CUBE Hamburg · 3|22

03|22 WOHNGEBÄUDE Vom Glück der zweiten Reihe – Platz für ein maßgeschneidertes Zuhause für eine Familie ÖFFENTLICHE GEBÄUDE Alle Gefahren im Blick – Das WasserrettungszentrumAußenalster hilft in Not geratenenMenschen BÜRO SPEZIAL Smart Office = Smart Working? – Der Einzug digitaler Technologien hat multioptionale Gesichter KUNST UND KULTUR Who’s next? – Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt www.cube-magazin.de Das Hamburger Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart © Frederike Heim Sylt Spezial

Bei Evernest sind wir auf den Vertrieb von Wohnimmobilien in beliebten Lagen spezialisiert. Unsere erfahrenen Immobilienmakler werden durch innovative Technologien und digitale Datenanalysen unterstützt, sodass wir unseren Kunden ein persönliches, einfaches und digitales Kauf- und Verkaufserlebnis bieten können. Mit vielen Experten in Hamburg und Umgebung berät Sie unser Team als kompetenter Partner direkt vor Ort. Unsere Makler kennen den Immobilien- markt in der Hansestadt, sodass Sie sowohl als Käufer als auch als Verkäufer von einer hervorragenden lokalen Expertise profitieren. Egal, ob Sie nach Ihrer Traumimmobilie in Winter- hude suchen, einen passenden Käufer für Ihr Haus in Blankenese finden oder Ihre Wohnung in Altona bewerten lassen möchten, sind wir der richtige Ansprechpartner für Sie. Wir beraten Sie persönlich, vor Ort und auf Augenhöhe. Die neue Generation Makler. evernest.com

3 VOM GLÜCK DER ZWEITEN REIHE – Platz für ein maßgeschneidertes Zuhause für eine Familie 4 MODERNE INTERPRETATION – Stadthaus im Lübecker Gründungsviertel zeigt Gespür für historisches Vorbild 6 BLICK IN DIE LANDSCHAFT – Umbau und Erweiterung schaffen ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Haus 10 EIN SCHATZ IM HINTERHOF – Dieser Wohnungsbau zeigt, wie Nachverdichtung gelingen kann 13 STADTHÄUSER AN DER ALSTER – Historische Typologie modern interpretiert 16 WOHNEN IN OTTENSEN – Baulückenschließung unter Berücksichtigung der Sozialen Erhaltungsverordnung 19 ALLE GEFAHREN IM BLICK – Das Wasserrettungszentrum Außenalster hilft in Not geratenen Menschen 22 VOMSTALL ZUMBÜRO – Das denkmalgeschützte Halbmondhaus an der Elbchaussee wurde vorbildlich saniert 25 TRADITION TRIFFT ZUKUNFT – Sanierung des Bankhauses amBallindamm schafft Raum für innovative Ideen 28 100 JAHRE SAGA – Rund 270.000 Hamburger leben in einer Wohnung der Saga 30 NEUE IMMOBILIEN in Hamburg 33 SEHNSUCHTSORT SYLT – Die Nordseeinsel steht vor großen Herausforderungen 36 INSPIRIERT VON SYLTS NATUR – Wohnen unter dem Reetdach 38 GESUND UND GLÜCKLICH – Sylts nachhaltigstes Wohnhaus geht neue Wege und vermittelt Wohlbefinden 40 SYLT STEHT FÜR GENUSS – Zu erleben mit Sternekoch Alexandro Pape in der Kochinsel 42 AUS LIEBE ZUMWEIN – Exklusiver Members Club für Weinbegeisterte jetzt auch auf Sylt 44 LEBENDIGE TRADITION – Von frühmorgens bis abends bietet Lund in Hörnum süße und herzhafte Leckereien 46 THE PLACE TO BE – WINTERGÄRTEN & CO. – Wer im Glashaus sitzt, liegt voll im Trend 48 NEU GEWONNENES PARADIES – Langweilige Rasenflächen werden in einen Familiengarten verwandelt 50 SMART OFFICE = SMARTWORKING? – Der Einzug digitaler Technologien hat multioptionale Gesichter 53 SPACE IS THE PLACE – Erschwerte Bedingungen wurden zur Chance für neue Unternehmenskultur 57 NEUES ARBEITEN IN ALTEN HALLEN – Von der industriellen Fertigung zur Bürowelt des Carlsen Verlages 60 UNAUFDRINGLICH ANDERS – Die Regalserie Vin von weberdinge ist zeitlos und nachhaltig 66 WO FRÜHER DIE FUNKEN FLOGEN – In der golden schimmernden Bar wird ein Jubiläumscocktail serviert 67 WHO’S NEXT? – Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt imMuseum für Kunst und Gewerbe Hamburg 68 IMPRESSUM 74 Wohngebäude Öffentliche Gebäude Gewerbliche Bauten Innenarchitektur Baukultur Immobilien Sylt Spezial Garten und Landschaft Büro Spezial Design aus Hamburg Bartipp Kunst und Kultur Impressum Umbau und Erweiterung schaffen ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Zuhause für eine Familie – Seite 10. Das Wasserrettungszentrum Außenalster hilft in Not geratenen Menschen – Seite 22. Von der industriellen Fertigung zur Bürowelt des Carlsen Verlages – Seite 60. INHALT

4 Die Familie wünschte sich ein offenes, kommunikatives Haus, in dem es auch Rückzugszonen gibt. Die Entwurfsidee des Büros war, im Erdgeschoss eine durchlässige Raumabfolge zu gestalten, die sich sowohl von der Küche aus nach vorne als auch nach hinten in den Garten öffnet. Durch die Kubenkomposition entsteht ein Baukörper mit differenzierten Außenbereichen, wie dem überdachten und hierdurch klar definierten Eingangsbereich und dem geschützten Terrassenplatz auf der Gartenseite. Durch die geschickte Ausrichtung auf dem Pfeifenstielgrundstück entsteht zusätzlich Bauplätze für Einfamilienhäuser sind rar in Hamburg. Aber manchmal ergibt sich eine Chance, auf einem sogenannten Pfeifenstielgrundstück, also quasi in zweiter Reihe im rückwärtigen Bereich eines bereits bebauten Grundstücks, Platz für ein weiteres Haus zu finden. Nach rechtlicher Aufteilung des vorhandenen Grundstücks in zwei neue sowie Klärung der gemeinsammit demHausbesitzer in der ersten Reihe genutzten Zuwegung konnten die Bauherren, ein Ehepaar mit zwei kleinen Kindern, loslegen. Sie beauftragten Sieckmann Walther Architekten, ihr neues Zuhause zu errichten. Die Umgebung ist geprägt durch Putz- und Rotklinkerbauten. Die Klinkerfassade des Gebäudes fügt sich mit dem Aufgreifen der vorhandenen Materialität städtebaulich in den Bestand ein, erhält aber durch das sehr lange Klinkerformat eine ganz eigenständige, moderne Optik. Auch aus Gründen der Langlebigkeit bot sich das Material an. Zudem stehen in der direkten Umgebung viele Bäume, durch die Robustheit des Klinkers ist die Fassade aber gegen eine Veralgung gefeit. WOHNGEBÄUDE VOM GLÜCK DER ZWEITEN REIHE Fotos: Frederike Heim Platz für ein maßgeschneidertes Zuhause für eine Familie

