen Gebäudekomplex um einen Hochpunkt zu einem städtebaulich wirksamen Dreiklang. Herzstück des Entwurfs ist die über 2.000m² begrünte Fassade. Rund 1.200 Kletterpflanzen, die von Geschoss zu Geschoss ranken, bilden den vertikalen Garten des hohen Solitärs und können eine Antwort auf die starke Erhitzung unserer Städte sein. Die wohl wichtigste Leistung der Pflanzen ist die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und die damit verbundene Verdunstungskühlung. Das Grün reduziert die Hitzestrahlung und vermindert die Wärmerückstrahlung in die Umgebung und verbessert dadurch das Mikroklima. Die Fassade fungiert zudem als natürlicher Luftreiniger durch Feinstaubbindung, bildet Sauerstoff und bindet CO₂ durch natürliche Photosynthese. www.schluchtmannpartner.de So stylish kann eine Nachverdichtung im Stadtraum aussehen: Die GWG Städtische WohnungsgesellschaftMünchen realisiert bis September 2022 in der Kämpferstraße inMilbertshofen-AmHart fünf neue Wohngebäude mit insgesamt 198Wohnungen – dies mit hohem architektonischen Anspruch. Satteldächer aus Nadelholz, eine farblich abgesetzte Besenstrichputzfassade in den oberen beiden Geschossen und die markant vorgesetzten Balkonsysteme mit Alu-Hohlprofil-Lamellen machen das Ensemble in der Gegend unverwechselbar. Bei den besonderen Balkonen sorgen seitliche Harfen aus Aluminium gleichzeitig für Sichtschutz und viel Lichteinfall. Über die Hälfte der Wohnungen sind barrierefrei, außerdem ist für Bewohner der Anlage wie auch Besucher des Quartiers ein Mobilitätsraum und Carsharing vorgesehen. Die Projektplanung übernahm das Münchner Architekturbüro Grassinger Emrich Architekten, die Umsetzung der in serieller Bauweise mit Betonfertigteilen errichteten Gebäude das Bauunternehmen Goldbeck. „Die neue Architektur kommt gut an imHarthof. Der Stadtteil modernisiert sich, ohne sein Gesicht zu verlieren“, so Christian Amlong, Sprecher der GWG-Geschäftsführung. Die GWG setzt bei diesem Bauvorhaben ihre Strategie fort, Kosten imWohnungsbau sparen, ohne auf gute Qualität zu verzichten. „Die Kombination der Grundgedanken unseres sogenannten Minimalprojekts mit serieller Fertigung halten wir für einen guten Beitrag, um bezahlbarenWohnraum zur Verfügung stellen zu können“, erklärt GWG-Geschäftsführerin Gerda Peter. www.gwg-muenchen.de © Goldbeck GmbH © Schluchtmann Architekten ES GRÜNT SO GRÜN Das Arabella26 bietet eine zukunftsweisende Fassade SCHICK & GÜNSTIG Wohnungen in serieller Bauweise

25 NEUE IMMOBILIEN IN DER REGION Wenn man Soho hört, denkt man sofort an London oder New York und ihre gleichnamigen hippen Stadtteile. Nun soll es auch in München bald ein Soho geben: Wenn auch keinen ganzen Stadtteil, dafür aber ein nicht minder hippes Gebäude: Auf demGelände der Koppstraße 4 im früher von der Firma Siemens geprägten Stadtviertel Obersendling entsteht gerade das Büro- und Gewerbeobjekt South HorizonMunich. Das urbane Ensemble, entworfen vom Münchner Büro OSA Ochs Schmidhuber Architekten, punktet mit einem spannenden Erscheinungsbild im Industrial Style. Eine flexible Grundrissgestaltung ermöglicht moderne Arbeitswelten in Form von individualisierbaren Bürolofts mit luftigen Raumhöhen von 3,30m. Im Erdgeschoss ist zudem ein sogenannter Makerspace vorgesehen: Hybride Nutzungsflächen für Industrie 4.0 mit einer stützenfreien Mittelfläche von fast 37 x 11m mit Raumhöhen von 4,50m. Hier sollen künftig Start-up-Unternehmen Werkstätten und Testlabors einrichten oder Prototypen erforschen, so die Entwickler des Soho, die OptimaAegidius-Firmengruppe und Hammer AG. Der Neubau, angelehnt an