CUBE Berlin · 01|22

01|22 WOHNGEBÄUDE Auf Holz bauen – Eines der größten Holzgebäude Berlins liegt in Friedrichshain INNENARCHITEKTUR Neubelebte DDR-Schönheit – Revitalisierung eines 1970er-Jahre-Apartments in der Leipziger Straße GARTEN UND LANDSCHAFT Klassischer Outdoor-Allrounder – Gartenmöbel aus zertifiziertem Teakholz KUNST UND KULTUR Bild und Raum – Candida Höfer im Dialog mit der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek www.cube-magazin.de Das Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart © Jan Bitter Garten und Landschaft Spezial

Entspannung pur.

3 ZEITLOSE QUALITÄT – Ein Umbau verwandelt ein Haus aus den 60ern in eine zeitgenössische Villa 4 VORBILDLICHES HAUS DER ZUKUNFT – Fünf Teile ergeben ein Ganzes – Einfamilienhaus amKöriser See 11 THERMOHAUSMIT KLIMAHÜLLE –Drei auf einen Schlag: Bestand erhalten – Platz verdoppelt – energetisch saniert 14 AUF HOLZ BAUEN – Das größte Holzgebäude Berlins liegt in Friedrichshain 16 REVIVAL WEST – Neues Wohnen im Maximilians Quartier 19 LEBENSART DURCH GEMEINSCHAFT – Ein queeres Wohnhaus mit Etagen-Wohngemeinschaften 22 GEMEINSAMWOHNT MAN BESSER – Moderniserung des Studentendorfs Sigmunds Hof 24 FAMILIENFREUNDLICHE HOCHSCHULE – Kita und Coworking in einem Neubau 27 GEKOMMENUMZU BLEIBEN – JS-Collection erfreut sich großer Beliebtheit – ein Umbau hat seinen Anteil daran 30 REMISE RELOADED – Optisch ein Hingucker – Büros für einen Coworking Space 32 FANG DAS LICHT – Aus einem Kaufhaus wird ein moderner Workingspace 34 NEUBELEBTE DDR-SCHÖNHEIT – Revitalisierung eines 1970er-Jahre-Apartments in der Leipziger Straße 40 BESONDERS WOHNEN – Behutsame Sanierung eines Gründerzeitgebäudes an der Spree 42 NUR FÜR NACHTSCHWÄRMER – Die New York Bar macht ihrem Namen alle Ehre 44 VERTIGO – Das KaDeWe bekommt vier neue schwindelerregende Rolltreppen 46 KLASSISCHER OUTDOOR-ALLROUNDER – Gartenmöbel aus Teakholz machen bei jedemWetter eine gute Figur 47 HANGVERWANDLUNG – Virtuose Bepflanzung lässt einen steilen Hang verschwinden 50 LERNEN IMWALD – Baum. Wald. Klima. – Eine interaktive Ausstellung im Grunewald 52 KLIMAWANDEL IM GARTEN – Der Gartengestalter Peter Janke über Trocken- und Naturgärten 54 LÄSSIGER LOUNGER –Weil der Urheber des Acapulco Chairs unbekannt ist, konnte man ihm nie gratulieren 56 NACHHALTIG UND FUNKTIONAL – Room in a Box bietet modulare Möbel aus Wellpappe 58 BILD UND RAUM – Candida Höfer im Dialog mit der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek 66 IMPRESSUM 70 Wohngebäude Öffentliche Gebäude Gewerbliche Bauten Innenarchitektur Garten und Landschaft Spezial Interview Möbelklassiker Design aus Berlin Kunst und Kultur Impressum Fünf Teile ergeben ein Ganzes – Einfamilienhaus am Köriser See – Seite 11. Revitalisierung eines 1970er-JahreApartments in der Leipziger Straße – Seite 40. Baum. Wald. Klima. – Eine interaktive Ausstellung im Grunewald – Seite 52. INHALT

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5 ZEITLOSE QUALITÄT Ein Umbau verwandelt ein Haus aus den 60ern in eine zeitgenössische Villa Fotos: Andrew Alberts

6 Das Einfamilienhaus in Westend wurde 1969 von dem Berliner Architekten Herbert Heinke als seinWohn- und Studiogebäude erbaut. Mit der Kombination aus Klinkern und Betonbändern erinnerte es vage an die Maisons Jaoul aus dem Jahr 1956 von Le Corbusier. Sie wurden architekturhistorisch als die ersten „béton brut“-Häuser Le Corbusiers eingeordnet. Architekt Heinke – von dessen Bauten nur wenige bekannt sind – erbaute sein Haus in der Ulmenallee 13 in diesem Stil. Nach Heinkes Tod im Jahr 2017 wurde kurze Zeit später Pläne geschmiedet, das Haus umzubauen. Die Fertigstellung war im Herbst vergangenen Jahres. Das Büro Augustin und Frank/Winkler plante den Umbau und führte die Bauarbeiten durch. Eine weiße doppelgeschossige Villa, elegant und verjüngt, steht nun da, wo das Originalgebäude stand. Nach der Sanierung bietet das Haus Platz für eine fünfköpfige Familie. Die Einliegerwohnung, die es schon von Anbeginn gegeben hatte, blieb erhalten und wird weiterhin von derselben Mieterin bewohnt, die schon vor der Sanierung darin lebte. Zusätzlich entstand ein neues Studio, das vorwiegend durch die Herausnahme von Wänden und Decken geschaffen wurde. Gewohnt wird im Erdgeschoss, die Schlafräume und die Kinderzimmer liegen im Obergeschoss. Zwar blieb der Grundcharakter des Hauses erhalten, aber ansonsten ist es kaumnoch wiederzuerkenWOHNGEBÄUDE

7 der Fenster und durch leichte Zubauten, die das Gebäudevolumen zusammenfassen und vereinfachen. Dazugekommen ist ein Vordach, das sich über die gesamte Gebäudelänge erstreckt und die ursprüngliche Terrasse über dem Erdgeschoss ersetzt. Ein schön eingewachsener umlaufender Garten trägt ebenfalls dazu bei, dass die Vergangenheit erahnbar wird. Durch Weglassen und Hinzufügen wurde das Haus so verändert, dass die Räume für die neuen Besitzer angemessen und geräumig sind. Die schlanken Fenster wirken elegant, das Flachdachmodern, die Pastellfarben nen. Auch äußerlich hat es sich sehr verändert. Es handelt sich um einenMassivbau aus Stahlbeton undMauerwerk. Die ursprüngliche Verkleidung der Außenwände bestand aus einer Klinkerschale und Stahlbetonfertigteilen. Das Haus ist jetzt einheitlich in Betongrau gestrichen. Das Gebäude wirkt wie ein Neubau; nur einige Elemente wie Stützen, die schon Patina angesetzt haben, oder die freigelegten Kassettendecken lassen erkennen, dass das Haus schon etwas älter ist. Erreicht wurde die Transformation durch den Abriss von Betonbauteilen, die Vergrößerung WOHNGEBÄUDE

8 Wohnfläche: 275m² Wohnen + 47m² Studio Grundstücksgröße: 1.000m² Bauzeit: Original 1969–70, Umbau 2020 Bauweise: Stahlbeton und Mauerwerk Energiekonzept: Solarthermie und Erdgas im Innern harmonisierenmit dem dunklen Holz der Treppen und dem Geländer aus schwarzem Stahl. Zudem gibt es verzinkte und verchromte Elemente, die die Komposition abrunden. Das Energiekonzept setzt sich zusammen aus Solarthermie und Erdgas. www.aufw.net WOHNGEBÄUDE

