CUBE - REAL ESTATE SPECIAL 2021

40 Neben technischenWeiterentwicklungen, die Einfluss auf die Arbeit neh- men, muss ein Gebäude die Möglichkeit bieten, genau diesen Aspekt zu fördern. Dort, wo heute unter Umständen noch abgeschlossene Räume sind, braucht es morgen Flächen zur Zusammenarbeit oder Rückzugs- räume. Flexibilität bedeutet bei uns, innerhalb des Gesamtgebäudes die individuellen Anforderungen an (Zusammen-)Arbeit so zügig wie möglich herstellen zu können. Klar ist aber auch: Flexibilität ist nicht mit Belie- bigkeit gleichzusetzen. Ich möchte nun ein wenig die Technik aus Sicht der Nutzer beleuchten. Welche smarten Errungenschaften wurden integriert, um den dortigen Mitarbeitern das Arbeiten komfortabel zu gestalten? Mit dem Begriff „Smart“ wäre ich etwas vorsichtig. Was für eine Kollegin „smart“ sein mag, ist für den anderen Kollegen bereits „Overengineering“. Wir haben deshalb bewusst darauf verzichtet, im Hinblick auf das Nut- zererlebnis das Gebäude zu stark zu automatisieren. Ein Beispiel dafür sind etwa die Öffnungen der Fenster. Sie erfolgen absichtlich manuell. Wir haben viel Energie darauf verwendet, für eine angenehme Bedienung haptisch ansprechende Griffe zu finden. Andererseits kombinierten wir die Tageslichtsteuerung mit den Bereichen Raumlufttechnik, Kälte- und Licht- sowie Präsenzsteuerungen, um im Gesamtgebäude einen visuel- len und thermischen Grundkomfort zu erzeugen. Damit wollen wir den Nutzerbedürfnissen bestmöglich gerecht werden. Und im Atrium kann auf ein 5G-Netz zugegriffen werden. CUBE: Herr Ludwigs, der Kubus bietet auf einer Nutzfläche von 52.000m² für mehr als 3.000 Mitarbeiter ein neues Arbeitsumfeld. Wo lagen die Präferenzen des Bauherrn einerseits und den Gebäu- denutzern andererseits? Andreas Ludwigs: Wir haben schon 2013 im Architektenwettbewerb den Architekten die Aufgabe gestellt, eine Antwort auf die „Zukunft der Arbeit“ zu finden. Es war für uns bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass Architektur imGesamtkontext einer sich deutlich ändernden Arbeitswelt einen wesentlichen Beitrag zu neuen Arbeitsformen leisten muss. Für uns als Bauherren waren dies – neben typischen Anforderungen wie Kosten- bewusstsein, Flexibilität oder städtebauliche Aspekte – kulturstiftende Elemente: Kommunikation, Offenheit und Modernität. Diese großen Anforderungslinien unterscheiden sich nicht wesentlich von den meist die unmittelbare Arbeitsumgebung betreffenden Ansprüchen der Nutzer: Kurze Wege, eine Infrastruktur, die individuellen Anforderungen und Bedürfnissen gerecht wird, sprich: Flexibilität in der Nutzung. Sie erwähnten während eines Videorundgangs, dass der gläserne Polygon maximal flexibel konzipiert wurde. Was heißt das konkret? Heutige Arbeitsformen unterscheiden sich deutlich von früheren Konzepten. Die Zeiten, als Aufgaben portioniert und auf Einzelne zum Abarbeiten in separaten Büros aufgeteilt wurden, sind vorbei. Mittlerweile sind inmodernen Unternehmen teamspezifische Anforderungen gängige Praxis, innerhalb derer die Teammitglieder sowohl zeitlich als auch fachlich in verschiedenster Art und Weise kollaborieren, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Andreas Ludwigs, Geschäftsführer von Axel Springer Services & Immobilien und gleichzeitig Bauherr, Projektleiter des Axel-Springer-Neubaus in Berlin; verantwortliches Architekturbüro ist OMA aus Amsterdam INTERVIEW MEDIENARBEIT DER MODERNE Fotos: Axel Springer SE Axel-Springer-Neubau transportiert architektonisch und technisch die Zukunft medialen Wirkens

RkJQdWJsaXNoZXIy NDcxMjk=