5 auf der anderen die Hochschränke der Küche, die vom langen Küchenblock geprägt ist. Sehr beliebt bei der Familie sind die Sitzfenster in den privaten Räumen. Das Gebäude hat 195m² Wohnfläche und ist ein Niedrigenergiehaus im KfW 40-Standard. Die großen Fensterflächen erhielten außen liegenden Sonnenschutz. Die KNX-Anlage (intelligentes Bussystem) wurde in Eigenleistung vom Bauherren verbaut. (Beteiligte Gewerke siehe S. 71) www.sieckmannwalther.de noch ein großzügiger Vorplatz am Ende der gemeinsammit den Nachbarn genutzten Zuwegung. Das stimmige und ruhige Gesamtbild des Hauses setzt sich im Inneren durch die Beschränkung auf wenige Farben undMaterialien fort. Weiße Wände und weiß geölte Eichenböden werden akzentuiert durch Fenster und ausgewählte Einbauten in Schwarz wie in der Küche oder der Kamin als Bestandteil des langen Stahl-Sideboards. Gleiche Fliesen in den Bädern verstärken den harmonischen Eindruck. Die Eichenholzlamellen an der Treppe weisen ein raffiniertes Detail auf: Sie sind seitlich weiß und dienen als „Filter“ zwischen Keller und Obergeschoss. Für den Eingangsbereich entwickelten die Architekten ein raumteilendes Möbel – auf der einen Seite die Garderobe, WOHNGEBÄUDE

6 WOHNGEBÄUDE

7 Eine bedeutende Keimzelle Lübecks ist das sogenannte Gründungsviertel, einst ein prächtiges Kaufmannsviertel. Es liegt im westlichen Teil des UNESCO-Welterbes zwischenMarienkirche und Trave. Im 2. Weltkrieg durch Bomben stark zerstört, wurde es in den 1950er-Jahren abweichend von der historischen Struktur mit zwei großen Einzelgebäuden und einem öffentlichen Parkplatz bebaut. Nach deren Verlagerung und umfangreichen archäologischen Grabungen wird seit 2017 das 10.000m² große Areal mit 38 Grundstücken bebaut. Mit Parzellierung, Dichte, Straßenverlauf, Aufnahme der Baufluchten, Bebauung mit Giebelhäusern und gemischter Nutzung orientiert sich das neue Quartier am historischen Vorbild. Die Grundstücke wurden von der Stadt an einzelne BauherrInnen oder Baugemeinschaften verkauft, die Hälfte zum Festpreis, um auch Familien mit Kindern und besondereWohnformen zu berücksichtigen. Beim internationalen Ideenwettbewerb zur Fassadengestaltung wurde der Hamburger Architekt Helge Tischler mit dem 1. Preis ausgezeichnet. In der Fischstraße 21 errichtete er für eine BaugemeinWOHNGEBÄUDE MODERNE INTERPRETATION Fotos: Daniel Sumesgutner Das Stadthaus im Lübecker Gründungsviertel zeigt Gespür für das historische Vorbild

8 rischen Vorbild eine Zwischenebene. Es dient heute als großzügiger Ort des Austausches und belebt den Straßenraum. Im 3. und 4. Obergeschoss liegt eine lichtdurchflutete Maisonettewohnung. Die hell verputzte, hofseitige Fassade nimmt Teile der straßenseitigen Gestaltung auf. Loggien und Dachterrassen entsprechen heutigen Wohnbedürfnissen. Die Gärten sind wie in den historischen Höfen mit „Glintmauern“ aus rotem Backstein voneinander getrennt. (Beteiligte Gewerke siehe S. 71) www.helge-tischler.de schaft aus fünf Parteien dieses Stadthaus. Dabei galt es, unterschiedliche Charaktere unter einen Hut zu bringen und fünf maßgeschneiderteWohnungen von 65 bis 145m² sowie eine kleine Gewerbeeinheit für eine Kunstgalerie zu entwickeln. Die straßenseitige Fassade aus braun-rötlich changierendem Verblendziegel vom Hersteller Petersen Tegl greift die Materialität Lübecker Stadthäuser auf. Ein markantes Gesims setzt die Erdgeschosszone vomHauptfeld der Fassade ab, die durch differenzierte Staffelungen der vertikalen Fensterlaibungen eine besondere Plastizität erhält. Auch das obere Giebelfeld mit seinem kräftigen Abschluss erinnert selbstbewusst an die historische Gestaltung. Das Erdgeschoss knüpft mit 4m Raumhöhe an den Typus des Lübecker Dielenhauses an und erhält analog zum histoWOHNGEBÄUDE

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10 „Wohnen amFeldrand“ lautete das Motto für Umbau und Erweiterung eines Einfamilienhauses, denn nach Süden bietet sich ein weiter Blick in die niedersächsische Landschaft. Ausgangspunkt für das Büro mm architekten aus Hannover war ein Bungalow aus den 1960er-Jahren. Auf Wunsch der Bauherren sollte sich das Gebäude zur Straßenseite zurücknehmen und eine Abschirmung zum Nachbarn ausbilden. Die ArchitektInnen ergänzen den vorhandenenWinkel des Bestandsgebäudes um einen weiteren Flügel und betonen beide Endpunkte durch zweigeschossige Baukörper. Der U-förmige Zwischenraum funktioniert wie ein antikes Atriumund schafft einen ruhigen, vor fremden Blicken geschützten Bereich mit besonderer Aufenthaltsqualität. Die weißen Bänder lassen Alt und Neu zu einer Einheit verschmelzen. Um die niedrige Geschosshöhe des Bestands zu kompensieren, wird der Wohnbereich abgesenkt. Die neue geschwungene Wand integriert Regale sowie den Kamin und verknüpft das Wohnzimmer mit dem Koch- und Essbereich. Dahinter schmiegt sich die Treppe an, die zum Arbeitsbereich führt. Großzügige Glasfronten erlauben WOHNGEBÄUDE BLICK IN DIE LANDSCHAFT Fotos: Thomas Drexel Umbau und Erweiterung schaffen ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Zuhause für eine Familie

11 Gebäude zu erhalten und weiterzuentwickeln, ist nachhaltig. Durch gezielte Eingriffe wird die gesamte Substanz aufgewertet und zukunftsfähig. Die Verknüpfung von Natur und Landschaft mit den neu geschaffenen Räumen wirkt sich gesundheitsfördernd und entspannend aus. Das vorhandene Heizsystemwurde ertüchtigt, die neue Dämmung und Dreifachisolierverglasung sorgen für einen niedrigen Verbrauch. Das Regenwasser versickert über Mulden auf dem Grundstück. (Beteiligte Gewerke siehe S. 71) www.mm-architekten.de einen weitläufigen Blick in den Landschaftsraum. ImObergeschoss befinden sich die privaten Räume der Familie. Von der freistehenden Badewanne im Schlafzimmer der Eltern genießt man den Ausblick auf Felder und Garten. Der Umbau orientiert sich an den vorhandenen Materialien. Eine Klinkerfassade mit Mineralwolldämmung bildet eine robuste Gebäudehülle. Im Innenraum sorgen Linoleumund Holz für ein behagliches Raumklima und schaffen einen wohnlichen Kontrast zu Glas und Sichtbeton. Das bestehende © Marcus Prell © Marcus Prell WOHNGEBÄUDE

