CUBE Köln Bonn · 01|23

01 | 23 Das Köln Bonner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart WOHNGEBÄUDE Aus Eins mach Vier – Ein Haus zeichnet sich durch seine ungewöhnliche Komposition und Raumvielfalt aus ÖFFENTLICHE GEBÄUDE Vernetzte Lernlandschaft – Neuer Campus der TH Köln eröffnet mit nachhaltigem Gebäude OUTDOOR SPEZIAL Sommertage draußen genießen – Funktionale Outdoor-Möbel, die allen Ansprüchen gerecht werden KUNST UND KULTUR First Pages – Neue Ausgabe der Ausstellungsreihe Counter Images Gegenbilder www.cube-magazin.de © Andrew Alberts Garten und Landschaft Spezial

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3 AUS EINSMACH VIER – Ein Haus zeichnet sich durch seine ungewöhnliche Komposition und Raumvielfalt aus 4 SCHWEBEND ÜBER DEM LEBEN – Ein Einfamilienhaus setzt auf moderne Leichtigkeit am Hang 10 TRANSFORMATION INDIE NEUZEIT – Ein Hanghaus aus den 1960ern wurde mit Blick auf das Original saniert 13 GELUNGENE VERBINDUNG – Fachwerkhaus erhält neue Doppelhaushälfte 16 KLARUND FREUNDLICH – Zwei Wohngebäude inWesseling verbinden kostengünstigesWohnen und Architektur 18 BEHÜTENDWEITERGEBAUT – Ein Kindergarten in Ehrenfeld macht den Bestand zumMaßstab des Neubaus 20 ENDLICHALLES VEREINT – Ein Ensemble aus bestehenden und Neubauten schafft Platz für alle Rathausbereiche 22 VERNETZTE LERNLANDSCHAFT – Der neuer Campus der THKöln eröffnet mit einemnachhaltigen Gebäude 24 EIN SPANNUNGSVOLLES GEGENÜBER – Hinter einer strukturierten Fassade erstreckt sich eine Bürolandschaft 26 WIDERSPRÜCHE HARMONISCH VEREINT – Farbnuancen und Beleuchtung strukturieren Wohnzonen 29 FEUERWERK DER FARBEN – EinWohnhaus in Bonn hat eine ausdrucksstarke Auffrischungskur erhalten 32 GANZHEITLICHE VISITENKARTE – Das Gestaltungskonzept einer Praxis setzt auf die heilende Kraft der Farben 34 MONOCHROM UND MINIMALISTISCH – Streetwear-Label ist mit neuem Storekonzept in Köln zurück 36 SOMMERTAGE DRAUSSEN GENIESSEN – Funktionale Outdoor-Möbel, die allen Ansprüchen gerecht werden 38 MIT HANG ZUM HANG – Ein auf Hanggärten spezialisierter Gartendesigner präsentiert seinen Garten 40 HERAUSFORDERUNG HANGGARTENMEISTERN – Ein Gespräach mit demGartendesigner Peter Berg 42 SCHWUNGVOLLES BADI-VERGNÜGEN – Verzinktes Stahlrohr und eine Stoffbahn sind die Zutaten 44 MIT KLARER KANTE – Sabine Bockemühl designt Möbel aus Baustahl 50 ZWISCHEN DEN ZEITEN – Renovierungen und Umbauten in Antwerpen stellen Bezüge zur Geschichte her 54 ALLES HAT SEINE GESCHICHTE – In der farbenfrohen Bagatelle Bar leben Kindheitserinnerungen auf 56 FIRST PAGES – Neue Ausgabe der Ausstellungsreihe Counter Images Gegenbilder 58 IMPRESSUM 62 Wohngebäude Öffentliche Gebäude Gewerbliche Bauten Innenarchitektur Garten und Landschaft Spezial Interview Design aus Köln Bonn Ausflugstipp Bartipp Kunst und Kultur Impressum Fachwerkhaus erhält neue Doppelhaushälfte – Seite 16. Farbnuancen und Beleuchtung strukturieren ineinanderf ließende Wohnzonen – Seite 29. Ein auf Hanggärten spezialisierter Gartendesigner präsentiert seinen eigenen Garten – Seite 40. INHALT

4 AUS EINS MACH VIER Ein Wohnhaus zeichnet sich durch seine ungewöhnliche Komposition und Raumvielfalt aus Fotos: Hanna Witte

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6 Ein kleines weißes Stück Papier, darauf eine rote Skizze – das war der erste Schritt für einen großen Gedanken. „Sie dürfen!“ lautete die Antwort der Bauherren auf die Frage, ob sich die Planer über die erste Ideenskizze hinaus weitere Gedanken machen können. Das Team des Kölner Büros hell und freundlich für Architektur und Innenarchitektur staunte nicht schlecht, als ihnen die Entwurfsplanung für das Wohnhaus übertragen wurde: Der vorgeschlagene Entwurf wich nämlich tatsächlich enorm von demFlachbau ab, den die Bauherren usprünglich wünschten. Ausgangspunkt für den Entwurfsgedanken des Architekturbüros war dabei das großzügige, parkähnliche Grundstück, das erst im hinteren Bereich das eigentliche Baufeld vorsah. Umso wichtiger erschien es, das Gebäude in seiner Kubatur nicht zu homogen und dominant erscheinen zu lassen. Ein aus mehreren unterschiedlich dimensionierten, heterogenen Baukörpern zusammengesetztes Gebäudeensemble schien der Situation angemessener zu sein und zu einem optisch besseren Ergebnis zu führen. Dieser Gedanke wurde schließlich durch unterschiedliche, und doch aufeinander abgestimmte Fassadenmaterialien gestalterisch verstärkt: Der Wechsel zwischen der dunklen Holzfassade und der hellen Klinkerfassade unterstützt und verstärkt diesen besonderen Charakter der Architektur. Der Grundriss ist so gestaltet, dass vier WOHNGEBÄUDE

7 wichtig war es dabei den Bauherren, dass weder reinweiße noch glänzende Oberflächen undMaterialien verwendet werden. Ausgefallene Tapeten, Stoffe, individuelle Einbauten und auch die gestalterische Beleuchtung machen jeden Raum zu einem besonderen Highlight. Dreh- und Angelpunkt des Familienalltags ist der große offene Wohn-Essbereich. ImWinter lädt er ein, gemütlich vor dem knisternden Kamin zu sitzen. Im Sommer werden die großen Schiebetüren geöffnet und das Leben verlagert sich in den großzügigen, parkartigen Garten. Zwischenzeitlich bekamen ein- bis dreigeschossige Kuben leicht gegeneinander versetzt angeordnet sind. Je nach Breite des Baukörpers ergeben die Satteldächer, die graduell unterschiedlich geneigt sind, die Grundfläche des Wohnhauses. Die über 450m 2 Wohnfläche auf drei Etagen werden so auf den ersten Blick nicht erahnt – sie erschließen sich erst nach und nach während des Betretens des Hauses. Das Interieur wird durch einen starken Farb- und MaterialMix geprägt, um ein gemütliches Ambiente zu erreichen und der Familie ein komfortables und behagliches Zuhause zu schaffen. Besonders WOHNGEBÄUDE

8 die Architekt:innen eine „Dankeschön-Karte“: „Eigensinnig und anpassungsfähig“, „beruhigend und anregend“, „fühlt sich gut an“ war darauf notiert – Indizien dafür, dass der „große Gedanke“ letztlich auch ein guter war. (Beteiligte Gewerke siehe S. 60) www.hellundfreundlich.de WOHNGEBÄUDE Wohnfläche: 450m2 Grundstücksgröße: 1.220m2 Bauzeit: 18 Monate Bauweise: Massiv Erdgeschoss Obergeschoss Dachgeschoss

