CUBE Berlin · 04|21

42 meinem Partner Peter Greenberg zwei Wochen durch Finnland gefahren. Wir haben uns alle Bauten von Alvar und Aino Aalto angeschaut. Das war großartig. Vor Corona waren wir in Indien und haben uns alles von Louis Kahn, Le Corbusier und Pierre Jeanneret angeschaut. Da kommt natürlich schon ganz viel Inspiration her. Aber auch aus Museen, dem Kino oder davon, wie sich die Wolken bewegen – alles inspirirert. Mit Ihrer „Green Box“ haben Sie offensichtlich ins Schwarze getroffen. Das Projekt wird allseits hochgelobt. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? Ich glaube, es war der Mut zur Farbe. Das ganze Projekt hat einfach Spaß gemacht, die Bauherren waren großartig, die haben mir vertraut und wir haben den Bauherrn vertraut. Das war ein gutes Zusammenarbeiten – und ich glaube, wenn Vertrauen da ist, dann kann auch etwas Großartiges daraus entstehen. Das spiegelt sich dann im Ergebnis und im Erfolg wider. Haben sie Ihnen freie Hand gelassen? Ich war überrascht, wie viel Freiheit sie uns gelassen haben. Sie haben uns, mir und meinem Team – ich mache es ja nicht alleine, sondern immer mit dem Team – gesagt, was sie gerne möchten. Das Briefing war, dass sie eigentlich keine Gästeräume brauchen, nicht viele Zimmer, sondern lieber einen großen, offenen Raum. Das haben wir imGrundriss erstmal entworfen und dann eingefügt. Sie wollten schöne Bäder haben und eine Sauna – so groß war die Fläche dann doch nicht. CUBE: Sie haben ein klassisches Architekturstudium an der TU Berlin absolviert, scheinen nun aber ganz auf Interior Design umgesattelt zu haben – warum? Ester Bruzkus: Ich würde es Innenarchitektur nennen. Mein Ansatz ist eher der einer Architektin. Wobei wir auch ganz viele Innenarchitekten haben, die bei uns arbeiten, und wir als Architekten können auch viel von denen lernen. Ich denke, der Hauptgrund war, dass ich mich gleich nach dem Studium selbstständig gemacht habe. Man hat mir eher Innenarchi- tektur zugetraut, als hohe Häuser zu bauen. Meine Schlüsselerfahrung war, als mein Bauherr zu mir gesagt hat: „Also, Frau Bruzkus, Sie werden doch nicht in Gummistiefeln über die Baustelle stapfen wollen.“ Am Anfang meiner Karriere wollte ich unbedingt Hochbau machen, aber inzwischen bin ich dermaßen in Innenarchitektur verliebt und habe das Gefühl, dass man da viel mehr kreieren und schaffen kann und dass es da auch eine Lücke in der Ausbildung gibt. Ich bin sehr dankbar für diesen Werdegang. Was inspiriert Sie – oder spielt Intuition die entscheidende Rolle in Ihrer Arbeit? Es ist Planung. Der Planungsprozess ist immer sehr intensiv. Es geht zunächst darum, was die Grundlage ist. Was sagt mir der Raum, was sagt der Kunde, was ist das Raumprogramm. Bevor wir entwerfen oder designen, ist es wirklich die Planung, die mich dann inspiriert. Aus der Planung heraus kommt der Entwurf. Aber die Inspiration kommt auch durch Reisen und vom Besuchen anderer Projekte. Ich bin gerade mit Ester Bruzkus leitet ein internationales Architektur- und Innen- architekturbüro in Berlin, das ein Portfolio von stilvollen und preisgekrönten Projekten aufgebaut hat. Aufgewachsen in Berlin, studierte sie Architektur an der TU Berlin und später an der School of Architecture in Belleville, Paris. Bevor sie 2002 ihr eigenes Berliner Büro gründete, arbeitete sie für Massimiliano Fuksas in Paris und Zvi Hecker in Tel Aviv. Bruzkus’ bahnbrechendes Projekt waren die Innenräume des Amano-Hotels im ehemaligen Ost-Berlin, dazu kamen 15 Hotels für die Marke Azimut in Russland sowie viele exquisite und preisgekrönte private Wohnprojekte. Ihre beiden eigenen Wohnungen wurden vielfach publiziert und mit Preisen ausgezeichnet. Neben sechs Restaurants und Bars für denMichelin- Koch Tim Raue hat das Büro das L.A. Poke und zwei Restaurants für die niederländischen Köche Lode & Stijn gebaut, darunter Remi, das 2020 eröffnet wurde. Seit 2016 arbeitet sie mit Partner Peter Greenberg zusammen. Ester Bruzkus wurde von Architectural Digest zu einem der „Top 200 Influencers in the Design World“ ernannt. © Stephan Pramme INTERVIEW FARBEN, KONTRASTE, VOLUMEN Ester Bruzkus – Meisterin der Innenarchitektur

RkJQdWJsaXNoZXIy NDcxMjk=