13 Inmitten kleinteiliger Hofsituationen mit differenzierten Durchwegungen entsteht ein ganz neuer, heiter anmutender Stadtraum. Diese geschickt komponierten hofartigen Zwischenräume schaffen Abstand zum Bestandsbau und werten ihn durch die vorgelagerten Grünflächen mit unterschiedlicher Bepflanzung auf. Sie wirken sehr lebendig und schaffen ein spannendes Wechselspiel aus Enge undWeite, Hof und Gasse. Die fußläufige Erschließung der einzelnenWohHoheluft-West ist nicht nur der kleinste, sondern auch der am dichtesten besiedelte Stadtteil Hamburgs. Eine weitgehend von Kriegszerstörungen verschont gebliebene gründerzeitliche Bebauung, die zentrale Lage im Stadtraum und die lebendige, urbane Qualität des Viertels machen ihn auch zu einem der beliebtestenWohnstandorte in Hamburg, insbesondere für junge Menschen und viele Familien. Das auch hier noch die im Zuge der Wohnungsknappheit gewünschte Nachverdichtung möglich ist und gelingen kann, beweist die Wohnbebauung von HS-Architekten. In der geschützten Tiefe eines rückwärtigen Grundstücks mit den typischen gereihten Zeilen hinter einem Straßenblock an der stark befahrenen Gärtnerstraße implementierte das Büro diesen Neubau. Auf einem langgestreckten Grundstück zwischen zwei dieser Zeilen liegt jetzt ein langer, dreigeschossiger Gebäuderiegel, der an vier Stellen an das Bestandsgebäude anschließt. Die fünfgeschossig ausgebildeten Kopfbauten in Verlängerung der Brandwände gliedern das Volumen. WOHNGEBÄUDE EIN SCHATZ IM HINTERHOF Fotos: Christian Spielmann Dieser Wohnungsbau zeigt, wie Nachverdichtung gelingen kann

14 der Wohnungen verfügt über eine eigene private Freifläche in Form einer Terrasse, Balkon oder Loggia. Insgesamt sind auf fünf Ebenen 29 Mietwohnungen sowie eine Tiefgarage entstanden. DemGebäude gelingt in seiner räumlichen Ausprägung eine Balance zwischen größtmöglicher Ausnutzung des Grundstücks und verträglicher Einbindung des Neubaus in die Umgebung. www.hs-architekten.de nungen erfolgt auf der Ostseite des Neubaus, die Position der Treppenanlagen reagiert dabei wie selbstverständlich auf die Brandwände des Bestandsgebäudes. Die offenen Treppenhäuser korrespondieren atmosphärisch mit den Laubengängen und Brücken und schaffen ein Gefühl der Durchlässigkeit undWeite. Zusätzlich verbinden sie die Laubengangerschließung des 1. und 2. Obergeschosses mit großzügigen, begehbaren und begrünten Dachflächen. Diese Dachflächen stellen die Zuwegung der Maisonettewohnungen her, die im 3. und 4. Obergeschoss der Kopfbauten liegen. Durch die Anordnung der Erschließung auf einer Seite und die Ausbildung der Grundrisse wird ein ruhiges Wohnen mit Blick auf den alten Baumbestand imWesten garantiert. Jede WOHNGEBÄUDE

Das gute Licht. bega.com /zuhause

16 Die Häuser stehen jeweils auf einem 60 cm hohen Sockel und werden von der Alsterchaussee aus erschlossen. Die Barrierefreiheit wird im Inneren durch einen Durchlader zur Überwindung des Sockelniveaus garantiert. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt über den Pöseldorfer Weg. Hier befinden sich zwölf Stellplätze für Autos sowie für Fahrräder der Bewohnerinnen und Bewohner. Die Wohnungen sind mit zusätzlichen Abstellräumen im Untergeschoss ausgestattet. An der Grenze der Stadtteile Harvestehude und Rotherbaum verbindet die Alsterchaussee den Harvestehuder Weg und den Mittelweg. In dieser bevorzugten Wohngegend haben blrm Architekt*innen drei Stadthäuser realisiert. Ihre Staffelung folgt der natürlichen Topografie des Geländes zur Alster hin. Der Entwurf nimmt die Typologie der Reihenvillen entlang der Alsterchaussee auf und führt diese als Analogie zur Nachbarbebauung fort. InMaß und Proportion orientiert sich die Baumasse an der umgebenden gründerzeitlichen Bebauung. Zurückspringende Gebäude- und Fassadenelemente gliedern den Baukörper in der Vertikalen, gewähren witterungsgeschützte Eingangsbereiche und schaffen eine klar ablesbare Adressbildung. Ein schönes Detail an den Geländern vor den bodentiefen Fenstern sind die gedrehten Aluminiumlamellen, die im unteren Bereich eine optische Schließung und im oberen Bereich eine hohe Transparenz ermöglichen. In der straßenseitigen Erdgeschosszone schaffen Vorgärten Platz für einen Freisitz und die gewünschte Privatsphäre. Darüber liegen jeweils zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss. WOHNGEBÄUDE STADTHÄUSER AN DER ALSTER Fotos: Joshua Delissen Historische Typologie modern interpretiert

17 nungen, wobei die Erdgeschosswohnungen von einem direkten Gartenzugang profitieren. Die Aufenthaltsräume der Wohnungen in den oberen Stockwerken sind so angeordnet, dass sie sich nach Süden orientieren und die dort angegliederten Balkone einen Blick über das Alsterpanorama ermöglichen. Die Staffelgeschosse zeichnen sich durch überaus großzügige Dreizimmerwohnungen aus, die jeweils über eine Dachterrasse verfügen. www.blrm.eu Die Stadthäuser sind als Mehrspänner mit maximal drei Wohneinheiten pro Geschoss geplant, die über die innen liegenden Treppenhäuser oder über die Aufzüge erreicht werden. Die Wohnungstypologien werden unterschiedlichen Nutzungsansprüchen gerecht und wiederholen sich je Gebäudeteil, wodurch ein einheitliches Fassadenbild entsteht. Die Fassade wird dabei zusätzlich geschossweise durch horizontale Betonfertigteile wie Fensterbänke und Attikaabdeckung rhythmisiert. Das Fassadenmaterial Klinker setzt sich zwar von den Bestandsbauten ab, korrespondiert aber mit seiner hellen Farbigkeit mit den benachbarten Gründerzeitbauten. In den Stadthäusern sind insgesamt 33 Wohneinheiten entstanden. Die drei Regelgeschosse umfassen jeweils Zwei- und DreizimmerwohWOHNGEBÄUDE

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19 auf und wirken vermittelnd zwischen Alt und Neu. Die Lochfassade ist durch gleichförmige Fensterpaare und Gesimse horizontal gegliedert, Spannung wird durch die vertikale Anordnung der Fenster erzeugt. Durch die unterschiedliche Farbe, Form und Materialität der Fenster mit grauen Aluminiumprofilen im Erdgeschoss, den Holzfenstern in den Regelgeschossen und Dachöffnungen der Mansarde wird die Dreiteilung noch unterstrichen. Nach hinten öffnet sich die Fassade zum Innenhof und bildet mit dem Grünbezug einen Gegensatz von Straße und Innenhof aus. Mit dem Neubau eines siebengeschossigen Wohn- und Geschäftshauses hat das Büro Kunst + Herbert eine Baulücke an der belebten Bahrenfelder Straße in Ottensen geschlossen. Das Grundstück befindet sich in unmittelbarer Nähe des Alma-Wartenberg-Platzes und des Zeise-­ Areals. Auf der kriegsbedingten Lücke war Ende der 1940er-Jahre ein Behelfsbau errichtet worden. Bis 1983 befanden sich dort im Erdgeschoss die Altonaer Lichtspiele und im Obergeschoss mehrere Wohnungen. Danach zog eine Filiale der Hamburger Sparkasse ein. ImNeubau sind in den Obergeschossen unter Berücksichtigung der Sozialen Erhaltungsverordnung 33 teils mietpreisgebundene Wohnungen entstanden. Im Erdgeschoss sind vier Gewerbeeinheiten für Ladengeschäfte angeordnet. Das neue Gebäude fügt sich nahtlos in den Straßenzug ein und stellt die für das Quartier typische urbane Dichte wieder her. Die Fassade ist mit dem Sockelgeschoss, dem aus den Regelgeschossen bestehenden Mittelbau und dem Mansardendach klassisch dreigegliedert. Aufbau und Höhen des Neubaus greifen die gründerzeitliche Bebauung WOHNGEBÄUDE WOHNEN IN OTTENSEN Fotos: Andreas Weiss Baulückenschließung unter Berücksichtigung der Sozialen Erhaltungsverordnung im Quartier