Das gute Licht. bega.com /zuhause

10 der oberen Wohnetage aus ein nahezu ebenes Plateau erreicht wird. Der Wohnbereich ist somit direkt an Terrasse und Garten angebunden. Die Sockelzone des Erdgeschosses springt dabei nicht nur an drei Seiten zurück. Durch den Anthrazit-Farbton der Putzfassade ist sie auch von der strahlend weißen Fassade des Baukörpers darüber kontraststark abgesetzt – was die schwebende Das Bauen am Steilhang bringt oft Herausforderungen mit sich, eröffnet aber auch einzigartige gestalterische Möglichkeiten. So auch im Fall eines Einfamilienhauses, mit dem der Niederkasseler Architekt Johannes Nöbel in einer Ortschaft zwischen Köln und Aachen beauftragt wurde: Stolze 13 Meter betrug hier die Höhendifferenz des idyllisch mit altem Baumbestand besetzten Hanggrundstückes. Das Bauherrenpaar wünschte sich Rückzugsmöglichkeiten und favorisierte deshalb eine klare Etagengliederung mit einem Geschoss für die drei Kinder und einer separaten Etage mit Wohn- und Elternbereich. Neben einem unverstellten Ausblick ins Tal sollte zudem ein nutzbarer Garten entstehen, der sich auf einer Ebene befindet. Der Entwurf des Architekten nutzt die vorhandene topographische Situation optimal aus: Das relativ schmale, aber tief in die Steilstufe des Hangs hineinreichende Grundstück wird so erschlossen, dass man über einen kurzen steilen Zuweg zur Garage im Erdgeschoss und dem Eingang des Hauses gelangt. Die drei Geschosse des Gebäudes fangen den Höhenunterschied so ab, dass von WOHNGEBÄUDE SCHWEBEND ÜBER DEM LEBEN Fotos: Bernadett Yehdou Ein Einfamilienhaus setzt auf moderne Leichtigkeit am Hang

11 sowie eine dazwischen angeordnete Ankleide verfügt. Das Interior ist durch den offenen, ebenfalls weiß verputzten Dachstuhl geprägt, der mit einem Boden aus Sichtestrich und Massivholzfronten in der Küche kombiniert wird. Durch die großen, nach Osten ausgerichteten Fensterfronten ergibt sich ein weiter Ausblick über das Tal und die direkt zu Füßen liegende Ortschaft. Als würde man über dem Leben schweben. (Beteiligte Gewerke siehe S. 60) www.noebel-architektur.de Leichtigkeit des Hauses zusätzlich akzentuiert. Die Holzverkleidungen, die die Öffnungen zu langen Fensterbändern zusammenfassen, und das abgesetzte Satteldach ohne Überstände, verleihen dem Gebäude zudem ein modernes Erscheinungsbild. Von Garage und Diele im Erdgeschoss führt eine Holztreppe hoch auf das erste Obergeschoss, wo für die drei Kinderzimmer ein gemeinsames Bad realisiert wurde, aber auch ein kleiner Homeoffice-Bereich für die Eltern seinen Platz gefunden hat. Auf dem zweiten Obergeschoss führt die Treppe direkt in den großzügig und offen gehaltenen Koch- und Essbereich. Der Wohnbereich mit Kamin liegt etwas separiert und öffnet sich über eine Schiebetürfront nach Südwesten auf die überdachte Terrasse. Das übrige Drittel der Etage wird durch den Elterntrakt eingenommen, der über Schlaf- und Badezimmer WOHNGEBÄUDE

13 3D-Holzverschalung und Aluminiumfenster im Farbton DB 703, ein dunkles Grau mit einem leichten Glimmereffekt. Die klar und funktional angeordneten Innenräume hatten schon von vornherein eine sehr gute und ausgewogene Raumgeometrie – jedem Raum ist entweder ein Balkon oder eine Terrasse zugeordnet. „Durch die großflächigen Verglasungen zur südwärts ausgerichteten Hangseite sind die Räume sehr hell und lichtdurchflutet und der erhöhte Blick in den gestalteten Wildgarten macht ein einzigartiges Wohngefühl“, erläutert Ute Wahn. Kaum zu glauben, aber dieses Haus ist kein Neubau, sondern ein ganz besonders saniertes Schmuckstück aus den (damals schon äußerst modernen) 1960er-Jahren. Und wenn Architekten ihr eigenes Haus renovieren, kann dabei ja auch nichts anderes herauskommen als ein perfektes Ergebnis. Doch von Anfang an: Dem Architektenpaar Ute und Michael Wahn von wahnarchitekten aus Rösrath war es besonders wichtig, den originalen Stil des 1958 errichteten Hauses in Hanglage zu erhalten. Dennoch musste es für die energetische und technische Sanierung zunächst komplett bis auf den Rohbau zurückgebaut und wieder neu ausgebaut werden, einschließlich einer Erneuerung der Grundleitungen unter der Bodenplatte. Als Schwierigkeit erwiesen sich dabei die notwendigen statischen Ertüchtigungen, die jedoch mit einigen Kniffen in den Griff zu bekommen waren. Auch die ursprüngliche Fassadengestaltung wurde geändert: Der weiß gestrichene Kratzputz mit Einlagen aus rötlichem Klinkerstein und Holzfenstern wurde abgeändert in perlmausgrau gestrichene Feinputzflächen mit einer WOHNGEBÄUDE TRANSFORMATION IN DIE NEUZEIT Fotos: Ulla Franke Ein Hanghaus aus den 1960ern wurde mit Blick auf das Original komplett saniert

14 Charakter des 60er-Jahre-Hauses. Ebenso die puristische Küche: Die einfachen Korpusse, sichtbaren Bekleidungen und Holzfronten aus sägerauer Eiche und Schleiflackoberflächen sowie die massive, aber besonders dünne Arbeitsplatte wurden vom Schreiner angefertigt. Ein besonderes Detail sind die eingelassenen Griffmulden an den Schleiflacktüren der Hochschränke, die mit Eicheeinlagen gestaltet wurden. (Beteiligte Gewerke siehe S. 60) www.wahnarchitekten.de Highlight im Esszimmer sind zwei bodentiefe, mit Glasbrüstungen gesicherte Türen zumHang, durch die es sich so anfühlt, als würde man rund 10Meter über dem Garten schweben. Die alte Spindeltreppe als Verbindung der beiden Geschosse wurde belassen und das ehemalige „Kordelgeländer“ mit den geschlossenen, gebogenen Gipskartonbekleidungen neu erstellt. Massive geölte Eiche-Industrieparkettlamellen in den Wohnräumen sowie Bodenbeläge mit Einlagen aus dem regionalen Naturstein Grauwacke aus Lindlar unterstützen den minimalistischen WOHNGEBÄUDE

MADE TO TOUCH. DESIGNED TO CONTROL. DER SMARTE KNX RAUMCONTROLLER. Fotograf: Constantin Meyer, Interieur: Design Post Köln JUNG.DE/LS-TOUCH