die Fabrikarchitektur des Industriezeitalters, vereint Elemente wie eine helle Ziegelfassade und zwei freitragende Brückenbauwerke mit einer modernen Grundrissgestaltung. Zwei über eine große Freitreppe verbundene Innenhöfe leiten Tageslicht in alle Geschosse. Im 5. Stock lädt das South Horizon Skydeck zu Urban Gardening und After-Work-Meetings ein – Alpenblick inklusive. www.south-horizon-munich.de Für den von CA Immo projektierten Büro- und Hotelneubau im Quartier Baumkirchen Mitte haben sich die Architekten etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Eine Landschaftslounge auf halber Höhe ist das Highlight des neuen Neo. Die Etage bietet einen fließenden Übergang zwischen In- und Outdoor. Grüne Freiflächen gibt es auch auf dem zurückversetzten Staffelgeschoss mit einer Dachterrasse in 60 Metern Höhe – Urban Gardening inklusive. Die innovative Architektur stammt von UNStudio Amsterdam zusammen mit den Landschaftsarchitekten OR else Landscapes, Breukelen, NL. Die Fassade besteht aus einemMix aus lichtemMetall in Kombination mit Holz – dadurch entsteht ein spannendes Spiel mit der Optik und Haptik. Das Metall bildet den Hintergrund und verleiht dem Gebäude eine moderne und leichte Ästhetik, während das Holz das Gebäude wie ein maßgefertigtes Möbel im Stadtraum wirken lässt. Interessant auch deshalb, weil es verschiedene Maßstäbe und Details vereint, erläutert Ben van Berkel, Gründer von UNStudio: „Die horizontalen Bänder zeichnen in der Fernwirkung ein klares äußeres Erscheinungsbild. Wenn man sich demGebäude jedoch nähert, kann man feine, komplexe Detaillierungen entdecken.“ www.caimmo.com © CA Immo © CA Immo © KOP4 GmbH & Co. KG SOHO IN MÜNCHEN In Obersendling entstehen Loftbüros mit Makerspace SPANNENDE OPTIK Das Neo wirkt wie ein Möbel im Stadtraum

26 IMMOBILIEN Anzeige geringe Energie- und CO₂-Bilanz: In denWohnungen werden Lehmputze und Lehmbauplatten aus der Region verwendet, was die Transportwege kurz hält. Sie regulieren die Luftfeuchtigkeit auf natürliche Weise und sorgen für ein besonders angenehmes Raumklima, unterstützt durch diffusionsoffene mineralische Anstriche anWänden und Decken. Auch die Legierungen für Metallbaustoffe werden mit einemmöglichst hohen Anteil an rückgewonnenen Rohstoffen In ökologischer Bauweise und mit durchdachten Grundrissen präsentiert sich dieser moderne Neubau in ruhiger Lage an der Iltisstraße inmitten des bevorzugtenWohngebiets Waldtrudering. Das Ensemble aus zwei Wohnhäusern – einMehrfamilienhaus mit fünf Wohneinheiten und ein Zweifamilienhaus als Rückgebäude – werden ein echtes architektonisches Statement: Durch ihre individuelle Dachgestaltung und das markante Farbkonzept der Fassaden in Grauschwarz ziehen sie schon vonWeitem die Blicke auf sich. Dazu setzen die Terrassen in den Ober- und Dachgeschossen mit ihren weiß verputzten Wandflächen interessante Akzente. Auch das ökologische Konzept passt perfekt zum Viertel mit Gartenstadtcharakter und viel Grün: Der Fokus des von der Münchner 3BAU projektierten Ensembles liegt klar auf Ressourcen- und Umweltschonung: Die zukunftsfähigenMehrfamilienhäuser werden als KfW-Effizienzhaus 40 EE in Massivbauweise konzipiert und erzielen so ein günstiges Verhältnis der Hüllfläche zum beheizten Volumen. Auch die eingesetzten ökologischen Baumaterialien haben eine möglichst DURCHDACHT UND INDIVIDUELL Visualisierungen: 3BAU GmbH Ein Neubau-Ensemble in Waldtrudering bietet architektonisch und ökologisch Besonderes