20 schen Anspruch errichtet worden, der sich von der Fassadenplanung bis in die Gestaltung der Treppenhäuser durchzieht. Der Entwurf greift die Struktur und die Körnung des unmittelbaren städtebaulichen Kontextes auf. Darüber hinaus wahrt er den Charakter des vorindustriellen Arbeiterquartiers, das sich durch seine Kleinteiligkeit und seine schlichten Lochfassaden auszeichnet und wirkt identitätsstiftend. www.kunstherbert.de Alle Wohnungen verfügen über einen Balkon zum Innenhof und eine hochwertige Ausstattung, dabei ist es unerheblich, ob sie nach der Sozialen Erhaltungsverordnung mietpreisgebunden oder frei finanziert sind. Eine kriegsbedingte Lücke ist nach Abriss wieder baulich gefüllt und das Straßenbild damit nachträglich städtebaulich geheilt worden. Neben der Wiederherstellung des preisgebundenen Wohnraumes sind alle Wohneinheiten von den Architekt:innen mit hohem gestalteriWOHNGEBÄUDE

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22 die durch eine Slipanlage ergänzt wurde. Das neueWasserrettungszentrum von Sibylle Kramer Architekten BDA ist als Erweiterung auf dem Souterrain des Bestandsgebäudes aus den 1950er Jahren realisiert worden. Dadurch war keine wesentliche weitere Versiegelung nötig und auch der Baumbestand und die Uferkante der Alster blieben durch den Bau nahezu unberührt. Die Außenalster ist eins der beliebtesten Naherholungsgebiete der Stadt, aber auch eine Wasserstraße mit Verkehrsregeln. Die motorisierten Schiffe der Alstertouristik, die Wassersportler der anliegenden Vereine und Verleiher sowie zunehmend zahllose Menschen, die ihre Freizeit in und auf allen erdenklichen Gefährten auf dem Wasser verbringen, nutzen das Gewässer, was immer wieder zu Gefahrensituationen führt. Das vor diesem Hintergrund dringend benötigte Wasserrettungszentrum Außenalster soll dafür sorgen, dass in Not geratenen Menschen schneller geholfen werden kann. Es wird von den Feuerwehren, der Deutschen Lebens-RettungsGesellschaft, dem Technischen Hilfswerk sowie demDeutschen Roten Kreuz und demArbeiterSamariter-Bund gemeinsam genutzt. Für die Bebauung auf Alstergrundstücken gelten besondere Schutzbedingungen, um das einzigartige Erscheinungsbild der Außenalster und ihre Natur zu bewahren. Daher wurde amHarvestehuder Weg 1a ein städtisches Grundstück ausgewählt, das bereits von der Wasserschutzpolizei genutzt wird und über eine Steganlage verfügt, ÖFFENTLICHE GEBÄUDE ALLE GEFAHREN IM BLICK Fotos: Sibylle Kramer Architekten BDA Das Wasserrettungszentrum Außenalster hilft in Not geratenen Menschen

23 Menschen, die gerade ärztlich versorgt werden, gewahrt. Die Klinkerfassade aus handgeformten Tonplatten des Herstellers Petersen Tegl ist der Hauptakteur in der Gestaltung. Die puristische Fassade des Neubaus mit ihren roten, geschuppten Ziegeln greift Material und Farbe des bestehenden Gebäudes auf und interpretiert diese neu. Beide Bauten werden als Ensemble wahrgenommen und bilden eine harmonische Einheit aus Alt und Neu. www.kramer-architekten.de Der in seiner Kubatur einfache Baukörper aus Stahlbeton setzt das notwendige Raumprogramm auf einer Grundfläche von lediglich 100m² um. Zur Wasserseite verfügt der wind- und wettergeschützte, mit modernster Technik ausgestattete Dienstraum über eine breite Fensterfront, von wo das Geschehen auf dem Wasser ganzjährig gut beobachtet werden kann. Die Nebenräume wie Ruheraum, Umkleiden, sanitäre Anlagen sowie Technik- und Lagerräume liegen zur Straßenseite im nicht einsehbaren Teil des Gebäudes. Dadurch bleibt auch die Privatsphäre hilfsbedürftiger ÖFFENTLICHE GEBÄUDE

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25 ändert bleibt. So entwickelte sich die zentrale Eingangshalle zu den rückwärtigen Büroflächen im zweigeschossigenMittelteil, der in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt durch eine mit Kupferblech verkleidete Gaube ergänzt wurde. Die Öffnungen der früheren Garagentore erhielten großflächig verglaste Stahlelemente, die hölzernen Tore wurden erhalten. Ein großflächiges Oberlicht im flachgeneigten Satteldach versorgt die Räume in den beiden Gebäudeflügeln mit Tageslicht. Der schadstoffbelastete Dachstuhl und das Reetdach wurden erneuert und dabei Das Halbmondhaus an der Elbchaussee ist Teil der Landhauskultur der Elbvororte. Ursprünglich als Stallgebäude auf dem Gelände des Landhauses des Kaufmanns JohnThornton 1796 durch Christian Frederik Hansen erbaut, brannte es 1820 ab und wurde durch seinen Neffen Johann Matthias Hansen in seiner charakteristischen, bis heute erhaltenen Form neu errichtet. Das Gebäude wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Ab 1913 erfolgte der Umbau der Seitenflügel zu Wohnungen, die rückwärtig integrierten Garagen stammen aus dem Jahr 1935. Weitere Umbauten erfolgten zwischen 1958 und 1970. Bis Ende 2015 wurde das Gebäude als Verwaltung genutzt, in den Flügelbauten befanden sich Kleinwohnungen. 2018 erwarb dann die Hermann Reemtsma Stiftung das Halbmondhaus, die eine Sanierung des Gebäudes beauftragte. Der Entwurf von Klaus und Schulz Architekten für die denkmalgerechte Sanierung und Umstrukturierung zur Büronutzung orientiert sich an der historischen Gebäudestruktur, wobei das äußere Erscheinungsbild weitgehend unverGEWERBLICHE BAUTEN VOM STALL ZUM BÜRO Fotos: Andreas Lühmann Das denkmalgeschützte Halbmondhaus an der Elbchaussee wurde vorbildlich saniert