16 wird, verfügt die Wohnung im Erdgeschoss über einen rückwärtig gelegenen Hauseingang. Betritt man die untere Wohnung, findet man einen großen Wohn-Essbereich sowie zwei weitere Zimmer vor. Deutlich mehr Platz bietet die Wohnung imObergeschoss, in der sich der Auf einer Anhöhe im Rheinisch-Bergischen Land realisierte der Kölner Architekt Martin Wendling ein Giebelhaus, das sich harmonisch in den bestehenden Kontext einfügt. Markant und eindrucksvoll präsentiert es sich an der Hauptverkehrsstraße von RösrathForstbach, wobei es seitlich an einen Park angrenzt, in dessen Mitte ein Mahnmal an die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnert. Zu seiner Linken ist der Neubau mit einem Fachwerkhaus verbunden, das ursprünglich Teil einer in Fachwerkbauweise errichteten Doppelhaushälfte war und in den 90er Jahren erweitert wurde. Da die rechte Doppelhaushälfte jedoch marode war, entwickelte das Büro Wendling Architektur einen Neubau, der das Gebäudeensemble ergänzt. „UmAlt- und Neubau optisch zu verbinden, entschieden wir uns für eine Weiterführung des Satteldachs“, erklärt der Architekt. ImNeubau befinden sich zwei Wohneinheiten, die über separate Hauseingänge verfügen. Während die Wohnung im ersten Geschoss straßenseitig über eine einläufige Treppe erschlossen WOHNGEBÄUDE GELUNGENE VERBINDUNG Fotos: Ben van Skyhawk Fachwerkhaus erhält neue Doppelhaushälfte

17 Spindeltreppe aus Stahl. Darüber hinaus haben die Wände einen mineralischen Aufbau und sind sowohl innen als auch außen verputzt. (Beteiligte Gewerke siehe S. 60) www.wendlingarchitektur.de zentrale Wohnraum über zwei Geschosse bis unter das spitze Giebeldach erstreckt. Dieser Raum beherbergt eine offene Wendeltreppe, die zu einer Dachloggia führt. Darunter sind zwei weitere Zimmer angeordnet, die an den Hauptraum anschließen. In beiden Wohneinheiten befinden sich die Haupträume im giebelständigen Teil des Hauses, während die Nebenräume imVerbindungsstück zur benachbarten Doppelhaushälfte untergebracht sind. Neben der harmonischen optischen Verbindung von Alt und Neu wurde bei diesem Projekt vor allem auch großen Wert auf den Einsatz von nachhaltigen und hochwertigen Materialien gelegt. So lassen sich nicht nur ökologische Dämmstoffe und Fenster aus Aluminium vorfinden, sondern auch Parkett aus Eschenholz und eine WOHNGEBÄUDE

18 ander getrennt, dass ein hohes Maß an privater Abgeschlossenheit möglich wird. Der halböffentliche Bereich vor den Terrassen im Erdgeschoss wird zusätzlich durch grüne Gartenflächen vor äußeren Einblicken geschützt. Wirtschaftlichkeit und nachhaltige Nutzung der Gebäude werden durch ein reguläres Modulmaß gewährleistet, das die Tragkonstruktion bis hin zur Tiefgaragenplanung besonders optimiert. Damit wird eine hohe Variation vonWohnungsgrößen möglich, insbesondere die flexible Aufteilung größerer Wohneinheiten in kleinere Appartements. Eine Gefördertem Wohnungsbau muss keineswegs zwangsläufig das Etikett „Billig“ anhängen – ganz im Gegenteil: Ein Mehrfamilienhaus am südlichen Stadtrand vonWesseling führt vor, wie sehr kostengünstiges Wohnen und anspruchsvolle Gestaltung eine gemeinsame Symbiose eingehen können. Grützner Architekten aus Köln entwarfen und realisierten hier zwei einander gegenüberliegende Wohngebäude, die durch ihre klaren architektonischen Bezüge auch optisch ein Eingangstor für das neue Wohngebiet EichholzKeldenich schaffen. Die an der Urfelder Straße gelegenen Blocks umfassen jeweils zwei Vollgeschosse mit einer massiv ausgebildeten Brüstung, ein oberes Staffelgeschoss und ein Untergeschoss mit Tiefgarage. Beide Gebäude nutzen die zulässige Gebäudetiefe von 14 Metern voll aus, lockern sie aber zur Hof- und Gartenseite in den Obergeschossen durch abgestaffelte Terrassenflächen auf. So haben die insgesamt 33 Wohneinheiten nach Südwesten eine bodentiefe Glasfront erhalten. Die sich anschließenden Terrassen und Loggien sind großzügig ausgebildet und baulich so voneinWOHNGEBÄUDE KLAR UND FREUNDLICH Fotos: Axel Hartmann Zwei Wohngebäude in Wesseling verbinden kostengünstiges Wohnen und qualitätvolle Architektur

19 nimmt auch Bezug auf den Eichenwald des benachbarten früheren Schlosses Eichholz. Energetisch erfüllen beide Gebäude die Anforderungen des KfW Effizienzhausstandards, eines davon den höherwertigen Standard 55. Heizung und Kühlung erfolgen über Fernwärme: Dem ganzen Neubaugebiet steht ein Blockheizkraftwerk zur Verfügung. Die Dachlandschaften in Flachdachausführung sind extensiv begrünt. www.gruetzner-architekten.de barrierefreie Erschließung auf allen Geschossebenen ermöglicht zudem rollstuhlgerechte Wohnungen, so dass hier Menschen mit und ohne Behinderung unter einemDach leben können. Punkten können die beiden Wohnbauten aber auch bei der äußeren Fassadengestaltung: Oberflächen in weißem Scheibenputz stehen imWechsel mit Eichenholzschalungen und erzeugen ein dynamisches Fassadenspiel offener und nur scheinbar offener Fensterflächen. Das Holz wirkt dabei als natürliches Material nicht nur gegenüber der Umgebung freundlich – es WOHNGEBÄUDE

20 monolithische Anmutung des Nachbargebäudes wird dabei nicht beeinträchtigt: Dem turmartig ausgeprägten Gebäude scheint zur Straße hin ein zweiter, niedriger ausgebildeter Zwillingsturm an die Seite gestellt zu sein. Zugleich ersetzt der Neubau eine an den Bestand angeschlossene Grenzmauer, die das frühere Industriegelände zur Straße begrenzte. Diese Ziegelmauer wurde säuberlich abgetragen, um einer Wiederverwendung amOrt zugeführt zu werden: Wie eine SpoDer bis heute stark von seiner industriellen Geschichte geprägte Stadtteil Ehrenfeld ist Standort der neuen vierzügigen Kindertagesstätte „Kiku Traumbaum“. Um für das Gebäude eine nachhaltige und qualitätvolle Architektur zu gewährleisten, hatte Dagobert Immobilien aus Schleiden ein Gutachterverfahren für das teilweise mit historischem Bestand bebaute Areal in der Leyendeckerstraße organisiert. Das Kölner Architekturbüro 3pass ging als Gewinner aus dem Verfahren hervor und realisierte einen zweigeschossigen Neubau, der den Bestand behutsam einbezieht und zum Maßstab der Gestaltung macht. Der Bestandsbau, ein kleineres Ziegelgebäude mit Satteldach, wendet sich mit seiner komplett geschlossenen Fassade und der Dachtraufe der Straße zu. Durch seine robuste Materialität besitzt das Gebäude einen skulpturalen Charakter, der unbedingt erhalten werden sollte. Der neu hinzugefügte Teil der Kindertagesstätte schließt an den Bestand nahtlos an und greift das Fassadenmaterial des Bestandes sowohl farblich, als auch in den Formaten und der Art des Verbandes auf. Die ÖFFENTLICHE GEBÄUDE BEHÜTEND WEITERGEBAUT Fotos: Constantin Meyer Ein Kindergarten in Ehrenfeld macht den Bestand zum Maßstab des Neubaus