27 IMMOBILIEN Anzeige geführt. Große Holz-Aluminiumfenster mit Dreifachverglasung bringen viel Tageslicht in die Wohnungen. Die eingerückten Terrassen mit großzügigen Gärten im Erdgeschoss bieten sichtgeschützte private Außenbereiche und leichte, durchlässige Brüstungen in den Obergeschossen ermöglichen einen freien Blick in den Garten. Ein in der Gegend einzigartiger Dachgarten mit Weitblick erweitert die Wohnung im Dachgeschoss des Zweifamilienhauses. www.3BAU.de eingeplant und organische Beschichtungen auf Pflanzenbasis bevorzugt eingesetzt, ebenso wird der Kunststoffanteil enorm reduziert. Last but not least übernehmen eine energieeffiziente Heizzentrale und eine Pelletheizung die Wärmeversorgung. Die Grundrisse und die sorgfältig ausgewählte Ausstattung der Zwei- bis Drei-Zimmer (plus Hobbyraum)-Wohnungen fokussieren sich auf hochwertiges, zeitgemäßes Wohnen: Ein zentraler Wohn-, Koch- und Essbereich bildet das Herzstück jeder Wohnung. Funktional und flächenoptimiert integrieren sich die Eingangsbereiche, die hochwertig ausgestatteten Bäder und die separaten Gäste-WCs. Das individuelle Farbkonzept der Fassaden wird in den Innenräumen mit farbigen Akzenten in Schwarz für Gestaltungselemente wie Schalter, Steckdosen, Fenstergriffe und Handtuchheizkörper weiter-

28 IMMOBILIEN Anzeige aus bayerischen Forsten eingesetzt. Die modernen Villen aus wertvollem hellemKlinker übersetzen den Gedanken der Pavillonarchitektur aus der Zeit des Jugendstils ins Heute. Für die Gestaltung ist die PS Projektschmiede Hartig Architekten und Stadtplaner aus München mitverantwortlich, die einen Kontrast der klaren und streng kubischen Formensprache mit den jugendstilhaften Anleihen aus floralen und ornamentalen Details umsetzen. Die Fassade wird im Sockelbereich durch ein feines, dreidimensionales Muster imKlinkerverband gestalterisch hervorgehoben. Der Übergang zur darüber liegenden Fassadenfläche wird durch ein umlaufendes schmales Friesband aus Travertin Der alte Jugendstilpark in Haar verwandelt sich in ein attraktives Wohngebiet vor den Toren Münchens. In einer Idylle aus weitläufigem Park und wunderschönem, alten Baumbestand realisiert die Grünwalder BHB Unternehmensgruppe das „Tausendschön“ – ein Neubauprojekt mit einer facettenreichen Architektur und märchenhafter Anmutung. Fünf locker verteilte und sensibel in den Bestand eingefügte Neubauten bilden bei der „Alten Gärtnerei“ das letzte von insgesamt drei Quartieren. An den beiden schon realisierten Bauabschnitten „Am Bannwald“ und „AmHandwerkerhof “ lässt sich der enge Bezug zwischen Naturlandschaft und Baukunst sowohl räumlich als auch gestalterisch ablesen. Jedes neue Bauwerk ist für die BHB Unternehmensgruppe eine Besonderheit. So auch das Tausendschön: Der „Genius Loci“, der Geist des Ortes, die Geschichte und Umgebung inspirieren das Unternehmen, Architektur, Interieur und Freiflächen als Gesamtkunstwerk zu konzipieren. Ebenso im Fokus ist die Nachhaltigkeit – es werden Materialien aus der Kreislaufwirtschaft wie CO₂-neutrale Ziegel, recycelter Beton oder Holz WIE IM MÄRCHEN Visualisierungen: vizoom Das Tausendschön in Haar bietet Wohnraum mitten im Grünen und Jugendstilarchitektur