26 der Baumaßnahme. So orientiert sich die Farbgebung an der von 1913: Ocker für die Fassade, Traufgesimse und Bossenquaderung in einem hellen Grau, Tore und Türen in einem dunklen Grün und gebrochenes Weiß für die historischen Fensterelemente. Im Juni wurde das Projekt mit dem Preis für vorbildliche Denkmalpflege und Altbauerhaltung in Hamburg von der Patriotischen Gesellschaft ausgezeichnet. www.klausundschulz.de energetisch ertüchtigt. Alle Außenwände erhielten raumseitig einen hochwirksamen Wärmedämmputz. Die vorhandenen Fenster, Außentüren und Tore wurden aufgearbeitet und auf der Innenseite mit zusätzlichen Fenster versehen. Diese Kastenfenster verbessern den Schall- und Wärmeschutz erheblich und eine hochwertige Gebäudetechnik erfüllt heutige Ansprüche. Alle Flächen sind nun an nur einen Nutzer vermietet. Restauratorische Untersuchungen lieferten wesentliche Grundlagen für die Umsetzung GEWERBLICHE BAUTEN

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28 lädt Kunden zum Verweilen ein. Herzstück dieses Atriums ist die von den ArchitektInnen entworfene zylindrische Lichtskulptur, deren Lichtfäden schützend die Kommunikationsinsel umspannen. Die gewichtige, asymmetrisch gelagerte Tür ist eine Reminiszenz an die historische Tresortür und die früheren Schließfächer aus den Tresorräumen befinden sich nun im BarbeDie seit 1798 bestehende Privatbank Donner & Reuschel hat ihren Sitz seit den 1930er-Jahren am Ballindamm 27. Das Eckgebäude hat eine lange Tradition als Bankhaus. Ursprünglich 1909 vonMartin Haller für die Standardbank erbaut, wurde es nach starken Kriegszerstörungen von Konstanty Gutschowmit einer Werksteinfassade im Stil der 1950er-Jahre wiederaufgebaut. Das mittlerweile in die Jahre gekommene Denkmal war aber weder organisatorisch noch technisch zukunftsfähig. Eine Komplettsanierung durch das Potsdamer Büro Axthelm Rolvien lässt den Stammsitz nun in einem ganz neuen Glanz erstrahlen. In Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt wurden Deckenebenen verändert, neue barrierefreie Erschließungen integriert sowie einladende Blickbezüge und vielfältige kommunikative Bereiche geschaffen. Zeitlose Eleganz und edle Materialien prägen die Räumlichkeiten und ein warmer goldener Farbton zieht sich als verbindendes Gestaltungselement durch das gesamte Gebäude. Die ehemalige Kassenhalle im Erdgeschoss wurde zu einer loungeartigen Lobby umgestaltet und © Marcus Bredt © Marcus Bredt © Marcus Bredt © Axthelm-Rolvien Architekten INNENARCHITEKTUR TRADITION TRIFFT ZUKUNFT Die Sanierung des Bankhauses am Ballindamm schafft Raum für innovative Ideen

29 tet werden, wobei insbesondere die Eventflächen der obersten Geschosse mit Dachterrasse und einem unvergleichlichen Blick über die Binnenalster bestechen. Die anspruchsvolle Sanierung und das speziell entwickelte Interieur schaffen den stilvollen Rahmen für die traditionelle Integrität der Bank und führen das Haus baulich wie inhaltlich in die Zukunft. www.axthelm-rolvien.de reich der Empfangshalle als Gestaltungselement. Durch im Fußboden integrierte Glasflächen ist die lichtdurchflutete Lounge im Dachgeschoss mit dem darunterliegenden Konferenzraum visuell verbunden. Das samtige Grün der Polster harmoniert mit dem fein entworfenen goldenen Muster der hellen Teppiche und den modernen Lichtobjekten. Die mit modernster Technik ausgestatteten Arbeits-, Konferenz- und Präsentationsräume in den Obergeschossen können temporär angemie- © Privatbank Donner & Reuschel © notholt lighting design © notholt lighting design © notholt lighting design © notholt lighting design © Axthelm-Rolvien Architekten INNENARCHITEKTUR

30 quartiere saniert. Seit den 1990er-Jahren setzte die Saga neue Maßstäbe in der sozialen und kulturellen Quartiersarbeit wie mit Pförtnerlogen in Großsiedlungen oder Quartierskünstlern auf der Veddel. Wirtschaftlich erfolgreich, sozial verantwortlich und klimagerecht – so formuliert die Saga ihr Selbstverständnis als große Vermieterin, arbeitet bis heute mit renommierten Architekturbüros zusammen und ist wichtige Akteurin im „Bündnis für das Wohnen“. www.saga.hamburg Die Geschichte der Saga ist untrennbar mit der Geschichte Hamburgs verbunden. In den zurückliegenden 100 Jahren seit Gründung der Saga im Jahr 1922 auf Initiative Max Brauers im damals noch preußischen Altona mussten das Wohnungsunternehmen wie auch die Stadt selbst immer wieder Herausforderungenmeistern. Von der Weimarer Republik über die Nazizeit bis zur demokratischen Bundesrepublik sind die jeweils vorherrschenden gesellschaftlichen Ideen und städtebaulichen Leitbilder in denWohnanlagen und Siedlungen der Saga ablesbar. Mit mehr als 137.000Wohnungen und 1.400 Gewerbeobjekten in ganz Hamburg ist die Saga heute Deutschlands größtes kommunales Wohnungsunternehmen. Das kongeniale Duo des Oberbürgermeisters Max Brauer und des Bausenators und Saga-Vorstands Gustav Oelsner prägten mit sozialem wie architektonischem Anspruch das Bauen bis zur Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten. Sieben Jahre nach Kriegsende waren alle SagaBestände wiederaufgebaut und 2.500 neueWohnungen imBau. Wiederaufbau stand ganz oben auf der Agenda in den 1950er- und 60er-Jahre. Ab 1970 wurden die vernachlässigten Altbau- © Museum der Arbeit, Foto: Günther Helm © A Wolf © Andreas Bock © Museum der Arbeit, Foto: Ursula Becker-Mosbach © Museum der Arbeit, Foto: Ursula Becker-Mosbach 1926 von Gustav Oelsner erbaut, Helmholtzstraße heute BAUKULTUR 100 JAHRE SAGA Rund 270.000 Hamburger leben in einer Wohnung der Saga Das Wilhelmsburger Weltquartier oben Grindelhochhäuser Osdorfer Born Veermoor