21 Freibereich hin orientiert. Durch offene Spielflure werden sie miteinander verbunden. In dem neu strukturierten Bestandsgebäude befinden sich neben einem großen Mehrzweckraum die Räume für inklusive Pädagogik und Büros. Das neu gefügte Ensemble aus Bestand und Neubauten schafft so eine in der Architektur subtil ablesbare sinnhafte Spannung: Es bewahrt respektvoll die Geschichte des Ortes, stiftet aber auch ganz konkret Zukunft – denn was bedeutet Zukunft, wenn nicht Raum für Kinder? www.3pass.de lie wurde die Ziegelmauer bis zu ihren reliefartig ausgebildeten Kassettierungen wiederaufgebaut und in die Fassade der Erdgeschosszone integriert. Durch die großzügig eingeschnittenen, mit hellemBetonelementen plastisch gerahmten Öffnungen, entsteht zugleich eine neue räumliche Beziehung: Statt das Grundstück hermetisch abzugrenzen, kommuniziert die Fassade bewusst mit ihrer Umgebung und erzeugt über einen Rücksprung im Erdgeschoss zugleich eine angemessene Eingangssituation. An der nördlichen Grundstücksseite schließt ein zweiter Riegel an, der ebenfalls durch großzügige Öffnungen und Fensterbänder strukturiert wird. Der dabei entstehende hofartig geschützte Außenbereich der Kindertagesstätte schafft durch seine vielfältige Gestaltung Spielangebote für Kinder unterschiedlichen Alters. Alle Gruppenräume sind zu diesem ÖFFENTLICHE GEBÄUDE

22 die auf dem Grundstück vom Büro Archwerk Generalplaner realisiert wurden. Dabei soll die Dominanz, die das zweigeschossige Schulgebäude mit Mansardendach, schwarzem Schiefer und Sprossenfenstern ausstrahlt, nicht gestört werden. ImGegenteil: Der Charakter des Gebäudebestandes soll vielmehr gestalterisch unterstrichen und aufgewertet werden. Daher sieht der Entwurf ein städtebauliches Ensemble vor, das in seiner Kubatur sowohl die notwendigen Funktionseinheiten Viele Funktionsbereiche verteilt auf viele verschiedene Gebäude. So präsentierte sich das Rathaus der Stadt Waldbröl noch bis vor kurzem. Dies war weder für die Funktionsabläufe förderlich noch für die Bürger besonders angenehm. Daher wurde es Zeit, diesen Zustand zu ändern und die räumlich getrennten Funktionsbereiche an einen Ort zusammenzulegen und organisatorisch zu vereinen – mit dem Ziel, das Rathaus mit einem integrierten Bürgersaal und Quartiersbegegnungsstätte bürgerfreundlicher zu gestalten. Ein passendes Grundstück samt Gebäude war mit dem innenstadtnahen „Am Alsberg“ schnell gefunden. Bei dem bestehenden Gebäude, in dem bereits der Hauptsitz des Rathauses untergebracht ist, handelt es sich um ein denkmalgeschütztes ehemaliges Schulgebäude aus dem Jahr 1904. Es weist typische Gestaltungsmerkmale der Region aus dieser Zeit auf, wie schwarzen Schieferbehang und weiße Sprossenfenster. Darüber hinaus befindet sich hier auch die ehemalige Bürgermeistervilla, die nach einer Kernsanierung weitere Funktionsbereiche des Rathauses aufgenommen hat. Ebenso wie die Neubauten, © archwerk ÖFFENTLICHE GEBÄUDE ENDLICH ALLES VEREINT Fotos: Jens Kirchner Ein Ensemble aus bestehenden und neuen Bauten schafft Platz für alle Rathaus-Funktionsbereiche

23 geschosshohe Fenster im Raster, kombiniert mit Betonfertigteilen, spiegeln die ortstypische Fachwerkstruktur wider und interpretieren sie auf behutsame Weise neu. www.archwerk.org des Rathauses organisiert und sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Dieses Ensemble umfasst das ehemalige Schulgebäude, die ehemalige Bürgermeistervilla mit Zeltdach, einen neuen dreigeschossigen Langbau mit Flachdach sowie einen neuen eingeschossigen Saalbau mit Flachdach. Diese vier Gebäudeteile gruppieren sich gleichberechtigt um einen neuen zentralen Quartiersplatz. Um die Dominanz des Gebäudebestandes zu wahren, sind die Gebäudehüllen beider Neubauten bewusst schlicht gestaltet: Schmale ÖFFENTLICHE GEBÄUDE

24 Atrien teilen beide Geschosse in tiefe und schmale Grundrisszonen und gliedern sie in funktionale Einheiten. Zugleich ermöglichen sie aus allen Räume im Erdgeschoss einen direkten Ausgang ins Freie. Zusätzliche Rettungswege können damit entfallen. Typologisch beruht der Neubau auf der bewährten Kammstruktur, die zeitgenössisch interpretiert wird: So kann insbesondere an den Fassaden, die zu den begrünten Atrien weisen, der sommerlicheWärmeeintrag erheblich reduziert werden. Für die Nachtauskühlung der Büro- und Erschließungsräume wurde ein Fassadensystem entwickelt. Hinzu kommen eine Betonkernaktivierung und eine hohe Speicherkapazität, die aus den offen in den Räumen geführten Installationen resultiert. Diese Parameter tragen heutigen Der Neubau für die Technische Hochschule Köln ist ein erster Baustein einer neuen Zeitschicht auf dem geschichtsträchtigen Campusgelände der „neuen bahnstadt opladen“, dem ehemaligen Bahnausbesserungswerk in Leverkusen. Das Berliner Planungsbüro augustinundfrank/ winkler architekten hat mit demLehrraum- und Laborgebäude der Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften eine Lernlandschaft geschaffen, die besonders nachhaltig in Energieverbrauch und Nutzung ist. Mit einer Hauptnutzfläche von 7.300Quadratmetern vereint der Neubau unterschiedliche Nutzungen und Räume unter einemDach: Labore, Hörsäle, Seminarräume und Lernlandschaften, aber auch Büros für die Lehrenden und die Verwaltung sowie Bibliothek, Werkstätten, Mensa und Küche. Mit demGebäude werden die Außenräume zwischen der Hochschule und weitere Gebäude, die in den kommenden Jahren noch entstehen, bereits im ersten Bauabschnitt vollständig gefasst und gestalterisch definiert. Der überwiegend zweigeschossige Bau ist durch eine klare Zonierung in eine Lern- und eine Laborwelt aufgeteilt. Seine Grundstruktur ist einfach und nutzungsneutral. ÖFFENTLICHE GEBÄUDE VERNETZTE LERNLANDSCHAFT Fotos: Andrew Alberts Der neue Campus der TH Köln eröffnet mit einem nachhaltigen Lehr- und Laborgebäude

25 beitsräume imObergeschoss liegen innerhalb der industriell anmutenden, transluzenten Hülle aus Polycarbonatplatten introvertiert an kleineren Atrien, die nach außen eine bewegte Dachlandschaft erzeugen. Alle technischen Infrastrukturen sind den unterschiedlichen Raumgruppen auf kurzen Wegen zugeordnet, was für eine hoheWirtschaftlichkeit sorgt. Ideen einer nachhaltigen Raumorganisation prägen das Gebäude: Auch zukünftige, heute noch nicht bekannte Nutzungsszenarien lassen sich in der Struktur flexibel umsetzen. www.aufw.net anspruchsvollen Anforderungen und Standards an Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und umweltfreundlichemBauen Rechnung. Entfluchtung und Erschließung wurden getrennt. Dies lässt imErdgeschoss eine innere Raumlandschaft mit einer Abfolge von durchlässigen, transparenten Räumen entstehen: Erschließungs-, Aufenthalts- und Lernzonen können sich überlagern und ineinander übergehen. Der dichteWechsel und die netzartige Struktur von Innen- und Außenräumen führt zu einem komplexen Raumgefüge - im Sinne einer vernetzten Lernwelt. Die Labor- und ArÖFFENTLICHE GEBÄUDE