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11 Insgesamt haben die Hausteile eine Größe von 130m² mit unterschiedlichen Raumhöhen von 2,80 bis 3,10m. Der mittige, größte Kubus stellt den zentralen Wohnraum mit Küche dar. Von hier aus gibt es Zugänge in die anderen Räume, entweder direkt verbunden durch Türen oder über einen kurzen Verbindungsgang. Bis auf die Einheit, in der das Badezimmer untergebracht ist, sind die Räume variabel und können je nach Bedarf flexibel zugeordnet werden – als Schlafzimmer, Kinderzimmer, Arbeitszimmer oder Werkraum. Der Haupteingang liegt im Innenhof, AmKlein Köriser See, kaum 50 km südlich von Berlin in Brandenburg gelegen, entstand ein ungewöhnliches Einfamilienhaus, das einem kleinen Hüttendorf gleicht. Dies ist keinesfalls despektierlich gemeint, sondern das Haus macht imGegenteil einen vielversprechenden Eindruck. Das mitten in einem Kiefernwald gelegene Gebäude besteht aus fünf Quadern. Mittig ein größerer Kubus und scheinbar willkürlich vier rundum angeordnete weitere, kleinere Volumina. Aber von Willkür kann keine Rede sein, sondern es handelt sich um Naturschutz: Hier wurde kein einziger Baum gefällt, die Häuser wurden vielmehr um den Baumbestand herum angeordnet. Auch sind sie nicht auf demWaldboden erbaut, sondern aufgeständert. In einem bestimmten Raster wurden Betonpfeiler in den Boden eingelassen, auf denen der Massivholzboden lagert. Dabei wurde ebenfalls darauf geachtet, dass das flache Wurzelwerk der Bäume nicht zerstört wurde. Der umweltschonende Entwurf stammt vom Architekturbüro Zeller & Moye. Vorgefertigte Bauteile ermöglichten eine kurze Bauzeit. WOHNGEBÄUDE VORBILDLICHES HAUS DER ZUKUNFT Fünf Teile ergeben ein Ganzes – Einfamilienhaus am Köriser See Fotos: Cesar Bejar

12 Fehlt nur noch die Heizung: Ein Holzkamin versorgt den zentralen Wohnraum. An besonders kalten Tagen sorgt ein Biogasofen für Wärme in allen Räumen. Obendrein gibt es eine Kläranlage, bevor das Brauchwasser in das Grundwasser einsickert. Die Begrünung der Flachdächer steht noch bevor. Sie wird ein weiterer Baustein des vorbildlich klimaschonenden Gebäudes sein. www.zellermoye.com den die einzelnen Häuser bilden. Großflächige, ungleich verteilte, feststehende Fenster gestatten Blicke nach außen und sind somit „Bilderrahmen“ in die Natur. Kleinere, öffenbare Fenster gibt es selbstverständlich auch und fast jedes Zimmer hat eine Tür ins Freie. Auch die Decken sind aus Massivholz. Für die Wände kam ein neuartiges Wandsystem aus Holzmodulsteinen zum Einsatz: Ein aus zwei Wandscheiben bestehendes System, das mit holzfaserbasiertemDämmmaterial gefüllt ist. Außen sind die Wandscheiben mit lokalen vertikalen Fichtenlatten verkleidet. WOHNGEBÄUDE

14 Grundversorgung des Hauses mit passiver, solarer Energie sichert. Die erwärmte Luft sammelt sich in der Dachspitze unterhalb des Firstes, wo sie ihre höchste Temperatur erreicht und den Lowtech Kollektor für die Heizung und Trinkwassererwärmung erwärmt. Fast das gesamte Jahr kommt Eine Win-Win-Situation in jeglicher Hinsicht erreichten die Bauherren aus Guben in der Niederlausitz, als sie demVorschlag des Büros Praeger Richter Architekten aus Berlin zustimmten: Die Idee war, ein kleines Backsteinhaus aus den 1930er-Jahren energetisch zu ertüchtigen, indem man ihm eine zweite Hülle überstülpte und es so in ein energetisch wirksames Gebäude umbaute. Ergebnis: Der Grundriss wurde verdoppelt und der Heizbedarf auf ein Minimum reduziert. Das Material der Wahl waren Polycarbonatplatten, die nun als zweite Haut fungieren. Der Bestand blieb bis auf die Dachziegel erhalten. Der Originaldachstuhl bildet das Tragwerk für die Außenhaut. Mit der Klimahülle wurde das Haus an der Giebelseite um die Hälfte verlängert, sodass sich ein Wintergarten im Erd- und Obergeschoss ergibt. Der Zwischenraum zwischen den Bestandswänden und den neuen Klimahülle wird durch die Verknüpfung vom Erdgeschoss bis ins Dach zu einem Energieraum. Die Hülle erfüllt die Funktion eines Luftkollektors: In diesem bildet sich eine Luftschicht, die zusammen mit den Speichermassen der Bestandswände die WOHNGEBÄUDE THERMOHAUS MIT KLIMAHÜLLE Fotos: Naumann | Friedel Drei auf einen Schlag: Bestand erhalten – Platz verdoppelt – energetisch saniert

15 Sanierung älterer Häuser. Wegen seines innovativen Ansatzes wurde das Objekt sogar für die „Häuser des Jahres 2020“ des Deutschen Architekturmuseums nominiert. Dort heißt es in der Begründung: „Die Integration der vorhandenen Bausubstanz stellt eine optimal nachhaltige Bauweise dar. Sie schafft eine Verbindung von Tradition und Innovation, die gerade in strukturarmen Gebieten als bezahlbare Wohnsanierung überzeugt.“ www.praegerrichter.de man so ohne zusätzliche Heizung aus. Im Sommer können die Dachfenster geöffnet werden, damit die Hitze entweichen kann. Für die kalten Tage im Winter gibt es einen Kaminofen imWintergarten. Dank dieser Lowtech-Sanierung wurde der KfWStandard 55 erreicht. Der Boden des Wintergartens im Erdgeschoss wurde erstmal naturbelassen. Er kann dann, wenn weitere Ausbauten folgen, nachträglich eingesetzt werden. Mit dieser Klimahülle, zeigt das Haus eine Möglichkeit für klimagerechte und kostengünstige WOHNGEBÄUDE

16 die Stadtteile Prenzlauer Berg und Kreuzberg schnell zu erreichen. Straßenseitig springt der zweigeschossige Sockel hinter die historische Friedhofsmauer zurück, während der Wohnriegel mit Schieferfassade darüber zu schweben scheint. Mit seinen sechs Geschossen und seiner Länge von 60m ist das Wohngebäude nun eines der größten in Massivholz erstellten Gebäude Eine Baugemeinschaft erwarb ein Grundstück imOsten der Hauptstadt an der stark befahrenen Landsberger Allee. 2020 konnte das Bauwerk den Eigentümern übergeben werden. Sie gaben ihm den Namen „Walden 48“, weil sich der Neubau als Beispiel des nachhaltigen Bauens versteht. Erklärt ist die Namensgebung schnell durch einen Blick ins Lexikon der Weltliteratur. Der US-Schriftsteller Henry DavidThoreau hatte sich an einen kleinen einsamen See zurückgezogen und dort zwei Jahre lang als Eremit gelebt, um das Leben in und mit der Natur zu erproben. Sein Buch darüber trägt den Namen „Walden“. Die Arbeitsgemeinschaft der Berliner Architekten Scharabi und Anne Raupach entwickelte gemeinsam das Konzept für das Gebäude aus Holz und zogen noch den Holzspezialisten Rubner aus Österreich hinzu. Die Bauzeit des oberirdischen Rohbaus betrug dank der Holzbauweise lediglich 31 Wochen. Abgesehen von der Verkehrsader Landsberger Allee liegt das Wohnhaus fast im Grünen. Vorne der Volkspark Friedrichshain, hinten der verkleinerte St. Georgen-ParochialFriedhof – der Baugrund liegt auf der Fläche der ehemaligen Friedhofsgärtnerei. Per ÖPNV sind WOHNGEBÄUDE AUF HOLZ BAUEN Fotos: Jan Bitter Eines der größten Holzgebäude Berlins liegt in Friedrichshain