31 Der Botanische Garten der Universität Hamburg ist einer der ältesten und populärsten wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt. 1821 vor den Toren amDammtor gegründet, ist der Alte Botanische Garten in Planten un Blomen heute ein Naturidyll und Gartenkunstwerk inmitten der Großstadt. Der 1979 in Klein Flottbek eröffnete Neue Botanische Garten, der heute den Namen von Loki Schmidt trägt, bietet eine eindrucksvolle Pflanzenvielfalt auf 24 Hektar und gilt als eine der schönsten Parkanlagen Hamburgs. Der Bildband erzählt die Geschichte beider Gärten in opulenter Bebilderung und mit griffigen Texten, sodass es auch für KennerInnen des Hamburger Stadtgrüns viel zu entdecken gibt. Mit Überblickskarten, Infokästen, Pflanzenbeschreibungen und aktuellen Fotografien von Christian Kaiser. Barbara Engelschall, Hans-Helmut Poppendieck, Carsten Schirarend (Hg.) Der Botanische GartenHamburg – 200 Jahre Gartenlust und Forschergeist 208 Seiten, 350 Farbabbildungen Hardcover mit Fadenheftung und Lesebändchen Format: 19,5 x 25,5 cm ISBN: 978-3-86218-151-3 25 Euro www.dugverlag.de DER BOTANISCHE GARTEN HAMBURG 200 Jahre Gartenlust und Forschergeist BUCHTIPP Hier bestellen Das üppig mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Fotografien bebilderte Buch beschreibt einen wichtigen Teil der Hamburger Stadtgeschichte und einen Wandel imWohnungsbau, der das heutige und zukünftige Stadtbild nachhaltig prägt. Die Steenkamp-Siedlung, die Gartenstadt Hohnerkamp, der Osdorfer Born und das Quartier AmWeißenberge stehen beispielhaft für die 100-jährige Entwicklung der SAGA in Hamburg. Auf Initiative von Max Brauer wurde das kommunaleWohnungsunternehmen imDezember 1922 im damals preußischen Altona gegründet. Brauer und sein Stadtplaner Gustav Oelsner machten die SAGA bis zum Ende der Weimarer Republik zu einem wichtigen Akteur der lokalen Wohnungswirtschaft. 1933 wurde die SAGA vomNS-Regime „gleichgeschaltet“, die Zerstörungen imZweiten Weltkrieg trafen ihren Bestand massiv. DemWiederaufbau folgte 1972 die Fusion mit drei städtischen Schwesterunternehmen, die aus der SAGA ein großes Wohnungsunternehmenmachte. Die Abschaffung der Wohngemeinnützigkeit ging mit einer existenziellen wirtschaftlichen Schieflage einher, die nach Gründung des Gleichordnungskonzerns SAGAGWG behoben werden konnte. Heute ist die SAGA Unternehmensgruppe mit mehr als 137.000 Wohnungen Deutschlands größtes kommunales Wohnungsunternehmen. Thomas Krebs, Michael Ahrens (Hg.) SAGA – 100 Jahre Wohnen in Hamburg 336 Seiten, 400 historische und Farbabbildungen Format: 23 x 28 cm, Halbleinenband 48 Euro, ISBN: 978-3-86218-155-1 www.dugverlag.de SAGA 100 Jahre Wohnen in Hamburg BUCHTIPP Hier bestellen

32 11.014 Sie machen damit 0,58% der Gesamteinwohnerzahl von Hamburg aus (1.899.160) Die Expertinnensicht: WOHNBAROMETER Wer in Wellingsbüttel lebt, möchte hier nicht mehr weg. Der Stadtteil bietet mit drei Waldgebieten, dem Prökelmoor Teich und dem Alsterlauf eine grüne Naherholungszone. Im Ortskern ist der Wellingsbütteler Markt ein beliebter Spot, um die Nachbarschaft bei kulinarischen Köstlichkeiten zu treffen und frisches Gemüse zu kaufen. Wellingsbüttel gehört zu den wohlhabendsten Stadtteilen Hamburgs – zahlreiche Villen und parkähnliche Grundstücke befinden sich hier. Wer hier ein Haus besitzt und verkaufen möchte, darf sich zu den Gewinnern der Immobilienpreisentwicklung der vergangenen Jahre zählen. home@evernest.com, Tel.: 040-87 40 69 69 © Evernest HAMBURGER STADTTEIL WELLINGSBÜTTEL Stadtbezirk Wandsbek Quellen: geomap.immo, hamburg.de, statistik-nord.de, wikipedia.de, schulliste.eu EinwohnerInnen: Einwohner weiblich: 52,1% (Hamburg: 50,8%) Einwohner männlich: 47,9% (Hamburg: 49,2%) mit 40,9 % (Hamburg: 54,3%) mit 59,1 % (Hamburg: 45,7%) Haushalte: Bildungsinfrastruktur: Im Stadtteil Wellingsbüttel gibt es 1 Grundschule und 1 weiterführende Stadtteilschule. SchülerInnen der Sekundarstufe I amWohnort: 655 Wellingsbüttel: Erstmals wurde Wellingsbüttel 1296 urkundlich erwähnt und Waldingsbutle oder auch Waldegesbutle genannt. Der Name geht auf eine sächsische Gründung durch einen Mann namens Walding zurück, an den die Waldingstraße bis heute erinnert. Die Endung „-büttel“ leitet sich aus dem sächsischen Wort „Wohnstätte“ ab. Durch Wellingsbüttel fließt die Alster, die gemeinsam mit dem historischen Gebäudekomplex des früheren Ritterguts Wellingsbüttel eine große Naherholungszone bildet. Auch Schauspieler und Komiker Heinz Erhardt lebte mit seiner Familie in dem Stadtteil. „Der König von Wellingsbüttel“, wie er noch heute genannt wird, wohnte eher bescheiden in einem Backsteinbau aus den 1930er-Jahren, an ihn erinnert der 2010 eingeweihte gleichnamige Park. Bevölkerungszahlen: Fläche: 4,1 km² Der Stadtteil Wellingsbüttel umfasst damit 0,54% der Gesamtfläche von Hamburg (755,2 km²) Die Menschen sind um 4,9 Jahre älter als der Hamburger Durchschnitt (42,1 Jahre). 5.327 (Hamburg: 1.034.071) Die durchschnittliche Haushaltsgröße (Personen/Haushalt) beträgt: 2,1 Durchschnittliche Kaufpreise für Häuser: 8.243 Euro/m² in Wellingsbüttel 6.040 Euro/m² in Hamburg Zuzüge (innerhalb des Gebietes pro Jahr): 1.013 Fortzüge (innerhalb des Gebietes pro Jahr): 837 LauraWendt, Teamlead Hamburg bei Evernest +

33 NEUE IMMOBILIEN IN HAMBURG Die Vogelperspektive zeigt die exponierte Lage der geplanten Neubauten am Nikolaifleet in der Altstadt zwischen dem Haus der Patriotischen Gesellschaft und der Domstraße. Auf demAreal des früheren Hauptsitzes und Gründungsstandorts der Commerzbank werden Anfang nächsten Jahres die beiden Bestandsgebäude abgebrochen und anschließend zwei Neubauten von Hamburger Procom Invest errichtet. Der Entwurf stammt vom Berliner Büro Bruno Fioretti Marquez, die den international besetzten Wettbewerb 2019 gewonnen haben. Das 13-geschossige Hochhaus an der Domstraße von Godber Nissen aus dem Jahr 1961 weicht einem Backsteinbau mit zehn Geschossen für neue Arbeitswelten, der unter Nik 11 vermarktet wird. Attraktion ist eine Arkade mit Ladenflächen im Erdgeschoss. Passanten wird hier der direkte Durchgang zum Wasser ermöglicht. Auf der Fläche des weißen Altbaus von 1872, ein mehrfach verändertes Kontorhaus von Martin Haller, entsteht das zweite Gebäude mit demNamen Nik 8 wieder mit einer hellen Fassade. Über den Räumen für Büros, Handel und Gastronomie entstehen in den oberen Geschossen 25 frei finanzierte und 30 öffentlich geförderte Mietwohnungen sowie 45 Eigentumswohnungen. Beide Gebäude erhalten begrünte Dächer. Die Fertigstellung ist für das 1. Quartal 2027 geplant. www.nikolai-hamburg.de www.procomgroup.de Der Hamburger Projektentwickler DC Developments setzt im ElbbrückenQuartier der HafenCity ein Platin-zertifiziertes Bürohochhaus an der Versmannstraße um. Es entstehen rund 18.000m² flexible Büroflächen verteilt auf einen Riegel- und einen Turmbau mit rund 60 m Höhe – mit Ausblicken auf den Baakenhafen, die Stadtsilhouette und direktem Zugang zum Liselotte-von-Rantzau-Platz. Im Erdgeschoss werden teilweise publikumswirksame Flächen angeordnet. ImMittelpunkt der Entwicklung steht ein nachhaltiges Gebäudekonzept, inklusive eines 400m² großen begrünten Innenhofs. Der Hochbauentwurf stammt von Steidle Architekten, die sich im Wettbewerb gegen acht nationale und internationale Büros durchsetzten. Ankermieter wird das international führende Waggonvermiet- und Schienenlogistikunternehmen VTGmit Hauptsitz in Hamburg. Der Baustart ist für Anfang 2023, die Fertigstellung für 2026 geplant. Besonders reizvoll sind der begrünte Dachgarten und der vom Landschaftsarchitekturbüro Kretschmer Tauscher Sander gestaltete Innenhof, die durch ihre vorgesehenen seltenen heimischen Pflanzen- und Tierarten einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität im Umfeld liefern. Die „Grünoasen“ sollen für die Mitarbeitenden von VTG und für alle anderen Mieter:innen des Hauses einen Ort der Begegnung mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen. www.dcdevelopments.de © DC Developments © Beyond Visual Arts / Procom NEUBEBAUUNG NIKOLAI-QUARTIER Wohnen und arbeiten auf historischem Grund GRÜNOASEN IM BÜROHOCHHAUS Das Elbbrückenquartier wächst weiter