26 lichteinfall individuell regulieren. Das geordnete Fensterraster des Stahlbetonskelettbaus hält die Nutzung der Büroflächen im Inneren flexibel. Derzeit befindet sich hier ein gemischtes Raumprogramm aus Großraumbüro, Kombibüros, Smartoffices und klassischen Einzelzellenbüros, das ganz den individuellen Aufteilungswünschen der Mieterin entspricht. „Dieses spannungsreiche Interieur haben die Innenarchitekten hell und freundlich für die Mieterin geplant. Es soll der Lifestyle der modernen Arbeitswelten wiedergegeben werden“, sagt Andreas Schönborn. Das In unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs KölnPorz-Wahn entsteht quasi in direkter Nachbarschaft zum historischen Schloss Wahn ein neues Quartier mit einer Mischnutzung aus Wohnen und Gewerbe. Ziel der städtebaulichen Entwicklung ist es, das Nahbereichszentrum Porz-Wahn zu stärken, zu durchmischen und nachhaltig zu beleben. Auf den Gewerbeflächen haben Architekten Schönborn ein erstes Bürogebäude geplant und umgesetzt, dem im zweiten Bauabschnitt ein Gegenüber platziert wird. Es entsteht so ein Ensemble, dessen beide Teile spannungsvoll aufeinander reagieren. ​ In anthrazitfarbene Architekturbetonplatten gehüllt, setzt das bereits erstellte Bürogebäude ein selbstbewusstes Statement. Es liegt an einem begrünten Vorplatz, der Teil der Erschließung ist. Von hier aus geht es in den zentralen Empfangsbereich mit seinem über zwei Geschosse reichenden Luftraum. Filigran wirken die Fensterrahmen und Sonnenschutzelemente aus eloxiertem Aluminium. Über die außen liegende Verschattung lässt sich für jeden Arbeitsbereich die direkte Sonneneinstrahlung und der TagesGEWERBLICHE BAUTEN EIN SPANNUNGSVOLLES GEGENÜBER Hinter einer klar strukturierten Fassade erstreckt sich eine moderne Bürolandschaft Fotos: Lukas Palik

27 konzept als Quartierslösung umgesetzt. Dafür soll in den weiteren Bauabschnitten ein Eisspeicher gebaut werden, in dem die klimaneutral gewonnene Energie gespeichert werden kann. Ein Statement für eine zukunftsorientierte Energieversorgung. (Beteiligte Gewerke siehe S. 60) www.architekten-schoenborn.de Raumangebot erweitert ein Fitnessbereich ebenso wie ein Café und der Loungebereich mit seinen Kommunikations- und Ruhezonen. Zudem gibt es im Erdgeschoss Freisitze und auf dem Dach begrünte Terrassenflächen. Temperiert werden die Büroräume in allen Geschossen über eine flächendeckende Heiz- und Kühldecke. Schon heute erzeugt eine LuftWasser-Wärmepumpe in Kombination mit einer Fotovoltaikanlage die dafür notwendige Energie. Perspektivisch wird ein übergreifendes EnergieGEWERBLICHE BAUTEN

Wir suchen Sie ! www.cube-magazin.de CUBE – Das Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart sucht ab sofort eine/n Kollegen/in (m/w/d) für den Bereich MEDIENBERATUNG Sie haben eine angenehme Ausstrahlung und eine A nität zu unseren emen Architektur und modernes Wohnen? Sie verfügen über ein überzeugendes, sprachlich versiertes Beratungs- und Verkaufstalent? Dann rufen Sie uns bitte an. Ihr Ansprechpartner: Herr Gerrit Menke – Telefon 0211 650 264-12 oder schreiben eine E-Mail an: menke@cube-magazin.de Das Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart

29 Doch nicht nur Kunstlicht, auch das Tageslicht spielte bei der Gestaltung eine besondere Rol‑ le. Dazu tragen beispielsweise die raumhohen, besonders breiten Glasschiebetüren bei, die den Wohnraum durch den Außenraum wie selbstverständlich erweitern. Dazu trägt auch der einheitliche Fußbodenbelag aus hellen, 1,50mal 1,50 Meter großen Feinsteinzeugplatten bei, die vom Flur über den Wohn‑, Koch- und Essbereich bis hinaus auf die Terrasse verlegt sind. Die Fokussierung auf den sich nach drau‑ ßen ausdehnendenWohnraumwird schon beim Betreten der Wohnung deutlich. Wer aus dem Aufzug heraustritt, sieht quasi durch den Flur Können zwei eigentlich widersprüchliche Ansät‑ ze in einer Wohnung vereint werden? Das Archi‑ tekturbüro Lotos hat darauf in einer Wohnung seine eigene Antwort gefunden. Diese verbindet den Wunsch des Bauherrn nach offenen Räu‑ men, die fließend ineinander übergehen. Die Flächen weisen dabei eine eine klare Zonierung auf. Basis der Gestaltung ist ein ausgewogenes Lichtkonzept und ein ebenso harmonisches Spiel mit Farbnuancen bei den Oberflächen. Immer wieder überraschen außergewöhnliche Details. Auffallend sind etwa die grau abgetöntenWände des offenen Koch‑, Ess- undWohnbereichs, der fließend in den ganz in Weiß gehaltenen Flur übergeht. Ein Einbauschrank aus Eichenholz, gebeizt im Ton des afrikanischenWengebaum‑ holzes, stärkt die Rückwand des Wohnzimmer und grenzt ihn zum Flur hin ab. Leicht wirkt das dunkle Möbel durch die Lichtvoute am oberen Schrankabschluss. Indirekte Beleuchtung wie diese ist ein wiederkehrendes Stilelement, das durch eine gleichmäßige Ausleuchtung der Räu‑ me sowie dekorative Wand‑, Steh- und Hänge‑ leuchten ergänzt wird. INNENARCHITEKTUR WIDERSPRÜCHE HARMONISCH VEREINT Farbnuancen und Beleuchtung strukturieren ineinanderfließende Wohnzonen Fotos: Manfred Weber

30 ausgefalleneren Details dieser Wohnung. Und auch im Badezimmer gibt es die besonderen Extras. Gewellte, spiegelnde Fliesen bilden den Spritzschutz an der Wand hinter der frei stehenden Badewanne. Licht setzt die Fläche wie ein Kunstwerk in Szene. Ganz unaufgeregt fügt sich hier in den Kontrasten die Harmonie ein. (Beteiligte Gewerke siehe S. 60) www.lotos-innenarchitektur.de hindurch ins Freie. Nichts lenkt den Blick ab. Stauraum und Abstellfläche verbirgt sich hinter weißen Einbauschränken, die auch die offene Gäste-Garderobe einbinden. Die weißen Oberflächen der Einbauten finden sich in der Küche wieder, wo sie von schwarzen Akzenten kontrastiert und mit unterschiedlichen Lichtquellen kombiniert werden. Und auch die Ankleide nimmt sich mit ihren schlichten weißen Einbauschränken zurück. Fast unmerklich wechselt der Bodenbelag. Immer noch in hellen Tönen gehalten, zieht sich durch den Bereich von Schlafzimmer und Ankleide ein Dielenboden aus Eichenholz. Eine Prise Exotik versprüht die Wandverkleidung am Kopfende des Bettes. Das aus pflanzlichemMaterial gefertigte Geflecht ist eines der eingangs erwähnten INNENARCHITEKTUR

Weiß matt Design in seiner reinsten Form. FS1 – freistehende Badewannenarmatur mit Handbrause The original casaceramica Am Wassermann 28 50829 Köln Tel.: (0221) 7000 400 info@casaceramica.de www.casaceramica.de Öffnungszeiten Showroom: Do.–Fr.: 10–18 Uhr, Sa.: 10–16 Uhr Montags geschlossen