17 einer tiefen Holzlaibung mit Sitznische verbreitert. Die nach Süden gehende Rückseite gewährt Blicke ins Grüne. Sie ist mit bodentiefen Fenstern nahezu vollständig verglast. JedeWohnung besitzt eine großzügige Loggia – ab 14m² und größer. ImErdgeschoss gibt es Gemeinschaftsräume und auf demDach eine Dachterrasse für alle Bewohner. Auf Wunsch der Bewohner wurde im Kellergeschoss ein Fahrradparkhaus vorgesehen. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.anneraupach.com www.scharabi.de Berlins mit 43 Eigentumswohnungen von 55 bis 165m² bei einer angenehmen Deckenhöhe von ca. 2,80m. Einzig die Treppenhäuser und das Kellergeschoss bestehen aus Stahlbeton. Die Wärmeversorgung erfolgt per Erdwärmepumpen. Auf der Vorderseite schottet sich das Gebäude mit einer Verschalung von graugrünen Schieferplatten zur Straße ab. Die zweischalig ausgebildete Holztafelwand absorbiert den Verkehrslärm. Einige der unregelmäßig angeordneten Fenster sind wie Kästen ausgebildet mit einem ein wenig hervorstehenden Rahmen, der sich im Innern zu WOHNGEBÄUDE

Mauerziegel: Ultima RT 159 Die perfekte Kombination ist nie zufällig. Der richtige Mix von Materialien, Farben und Nuancen verlangt nach Inspiration und der richtigen Beratung. Bei Randers Tegl haben wir ein Gefühl für die perfekte Kombination und helfen Ihnen mit guten Ratschlägen beim Mix & Match für die perfekte Materialkombination. Kontaktieren Sie uns: vertrieb@randerstegl.de randerstegl.de/ultima FÜHLEN SIE DIE RICHTIGE MATERIALKOMBINATION

19 Wohnungen sind Eigentumswohnungen in zwei der vier Häuser, die Mietwohnungen liegen in den beiden anderen Häusern. Es gibt Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen mit Größen von 42 bis 121m² sowie ein Penthouse. Für genügend Freiflächen zwischen den Häusern ist gesorgt Ein neues Wohnquartier entsteht im kleinsten Viertel von Charlottenburg-Wilmersdorf, in Schmargendorf. Der Westen ist wieder im Kommen, heißt es, nachdem sich lange Jahre alles auf Mitte und die ehemaligen Ostberliner Viertel konzentriert hat, ist das alte Westberlin nun wieder „in“. Das neue, 4,7ha große Wohngebiet nennt sichMaximilians Quartier und liegt exakt zwischen Halensee und Grunewald. Fast ländlich lebt es sich hier, aber wenn man Lust auf Großstadt hat, ist man imNu an der weltbekannten Flaniermeile – am Kurfürstendamm. Schon seit 1907 besteht hier Baurecht. Erst jetzt und im Laufe der nächsten Jahre entstehen hier ca. 950 Eigentums- und Mietwohnungen. Das südlichste von vier Baufeldern wurde von den Architekten Modersohn & Freiesleben bebaut. Die Architekten waren auch bereits an der stadtplanerischen Phase beteiligt. Für die Groth Gruppe entwarfen die Architekten vier Wohnblöcke auf einer quadratischen Parzelle. Sie stehen im rechtenWinkel und je zwei parallel zueinander – entweder in Nord-Süd- oder in West-Ost-Ausrichtung. 145 der insgesamt 232 WOHNGEBÄUDE REVIVAL WEST Fotos: Sebastian Schels Neues Wohnen im Maximilians Quartier

20 Oberfläche hergestellt. Die Laibungen der Fenster und die Stürze sind mit schwarzen oder blaugrau glasierten Riemchen verfeinert. Auch die Innenausstattung der Wohnungen wurde sorgfältig ausgewählt. In Küchen, Bädern undWCs liegen Fliesenböden, überall sonst wurde ein Holzfußboden verlegt. Die Energieversorgung wird über ein Blockheizkraftwerk gewährleistet. In der Tiefgarage erhält jeder Stellplatz eine Lademöglichkeit für Elektromobilität. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.mofrei.de und sie gehen optisch quasi nahtlos in die Grünflächen der umliegenden Schrebergärten über. Die sechsgeschossigen Gebäude schließen mit begrünten Flachdächern und einem angedeuteten Giebel ab. Es gibt markante Gebäudeeinschnitte auf den Nordseiten und tief eingeschnittene Loggien an den nach Süden liegenden Seiten sowie Balkone aus Sichtbeton. Beim Näherkommen offenbaren sich die Feinheiten an den Fassaden: Die flächigen Verbände des Fassadenkleides sind mit einem hellen Klinkerriemchen mit rauer © Johannes Modersohn © Johannes Modersohn WOHNGEBÄUDE

Das gute Licht. bega.com /zuhause

22 Modell ist seit 2019 in Betrieb und wurde auf der Architekturbiennale in Venedig imRahmen des deutschen Beitrags „Making Heimat. Germany Arrival Country“ bereits 2016 noch vor seiner Realisierung vorgestellt. Lovo – so nennt sich ein Wohngebäude ganz in der Nähe des Ostbahnhofs. Es dient als Lebensort für homo- und bisexuelle, transgender oder andere Menschen, die sich der LGBTQ+- Gemeinde zugehörig fühlen, teilweise mit Fluchthintergrund. Die Berliner Architekten Christoph Wagner und Wenke Schladitz entwickelten gemeinsammit dem Betreiber Schwulenberatung Berlin ein Gebäude, in dem auf vier Etagen gemeinschaftliches Wohnen möglich ist. Die Architekten nennen es nicht Wohngemeinschaften, sondern Etagengemeinschaften, da das Wohnmodell nicht dem einer freiwilligen, wie eine Familie zusammenlebenden Gemeinschaft gleicht, sondern eher dem einer zufälligen Nachbarschaft. Vom 1. bis 4. Obergeschoss gibt es insgesamt 31 Zimmer, wobei das 1. Obergeschoss als Pflegegemeinschaft konzipiert ist, da auch ältere, gebrechliche oder HIV-Patienten hier eine Unterkunft gefunden haben. Im Erdgeschoss gibt es Läden und ein Café als Begegnungsstätte. Die Stockwerke 5 und 6 wurden frei vermietet, um den Unterhalt des Gebäudes zu finanzieren. Dieses einzigartige WOHNGEBÄUDE LEBENSART DURCH GEMEINSCHAFT Ein queeres Wohnhaus mit Etagenwohngemeinschaften Fotos: Eric Tschernow

23 über das vorgelagerte Betontreppenhaus vom Garten aus. Ein weiterer öffentlicher Bereich ist der geräumige Laubengang im 5. Obergeschoss. Drei Maisonnettes erstrecken sich über das 5. und 6. Geschoss. Die Farbwahl für die Fassade ist ein blasses Blau und Rosé – keineswegs kitschig, sondern angenehm zurückhaltend. Die blassroten Rollos in den Zimmern ergeben einen harmonischen Zusammenklang. Die Warteliste der BewerberInnen ist lang. www.c-wagner.de Mit über 200m langen Balkonbändern öffnet sich das Haus zur Straße und zum Garten hin. Es wird über ein offenes Betontreppenhaus und einen Laubengang erschlossen. Das transparente Ladengeschoss ermöglicht einen Durchblick in den Garten. Insgesamt 1.200m² stehen als Wohn- und Nutzflächen auf den sieben Etagen zur Verfügung. In den Etagengemeinschaften stehen (kleine) Privaträume von etwa 14m² zur Verfügung, die Gemeinschaftsräume, Küchen und Balkone sind öffentliches Terrain. Der Zugang zu den oberen Geschossen erfolgt © Christoph Wagner WOHNGEBÄUDE