29 IMMOBILIEN © Vadim Kretschmer © Vadim Kretschmer Anzeige Ausstattungsdetails. Umgeben von hundertjährigen Bäumen wohnt es sich im Tausendschön besonders grün – gleichzeitig ist die Münchner City mit der S-Bahn nur 18 Minuten entfernt. Der Ortskern von Haar ist zu Fuß zu erreichen. Im nördlichen Teil des Jugenstilparks, an der Kreuzung Leibstraße und Vockestraße, entsteht ein neues Ladenzentrum mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten. www.bhb-bayern.de abgesetzt. Auch die Eingangsbereiche sind ein gestalterisches Juwel – hier zitieren edle Feinsteinfliesen von Patricia Urquiola in warmen, erdigen Farbabstufungen und Akzente im matten Gold die verspielten Mosaike des Jugendstils. Jedes Haus zeichnet sich zudem durch ein individuelles Kunstwerk des Lichtkünstlers Philipp Frank aus, der hier das Postulat des Jugendstils, die Kunst und das Leben zu vereinen, neu interpretiert. Die vielfältigen, lichtdurchfluteten Ein- bis Vierzimmerwohnungen mit einer Fläche von 27 bis 131m² funktionieren für alle Ansprüche. Sie bieten durch hohe, bodentiefe Fenster und Loggien eine zauberhafte Aussicht in den Park. Die Dachterrassen sind ein besonderes Glanzlicht: Sie überzeugen mit einem atemberaubenden Rundumblick und spürbaren Sinn für liebevolle

30 Prof. Ludwig Wappner Prof. Ludwig Wappner ist seit 1993 Partner bei allmannwappner Architekten und zudem seit 2010 Professor für Baukonstruktion und Entwerfen am Karlsruher Institut für Technologie KIT sowie Gastprofessor an nationalen und internationalen Universitäten, u. a. der Hochschule für Technik in Stuttgart und der „Central Academy of fine Arts“ CAFA in Peking. Ludwig Wappner ist Mitglied mehrerer Stadtgestaltungsbeiräte, aktuell in der Stadt Mannheim, der Stadt Bamberg und der Stadt Pforzheim sowie der Beratergruppe der Messestadt München-Riem. Vorträge und Publikationen von Fachbeiträgen sowie Gastkritiken und Workshops im nationalen und internationalen Rahmen sind zudem Teil seines Tätigkeitsbereichs. Weiteren gab es umfassende Forschung zumHolzbau in den vergangenen Jahren – gerade in Regionen wie Vorarlberg, Graubünden oder Südtirol, aber auch im Schwarzwald und dem Allgäu. Wir verfügen damit heute über ein sehr großes Wissen über das Material, das gepaart ist mit den überlieferten jahrhundertealten handwerklichen Erfahrungen. Welche Rolle spielt die Digitalisierung beim Bauen mit Holz? Eine sehr große: Die CNC-Technologie und andere technische Revolutionen waren hier ein echter Quantensprung. Durch technisch basierten Maschineneinsatz kann Holz heute bis auf denMillimeter genau bearbeitet und vorproduziert werden. Das Vertrauen in das Material ist enorm gewachsen. Zudem hat Holz auch viele weitere Vorteile, die die Menschen schätzen: Es riecht gut, sieht vertraut aus und fühlt sich angenehm an. Derzeit entsteht in München mit demProjekt Vinzent das erste Holzhybridensemble für Wohnen und Office im Innenstadtgefüge. Ihr Büro allmannwappner zeichnet für das architektonische Konzept verantwortlich. Wie kam es dazu, hier auf Holz zu setzen? Gemeinsammit dem Projektentwickler Bauwerk wollten wir ein zukunftsfähiges Gebäude errichten, das den aktuellen gesellschaftlichen und klimapolitischen Diskussionen gerecht wird. So kamen wir schnell zum Bauen mit Holz. Das allerdings unterliegt in Deutschland gerade im städtischen Zusammenhang vielen komplexen Bauvorschriften und Normen. Deshalb konnten wir Holz nicht als alleinigen Baustoff einsetzen. Wir haben aber im Rahmen einer technischen und wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung CUBE: Herr Wappner, der Baustoff Holz gehört zu den ältesten in Mitteleuropa, heutzutage allerdings sind Holzgebäude im urbanen Kontext rar. Warum? Prof. Ludwig Wappner: Vor allem in den Städten hat Holz im Zuge der Industrialisierung ab Mitte des 19. Jahrhunderts als Baustoff industriell gefertigte Konkurrenz erhalten. Maschinell hergestellte Baustoffe wie Ziegel oder Beton konnten günstiger, schneller und in großenMengen produziert werden. Außerdem waren viele unserer Städte früher komplett aus Holz gebaut und sind teilweise