32 halboffenen Etage ein völlig neues Raumgefühl entstehen. Dank des Umb- und Ausbaus des Dachgeschosses entstanden weitere Zimmer mit viel Licht und einer außergewöhnlichen Atmosphäre. Im Dachgeschoss mündet das Farb- und Materialkonzept als i-Tüpfelchen in einem originelDas dreigeschossige Einfamilienhaus zählte angesichts seines Baujahres 2000 noch nicht zu den Objekten, die zwingendmodernisierungsbedürftig waren. Irgendwie wollte es aber nicht mehr zum aktuellen Lebensstil der Bauherren passen. Die Kölner Innenarchitektin Anne-Doris Fluck, die mit demUmbau beauftragt wurde, sollte das Haus förmlich zum Strahlen bringen: Ein Feuerwerk aus Farben und besonderen Materialien verwandelte den Charakter der drei Wohnetagen und eines Wellnessbereichs vollständig. So entstand imErdgeschoss ein spezieller Küchen- undWohnbereich, der durch die Akzentfarbe Gelb charakterisiert ist. Die Farbgebung findet sich zudem auch im angrenzenden Gästebereich wieder, bildet sozusagen den „gelben“ Faden des Hauses. Die Kombination aus stilvollen, rauen und klassischen Materialien in grau und weiß sowie den gelben Fliesen undMöbeln erzeugt eine besonders ausdrucksstarke Atmosphäre. Besucher erleben im Gäste-WC ihr orangenes Wunder. Ein Spiel der Farben erlebt man auch im Treppenaufgang: Kreisrunde Akustikpaneele, welche als eindrucksvolle Dekorationselemente erstrahlen, lassen in der INNENARCHITEKTUR FEUERWERK DER FARBEN Fotos: Anne-Doris Fluck Ein Wohnhaus in Bonn hat eine ausdrucksstarke Auffrischungskur erhalten

33 sätzlich zumumgesetzten Farb- undMaterialkonzept besticht das Haus durch originelle Umbauten und Sonderanfertigungen in jedemRaum – etwa einem ausfahrbaren Heimkino oder einem per Knopfdruck steuerbarenWasserdampfkamin. Ein kniffliger letzter Punkt und eine Herausforderung war es, das Objekt auf eine Smart Home basierte Technik (KNX) umzurüsten. www.annefluck.de lem grünenWellnessbereich. Hier kann man zur Ruhe kommen und in beruhigendem Ambiente mit moosbespanntenWänden die Seele baumeln lassen. Zudemwurden noch zwei ganz individuelle Badideen umgesetzt: Einmal ein „spritziges“ Kinderbad mit vielen komfortablen Details, wie beispielsweise einer Sitzbank im Duschbereich mit beleuchteter Regendusche und einem witzigenMännchenpiktogramm aus Fliesen – Duschen macht Spaß! Dem gegenüber steht ein stilvolles Bad im exklusiven Look mit gedämpften Farben, gedacht als Rückzugs- und Entspannungsort. ZuINNENARCHITEKTUR

34 erweitert: Die Material- und Farbgebung umfasst hier warme Rosé- und Ockertöne. Diese werden jedoch nicht nur in den eigentlichen Wandfarben, sondern gezielt auch in den Naturmotiven der Aquarellbilder an den Wänden aufgegriffen. Die Kunstwerke vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit und Wärme – was gerade in den Akupunkturräumen eine wichtige therapeutische Atmosphäre schafft. Die Aquarellgrafiken greifen dabei das Logo der Praxis auf, das mit Bereits vor einigen Jahren hatte die Praxis für ganzheitliche Orthopädie und integrative Medizin und Naturheilkunde Isaza & Morguet in Rheinbach auf die Innenarchitektin Agnes Morguet vertraut: Anläßlich der Neueröffnung wurde das Erdgeschoss in einem alten Stadthaus renoviert und umgestaltet. Nun ging es eine Etage höher: Auch die zweite Praxisetage sollte in neuem Glanz erscheinen. Die Wuppertaler Planerin entwickelte dafür ihr Initialkonzept schlüssig weiter: Sie nahm die Gestaltungselemente des Corporate Designs in den Räumen auf. Auf diese Weise wurde die neue Praxisetage auf harmonische Weise zu einer Visitenkarte im Raum. Im Erdgeschoss spielten frische Farben, helles Holz und antike Möbel eine tragende Rolle. Dabei entstand ein Mix aus Alt und Neu, Hell und Dunkel, klassischer Gediegenheit und modernen Naturmaterialien: Er stellt auch für die darüberliegende Praxisetage eine ästhetische Klammer dar. Auf diese Weise bilden beide Etagen eine schlüssige gestalterische Einheit. Allerdings wurde der Ansatz hier auf einer grafischen Ebene INNENARCHITEKTUR GANZHEITLICHE VISITENKARTE Fotos: Anette Hammer Das Gestaltungskonzept einer Gemeinschaftspraxis setzt auf die heilende Kraft der Farben

35 mit dunklem und hellem Holz kombiniert und durch farblich dazu passende Textilien bei den Sitzgelegenheiten, Bodenteppichen und Lampenschirmen ergänzt. Es entsteht ein unaufgeregtes, wohnliches Raumkonzept, welches alte und junge Patienten gleichermaßen willkommen heißt. (Beteiligte Gewerke siehe S. 60) www.agnes-morguet.com Wasserfarben gestaltet wurde. Sie bringen Naturimpressionen in die Praxisräume, ohne dabei kitschig zu wirken. Der stilisierte Lebensbaumentwurf des Logos verweist auf dieThemen ganzheitliche Behandlung, Naturheilkräfte und Fokus auf den Menschen. Er wurde in ein Farb- und Bildkonzept eingebettet: Die frischen Grün-BlauNuancen kommunizieren Aktivität, Gesundheit, Energie und Klarheit. Zugleich sind sie aber auch dafür bekannt, dass sie die Konzentration und zwischenmenschliche Kommunikation fördern. Dieses Grafik- und Farbkonzept wird im Raum INNENARCHITEKTUR

36 zubrechen. Passend dazu die minimalistisch-pure Möblierung: Diese kombiniert die neue Warenträger, ein neu entwickeltes Lichtsystem und ausgesuchte Vintagemöbel geschickt miteinander. „Wir wollten auf der Ehrenstraße ganz bewusst einen Gegensatz zur Atmosphäre des alten Stores bilden. Der cleane, monochrome Look unterscheidet sich fundamental vom vorherigen und verfolgt den neuen Ansatz von LFDY, jedem Store etwas Eigenes und Spannendes zu geben“, so Geschäftführerin Tina Jokisch von Schwitzke & Partner. www.livefastdieyoung.com www.schwitzke.com Schon der Blick von außen in den wiedereröffneten LFDY-Store auf der Ehrenstraße übt eine gewisse Sogwirkung aus und lädt Kunden ein, einen außergewöhnlichen Store zu erleben. Gelungen ist diese besondere Wirkung durch die schwarze Schaufensterfront, die den Blick in den einheitlich hellen Innenbereich lenkt. Ein spannender Kontrast, der nicht zuletzt auch an einen PolaroidAbzug erinnert. Im Inneren wird die gesamte Kollektion entlang der linken Wand präsentiert, die wie ein Leitsystem fungiert. Jeses Einzelteil ist hierbei reduziert angeordnet, so dass der Shopbesucher in den hinteren Bereich des Stores geführt wird. Dort befindet sich neben den Umkleiden auch der in jedem Store erkennbare Aktenschrank für die Kollektionsstücke. Um den Blick nicht von den eigentlichen Hauptdarstellern abzulenken, haben die Interior Designer Schwitzke & Partner für den gesamten Store ein monochromes all-beige Gestaltungskonzept realisiert. Selbst die teilweise offengelegten Steinwände sind hell getüncht und kontrastieren zu der glatten, hellen Raumhülle, ohne dabei den einheitlichen Look des Stores aufINNENARCHITEKTUR MONOCHROM UND MINIMALISTISCH Streetwear-Label ist mit neuem Storekonzept in zurück Köln Fotos: Katharina Jaeger