24 Interviews ein Wohnkonzept für das zwölfgeschossige Hochhaus. Da das Haus aufgeständert ist, gibt es kein Erdgeschoss. Der Eyecatcher ist die leuchtende Küche im 1. Obergeschoss. Die Küchenbox ist in unterschiedlichen Farben beleuchtet und könnte abends durchaus ein Treffpunkt für die gesamte Wohnanlage sein. ImGegensatz zu den früheren Einzelzimmern, die an langen Fluren lagen, gibt es jetzt auch Gemeinschaftswohnungen mit bis zu neun BewohnernInnen. Hier teilen sich die Im Zuge der Sanierung und energetischen Ertüchtigung des gesamten denkmalgeschützten Studentendorfs Siegmunds Hof in Tiergarten wurde auch das Hochhaus, das Wohnhaus S12 – Mittelpunkt und Höhepunkt der Anlage, 2018 fertiggestellt. Das ursprüngliche Gebäude entstand 1961 nach Plänen von Klaus H. Ernst. Seit der Sanierung trägt es den Namen „Haus der Teamplayer“. Es wurde kernsaniert und modernisiert. Schon in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren, als die Anlage entstand, versuchte man, einem Ideal des gemeinschaftlichen Zusammenlebens der Studenten zu entsprechen. Dies war auch nun der Ansatzpunkt für das Architekturbüro die Baupiloten unter der Leitung von Susanne Hofmann, der Gründerin der Baupiloten, und Marlen Kärcher, der Projektleiterin, zusammen mit einer Gruppe von Studenten. Bei einem eigens für dieses Projekt im Auftrag des Studentenwerks entwickelten Partizipationsverfahren wurden die Studenten als Experten für das gemeinschaftliche Wohnen nach ihren Bedürfnissen, Vorlieben und Wünschen, kurz, wie sie gerne wohnen würden, befragt. Die Baupiloten entwickelten aus der Auswertung der WOHNGEBÄUDE GEMEINSAM WOHNT MAN BESSER Fotos: Jan Bitter Moderniserung des Studentendorfs Sigmunds Hof

25 Tischtennisplatten und Sitzgelegenheiten fehlt es nicht. Im Untergeschoss gibt es ein WaschCafé, eine Fahrradwerkstatt sowie die Büros der Tutoren und der studentischen Selbstverwaltung. Die Leistung der Baupiloten verdient großes Lob, wie der Ansturm auf die Zimmer belegt. Und die Mieten sind relativ günstig, sodass bei der großen Nachfrage nach Zimmern die Warteliste ziemlich lang ist – derzeit sind es 18 Monate. www.baupiloten.com NutzerInnen Küche, Bäder und WCs. Auch an Barrierefreiheit wurde gedacht und es gibt zwei Zimmer speziell für Rollstuhlfahrer sowie einige Einzelapartments, die mit Licht- und Akustiksignalen für seh- und hörbehinderte Studenten eingerichtet sind. Nicht alle, aber viele Zimmer verfügen über einen Balkon. Im 12. Stock stellt eine Wohnung für vier Bewohner sozusagen das Sahnehäubchen dar, denn von hier oben hat man einen tollen Blick über die ganze Stadt. Die Treppen und Teile der Zimmer sind in kräftigen Farben gehalten. Auch an Außenanlagen mit WOHNGEBÄUDE

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27 Eingangsbereich die Schnittstelle zwischen der Berliner Hochschule für Technik und dem Studierendenwerk Berlin. Im restlichen Geschoss sind Funktionsräume für die ganz Kleinen angeordnet. Die älteren Jahrgänge haben ihre Räume im 1. und 2. Obergeschoss. In den oberen beiden Geschossen sind 52 Arbeitsplätze als flexible Coworking-Spaces für die Hochschule entstanden. Eröffnung war im Sommer 2021 – coronabedingt ein Jahr später als ursprünglich geplant. Nun komplettiert der Neubau das vormals kriegsbedingt zerstörte Ensemble wieder. Das Haus Beuth der BHT, eine Hochschule mit 13.000 Studierenden imBezirk Mitte, wurde nach den Plänen von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann von 1908 bis 1910 am Zeppelinplatz imWedding erbaut. Es hat einen quadratischen Grundriss, zwei Torgebäude standen – als ehemalige Lehrerwohnungen – vorgelagert direkt an den beiden Ecken in südlicher und in westlicher Richtung. Letzteres wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und hinterließ sozusagen ein „amputiertes“ Ensemble. Nun wurde das fehlende Eckgebäude von KRP Architekten wiederaufgebaut. Bauherren sind die BHT in guter Kooperation mit dem Studierendenwerk Berlin, welches neben der Kita in der BHT auch noch weitere Kitas in Berlin unterhält. Auf insgesamt 2.279m² Nutzfläche des fünfstöckigen Neubaus stehen in den ersten drei Geschossen sowie im Untergeschoss Plätze für 130 Kinder von Studierenden oder Beschäftigten der Hochschule zur Verfügung. In der ursprünglichen Kita waren es nur 48 Plätze. Auch in der Umgebung wohnende Eltern können ihre Kinder hierherschicken. Im Erdgeschoss findet sich im ÖFFENTLICHE GEBÄUDE FAMILIENFREUNDLICHE HOCHSCHULE Kita und Coworking in einem Neubau der Beuth Hochschule für Technik Fotos: Hanns Joosten

28 de zusammen. Der Grundriss entspricht exakt dem gegenüberliegenden Eckgebäude: Einem Lförmigen Körper mit einer konvex gerundeten, verglasten Ecke in Richtung zumHauptgebäude. Das neue Bauwerk ist ein Ausdruck einer familienfreundlichen Baupolitik. www.kolbripke.de Für die Kinder wurden umfangreiche Spielstätten im umliegenden Außenbereich vom Büro Dr. Gabriele Holst Landschaftsarchitekten angelegt. ImGegensatz zum Bestandsgebäude hat der Neubau keinWalm-, sondern ein Flachdach. Die Fassadenorganisation nimmt durch die Prägungen in den Fensterbereichen Bezug auf das Raster des Hauptgebäudes. Die Fensterbreiten variieren von schmal über mittel bis hin zu breit. Die Gebäudehülle setzt sich aus einem Raster von 3 x 3m in Betonhalbfertigteilbauweise und einer vorgehängten geschlämmten ZiegelfassaÖFFENTLICHE GEBÄUDE

Geteilte Momente mit Menschen, in deren Gesellschaft wir uns am wohlsten fühlen. Planen Sie Ihre Küche mit uns. bulthaup kochraum | Lietzenburger Straße 105 | 10707 Berlin o ce@bulthaup-kochraum.de | Tel. + 49 (0)30 800 988 150 www.kochraum.bulthaup.de

