54 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL Peter Janke In deutschsprachigen Gartenmagazinen wurde er bereits als Pflanzenflüsterer, Pflanzenpapst und Gartengenie bezeichnet – Peter Janke genießt höchste Anerkennung für seine Pflanzenkompositionen und Gartenkonzepte, die er mit einer selten gewordenen Pflanzenbegeisterung verknüpft. Ebenso besitzt er aber auch das besondere Talent, lesenswerte Gartentexte und -bücher zu verfassen. Dabei hat seine Stimme auch in Großbritannien Gewicht: Die führende englische Gartenzeitschrift „Gardens Illustrated“ stellte ihn als „one of the brightest young stars of German garden design“ vor. Mitten im deutschenWinter riefen wir in seinemGartenbüro in Hilden bei Düsseldorf an. vereinen lässt. Durch meine Lehrzeit bei der großen englischen Gartenerneuerin Beth Chatto 2003 und 2004 in Elmstead Market in der Grafschaft Essex ist das tatsächlich auch perfekt gelungen. Mit dem gesammelten Wissen und einer daraus gefestigten Haltung habe ich danach begonnen, den „Hortvs“ hier in Hilden anzulegen. Beth Chatto (1923–2018) ist vor allem für ihre biodiversen Trockengärten international bekannt geworden. War das auch für Sie ein Rezept, um den Symptomen des Klimawandels zu begegnen, die Sie zunehmend in Ihrem Garten beobachten? Ich habe mich schon früh, als der Klimawandel noch ein ganz abstraktes Zukunftsszenario war, damit beschäftigt. Spätestens seit den letzten drei Hitzesommern und dem verheerenden Starkregen im Juli 2021 ist klar, dass er längst angekommen ist und wir auch mit unseren Gärten auf diese Veränderungen reagieren müssen. Beth Chatto hat die Herausforderungen, die sich für den Garten damit stellen, schon in den 1960er-Jahren erkannt: Die wenigen Niederschläge, die in ihremGarten nordöstlich von London ankamen, ließen ihn regelmäßig im Sommer vertrocknen – zumal zu dieser Jahreszeit der sogenannte „hosepipe ban“ galt, also das Verbot der Gartenbewässerung. Statt dem Dauerleiden der Prachtzüchtungen wie Rosen, Pfingstrosen, Rittersporn und Hortensien zuzuschauen, hat Chatto dann angefangen, einen Garten zu entwickeln mit Pflanzen, die sich mit den Gegebenheiten vor Ort auch in extremen Sommern anfreunden, ohne weitere menschliche Zuwendung. Damit war ganz pragmatisch die Idee des Trockengartens geboren. Mit den Jahren haben die botanischen CUBE: Herr Janke, in unserer Vorstellung hält der Garten in diesen MonatenWinterschlaf. Inwieweit sind Sie auch als Gärtner davon betroffen? Peter Janke: Offiziell halte ich in der Gärtnerei tatsächlich Winterruhe, aber wir sind natürlich mit der Gartenplanung beschäftigt. Winterschlaf gibt es für uns also per se nicht – genauso wie ja auch der Winterschlaf der Natur nur ein sehr äußerliches, visuelles Phänomen ist. Wer jemals bei der Gartenarbeit Blumenzwiebeln im Spätherbst begegnet ist, der weiß, wie lange vor dem Frühjahr Sprossen und Knospen ausgebildet werdenSie planen nicht nur Gärten und kultivieren diese mit Pflanzen aus Ihrer eigenen Staudengärtnerei. Vor etwa 15 Jahren haben Sie auch damit begonnen, Ihren ganz eigenen Gartentraum zu realisieren – südlich von Düsseldorf, auf rund 1,4 Hektar Land und eher sandigem Boden. Was war der Ansporn für dieses Großprojekt mit dem schönen lateinischen Namen „Hortvs“? Ich habe schon früh als junger Mensch den familiären Gartenbetrieb übernommen, in vierter Generation. Dabei habe ich einiges umstrukturieren müssen – unter anderem habe ich ein Planungsbüro angegliedert. Bei vielen Planungsaufträgen bemerkte ich allerdings, dass sie nicht mit meinen eigenen ästhetischen Überzeugungen und meinemNaturbild zusammengingen. Es gab oft eine Diskrepanz zwischen meinen oftmals sehr architektonischen Konzepten und den selbst erlebten Naturerfahrungen, wie ich sie etwa bei meinen vielen ausgedehnten Wanderexkursionen gesammelt habe. Deshalb bin ich recht bald nach England gegangen, um im Mutterland der Gartenkultur zu lernen, wie sich beides miteinander KLIMAWANDEL IM GARTEN Fotos: Jürgen Becker Der Gartengestalter Peter Janke über Trocken- und Naturgärten und warum Bewässern keine Lösung ist
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