37 BAD UND WELLNESS tung zusammen mit dem Projektleiter aus. Wird der Auftrag erteilt, plant das Unternehmen die Ausführung aller Gewerke, die sie während der gesamten Sanierung betreut. Wie ein Ergebnis aus demHause Hinz aussehen kann, zeigt das Beispiel dieser Altbausanierung. DemGedanken „Bad für Generationen“ folgend, wurde eine bodentiefe Dusche mit Sitzmöglichkeit und maßgefertigter Abtrennung eingebaut. Im Bereich des Waschbeckens hatte sich der Kunde Designer-Fliesen ausgesucht, die einen besonderen Akzent setzen und die Gestaltung des Bads abrunden. www.hinz-koeln.de Steht die Badsanierung an, ist es sinnvoll, auch an die Zukunft zu denken und eine Komplettbadlösung zu finden, die heute genauso gut funktioniert wie morgen. Doch selbstverständlich darf bei aller Funktionalität die Ästhetik nicht zu kurz kommen – und das tut sie auch nicht. Im Gegenteil: Ein modernes Badezimmer ist nicht nur barrierefrei und funktional, es punktet auch mit einem schicken, zeitlosen Look. „Zunehmend geht der Trend in Richtung platzsparende, übersichtlich angeordnete Sanitäreinrichtung wie unterfahrbare Waschtische oder extraflache Duschtassen mit Antirutsch-Beschichtung“, erklärt Günter Hinz vom Fachbetrieb Helmut Hinz GmbH& Co, der in Sachen Badrenovierung alles aus einer Hand anbietet. Dabei umfasst die Komplettdienstleistung zunächst ein persönliches Beratungsgespräch in der Firma sowie einen Aufmaßtermin beimKunden. Bei diesem nimmt der Projektleiter alle relevanten Daten auf, so dass eine personalisierte 3D-Planung vorgenommen werden kann. Im Anschluss sucht sich der Kunde bei einem gemeinsamen Ausstellungstermin die gewünschten Sanitär- und Einrichtungsgegenstände sowie Fliesen, Spiegel und BeleuchAnzeige AUCH AN DIE ZUKUNFT GEDACHT Fotos: Hinz Das moderne Bad ist nicht nur schick, sondern auch funktional und barrierefrei

38 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL schliff. Wer es weniger arbeitsintensiv mag, ist u. a. mit Möbeln aus Aluminium gut beraten. Sie sind leicht und flexibel, gegen Hitze, Frost und Feuchtigkeit absolut unempfindlich. Zudem lassen sich Stühle, Tische oder Sonnenliegen aus diesem Material leicht reinigen. Im Trend Die Tage werden langsamwieder länger, die Gartensaison rückt näher. Da dürfen sie nicht fehlen: moderne, nachhaltige und funktionale Möbel. Ein Trend setzt sich auch in diesem Jahr ganz besonders fort: Der Außenbereich wird immer mehr zumOutdoor-Wohnzimmer, die Übergänge zwischen drinnen und draußen sind fließend. Doch was macht ein gutes Outdoor-Möbel aus? Holzmöbel sind robuste Kandidaten für den Outdoor-Bereich. Im Bereich der Witterungsbeständigkeit liegt Hartholz klar vor Weichholz. Bei der Ökobilanz punkten allerdings heimische Weichhölzer wie Fichte oder Douglasie, während bei Tropenhölzern wie Teakholz durch die langen Transportwege hohe CO2-Emissionen anfallen. Und nicht immer stammen exotische Harthölzer aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern. Harthölzer sind in der Regel langlebiger als Weichhölzer, sie widerstehen auch extremen Wetterbedingungen und großen Temperaturschwankungen. Alle Möbel aus Holz, die ganzjährig draußen stehen, brauchen Pflege: Sie sollten in regelmäßigen Abständen geölt oder lackiert werden. Die Oberfläche kann mit der Zeit rau werden und braucht dann einen Ab- © Manutti © B & B Italia © Bolia SOMMERTAGE DRAUSSEN GENIESSEN Mit funktionalen Outdoor-Möbeln, die allen Ansprüchen gerecht werden

39 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL bei der Herstellung zudem weniger Rohöl als Möbel aus reinen Kunststoffen. Zudem kommen als Kunststoffbasis in vielen Fällen auch recycelte Flaschen und Behälter zum Einsatz. Für das gelungene Wohnzimmer-Gefühl braucht es im Outdoor-Bereich zudem Stoffe, die allen Witterungen trotzen. Hersteller setzen auf lichtechte und UV-beständige Stoffe, die leicht zu reinigen, widerstandsfähig und schnell trocknend sind, um Schimmelbildung zu vermeiden. liegen außerdem Gartenmöbel aus Polyrattan: Sie bestehen aus einem Kunststoffgeflecht und sind sehr pflegeleicht, trotzen Nässe, Kälte und hoher Sonneneinstrahlung. Selbst bei viel Sonne behält das Material seine Farbe, es lässt sich gut reinigen und ist, ebenso wie Aluminium, relativ leicht. Anders als Holzmöbel lassen sich Möbel aus Polyrattan oder Aluminium ganz einfach bewegen und neu positionieren. Jedes Material hat seine eigenen Vorteile, persönliche Vorlieben inbegriffen. Wer sich jedoch so gar nicht zwischen Holz oder Kunststoff entscheiden möchte, hat eine Alternative – Möbel aus Polywood. Die Mischung aus künstlichen und natürlichen Fasern schafft eine Holzoptik, ist sehr leicht und punktet gleichzeitig damit, dass sie schmutz- und wasserabweisend ist. In puncto Nachhaltigkeit verbrauchenMöbel aus Polywood © Ethimo © Skagerak © Massproductions © Carl Hansen & Søn © Coro © Paola Lenti srl - ph. by Sergio Chimenti

40 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL kensteinmauern, für die er ein besonderes Faible hat. Beispielsweise zeigt sich die traditionelle Handwerkskunst auf der Aufenthaltsebene samt kleinem „Wingert“ und eigenemWeinberghäuschen. Im Zusammenspiel mit filigranen Gräsern bekommt das Massive überall im Garten eine ganz besondere Ästhetik. Überhaupt spielt der Gartendesigner gerne mit Kontrasten. So weisen Ein klein bisschen Programm ist der Name ja schon: Peter Berg, renommierter Gartendesigner, hat sich mit seinem Unternehmen auf die Gestaltung von Hanggärten spezialisiert. Da verwundert es nicht, dass auch der eigene Garten des Rheinländers an einem Hang liegt und somit jede Menge Experimentierterrain für neue Ideen bietet. Insgesamt sieben Ebenen und 40 Höhenmeter umfasst die ehemalige Weinberglage in Westum, die sich vom Wachtelweg bis zum höchsten Punkt über dem Weinberghäuschen erstreckt. Eine weitläufige Fläche, die mit Hilfe einer Steinstruktur gegliedert ist. Findlinge, Mauern und Blockstufen fangen nicht nur den Hang ab, sondern bieten auch die Möglichkeit, den Höhenunterschied zu überwinden. „Terrassierte Hänge als besonders charakteristische Elemente von Kulturlandschaften und wie sie mit vorhandenen Felsstrukturen verbunden sind, haben mich schon immer fasziniert“, erklärt Peter Berg, der im Ahrtal aufgewachsen ist. In seinem Garten lassen sich kunstvoll aufgetürmte Felsblöcke finden, ebenso wie raffiniert eingebaute Treppen sowie beeindruckende TrocMIT HANG ZUM HANG Fotos: Ulrike Romeis Ein auf Hanggärten spezialisierter Gartendesigner präsentiert seinen eigenen Garten

