CUBE - REAL ESTATE SPECIAL 2021

15 Holz gibt. Insbesondere mit der Haustechnik wird vorher abgestimmt, wel- che Vorfertigungsgrade und Elementierungen angestrebt werden können. Mit einem Ausführenden werden Herstellungs- und Transportprozesse sowie Bausequenzen erörtert, sehr früh Optionen für Bauteilaufbauten festgehalten und mit Kosten hinterlegt. Bei dieser Art integraler Planung wird die große Vielfalt des Holzbaus an Produkten und Bausystemen vom Fluch zum Segen. Die Wahl der richtigen Materialien und Bausysteme kann so zu einer optimalen Er- füllung der Anforderungen führen. Dabei unterstützt eine frühzeitige Planung in BIM, denn der Holzbau erfolgt bei der Werkstattplanung der Zimmerei ohnehin digital und in 3D bis zur Maschinenansteuerung beimAbbund. Größere Holzbauunternehmen führen auch 4D (Abläufe) und 5D (Kosten) mit. In den kommenden Jahren werden die Leuchtturmprojekte abnehmen und der urbane Holzbau zur normalen Stadtarchitektur gehören. Bauherren und Planer werden seine Nachhaltigkeitspotenziale routiniert ausschöp- fen und dabei die Besonderheiten des Baumaterials zum Vorteil nutzen. Dann werden auch die Erfahrungen aus der im Holzbau praktizierten integralen Planung neue Wege und Möglichkeiten für das Bauen in der Zukunft erschließen. In den vergangenen Jahren hat sich der Holzbau neu erfunden und ist wieder zurück in deutschen Metropolen und Großstädten. 2020 lag die Holzbauquote der Baugenehmigungen erstmals über 20 Prozent. Viele Landesbauordnungen sind zugunsten des Holzbaus geändert worden, es gibt regionale Fördermittel wie in der Hansestadt Hamburg oder auch ausgewiesene Holzbausiedlungen wie der Münchner Prinz-Eugen-Park oder das Schumacher Quartier in Berlin. Egal ob Investor, Kommune oder Baukonzern: Scheinbar jeder Bauakteur denkt oder projektiert be- reits in Holz. Die Gründe für das Bauen mit Holz sind dabei vielfältig. Die Verwendung eines nachwachsenden Baumaterials hat große Nachhaltigkeits- und CO₂- Einsparungspotenziale und setzt die Zukunftsstrategien von Bioökonomie und Energieeffizienz um. Aufgrund seiner Präzision und seines enormen Vorfertigungspotenzials ermöglicht der moderne Holzbau ein hohes Maß an Baugeschwindigkeit und Ausführungsqualität. Umfang, Platzbedarf und Kosten für die Baustelleneinrichtung lassen sich erheblich reduzieren, Einschränkungen im Straßenverkehr vermindern. In der städtischen Nach- verdichtung kann der Holzbau nicht nur wegen seines geringen Gewichts punkten: Holzbauteile lassen sich mit geringen Emissionen an Staub und Lärm vor Ort auf die Bestandsgegebenheiten anpassen und anschließen, die Beeinträchtigung der Nachbarschaft bleibt überschaubar. Der Trend geht auch imwörtlichen Sinne weiter nach oben: In Amsterdam wird dieses Jahr mit 73 Metern das höchste Holzhybridhochhaus der Niederlande (Haut) fertiggestellt werden, in Hamburg ist das 65 Meter hohe Holzhochhaus „Roots“ bereits im Bau. Die Holzbauexpertise kommt dabei zum größten Teil aus Norddeutschland, unseremHamburger Büro der Assmann beraten + planen. Wir erfreuen uns einer großen Nachfrage: Sechs weitere Holzhochhausprojekte sind aktuell in Planung. Der urbane Holzbau fordert durch seine Mehrwerte und seine Adaptivität mit anderen ökologischen Baumaterialien und Bauweisen das klassische Bauen heraus. In Lüneburg entstehen derzeit 40Wohneinheiten einer Ge- nossenschaft in Holzbauweise. Die Außenwände werden dabei mit Stroh gedämmt, als Putz kommt Lehm zum Einsatz. Auch Bestandsgebäude, Renovierungen und Umbauten nähern sich dem Holz. Aufstockungen werden schon seit Jahren mit dem nachwachsenden Baustoff realisiert. Eine große Wohnungsbaugesellschaft hat nun in Kornwestheim zwei vier- geschossige Gebäude in Massivholzbauweise umgesetzt. Dabei bietet die besondere Bauweise mit Massivholzelementen aus leimfreien, mechanisch verbundenen Holzteilen ein wohngesundes Umfeld der Extraklasse. Um das Potenzial des modernen Holzbaus zu heben, sind technische Fachkenntnisse sowie ein hohes Maß an Kommunikation und Abstim- mung mit den Planungsbeteiligten erforderlich und eine frühe Einbin- dung des Know-hows von ausführenden Betrieben hilfreich. Im Idealfall sind bereits in der Leistungsphase 2 alle Planungsbeteiligten inklusive der Fachplaner für Brand- und für Schallschutz an Bord. Der Architekt entscheidet mit dem Bauherren, welche tragenden Holzbauteile sichtbar sein sollen. Mit demVorentwurf zum Brandschutzkonzept kann mit den Behörden diskutiert werden, ob es Vorbehalte gegen die Verwendung von zur Person: Henning Klattenhoff Dipl.-Ing. mit Spezialisierung auf Holzbau, Fachbereichsleiter Holz- bauplanung bei Assmann beraten + planen GmbH www.assmann.info © Garbe Immobilien-Projekte GmbH Das Holzhochhaus Roots im Zentrum der Hafencity in Hamburg GASTKOMMENTAR HOLZ – DIE VIELSEITIGE LÖSUNG Zukunftsweisend für den modernen Städtebau

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