30 Die Julia Stoschek Collection ist eine private Kunstsammlung mit Standorten in Düsseldorf (seit 2007) und in Berlin (seit 2016). Es dauerte einige Jahre, bis sich die Sammlung in Berlin herumsprach – aber 2021 bekam sie bzw. das Gebäude, in dem sie ihren Hauptstadtstandort hat, eine BDA-Auszeichnung. Julia Stoschek hat eine Sammlung moderner Kunst, sprich Medien- oder Videokunst, die sich sehen lassen kann. International namhafte Künstler sind hier vertreten, von Abramović bis Zielony. Nachdem ein geeignetes Gebäude gefunden war, wurde die Berliner Architektin Johanna Meyer-Grohbrügge mit dem Aus- und Umbau beauftragt. Das Gebäude liegt in der Leipziger Straße 60, direkt an der Ecke Jerusalemer Straße. Während der DDR-Zeit war hier das tschechische Kulturinstitut, nach der Wende stand es lange leer. Meyer-Grohbrügge entwickelte ein Konzept für das Gebäude aus den 1960er-Jahren. Es war dringend renovierungsbedürftig und seine vollverglaste Fassade sowie sein kleinteiliger Grundriss stellten eine große Herausforderung dar. Das Gebäude umfasst drei Etagen, auf denen ÖFFENTLICHE GEBÄUDE GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN Die JS Collection erfreut sich großer Beliebtheit und ein gelungener Umbau hat seinen Anteil daran © Jan Bitter © Stephan Bögel © Stephan Bögel

31 und als Erholungs- und Orientierungsräume während des Ausstellungsbetriebs dienen. Für sie sowie für das Büro wurde eine Reihe vonMöbeln entworfen. In die Bausubstanz selbst wurde außer der Instandsetzung wenig eingegriffen, da von Anfang an nicht klar war, ob man einen lang- oder kurzfristigen Mietvertrag abschließen würde. Nun aber scheint festzustehen: Die Julia Stoschek Sammlung ist gekommen, um zu bleiben. www.meyer-grohbruegge.com die Ausstellungsflächen, Büros und ein kleines Wohnatelier imZwischengeschoss untergebracht sind. Die Verdunkelung ausgewählter Räume, die Schaffung einer klarenWegführung und die Sichtbarmachung einer neuen Identität nach außen waren Anforderungen, die mit einem einzigen Element erfüllt wurden. Ein Vorhang faltet sich von außen nach innen und markiert die Schwelle zwischen hell und dunkel. Insgesamt standen 3.000m² zur Verfügung. So können die nicht abgedunkelten Räume mit Bezug nach draußen für Veranstaltungen genutzt werden ÖFFENTLICHE GEBÄUDE © Jan Bitter © Jan Bitter © Thomas Meyer © Thomas Meyer © Thomas Meyer © Johanna Meyer-Grohrügge

32 im zweiten Hof die Ruine der alten Remise. Seit 2020 steht hier der viergeschossige Neubau. Drei Gewerbeeinheiten teilen sich 502m². Da das Gebäude an der hinteren, nördlichen Ecke an eine Brandmauer grenzt, sind drei Seiten geschlossen. Nur die Vorderfront ist durchgehend bodentief Nur wenige wissen heute noch, was eine Remise ist. Früher waren sie Bestandteil städtischen Wohnens. In den Höfen der Häuser der Gründerzeit waren sie anzutreffen. Vorne wurde gewohnt, hinten hatten die Handwerker ihre Werkstätten. Ein Stück Architekturgeschichte, die der Vergangenheit angehört, denn es gibt nur noch wenige selbständige Handwerker oder sie wurden aus den Wohngebieten vertrieben. Mit einem Bauwerk am Prenzlauer Berg lassen Berliner Architekten JanWiese und Ralf Wilkening in einem Hinterhof, an dem früher schon eine Remise stand, eine neue, modernisierte und heutige Form einer Remise wiedererstehen. Welche Klientel, die sich dort ansiedeln könnte, kommt in Frage? Künstler eher nicht, die könnten sich das wohl kaum leisten. Nein, es sind Kreative aller möglichen Berufsgruppen aus der Computertechnologie, Grafik, Softwareentwicklung, Werbebereich etc. Eine Nutzungsmischung, wie sie die Bauherrschaft Suwelack SHC wünschte. Das Grundstück in der Immanuelkirchstraße liegt zwischen Greifswalder Straße und Prenzlauer Allee. Hier stand bis in die 1990er-Jahre GEWERBLICHE BAUTEN REMISE RELOADED Fotos: Simon Menges Früher Handwerk – heute Büro und optisch ein Hingucker

33 ebenfalls eine gemeinschaftliche Dachterrasse, absturzgesichert mit dem gleichen feuerverzinkten Gitter, das auch für die französischen Balkone verwendet wurde. Den Architekten, die bereits Wohnungen im Vordergebäude ausgebaut hatten, ist mit der Remise ein Kleinod in der Großstadt gelungen. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.jwa.berlin befenstert. Ein Raster aus Lärchenholz unterteilt die Fensterfront. Jedes zweite kann per Drehflügel nach innen vollständig geöffnet werden. Französische Balkone bilden die Absturzsicherung. Die tragende Struktur besteht aus Stahlbetonwänden. Die Decken sind aus einem Holzbetonverbundsystem. Vorgefertigte Holzträger liegen auf den ausgesparten Betonvertiefungen. Auf dieses Gerüst kommt eine Holzplatte und auf diese wiederum eine Betonschicht als Boden der nächsten Etage. Der Boden wird mit einer 10 cm dicken Betonschicht, einer Fußbodenheizung und einem Estrich „belastet“. In dem halb in der Erde versunkenen Erd- bzw Tiefgeschoss in das durch die Fenster noch genügend Tageslicht dringt, gibt es einen Gemeinschaftsraum, Besprechungsräume und eine Küche. Auf dem Flachdach gibt es GEWERBLICHE BAUTEN

34 März 2021 – ist verblüffend: Das Bestandsgebäude wurde vollständig entkernt, sodass nur noch das Stahlskelett übrig blieb. Eine „strukturelle Konversion“ für den neuen Mieter Zalando war das Leitbild der Planung. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass das von Jasper Architects vorgeschlagene „Aufschneiden“ des ehemals kompakten Volumens ein genialer Einfall war. Eine kaum für möglich gehaltene Metamorphose erfuhr das nahezu als historisches Denkmal zu wertende Gebäude nahe des ehemaligen Hauptbahnhofs der DDR, dem heutigen Ostbahnhof: Das einstige CentrumWarenhaus, das 1979 als Ikone des Fortschrittsglaubens fast so etwas war wie ein Fanal des prosperierenden Ostdeutschlands, hatte nun – über 30 Jahre nach dem Mauerfall und nach einigen kurzen Episoden als Hertie und Kaufhof – ausgedient. Das österreichische Immobilienunternehmen Signa erwarb das Gebäude und lobte einenWettbewerb zur Umgestaltung des Kaufhauses aus. Der international tätige Architekt Martin Jasper gewann mit seinem Team von Jasper Architects dieses Verfahren und wurde von der Signa als Generalplaner gemeinsammit dem lokal ansässigen Architekturbüro Gewers Pudewill mit dem Umbau beauftragt. Die Umstrukturierung des Gebäudes kann kaum anders als abenteuerlich genannt werden: Aus einem geschlossenen, fensterlosen, quadratischen Betonkubus sollte ein offener, einladender und lichtdurchfluteter neuer Glaspalast werden. Ein kaum vorstellbares Unterfangen. Das Ergebnis – Eröffnung war im FANG DAS LICHT Fotos: HG Esch Aus einem Kaufhaus wird ein moderner Workingspace mit Gastronomie und Verkaufsflächen GEWERBLICHE BAUTEN © Nils Koenning © Nils Koenning