41 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL wird. Im wahrsten Sinne des Wortes tonangebend präsentiert sich im Mittelteil des Gartens ein beeindruckender Wasserfall, für den mehrere Tonnen Basalt aufgeschichtet wurden. Hier wie auch im gesamten Terrain wurden sämtliche Zwischenräume für unterschiedliche Bepflanzungen genutzt, so dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht, in demNaturstein, Pflanzen undWasser eine von der Natur inspirierte Ästhetik ergeben. www.gartenlandschaft.com auf der einen Seite säulenförmige Eichen in den Himmel, während auf der anderen Ebene eine eher buschige Bepflanzung vorherrscht. Zudem lassen sich im gesamten Garten formale Terrassen finden, die freien Steinsetzungen gegenüber stehen. Einen weiteren spannenden Gegensatz beherbergt zudem die dritte Ebene, wo sich ein Teppich-Drahtstrauch ähnlich wie Moss über die Steinanlage legt. Auf der vierten Ebene schließt sich ein von Formschnitthecken und Eibenpyramiden eingefasster Gemüsegarten an, der von dem breiten Geäst eines Apfelbaums beschirmt

42 INTERVIEW Peter Berg Der Gartendesigner gestaltet anspruchsvolle Gärten im In- und Ausland. Das Ausnahmetalent hat sich einen besonderen Namen für Hanggrundstücke gemacht. Peter Berg wuchs im Ahrtal auf, dessen Kulturlandschaft von terrassierten Weinbergen geprägt ist. 1986 fand der mehrfach preisgekrönte Gartengestalter seine Berufung im Garten-und Landschaftsbau. Nach Meisterprüfung und Techniker-Abschluss gründete er im Jahr 2000 die Firma Garten, Landschaft Berg& Co. Der kreative Kopf des Unternehmens Peter Berg Gartendesign leitet zudem Workshops, gibt Seminare und hat bereits mehrere Bücher verfasst. es auch Kunden, die gerade das wollen und sagen: das ist mein FitnessParcours. Grauwacke lässt sich hin und wieder auch mal stapeln. Aber wir bevorzugen kleinere Höhensprünge und eine vielseitigere Höhenstaffelung, also moderate Höhenunterschiede wie Tisch- und Sitzhöhe. Das bringt mehr Struktur in den Hang. Wenn man so konsequent terrassiert wie Sie und mit Steinstrukturen arbeitet, wird es dann nicht zu steinlastig in einem Garten? Was ist steinlastig? Ich war gerade zum Ski-Langlauf in Österreich am Dachstein in der Ramsau. Wenn man das Dachsteinmassiv sieht, könnte man sagen, es ist steinlastig. Aber auf der anderen Seite stehen Menschen davor und sagen: traumhaft! Der Anteil der Steine richtet sich immer danach, wie steil das Gelände ist. Wo so große Steine sind, ist nie wieder Arbeit. Wenn ich einen unstrukturierten Hang habe, habe ich nicht gerade wenig Arbeit und die ist auch noch mühsam. Sinn der Terrassierung ist es natürlich auch, vernünftige Standorte für Pflanzen zu bauen. Man sieht es in der Natur: Felsstrukturen sind immer mit Pflanzen kombiniert. Am Ende ist kein Garten von uns nur steinig. Ein terrassierter Garten ist interessant, extrem nutzbar und dient dazu, dass bei Starkregenereignissen der Hang nicht in Bewegung kommt und das Wasser nicht ins Tal läuft. Im Ahrtal gab es im Juni 2021 die verheerende Flutkatastrophe. Ihr Garten liegt in einer Steillage im Ahrtal. Warum hat er den Wassermassen standgehalten? Wir hatten drei Gärten, die bei diesem extremen Wetterereignis betroffen waren: ein Garten in Luxemburg, ein Garten bei Aachen in Stolberg und mein Garten im Ahrtal. Alle Gärten haben diese starken Regenfälle überstanden, ohne, dass sich eine Pfütze oder ein Bach gebildet hat. Wenn man überall die Hänge so terrassiert hätte, wie es früher teilweise auch im Weinbau war, dann wäre es sicher nicht so ausgeufert. Es geht bei diesem Thema natürlich auch allgemein um Bodenverdichtung. Ist diese Kombination aus Naturstein und Pflanzen, wie Sie es im Hanggarten verwenden, auch im Flachland sinnvoll? Eine Steinstruktur imGarten ist immer sinnvoll. Steine sind auch Mobiliar. Mit Steinen kann ich einen Garten möblieren, ohne, dass es unnatürlich wirkt. Ich schaffe damit andere Räume. Gerade bei kleinen Gärten gibt es die Problematik, dass sie langweilig wirken können. Kleine Gärten kann ich größer wirken lassen, indem ich den Garten auf unterschiedlichen Ebenen baue und so die Oberfläche vergrößere. CUBE: Gärten in Hanglage gelten als schwierig. Wie fängt man einen Hang funktional und gestalterisch ansprechend ab? Peter Berg: Indemman es schafft, eine vernünftige Raumbildung zu schaffen und die Höhenunterschiede wohl proportioniert. Es wird insofern komplexer und schwieriger, weil man viel dreidimensionaler arbeiten und denken muss. Wenn ich den Hang erlebbar mache, wenn ich ihn strukturiere, wenn ich Wege und Terrassierungen anlege, dann ergibt sich eine Situation mit ganz vielen unterschiedlichen Perspektiven. Sie nutzen dazu Natursteine. Wie muss man sich das mit der Steinsetzung am Hang vorstellen? Gibt es Steine, die sich für bestimmte Situationen besonders gut eignen? Es gibt Schichtengesteine und Ergussgesteine. Schichtige Steine sind Schiefer und Grauwacke, die Sedimentgesteine. Die schichtigen Steine sind natürlich nicht so miteinander verzahnt, wie zum Beispiel ein Basalt, der vielfältiger in der Form und natürlicher gebrochen ist. Die größere Verzahnung haben wir bei Basalt, aufgrund der Größe und seines Eigengewichtes. Auf der anderen Seite verwendet man besonders bei Trockenmauern eher schichtige Steine, weil man damit ganz anders arbeiten kann. Bei uns sind die typischen Mauergesteine Schiefer und Grauwacke. Wir bevorzugen den Schiefer, weil es eine dünnere Schichtung gibt, ein besseres Bild. Der Schiefer, kombiniert mit Grauwacke oder Basalt, das ergibt sehr interessante Gärten. Was ist der Vorteil von Grauwacke? Bei der Grauwacke bekommen wir auch große Platten. Das heißt, damit können wir tolle Wegestrukturen, auch durch Pflanzbeete oder freie Treppenanlagen amHang, bauen. Das sind dann keine DIN gerechten Stufen, sondern es sind untergeordnete Wegeführungen. Aber manchmal gibt HERAUSFORDERUNG HANGGARTEN MEISTERN Hanggrundstücke sind beliebt zumBauen. Gärtnerisch brauchen sie eine Meisterhand © Ferdinand Graf von Luckner Podcast anhören Das hier gezeigte Inteview bildet nur einen Ausschnitt des interessanten gesamten Interviews, das Sie in voller Länge durch scannen des QR-Codes finden. © Clara Röllinghoff

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