in ihrer Geschichte mehrere Male abgebrannt. Holz war daher in den Köpfen der Menschen als Gefahrenquelle verankert. ImGegensatz dazu konnten im Industriezeitalter mit brandresistenteren Baustoffen bessere Sicherheitsnachweise und damit auch mehr Vertrauen bei den Menschen erzeugt werden. Aktuell findet rund um den Holzbau ein regelrechter Boom statt. Wie erklären Sie sich das? Der Holzbau-Boomwurde eindeutig ausgelöst durch das wachsende ökologische Bewusstsein in der Gesellschaft. Holz als Baustoff ist so attraktiv, weil wir mit einem nachwachsenden, ressourcenschonenden und kreislaufgerechten Rohstoff arbeiten. Mit Holz können wir CO₂ in Gebäuden speichern und setzen damit der energetisch aufwendigen Produktion anderer Baustoffe und deren Einsatz ein nachhaltiges und umweltschonendes Statement entgegen. Die CO₂-Bilanz von Holz ist im Vergleich zu anderen Baustoffen unschlagbar gut. Aber Holz ist nicht unendlich verfügbar, sodass wir klug mit den Ressourcen umgehen müssen. Des © Bauwerk © Myrzik und Jarisch INTERVIEW DIE HOLZ-RENAISSANCE Wie der alte Baustoff wieder zu Ehren kommt, zeigt das Holzhybridprojekt Vinzent

31 versucht, den Holzanteil im gesamten Ensemble so hoch wie möglich anzusetzen. Also haben wir möglichst viel Holz in Decken, Wänden und Stützen eingeplant, um den CO₂-Fußabdruck der neuen Gebäudeteile zu verbessern und alle Vorteile des Materials auszuschöpfen. Es entsteht hier ein Mix aus Wohnen und Arbeiten. Gab es in der Planung dafür unterschiedliche Herangehensweisen? Ja, im Office-Teil an der Rupprechtstraße haben wir durch einen Hybridbau und eine komplette Holzfassade einen maximalen Anteil an Holz einplanen können. Die extrem hohen Anforderungen an den Schall- und Brandschutz in denWohngebäuden ist allerdings nur realisierbar, indem wir einen Materialmix aus Beton, Stahl und Holz verwenden. Deshalb besteht dort die Fassade komplett aus Holz, die strukturell tragende Grundlage aber bildet ein Betonskelett. Müssen Sie ein solches Projekt architektonisch anders denken als beim konventionellen Bauen mit Mauerwerk oder Stahlbeton? Ein Holzhybridbau im innerstädtischen, dicht bebauten Gefüge muss in der Gesamtbetrachtung schon um einiges genauer gedacht und geplant werden als ein herkömmlicher Massivbau aus Stahlbeton. Gerade in der Kombination von Holz mit Stahl und Beton brauchen wir deutlich mehr fachliche Kompetenz und Erfahrung aller Planungsbeteiligten sowie eine bestmögliche Koordination zwischen allen am Bauen beteiligten Fachleuten. Ein besonderes Augenmerk ist, im Wohnungsbau auf das Thema Schallschutz zu legen. Denn heutzutage müssen Entwickler und Architekten Wohnungen planen, in denen die Bewohner ihre Nachbarn möglichst nicht mehr hören. ImMassivbau würde man einfach eine mehrere Zentimeter dicke Betonwand gießen. Im Holzbau muss jedoch viel genauer gedacht und überprüft werden, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Durch diese komplexe Planung ergeben sich aber auch umgekehrt neue Gestaltungsmöglichkeiten, wie sie in den Ornamenten und anderen sichtbaren Konstruktions- und Füllelementen der Holzfassaden von Vinzent zum Tragen kommen. Wenn Sie in die Zukunft schauen: Wie wird sich der Holzbau im städtischen Kontext in den kommenden Jahren weiterentwickeln? 