35 Die Außenfassaden setzen sich aus zwei Modultypen zusammen: Abwechselnd wurden vollverglaste oder geschlossene Elemente montiert. In den Auslassungen wurden nur Glasflächen eingesetzt. Gemäß demNutzungskonzept zogen Shops, Supermärkte und Cafés in das Erdgeschoss ein. Die oberen Stockwerke werden von Zalando als Büroflächen genutzt, die modernen, sich wandelnden Arbeitsflächenanforderungen entsprechend gestaltet sind. www.jasperarchitects.com In die Mitte des Altbaus wurde eine Schlucht eingeschnitten, an den vier Außenwänden jeweils ein Keil. Schon war das Gebäude lichtdurchflutet, wenn auch um den Preis des Flächenverlustes. Dafür wurde es um zwei Geschosse aufgestockt, umwieder auf dieselbe Grundfläche zu kommen. Dreidimensional gedacht strukturiert sich der Innenraum zu einemX. Auf jeder Etage ergeben sich vier um einen inneren Kern angeordnete Flächen. Der raue industrielle Charme der Immobilie wurde erhalten und die Technik – Lüftung, Kabel, Rohre, Schienen – bleibt sichtbar. GEWERBLICHE BAUTEN © Nils Koenning © Jasper Architects

36 10.126 Sie machen damit 0,27% der Gesamteinwohnerzahl von Berlin aus (3.769.962). Die Expertinnensicht: WOHNBAROMETER Idyllisch und naturnah – das ist Wannsee. Den familiären Bezirk, einst eine prachtvolle Villenkolonie, prägt heute ein angenehmer Mix aus stilvollen Villen, wunderbaren Einfamilienhäusern sowie charmanten Doppel- und Reihenhäusern. Insbesondere die romantischen Wohnsiedlungen in Steinstücken und Albrechts Teerofen sind ein ruhiger Wohnort. Aufgrund der idyllischen Lage zwischen Wald undWasser sowie der guten Anbindung an Berlin und Potsdam ist Wannsee als Wohnort sehr beliebt. Bauland ist hier rar und die Angebote auf dem Immobilienmarkt begrenzt – dementsprechend sind die Immobilienpreise hoch. home@evernest.com, Tel.: 030-92 10 76 12 1 © Evernest BERLINER ORTSTEIL WANNSEE Bezirk Steglitz-Zehlendorf Quellen: geomap.immo Einwohner: mit 44,4 % (Berlin: 52,9%) mit + 55,6 % (Berlin: 47,1%) Haushalte: Infrastruktur: Wannsee bietet eine gute Anbindung an das Verkehrsnetz, diverse Bildungseinrichtungen wie u. a. die Montessorischule und die Universität Potsdam, ein vielfältiges Gastronomieangebot, verschiedene Einkaufs- und Shoppingmöglichkeiten sowie historische Sehenswürdigkeiten. Ortsteil Wannsee: Dank seiner Lage amWasser, ausgedehnten Grünflächen, Parks und Schlössern gehört der mondäne Villenvorort zu den beliebtesten Berliner Ausflugszielen. Neben der Insel Wannsee gehören auch Albrechts Teerofen, Kohlhasenbrück und Steinstücken sowie die Pfaueninsel und Gebiete östlich vom Großen und Kleinen Wannsee zum Ortsteil Wannsee. Der Norden und Westen sind fast ausschließlich von Wald bedeckt. Bekannt ist Wannsee vor allem für die Pfaueninsel, das Haus der Wannseekonferenz und die Liebermann-Villa. Richtung Grenze zu Potsdam befinden sich das Schloss Glienicke und das Jagdschloss Glienicke, beide eingebettet in eine ausladende, liebevoll gepflegte Parklandschaft. Das berühmte Strandbad Wannsee gehört allerdings zum Ortsteil Nikolassee. Fläche: 23,68 km² Der Ortsteil Wannsee macht damit 2,65% der Gesamtfläche von Berlin aus (891,8 km²). Die Menschen sind um 3,8 Jahre älter als der Berliner Durchschnitt (42,8 Jahre). 5.246 (Berlin: 2.033.600) Die durchschnittliche Haushaltsgröße (Personen/Haushalt) beträgt: 2 Durchschnittlicher Kaufpreis für Häuser: 7.431 Euro/m² im Ortsteil Wannsee 5.712 Euro/m² in Berlin Einwohner weiblich: 51% (Berlin: 50,5%) Einwohner männlich: 49% (Berlin: 49,5%) Bevölkerungszahlen: Zuzüge (innerhalb des Gebietes Steglitz-Zehlendorf* pro Jahr): 10.113 Fortzüge (innerhalb des Gebietes Steglitz-Zehlendorf* pro Jahr): 10.884 *Daten für Wannsee nicht erhoben Daniela Hargarten, Teamlead Berlin bei Evernest

C O R . D E / J A L I S 2 1 Was sich bei diesem weiterentwickelten Klassiker aus aneinandergereihten Kissen märchenhaft bequem anfühlt, ist das Ergebnis meisterlicher Polsterei und maximaler Konfigurierbarkeit. Ob Sofa oder Eckgruppe, freistehende Hocker oder Liegelandschaft, Stoff oder Leder, Ziernähte, Ton in Ton oder farblich abgesetzt: Alles ist fast zu gemütlich, um wahr zu sein. COR Studio Grolmanstr. 36 10623 Berlin mo.– fr. 10 –19 Uhr, sa. 10 –18 Uhr T +49.(0)30.8892 0 888 info@corberlin.de cor.de/berlin Magisch, meisterlich, gemütlich. M I T L I E B E H A NDG E F E R T I GT N AT Ü R L I C H N A C H H A LT I G 10 0 % M A D E I N G E RM A N Y

38 Neben Stoffen und Konfektionsarten liegt der Focus von Silent Gliss auf langlebiger und einfach bedienbarer Technik und der Lösung von technischen und gestalterischen Anforderungen. Lichtmanagement beispielsweise für Bildschirmarbeitsplätze und Konferenzbereiche, Akustik, Green Building, sommerlicher Wärmeschutz etc. bilden dabei die häufigsten Anforderungen der Bauherren und Planer. Als Komplettanbieter im Innenbereich sind neben vielen anderen Produkten auch Rollos und Paneele mit vielen Alleinstellungsmerkmalen Schwerpunkt. Holger Kirchhoff Holger Kirchhoff ist seit über 50 Jahren mit Trennwandsystemen verbunden. In dieser Zeit Silent Gliss Silent Gliss durfte als Spezialist für manuelle und motorische Vorhang- und Verschattungssysteme das Projekt „Flügelausstellung Bechsteinsaal“ in Berlin-Spandau ausführen. In zwei Sälen wurden insgesamt 53 lautlose motorische Vorhangsysteme SG 5600 mit Funk verwendet. Die Bedienung wurde mit Funkwandsendern und Handsendern in verschiedenen Gruppen und Szenarien programmiert, wäre aber auch über diverse andere Steuerungen, Smart Home oder Bussystemen möglich. Das gleiche System wurde auch im vielbeachteten Projekt One Football Berlin in gebogener Ausführung eingesetzt, hier mit Colorama 2 inWave-Konfektion. In der neuen Stoffkollektion ist der Colorama neben vielen anderen Stoffen in zwölf Qualitäten, von transparent über halbtransparent bis Dimout, zum Teil aluminiumbedampft, als Ecovariante, Akustikvariante und bioactiv in bis zu 30 Farben sowie Multicolor verfügbar. Besonders erwähnenswert sind die Stoffbreiten bis 340 cm. In fast allen Ausführungen stehen zwei Qualtitäten zur Auswahl, eine weichfallende Vorhangqualität und eine versteifte Rolloqualität. © Sinissey Kreativbüro Silent Gliss: Flügelausstellung Bechsteinsaal mit motorischem Vorhangsystem INNENEINRICHTUNG DAS KOMPETENZNETZWERK Innovative Raumlösungen auf 700m² Interface, SILENT GLISS, Gerriets, Der Bildermann, HOLGER KIRCHHOFF Netzwerk Berlin Partner: Artemide, ASSMANN, Bolon, procedes i-d, Troldtekt,