34 NEUE IMMOBILIEN IN HAMBURG Das soziale Leben in der HafenCity wird um neue, vielfältig nutzbare und in bunten Farben auffällig gestaltete Gemeinschaftshäuser bereichert. In den Parkanlagen des neuen Stadtteils entstehen Gebäude, die als Treffpunkt und Raum für nachbarschaftliche Aktivitäten dienen. An den Leitzielen und Nutzungen wurde mit der aktiven Beteiligung der Nachbarschaft gearbeitet. Das gelbe Gemeinschaftshaus imGrasbrookpark ist bereits im Bau und wird imMärz 2023 fertig sein. Der Baustart für das rote Haus im Baakenpark erfolgte im März, es kann ab August 2023 genutzt werden. Soziale Treffpunkte sind in der HafenCity von Anfang an geschaffen worden: Der provisorische Spielplatz Strandkai oder der temporäre Fußballplatz sind nur einige Beispiele. Doch erst mit den Gemeinschaftshäusern entstehen langfristig Gemeinschaftsräume, die die Funktionen der öffentlichen Parks erweitern und zu neuen „Heimatorten“ für nachbarschaftliches Engagement, für generationenübergreifende oder interkulturelle Begegnungen werden können. Darüber hinaus bieten die Gemeinschaftshäuser Platz für Kultur-, Bildungs- und Beratungsangebote. Und erfüllen nicht zuletzt Servicefunktionen wie öffentliche, barrierefreie WC-Anlagen, die rund um die Uhr geöffnet sind, Kiosks für die Versorgung vor Ort oder Lagerflächen für Leihgeräte. An den Nutzungskonzeptionen der Gemeinschaftshäuser hatte HafenCity Hamburg mit aktiver Beteiligung der Nachbarschaft gearbeitet. So haben u. a. Mitglieder der AG Soziales des Stadtteilvereins Netzwerk HafenCity im Rahmen von intensivenWorkshops Vorschläge für Nutzungen in den Gemeinschaftshäusern entwickelt. Das zweigeschossige rote Haus im Baakenpark ist mit 580m² das größte der Gemeinschaftshäuser. Es beherbergt zwei Mehrzweckräume mit Küche, ein Café, Coworking-Spaces, Werkstatträume, eine öffentliche Toilette und Lagerräume. Der Bedarf eines solchen Treffpunkts ist im Quartier Baakenhafen, das mit insgesamt 2.400 Wohnungen, davon 40 Prozent öffentlich gefördert, das bevölkerungsreichste Quartier der HafenCity ist, am größten. Im Frühjahr 2018 wurde der sehr beliebte Baakenpark eröffnet und bildet mit den vielen Spiel- und Sportmöglichkeiten das ideale Umfeld für das Gemeinschaftshaus. Die Arge Hoffmann Schlüter Zeh aus Köln gewann denWettbewerb für beide Gemeinschaftshäuser. Ihre nahbaren, offenen und emphatischen Architekturen laden zur Identifikation mit den Gebäuden ein. Als eigenständige, selbstbewusste architektonische „Wesen“ geben sie den vielfältigen gemeinschaftlichen Aktivitäten im Quartier einen unverwechselbaren Ort. Um den Betrieb und das anspruchsvolle Nutzungsprofil der Gemeinschaftshäuser langfristig zu sichern, arbeiten die Initiatoren an einer geeigneten Trägerstruktur. Die Trägerschaft der Gemeinschaftshäuser soll eine der zentralen Aufgaben des künftigen Quartiersmanagements sein, das sich wiederum aus den Beiträgen von GrundstückseigentümerInnen finanziert. ORTE FÜR ALLE Visualisierungen: ARGE Hoffmann Schlüter Zeh Gemeinschaftshäuser in zwei Parks der Hafencity im Bau

www.rath-exklusiv.de Rath exklusiv – eine Marke der Hans-Jürgen Rath Bauunternehmung GmbH Bürgermeister-Carstens-Ring 8 · 25560 Schenefeld Telefon: 04892 89949-0 E-Mail: info@rath-exklusiv.de Neubau und Sanierung von exklusiven Häusern

36 SYLT SPEZIAL Als das Baden im Meer in Mode kam, wurde Westerland 1855 Seebad und baute Villen im Bäderstil für die betuchten Adligen. Mit der fortschreitenden Industrialisierung besuchten auch wohlhabende Stadtbürger Sylt. Die Anreise per Schiff war aufwendig und wetterabhängig. Bereits 1876 gab es erste Überlegungen, einen Damm zu bauen, um die Insel mit dem Festland zu verbinden. Die Westerländer erhofften sich wirtschaftlichen Aufschwung, andere Sylter befürchteten eine „Überfremdung“. 1927 wird der gut 11 km lange Damm – eine technische Meisterleistung – in Betrieb genommen, die Bewohner der Insel aber sind tief gespalten. Ab 1932 Mit 99km² ist Sylt Deutschlands größte Nordseeinsel. Sie ist geprägt von großartiger Natur. Rund ein Drittel der Inselfläche ist von geschützten Dünenflächen bedeckt, so gibt es allein zehn Naturschutzgebiete, weitere Teile der Insel sind als FFH-Gebiete, Natura 2000-Gebiete oder Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. An der Westseite der Insel erstreckt sich ein knapp 40km langer Sandstrand, auf der Ostseite liegt das Wattenmeer, das bei Niedrigwasser trocken fällt. Die Dünen- und Heidelandschaften, Kliffs und Binnengewässer mit ihrer besonderen Flora und Fauna sowie die Weite des Meeres sind die Hauptattraktion für die Gäste der Insel. Von den gut 18.000 Syltern lebt die Hälfte im Hauptort Westerland mit seinen Bauten der 1960er-Jahre, insgesamt gibt es zwölf Orte mit jeweils eigenem Charakter. Insbesondere die Dörfer wie Keitum oder Kampen mit den reetgedeckten uthlandfriesischen Häusern mit dem typischen Zwerchgiebel entlang schmaler Straßen vermitteln ein Bild des historischen Sylts und sind Vorbild für zahlreiche neugebaute Feriendomizile in diesem Stil. SEHNSUCHTSORT SYLT Die Nordseeinsel steht vor großen Herausforderungen © Abhoefer CC-BY-SA-4.0 © Hajotthu CC-BY-SA-3.0 © Hans-Guenter-Ulmer Uthlandfriesisches Haus von 1776 in Keitum mit typischem Zwerchgiebel, Reetdach und Friesenwall So lebte eine Kapitänsfamilie im 18. Jahrhundert im Altfriesischen Haus in Keitum, heute ein Museum Puan Klent steht seit 100 Jahren für unvergessliche Ferienerlebnisse