2021 hat uns die große Nachfrage nach Holzwerkstoffen deutlich gezeigt, dass das Material Holz als Rohstoff nur begrenzt zur Verfügung steht. Denn es braucht Zeit, Pflege und Raum für Nutzwälder, um wachsen zu können. Selbst schnell wachsende Hölzer können erst nach mehreren Jahren gefällt und für das Bauen weiterverarbeitet werden. In den Städten und auf dem Land werden aktuell immer mehr Gebäude mit Holz gebaut – die benötigten Mengen nehmen also deutlich zu. Deshalb müssen wir angemessene und kluge Wege finden, wie wir diese kostbare und natürliche Ressource verantwortungsvoll nutzen und einsetzen können. Gibt es noch weitere Trends im Holzbau? In den vergangenen Jahren war der Holzmassivbau stark imAufwärtstrend. Dabei wird mit kompaktem und mächtigem Brettstapelholz gebaut. Allerdings müssen wir diese sehr gut bewährte Bauweise künftig sorgsamer betrachten und zielorientierter einsetzen, weil durch die massiven Bauteile große Mengen an Holz benötigt und verbraucht werden. Deshalb sollten wir uns verstärkt demHolzständerbau und seinen besonderenMöglichkeiten widmen. Hier zeichnet die Entwicklung der vergangenen Jahre ebenfalls einen enormen Innovationsschub in der Baubranche auf, vor allem bei den Hybridbauten. Daher gehe ich davon aus, dass der Hybridbau aus Holz in Kombination mit anderenMaterialien wie Mauerwerk, Lehm oder Ultraleichtbeton eine große Zukunft im europäischen Städtebau haben wird. Herr Prof. Wappner, wir danken Ihnen für das Gespräch. © Bauwerk © Bauwerk INTERVIEW

32 entstand durch die komplette Öffnung des Wohnzimmers mit Falttüren zur Südseite hin. Im Sommer können sie ganz zur Seite geschoben werden und erweitern so den Wohnraum über die vom Hausherren selbstgebaute Holzterrasse bis in den Garten. Neben neuen Fenstern erhielt das Reihenhaus eine komplett neue Elektrik, Wasserleitungen und eine aufgesattelte Massivholztreppe mit Glasgeländer und Handlauf aus Eiche. Aus Schall- undWärmeschutzgründen kann das sonst offene Treppenhaus nun mit Schiebetüren verschlossen werden. Um mehr Platz für den Kinderwagen Das elterliche Reihenmittelhaus aus den 1980erJahren in Bogenhausen hat ein junger Familienvater mit Affinität zu Nordic Design für sich und seine Familie zu einem ganz persönlichenWohlfühldomizil umgestalten lassen. Die jungen Eltern mit zwei kleinen Töchtern sind mit dem Ergebnis des Umbaus durch das Münchner Innenarchitekturbüro Stylingroom sehr glücklich, weiß die Inhaberin und Interior Designerin Bettina Wittenberg – sie ist selbst Norwegerin und hat genau den Geschmack der neuen Bewohner getroffen. Nach Auslandssemestern in Oslo und Kopenhagen haben die Bauherren eine starke Affinität zu Skandinavien und dem luftig-lichten Wohnstil des Nordens entwickelt und so passten ihre Vorstellungen und das von Stylingroom entwickelte Konzept wunderbar zusammen. Schönes Holz lautete die Devise, darunter extrabreite, weiß geölte Douglasienholz-Schlossdielen für den Fußboden imWohnzimmer und geöltes Eichenholz für den Counter in der Küche. Der Hingucker im Bad ist ein Waschtisch aus Olivenholz, der sich perfekt in den Zwischenraum neben der Badewanne einschmiegt. Viel Helligkeit für das Erdgeschoss INNENARCHITEKTUR REIHENHAUS RELOADED Fotos: Omid Mahdawi Ein Mittelhaus aus den 1980ern erfährt ein skandinavisch orientiertes Redesign

33 Interior Designerin. Auch der Feng-Shui-Ansatz vom Einklang von Feuer-, Wasser- und Luftelementen wurde ganz auf die Familie abgestimmt und die teils schon vorhandenen sowie neuen Einrichtungsstücke nach den Himmelsrichtungen platziert. Ein Zirbenholzbett im Elternschlafzimmer ergänzt das gute Wohngefühl. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.stylingroom.de im Eingangsbereich zu schaffen, wurde das im Reihenmittelhaus klassisch neben dem Eingang liegende Gäste-WC um ein Stück ins Hausinnere versetzt. Von der ursprünglichen Ausstattung ist einiges geblieben, darunter einige Holzfußböden, die restauriert wurden, der Bestandskaminofen und die blaugraue Holzverschalung an der Fassade. Sie musste lediglich aufgearbeitet werden und verleiht dem Haus auch von außen einen modernen Look. Apropos Farbe – eine Farb- und Feng-Shui-Beratung gehört bei Bettina Wittenberg, wenn gewünscht, beim Redesign mit dazu. Bei der jungen Bogenhausener Familie kam heraus, dass zu ihnen eher sanftere Töne passen, etwa ein pastelliges Grün oder Grautöne. Aber auch ein kräftiges Rot durfte nicht fehlen. „Das haben wir über viele Accessoires und ein rotes Gäste-WC ins Konzept mit eingebracht“, so die INNENARCHITEKTUR

34 auch ein Eigenentwurf der Architektinnen aus hellem Eschenholz nach Art eines bäuerlichen „Jogltischs“, jedoch modern interpretiert. Auch das Dach mit sechs Dachflächenfenstern ist neu, als Unterkonstruktion wählten die Architektinnen Deckenelemente eines Schweizer Systemherstellers. „Sie hatten für uns den Vorteil, dass sie weite Spannweiten ermöglichen und wir uns den Unterzug an der Deckenunterseite gespart haben“, erläutert Birte Raff. Praktisch: Auch für die Galerie wurden die rund 28 cm hohen Kassettenelemente eingezogen – ihre Oberseite aus Für die Münchner Architektinnen Birte Raff und Eva Petri, Gründerinnen des Büros pur architekten, war es ein Glücksfall: Vor einiger Zeit meldete sich der Eigentümer einer alten Autowerkstatt im Hinterhof, dass er sie gerne verkaufen würde. Die beiden griffen zu – und machten daraus ihr neues Büro. Ganz nach ihren Vorstellungen und Entwürfen entstand aus dem Flachdachgebäude ein lichtdurchflutetes Kleinod mit großer Erdgeschossfläche, einer Galerie und ganz viel Stauraum. Doch davor war einiges zu tun: „Da war eine ganz schreckliche Unterdachkonstruktion drin, man konnte die Raumhöhe absolut gar nicht nutzen“, erzählt Birte Raff und ergänzt: „Wir haben dann erstmal alles quasi bis auf die Außenmauern herausgenommen.“ Um die notwendige Höhe für die einzuziehende Galerie zu schaffen, wurde auch noch die Bodenplatte entfernt und ein Stück Boden abgetragen. Jetzt geht es eine Stufe tiefer in die ehemalige Werkstatt, die nach vorne statt des Einfahrtstors große Fenster aus Lärchenholz erhielt. In der ehemaligen Sitzgrube befindet sich nun ihr großer Besprechungstisch, übrigens © Pur Architekten INNENARCHITEKTUR KOMPLETTE TRANSFORMATION Fotos: Philipp Nemenz Eine Hinterhofwerkstatt aus den 1950er-Jahren erhielt ein neues Leben als Büro

35 auch wieder puristisch wirkt. Neben den großen Dachfenstern erhellen Deckenspots sowie speziell maßgefertigte LED-Abhangschienen eines Münchner Herstellers die Räume. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.pur-architekten.de Fichtenholz wurde kurzerhand geölt und gleich als Fußboden genutzt. Hinauf führt eine von den Architektinnen und vom Schreiner maßgefertigte, puristische Treppe aus hell geölter Esche. Überhaupt ist der Büroname Programm in den neuen Räumlichkeiten: Pur, reduziert und zeitlos sind auch die Einbauten – etwa die große Schrankwand inWeiß, die die kleine Büroküche aufnimmt und Stauraum bis unter die Decke schafft. Schönes Holz spielt in allen Bereichen eine große Rolle: Nach der Hängeleuchte über dem großen Besprechungstisch aus Birkenholz im dänischen Design wurde lange gesucht. Auch die praktischen Materialkisten auf Rollen sind aus Esche. Eine Besonderheit ist auch der Fußboden: Ein nicht ganz aufgeschliffener Terrazzo in Grautönen, bei dem die Körnung nicht gleich stark herauskommt und eben dadurch © Pur Architekten INNENARCHITEKTUR

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