39 riabel auf die Anforderungen an den Schallschutz reagiert werden. Eine kompetente Beratung, schnelle Angebotserstellung und Präsentation in 3D ist hier Standard. Eigene Monteure garantieren eine saubere und termingerechte Montage. Versetzbare Trennwände: Variabel einsetzbar, remontierbar, veränderbar und das alles ohne viel Dreck. Man erhält eine oberflächenfertige Wand, die einen Einsatz von anderen Gewerken nicht erforderlich macht. www.das-netzwerk-berlin.de machte Kirchhoff eine Entwicklung von einem regionalen Lieferanten für Systemwände für die Industrie im Bereich Weser-Ems zu einem Anbieter von hochwertigen Glas- und geschlossenen Wänden für verschiedenste Anforderungen in den Bereichen Office, Praxis und Industrie für ganz Norddeutschland. Glas in Kombination mit Stahl-, Aluminium- und Holzelementen ist heute bei fast allen Arbeitsplätzen zu finden. Das Netzwerk-Berlin und das NetzwerkHamburg sind hier zusätzlich ideale Flächen, um die Produkte in einer Landschaft mit vielen Komponenten einer modernen Arbeitswelt zu zeigen. Für Open-Space-Bereiche bietet Holger Kirchhoff Raum-in-Raum-Lösungen für Besprechungen oder Stillarbeit sowie Glasschirmungen mit Akustik und Lichtelementen an. Durch die verschiedenen Systeme der Firma Maars kann va- © Timo Kirchhoff © Timo Kirchhoff © Timo Kirchhoff © Silent Gliss © Silent Gliss Silent Gliss: One Football Berlin INNENEINRICHTUNG

40 Der Architekt teilte die Räumlichkeiten neu ein. Im Eingangsbereich gibt es nun einen kleinen Abstellraum und ein kleines Bad mit Toilette. Den größten Raum nimmt der anschließende Wohn- und Essraum samt offener Küche ein. Über Eck schließt sich übergangslos das ArbeitsJeder kennt die monströsenWohnblöcke in der Leipziger Straße, die noch aus DDR-Zeiten stammen. Entworfen wurden sie 1976 von Joachim Näther (Städtebau) und Werner Straßenmeier (Hochbau). Heute sind sie fast schon Kultobjekte und die Sichtbetonoptik ist wieder angesagt. Acht 23- und 25-geschossige Stahlskelletbauten säumen die Berliner Verkehrsader. Die Wohnungen sind heute wieder sehr begehrt und waren für damalige Verhältnisse sehr groß und gut geschnitten. Seit 2020 stehen sie unter Ensembleschutz. Architekt Christopher Sitzler hat hier seinen Wohnsitz sowie sein Büro in einer 100m² großen Eckwohnung. Er ließ sie völlig entkernen, um aus der Kleinteiligkeit des Grundrisses von vier Zimmern und einer Küche einen großen loftartigen Raum zu machen. Nachdem nur noch die tragende Struktur übrig war, stellte sich heraus, dass die Unterzüge sehr massiv und raumbildend waren. So war automatisch eine Zonierung vorgegeben, doch zunächst mussten die Betonstruktur ausgebessert und die technischen Anlagen erneuert werden. INNENARCHITEKTUR NEUBELEBTE DDR-SCHÖNHEIT Fotos: Maximilian König Revitalisierung eines 1970er-Jahre-Apartments in der Leipziger Straße

41 Barwagen von Alfred Roth aus den 1930ern, eine Arbeitsplatte in der Küche aus weißemMarmor, den Wishbone Chair von Hans J. Wegner, das LC3 Sofa von Le Corbusier oder USMBüromöbel von Fritz Haller. Dem Architekten ist ein einzigartiges Unikat in diesen Betonhochhäusern gelungen und immer mehr Kreative wünschen sich, hier zu wohnen. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.sitzler.info zimmer an. Mit einer Schiebetür abgetrennt ist der private Bereich mit Schlafzimmer und Bad. Das Bad ist ein offener Bereich im Zimmer – auf einem aus Schwimmbadkacheln gebauten Podest undWänden ist die Badewanne installiert. Sitzler entfernte auch Fassadenpaneele vor den Fenstern, sodass eine durchgehende Fensterwand freien Blick über die Dächer der Stadt gewährt. Der Boden ist ein fugenloser hellgrauer Gussboden der Firma Senso. Die Einrichtung orientiert sich an den Farbvorgaben des Betons der Wände und des Bodens kombiniert mit heller Eiche. Die Einbauten beschränken sich auf das Wesentliche. Auch die zuvor freistehenden Heizkörper wurden durch eine Fußbodenheizung ersetzt. Das gesamte Interieur gleicht einem Designmuseum: Vitsœ-Regale von Dieter Rams, ein INNENARCHITEKTUR

42 Unmittelbar am Spree-Ufer befindet sich das Haus Lademann – einmondäner Altbau, der vor mehr als 140 Jahren in der Gründerzeit erbaut wurde. Bis in die 1930er-Jahre hinein war das Gebäude der Stammsitz des Eisenwarenhändlers Lademann. Nun, nachdem es viele Jahre unberührt blieb, wird es unter der Leitung der Architektin Petra Kahlfeldt behutsam saniert. Insgesamt entstehen in dem beeindruckendemGebäude 14 Einheiten, wobei sich zur High Tech Ausstattung ein High Style gesellt. In allenWohnungen ist ein sonderangefertigtes hochwertiges Eichen-Massivparkett zu finden, das nach historischemVorbild in französischen Fischgrätmuster eingefasst ist. Nur ein Beispiel dafür, dass imHaus Lademann Geschichte und Gegenwart eine harmonische Beziehung miteinander eingehen. Ein anderes sind die denkmalgerechten Holz-Kassettenfenster auf der einen und der digitale Hauseingang mit Gegensprechanlage und Öffnungsoption via Mobiltelefon auf der anderen Seite. Bereits elf Einheiten sind vergeben, so dass noch drei Eigentumswohnungen auf neue Besitzer warten. Dazu gehört neben einem Studio mit 35m2, ein Loftmit 278m2 sowie das Penthouse mit 300m2. Was allen INNENARCHITEKTUR BESONDERS WOHNEN Fotos: Haus Lademann by Christmann Behutsame Sanierung eines Gründerzeitgebäudes an der Spree

43 kombiniert wird. Eine seltene Beschichtung, die sich konsequent bei nahezu allen weiteren Metalloberflächen im Penthouse fortsetzt – unter anderem bei den filigranen Lichtschaltern aus der Manufaktur Meljac Paris, den Küchenfronten, Türgriffen, Leuchten und selbst beimTrinkwasserspender in der Küche. Nur ein Beispiel für die detailverliebte Gestaltung aller Wohneinheiten. www.kahlfeldt-architekten.de www.phr-architekten.com www.26homes.com gemeinsam ist, ist die hochwertige, stilvolle Ausstattung, die anspruchsvollen Stadtmenschen eine besondereWohn- und Lebensatmosphäre bietet. Als Beispiel sei das Penthouse näher beschrieben, das sich selbst eher mondän als luxuriös gibt. Ein Hingucker im fast siebenMeter hohenWohnbereich ist der Marmorkamin aus weißem Statuario. Der Naturstein mit goldenen und zartgrün scheinenden Adern kommt auch in sämtlichen Badezimmern zum Einsatz, wo er mit der designten Armaturenserie in mattem British Gold INNENARCHITEKTUR