37 SYLT SPEZIAL Menschen zur Arbeit vom Festland nach Sylt. Da gerade Zweitwohnungen oft nur wenige Wochen im Jahr genutzt werden, drohen Ortsteile zu veröden. Eine wirtschaftliche und soziale Balance zwischen denWünschen der Urlauber und der Sylter Bevölkerung zu finden, wird für die Zukunft der Insel entscheidend sein. befeuern die Autozüge den Tourismus zusätzlich. Die Wirtschaftswunderjahre bringen erst die Reichen und Prominenten, dann den Massentourismus nach Sylt. In 2019 besuchten mehr als 750.000 Gäste die Insel, über 80 Prozent davon als Übernachtungsgäste, die durchschnittlich 7,4 Tage blieben. Weit mehr als 60 Prozent sind über 50 Jahre alt. Nur 2,5 Prozent kommen aus dem Ausland. Zwei Drittel der Insulaner leben vom Tourismus. Die große Beliebtheit der Insel führt aber auch durch Umwandlungen von sogenanntem Dauerwohnraum in Ferien- oder Zweitwohnungen zu weniger Wohnungen für Einheimische und Beschäftigte. Der Neubau vonWohnungen kommt kaum hinterher. So pendeln täglich 4.500 © Ra Boe Wikipedia CC-3.0 © Molgreen CC-BY-SA-4.0 © Lanserhof © ISTS/Markus Thöne © dronepicr CC-BY-2.0 Der 11,4 km lange Eisenbahndamm verbindet das Festland und Sylt seit 1927 Auf Sylt wird Sölring gesprochen, einer der zehn Hauptdialekte der nordfriesischen Sprache oben: Gerade eröffnet und 20.000m² groß: Das Luxus-Medizin-Resort Lanserhof von Ingenhoven Architects links: Blick auf das Rote Kliff bei Kampen In den 1960er Jahren entstanden in Westerland große Ferienapartmentblocks und Hotels

38 SYLT SPEZIAL Die verschiedenen Aufenthaltsbereiche imHaus folgen dem Lauf der Sonne. Die L-förmige Küche von Alno öffnet sich zum Essbereich, so kann man beimKochen mit Familie oder Gästen kommunizieren. Der kleine Bartresen mit Hocker ist ein beliebter Platz für ein Glas Wein oder einen Kaffee. Den antiken, französischen Esstisch flankieren Vintage-Stühle aus Buchenholz 1543 erstmals urkundlich erwähnt, war Kampen imNorden der Insel an der Westküste über Jahrhunderte ein rein landwirtschaftlich geprägtes Dorf mit wenigen friesischen Bauernhöfen. In den 1920er-Jahre wird der kleine Ort zur Künstlerkolonie und ab Ende der 1960er-Jahre zum Schauplatz ausschweifender Partys der Reichen und Schönen. Auch wenn der größte Teil aller Häuser in Kampen mittlerweile Feriendomizile sind, pflegen die 500 Einheimischen ihre lebendige Dorfgemeinschaft. Jeder Neubau unterliegt den Auflagen der sehr strikten Ortsgestaltungssatzung, die ausschließlich reetgedeckte Bauten im friesischen Stil erlaubt. Ein gelungenes Beispiel für einen solchen Neubau ist dieses Wohnhaus, bei dem der Architekt Hellwig Hofmann die prägenden Elemente des traditionellen uthland-friesischen Hauses in die heutige Zeit überführt hat. Kongenial ausgestattet wurde es von Julia Graeser Innenarchitektur. Sie war bereits in die Grundrissgestaltung eingebunden, denn erst die Beachtung von Symmetrie, Licht und Harmonie führt für sie zu einem stimmigen Raumgefühl. INSPIRIERT VON SYLTS NATUR Fotos: Heike Schröder Wohnen unter dem Reetdach

39 SYLT SPEZIAL den Sylter Sandstrand. Farbigkeit und Materialität des Waschtisches führen die Designidee der Einrichtung weiter. Die Werkstoffe in ihrer puren Schönheit zu zeigen, gehört zu den Gestaltungsprinzipien von Julia Graeser, ebenso wie innen und außen zu verbinden und raue Texturen mit glatten Oberflächen zu kombinieren. Die Verbindung zur Natur auf Sylt ist allgegenwärtig. www.julia-graeser.de von Arne Jacobsen. Hinter den antiken Shutters versteckt sich eine geräumige Speisekammer, der maßgefertigte Geschirrschrank mit Vitrinentüren ist beleuchtet. Im Flur schaffen der geschliffene Betonboden, ein antiker Kristalllüster und der weiß geölte Treppenhandlauf aus Eiche ein nordisch anmutendes Entree. Designklassiker von Arne Jacobsen wie der Egg Chair und die Stehleuchte AJ passen mit ihren sinnlichen Formen gut zumHaus. Im Bad erinnern die hellen matten Fliesen von Mosa an

40 SYLT SPEZIAL tion versorgt es. Die Wärme wird durch Infrarotheizungen erzeugt, der Stromwird in einem Pufferspeicher als internes Hauskraftwerk gespeichert. Die Duschen der Firma Orbital Systems verbrauchen durch ein geschlossenes System der Wasseraufbereitung 90Prozent weniger Wasser. Die Innenausbauten wurden aus Vollholzplatten oder schadstofffreien Leimplatten erstellt, die Volquardsen Architekten aus Westerland liegt zukunftsgerichtetes, ressourcenschonendes Bauen amHerzen. Diese Haltung passte genau zum Grundgedanken des Bauherrn Udo Kotzke, der sich ein möglichst energieautarkes Massivholzhaus wünschte. Das Team aus ArchitektInnen und InnenarchitektInnen gestaltete den Baukörper und die Innenräume. Nachhaltigkeit prägte den gesamten Entwurfsprozess und stand von der Fassadengestaltung bis zur Auswahl der Möbel im Vordergrund. Etwas Neues sollte auch anders aussehen als seine Umgebung, gleichzeitig aber einladend wirken und ein Wohlgefühl vermitteln. In der zweiten Reihe liegend, dient der Archetyp eines Hauses, das Langhaus mit Satteldach, als Formgeber: Es bildet die schützende Hülle, die Umarmung für die Bewohner. Entwickelt wurde das Massivholzhaus mit dem „Holz 100“ der österreichischen Firma Thoma, das durch die klebemittelfreie Fügung mittels Holzdübeln eine besonders schadstofffreie Konstruktion ermöglicht. Das Haus besitzt keine konventionelle Lüftungs- und Heizungsanlage, eine Photovoltaikanlage als AufdachkonstrukGESUND UND GLÜCKLICH Fotos: Nicole Mai-Westendorf Sylts nachhaltigstes Wohnhaus geht neue Wege und vermittelt Wohlbefinden

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