CUBE Berlin · 03|21

78 KUNST UND KULTUR Die Arbeit von Alicja Kwade ist inspiriert von philosophischen, naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen. In ihren Skulp- turen verhandelt sie Modelle und Konstruktionen zur Wahrnehmung von Realität, um die Möglich- keiten subjektiver und objektiver Erkenntnis zu hinterfragen. „In Abwesenheit“ basiert auf neueren Arbeiten von Alicja Kwade, die sich im weiteren Sinn als Selbstporträts lesen lassen. Die Künstlerin geht der Frage nach, wie sich der Mensch und seine physische Präsenz im Raum auf Grundlage un- terschiedlicher methodischer Betrachtungen be- schreiben lassen. Die Arbeit „Selbstporträt“ zeigt 24 Glasampullen, die in Reinform die chemischen Elemente enthalten, aus denen der menschliche Körper besteht. Eine raumgreifende Installation basiert auf dem vollständig ausgelesenen Genom der Künstlerin, ausgedruckt auf 314.000 Seiten Pa- pier. Auch eine Gruppe von mehreren Bronzestelen thematisiert das menschliche Erbgut im digitalen Zeitalter. Kwade hat dafür zahlreiche Smartpho- nes versetzt übereinander zu einer Doppelhelix gestapelt. Die zentrale Arbeit bezieht sich auf die Alicja Kwade, Selbstporträt, 2020, Courtesy of the artist; KÖNIG GALERIE, Berlin/London/Seoul/De- centraland, Foto: Roman März Alicja Kwade, Principium, Detail, 2020, Courtesy of the artist; KÖNIG GALERIE, Berlin/ London/ Seoul/ Decentraland, Foto: Roman März ALICJA KWADE Bild-/Textquelle: Berlinische Galerie In Abwesenheit physische Verortung des Menschen in Zeit und Raum: Ein schwarzer Stahlring befindet sich im Zentrum der Halle und reicht bis unter die Decke. An ihm sind 24 Lautsprecher montiert, über die Alicja Kwade, Detail Installationsansicht Gege- benenfalls die Wirklichkeit (2018), LinienLand at Haus Konstruktiv, Zürich, 2018, Courtesy of KÖNIG GALERIE, Berlin/London/Seoul/Decen- traland, Foto: Roman März der Herzschlag der Künstlerin in den Ausstellungs- raum übertragen wird. In der begleitenden Publikation zur Ausstellung zeigt Kwade historische und aktuelle Abbildungen zu einigen der Systeme, auf die sich ihre Werke direkt und indirekt beziehen. Das Bildmaterial reicht von anatomischen Zeichnungen über hi- storische Karten bis hin zu elektronenmikroskopi- schen Aufnahmen der Struktur von Atomen. Wie ihre Werke sind auch die Abbildungen ästhetische Visualisierungen abstrakter wissenschaftlicher und philosophischerTheorien. Die ausgewählten Dar- stellungen sind daher Materialsammlung und Do- kumentation des Rechercheprozesses der Künst- lerin. Sie sind zugleich ein Subtext, der sich mit den Werken zu narrativen Strukturen verbindet. Ausstellungsdauer: 18. September 2021 bis 4. April 2022 Berlinische Galerie Alte Jakobstraße 124–128, 10969 Berlin www.berlinischegalerie.de

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