44 New York in Neukölln – what a challenge! Das Hotel Estrel in der Ziegrastraße wagt den Spagat, im Untergeschoss eine völlig andere Welt zu erschaffen. Die Berliner Architektin Tanja Lincke hat sich dieser herausfordernden Aufgabe gestellt. Der fast museale Raum hat bereits optisch eine Ausstrahlung, von der ein gewisser Sog ausgeht. Die Harmonie der Farben wirkt wie ein homogenes Ganzes: Gedämpftes Rosé mischt sich mit dem dunklen Grün des Barblocks und den Lichtstreifen an der Decke. Der Auftrag lautete, die Bar neu zu gestalten und umzubauen. Der erste Schritt war, den Raum gänzlich umzuorganisieren. Das Wesentliche einer Bar, ihr Zentrum, ist die Bartheke. Diese war bislang an einer der beiden Längswände des rechteckigen, fensterlosen Raumes angeordnet. Die Architektin rückte sie in die Mitte. Der wie ein Lichtschrein wirkende, ebenfalls rechteckige Barblock ist nun eindeutig der Eyecatcher des Etablissements. Bei dem neuen Arrangement ließ sich Tanja Lincke nicht von den Störelementen mitten im Raum beirren: Eine Lüftungsanlage und ein Stützpfeiler sind nun beide integriert INNENARCHITEKTUR NUR FÜR NACHTSCHWÄRMER Fotos: Noshe Die New York Bar macht ihrem Namen alle Ehre

45 zwar von heute zurück in die 1940er-Jahre – aber ganz entfernt, auch ohne Menschen, strahlt diese Bar die gleiche Stimmung aus: Spätnächtliche Intimität, leise Barmusik, auch alkoholisierte Melancholie – all das macht die Atmosphäre dieser Bar aus. www.tanja-lincke-architekten.com und selbstbewusster Teil des Barkörpers. Die Verkleidung mit schwarzem Spiegel dient als Hintergrund für die Regale voller Gläser und Flaschen. Durch die neue klare Strukturierung des Raumes wirkt dieser mit seinen 150m² deutlich größer als vor demUmbau. Die Erweiterung der Deckenhöhe über dem Barbereich leistet ebenfalls einen Beitrag dazu. Atmosphäre ist das A und O einer Bar. Sie ist eine Art Schatulle, von der Außenwelt abgeschlossen – eine eigene Welt. Das schafft Lincke mit fein aufeinander abgestimmtenMaterialien und einem raffinierten Farb- und Lichtkonzept. Die Lichtstimmung ist eher dunkel, bedingt durch die vielen schwarzen, spiegelnden und glänzenden Flächen. Boden und Wände verstärken das Gefühl, in einem gläsernen Schrein zu sein. Zusätzlich gibt es im hinteren Bereich nun eine Tanzfläche – ein weiterer Zugewinn. Das Sitzmobiliar aus den 1980er-Jahren wurde übernommen, aber sehr geschmackvoll neu bezogen. Die ausladenden Sofas wurden mit einer gewagten, aber hervorragend gut zusammenpassenden Farbmischung neu gestaltet: Senffarbener Samt für die Lehnen und pinkfarbener für die Sitzflächen. Nüchtern, nicht plüschig. Tische mit goldfarbenem Fuß und schwarzer, gläserner Tischplatte mit dekorativen Messingbändern eingefasst stehen zwischen den Sofas. Der Korpus des Barkörpers ist mit hauchdünnem grünemMarmor verkleidet. Das ebenfalls grüne Lichtband an der Decke verdoppelt den malachitgrünen Effekt. Alles ist in grünliches Licht getaucht – ein letzter Drink hier wird zur Krönung des Abends. Irgendwie fühlt man sich beim Anblick der New York Bar von Tanja Lincke an das Gemälde „Nighthawks“ von Edward Hopper erinnert. Auch die Wahl der Farben hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Farbstimmung des Bildes. Ein Zeitsprung INNENARCHITEKTUR

46 der sowohl als zentrales Atrium als auch als primärer vertikaler Verkehrsraum fungiert. Durch einen Prozess, der eher demKuratieren als dem Entwerfen ähnelt, wurde jeder Raum spezifisch entwickelt, was zu vier verschiedenen räumlichen Erfahrungen und vier effizienten Organisationsmodellen innerhalb des Kaufhauses führt. Über die verschiedenen Ebenen des Gebäudes hinweg verändern sich die Zwischenräume in Größe und Ausdehnung, wobei Wiederholungen vermieden werden und jedes Stockwerk einzigartig ist. (Beteiligte Gewerke siehe S. 68) www.oma.com Das KaDeWe erhält ein neues Innenleben. Die Idee ist bestechend: Ellen van Loon und Rem Koolhaas mit seinemBüro OMA entwarfen vier verschiedene neue Rolltreppenkerne, die dem Kaufhaus nach und nach implantiert werden. Die erste der vier Treppen wurde letztes Jahr eingeweiht und den Kunden übergeben. Die Rolltreppe hat die Form zweier trichterförmiger Spiralen, die ineinander verdreht sind – eher eine Treppenskulptur als ein funktionales Beförderungsmittel. Eine völlig neue Raumerfahrung ist garantiert. Die gesamte Kaufhausfläche wurde in vier Quadranten aufgeteilt, damit die Kunden sich leichter orientieren können, und jeder Quadrant erhält eine jener vier unterschiedlichen Treppenhäuser. Mit der Eröffnung der ersten Rolltreppe ist das erste „Rolltreppenwunder“ vollbracht. Man sollte schwindelfrei sein, um die Orientierung nicht zu verlieren. Die einzelnen Quadranten werden bestimmten Zwecken zugeordnet, so steht ein Bereich beispielsweise für Events zur Verfügung. Jeder Quadrant ist auf einen anderen Straßeneingang ausgerichtet und um einen zentralen Raum herum organisiert, INNENARCHITEKTUR VERTIGO Fotos: Marco Cappelletti Das KaDeWe bekommt neue schwindelerregende Rolltreppen

47 GARTEN UND LANDSCHAFT SPEZIAL eine Herkunft aus Plantagenanbau. Nur so ist sichergestellt, dass das Material aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt. Aufgrund seiner Robustheit, Witterungsbeständigkeit und Haltbarkeit widersteht Teakholz problemlos extremen Bedingungen wie Nässe, Frost, Schnee, Sonne und Temperaturschwankungen und eignet sich hervorragend für den Außenbereich. ImGegensatz zu anderen Holzarten benötigt Teak auch nur wenig Pflege. Da Teak von Natur aus ölhaltig ist, fühlt sich das Holz besonders weich an. Öl und Harz imHolz halten die Fasern geschmeidig und schützen die Schon bald starten wir endlich wieder in die neue Gartensaison, da dürfen passende Gartenmöbel für jede Gelegenheit natürlich nicht fehlen. Egal ob es die Bank vor dem Haus ist, ein Daybed, Schaukelstuhl oder eine Liege zum Relaxen, eine gemütliche Essecke oder ein Platz zum entspannten Loungen mit Freunden. Die Vielfalt der eleganten Gartenmöbel aus Naturmaterial ist groß. Wo früher oft Möbel aus Kunststoff standen, laden heute immer mehr attraktive Holzmöbel zum Entspannen ein. Und zwar nicht aus irgendeinemHolz, sondern aus Teak, einem der wertvollsten Nutzhölzer weltweit, welches ursprünglich aus den laubabwerfendenMonsunwäldern Süd- und Südostasiens stammt. Da sich der Teakbaum prima für den Plantagenanbau eignet, können dort große Massen an hochwertigemHolz produziert werden, leider gibt es aber noch immer Verkauf aus illegalemRaubbau. Daher sollte beim Kauf der Teakmöbel unbedingt auf das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) oder das Label der Rainforest Alliance Certified (mit dem Frosch in der Mitte) geachtet werden. Anhand festgelegter Kriterien und Kontrollmechanismen bestätigen die Siegel dem Teakholz © Garpa © Dedon © Gervasoni KLASSISCHER OUTDOOR-ALLROUNDER Gartenmöbel aus zertifiziertem Teakholz machen bei jedemWetter eine gute Figur

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